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Von High Tech und Klang
Ja, das Thema Lautsprecher ist eigentlich auserzählt – elektrisch angetriebene Membranen welcher Art auch immer bewegen Luft und am Ende kommt Musik dabei heraus. Wer hätte gedacht, dass es nach über 100 Jahren Entwicklung hier noch etwas Neues geben würde?
Perlisten ist ein neuer Spieler auf dem wahrlich nicht kleinen Feld der Lautsprecherhersteller. Erfrischender Weise handelt es sich aber nicht um eines der heutzutage leider so weit verbreiteten „Hobbyprojekte“ auf dem Niveau von Hinterhofwerkstätten. Nein: Perlisten ist ein langfristig angelegtes Projekt, das mindestens auf dem Fertigungsniveau der arrivierten Platzhirsche agiert. Dazu hat man in eine Entwicklungszeit vorinvestiert, die man selbst als „quälend lang“ bezeichnet hat. Nun, soviel vorab: Dies Zeitinvestition und die Quälerei haben sich gelohnt, denn es ist dabei etwas herausgekommen, das ich als Lautsprechertechniker und vor allem als Musikhörer gleichermaßen sehr, sehr schätze.
Technologie: Genial
Das amerikanisch-skandinavische Entwicklerteam hat sich vor allem mit dem Thema Abstrahlverhalten auseinandergesetzt. Und das ist die richtige Herangehensweise an das Thema, das auch in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts noch viel zu oft dem Prinzip Zufall überlassen wird. Das ist ja auch ok – der Hifi - und High- End-Markt lebt ja davon, dass jeder Hörer „seinen“ Lautsprecher findet, also ein Modell, das bei ihm zuhause akustisch funktioniert. Viel zu oft schieben die Kunden das aber ausschließlich auf den Lautsprecher selbst und ignorieren dabei, dass sie natürlich niemals den Lautsprecher alleine hören, sondern dessen Wechselwirkung mit dem Hörraum. Und so kann – „was dem einen sein Uhl, ist dem anderen sein Nachtigall“ – ein und derselbe Lautsprecher in einem Raum großartig klingen, in einem anderen Raum absolut grauenhaft. Nun, ganz kann man sich diesem Effekt quellenseitig nicht entziehen, aber man kann hier noch einiges optimieren.
Und hier setzt Perlisten an. Der Firmenname ist übrigens eine Abkürzung für „Perceptual Listening“, also etwa „wahrnehmendes Hören“ oder „bewusstes Hören“. Wie gesagt: Das Abstrahlverhalten war bei der Entwicklung der Serien erklärtes Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Lautsprecher sollten zum einen ein sehr gleichmäßiges Abstrahlverhalten im Hörbereich aufweisen, zum anderen in die Richtungen, die Reflexionen zur Folge haben, möglichst wenig Schall abstrahlen. So etwas ist natürlich schon erfunden worden, heißt D´Appolito-Prinzip nach ihrem Erfinder Joe D´Appolito und ist theoretisch genau das, was man möchte: Horizontal breite Abstrahlung bei vertikal starker Bündelung. In der Praxis kann das Prinzip so gut wie gar nicht korrekt umgesetzt werden, weil der große Abstand zweier Mitteltöner, zwischen denen der Hochtöner sitzt, aufgrund von Kammfiltereffekten eine gleichmäßig enge vertikale Abstrahlung verhindert.
Der Clou bei Perlisten ist nun der Einsatz dreier sehr kompakter Treiber auf engstem Raum, mit dem sich eine absolut gleichmäßige Abstrahlung in alle Richtungen realisieren lässt. Bei der edlen „S-Serie“ sind dies zwei kleine Konustreiber mit 28 Millimetern Membrandurchmesser, dazwischen eine Beryllium-Kalotte. Etwas schlichter geht es in der R-Serie zu, aus der auch unsere Testbox stammt. Hier spielt ein Ensemble von drei 26-Millimeter- Gewebekalotten, die obere und die untere hinter einer Matrix von Bohrungen, die als Diffusor fungieren, die mittlere in einem Waveguide, der schon optisch klar macht, worum es geht: Breit in der Horizontalen, schmal in der Vertikalen. „Directivity Pattern Control“ – DPC nennt man das bei Perlisten. Durch die kombinierte Membranfläche der drei Kalotten können diese atemberaubend tief getrennt werden – ab 1,1 Kilohertz spielt das Ensemble schon, das ist über eine Oktave tiefer als bei einem Lautsprecher mit nur einer Kalotte. Dem entsprechend spielt das Bündelungsverhalten der beiden ebenfalls symmetrisch angeordneten Tiefmitteltöner keine entscheidende Rolle. Die beiden ebenfalls neu entwickelten Tiefmitteltöner markieren ihrerseits den aktuellen Stand der Technik
Gehäuse: Stabil und edel
Die geballte Technik ist in einem leicht nach hinten geneigten Standgehäuse untergebracht, das so solide wie elegant aussieht: Die Schallwandkanten sind elegant verrundet, die Oberfläche in schwarz oder weiß hochglanz zeigt eine makellose Verarbeitung. Das Treiberensemble sitzt mit perfekter Passung in der Schallwand und ist auch optisch schlüssig. Anschluss an die Außenwelt findet die Perlisten R5t durch ein Bi-Wiring-Terminal, das für den Fullrange-Betrieb mit soliden Brücken ausgestattet ist.
Messwerte: erstaunlich
Vom extrem breitbandigen Frequenzgang über das wirklich extrem gleichmäßige Abstrahlverhalten bis hin zu den angesichts der beiden 17-Zentimeter-Bässe extrem geringen Klirrwerten zeigt die Perlisten R5t vor dem Messmikrofon eine wirklich beeindruckende Leistung. Etwas Vergleichbares habe ich bei einer Box dieser Größenordnung noch nicht gesehen. Und das Versprechen mit der breiten horizontalen Abstrahlung bei gleichzeitig starker vertikaler Bündelung kann die Perlisten ebenfalls voll einlösen. Ich habe stichprobenartig die Abstrahlung in beiden Dimensionen gemessen und kann die ausführlichen Polardiagramme des Herstellers im Datenblatt voll bestätigen. Der Bassbereich reicht wirklich schon im Freifeld bis in die 30er, mit einer wohnraumfreundlich leicht abfallenden Abstimmung, während die Hochtöner mit einer leicht britischen Abstimmung bis weit über 20 Kilohertz reicht.
Klang: beeindruckend
Bei freier Aufstellung in unserem Hörraum zeigen sich die Bässe der Perlisten nicht extrem wuchtig, aber profund und sauber. Die Basis ist nicht vordergründigaufdringlich, sorgt aber immer für eine ungemein befriedigende Stimmung beim Hörer, den nach unten hin stimmt einfach die Balance zwischen dynamischem „Knack“ und diesem schwer zu fassenden und zu beschreibenden Volumen, mit dem die Bässe den Raum fast unmerklich füllen. So kann es weitergehen – und geht es: Wenn wir uns im Frequenzspektrum weiter nach oben arbeiten, dann kommen wir nicht umhin, die Leichtigkeit zu würdigen, mit der die beiden Konustreiber auch den Grund- und Mitteltonbereich bearbeiten: Neutral und ohne jede Verfärbung agieren sie, leichtfüßig und dynamisch. Und das Hochtonensemble ist auf einem Niveau, das die meisten extrem teuren Studio-Monitore kaum erreichen. Nähert man sich der Perlisten im wahrsten Sinne des Wortes, klingt die Box erst einmal verhangen und dumpf – klar, man steht ja erst einmal und befindet sich außerhalb der vertikalen Abstrahlkeule. Befindet sich dann das Ohr auf Höhe der Hochtöner, dann reißt alles Verhangene auf und man kann eine Hochtonwiedergabe genießen, die man so noch nicht kannte: Hier kombiniert ein Lautsprecher die extrem präzise Positionierung eines guten Hornhochtöners mit der Offenheit und Luftigkeit einer guten Kalotte oder eines Folienhochtöners – das macht unglaublich viel Spaß! Ich will hier nicht den totgerittenen Spruch mit der kompletten Neuentdeckung der eigenen Plattensammlung zum x-ten Mal aufwärmen, aber die souveräne Leichtigkeit, mit der die Perlisten R5t technische Perfektion bei der Wiedergabe mit großer Spielfreude kombiniert, ist mehr als eine Überlegung wert.
Fazit
» Geht doch – auch in der heutigen Zeit gibt es Innovationen beim Lautsprecherbau. Wenn diese dann noch so charmant mit elegantem Äußeren und Spaß an der Musik kombiniert werden, dann gibt es von uns eine dicke Kaufempfehlung.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Perlisten R5t
Preis: um 7000 Euro
Geht doch – auch in der heutigen Zeit gibt es Innovationen beim Lautsprecherbau. Dicke Kaufempfehlung
Perlisten R5t
Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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