Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Lumen White Kyara


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Lautsprecher Stereo Lumen White Kyara im Test, Bild 1
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Als sie um die Jahrtausendwende herum am Markt erschienen, waren die Lautsprecher von Lumen White eine Sensation. Nachdem es nun eine ganze Weile still um die aufregend gestylten Wandler war, meldet man sich jetzt mit Nachdruck zurück

Damals war das ganz einfach. Lumen White galt als österreichische Firma, der Chefentwickler war Österreicher, der Vertrieb kam aus Österreich, alles sehr einfach zu verstehen. Das ist nicht mehr ganz so. Lumen White ist mittlerweile ein international agierendes Unternehmen, zumindest die Entwicklung der neuen Modelle scheint in England stattzufinden. Lumen White-Lautsprecher leben von jeher von zwei konstruktiven Hauptaspekten: dem konsequenten Einsatz von Treibern des deutschen Herstellers Accuton und von der Verwendung spezieller ventilierter Gehäuse, die bei den Lautsprechern einen „düsenförmigen“ Querschnitt bedingen.

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Es ist diese Optik, die einen Lumen-White-Wandler sofort als solchen erkennbar macht. Erdacht hat diese spezielle Art der Strömungsführung seinerzeit Konstrukteur Stefan Fekete, bevor er sich mit einem eigenen Unternehmen unter der Marke Consensus Audio verselbständigte. Tragischerweise verstarb der Mann ein paar Jahre später, so dass seine magischen Fähigkeiten für neue Lumen-White-Großtaten nicht mehr zur Verfügung standen. Lumen White brachte trotzdem neue Modelle, die sich recht deutlich von den Klassikern unterschieden. Großer Erfolg war denen jedoch nicht beschieden, so dass es lange ziemlich ruhig um den Hersteller war. Bis jetzt. Nunmehr hat man es endlich geschafft, in Zusammenarbeit mit Accuton Treiber herzustellen, die den extremen Anforderungen der Konstrukteure gewachsen sind. Zudem ist die Gehäusetechnologie nunmehr auf einem technischen Stand, der einen Neustart der Lautsprecherreihe erlaubt. Die brandneue „Kyara“ ist das kleinste der drei neuen Lumen-White-Modelle. Dass wir es hier kaum mit einem Schnäppchen zu tun haben, offenbart bereits ein Blick auf das unfassbar gute Klarlack-Finish der beiden Standboxen. Hier gibt‘s nämlich trotz der großzügig geschwungenen Gehäuseteile nicht den leisesten Anflug einer Unregelmäßigkeit im Lack. Habe ich mit dieser Konsequenz schlicht noch nie gesehen. Das darf zumindest ein bisschen darüber hinwegtrösten, dass die Kyara mit 49.000 Euro pro Paar bezahlt werden will. Dafür gibt‘s, ganz pragmatisch gesprochen, einen passiven Dreiwege-Standlautsprecher mit drei 6,5-Zoll-Bässen, einem Fünfzoll- Mitteltöner und einem Einzoll-Hochtöner. Alle Treiber sind der letzte Schrei dessen, was Accuton mithilfe ziemlich exotischer Hochtemperatur-Apparaturen aus der Forschung produziert. Nun sind die Keramikmembranen, die hier beim Hochund Mitteltöner zum Einsatz kommen, nichts wirklich Neues mehr, die „Darreichungsform“ allerdings schon: Die Treiber werden nicht mehr, wie praktisch alle anderen Lautsprecherhchassis am Markt, von vorne mit der Schallwand verschraubt, sondern in eine Öffnung eingesetzt und mit einem trickreichen Spannzangenmechanismus gegen die Seitenwände verspannt. Das sorgt für maximale Dichtigkeit und einen deutlich verbesserten Kraftschluss bei der Montage. Außerdem sind alle Treiber der sogenannten „Cell“-Baureihe so konzipiert, dass ihre akustischen Zentren in einer Ebene liegen. Will sagen: Gleichzeitig angesteuert, kommen ihre Schallanteile auch gleichzeitig beim Hörer an. Die drei parallel arbeitenden Tieftöner fallen schon optisch gänzlich aus der Art: Ihre Membranen sind nämlich nicht nach alter Väter Sitte konkav, also „schüsselförmig“ gewölbt, sondern konvex, die Rundung zeigt nach außen. Wenn Sie vermuten, dass das ebenfalls damit zusammenhängt, die schallabstrahlenden Zentren in eine Reihe mit denen von Hoch- und Mitteltöner zu bekommen, dann liegen Sie richtig. Während man sich bei Hoch- und Mitteltöner noch mehr oder weniger auf Serientypen verließ, sieht‘s bei den Bässen ein wenig anders aus. Die gibt’s nämlich nur „von vorne“ auch so zu kaufen; das Antriebssystem ist ein komplett anderes als das, was Accuton normalerweise an die Cell-Tieftöner flanscht. Serie ist nämlich ein handelsüblicher Ferritmotor, für Lumen White fertigt man eigens eine Variante mit einem ungleich kräftigeren Neodym-Magnetsystem. Das eingesetzte Membranmaterial setzt Accuton nur bei den konkav geformten Membranen ein: Es handelt sich um einen weiß eingefärbten Aluminium-Sandwich, der von hinten mit Keramikelementen verstärkt wird. Accuton will mit dieser Anordnung noch bessere Festigkeitswerte als bei reinen Keramikmambranen erzielen, die nur bis zu einer gewissen Große ihre überlegenen Eigenschaften ausspielen können. Das Gehäuse war von jeher das Highlight dieser exotischen Lautsprecher. Mit der neuen Serie orientiert man sich wieder deutlich stärker an den Modellen aus der Anfangszeit des Unternehmens, was mit Sicherheit die richtige Idee ist. Klar, im Prinzip ist‘s auch nur ein Bassreflex-Resonator, aber ein besonders strömungsgünstiger. Den Luftaustritt bilden schmale Schlitze am hinteren Ende der Box. Ihr Querschnitt lässt sich über verschiedene Einsätze bei Bedarf verringern, was Einfl uss auf die Reflexabstimmung hat. Tatsächlich gilt: Je mehr Reflexöffnung man abdeckt, desto tiefer rutscht die Abstimmfrequenz, allerdings sinkt auch der Gesamtpegel ganz unten. Wir sind letztlich in der Mitte gelandet und haben die kleinere der beiden Reflexschlitzabdeckungen als das Mittel der Wahl auserkoren. Das Gehäusematerial mit „Multiplex“ zu beschreiben, trifft den Sachverhalt nur sehr unzureichend. Tatsächlich handelt es sich um ein aus drei verschiedenen Hölzern aufgebautes Laminat, dessen einzelne Lagen in einem aufwendigen Prozess in Form gepresst werden. Dabei variieren sowohl die Zusammensetzung des Laminates als auch seine Dicke. Viel mehr kann man vermutlich nicht tun, wenn man ein Lautsprechergehäuse aus Holzwerkstoffen konzipiert. Den elektrischen Part der Konstruktion, also die Frequenzweiche, beschreibt der Hersteller als minimalphasiges Filter erster Ordnung. In Anbetracht der zweiteiligen Bauteileorgie, die nach dem Entfernen des Lautsprecherbodens zum Vorschein kommt, habe ich da jedoch so meine Zweifel. In den Filtern steckt offensichltich Aufwand: Eine Vielzahl unterschiedlicher Bauteiletypen ist ebenso vertreten wie unterschiedliche Innenverkabelungen für die einzelnen Zweige. Die Gehäusebedämpfung fällt Lumen-White-typisch sparsam aus: ein bisschen Polyesterwatte unten im Bassgehäuse, das war‘s schon. Wie man das so macht: Mal eben reinhören. Funktionskontrolle halt. Ja, mit einem CD-Spieler. Ist ja noch nicht „ernst“. Haste gedacht. Die Kyara braucht wenige Takte, um klarzumachen, dass es sich bei ihr um ein ganz besonderes Exemplar der Gattung Lautsprecher handelt. Sie fällt sofort durch all das auf, was sie nicht wiedergibt: Was genau das ist, kann man im Einzelnen gar nicht so leicht sagen, jedenfalls fällt das extrem reduzierte und konzentrierte Klangblid auf, das völlig frei von Artefakten ist. Ich bin geneigt, den an dieser Stelle technisch völlig unpassenden Begriff des Störabstandes zu bemühen: Der ist hier nämlich riesig. Gemach. Erst mal eine ordnungsgemäße Quelle ins System integrieren und dann noch mal hinhören. Der SME 20, bestückt mit dem herausragenden DS Audio DS 002 liefert genau die Qualität von Material, die der Lumen White genehm ist. Ryan Adams’ 2001er- Durchbruchalbum „Gold“ tönt über alle Maßen konturiert, straff, leicht und bis zum Abwinken detailliert. Tonal spiegelt der Lautsprecher klanglich unseren gemessenen Frequenzgang wider, sprich: der Pegel steigt mit zunehmender Frequenz. Eine Abstimmung, die sich vor allem für höher bedämpfte Hörumgebungen empfiehlt, sonst könnte es oben herum des Guten zu viel werden. Der „Bass-Boost“-Schalter auf der Rükseite gefällt mir ausnahmsweise ziemlich gut. Bei uns verlieh er dem Klangbild den gewissen Schuss Wärme im Oberbassbereich, den die Wiedergabe gut gebrauchen konnte. Dass die Kyara Schub satt generieren kann, bewies DJ Maestros Nina-Simone-Remix-Album von 2015 mit reichlich Nachdruck. Der Bass der Lumen ist von der unaufdringlichen Art, steigt tief in den Keller und liefert dem Geschehen genau das selbstverständliche Fundament, das wahre Souveränität in der Wiedergabe ausmacht. Was die Kyara an Dreidimensionalität liefern kann, ist absolut atemberaubend. Ein Raum voller Musik, keinerlei ortbare Lautsprecher, jedes tricktechnische Detail zelebriert die Lumen White mit hörbarem Spaß. Gerade die extremen dynamischen Fähigkeiten des DS-Audio-Tonabnehmers arbeitet die Box mit großem Vergnügen heraus, ihr Klangbild ist gleichzeitig substanziell und extrem geschmeidig. Die tonale Gesamtausrichtung dieses ungeheuerlichen Lautsprechers ist sicherlich etwas abseits des Üblichen angesiedelt, aber eine Box für jedermann will und kann die Lumen White Chiara ohnehin nicht sein. Für die wenigen Glücklichen mag sie die große Erleuchtung sein.

Fazit

Ohne Zweifel einer transparentesten und entschlacktesten Lautsprecher überhaupt. Wenn Sie wirklich wissen wollen, was auf einer der Aufnahme drauf ist – das hier ist das Mittel der Wahl.

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Produkt: Lumen White Kyara

4/2018
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 49.000 Euro 
Vertrieb Living Sound, Gratkorn, Österreich 
Telefon 0043 3124 24954 
Internet www.lumenwhite.com 
Garantie 2 Jahre 
B x H x T 300 x 1190 x 600 mm 
Gewicht: ca. 60 kg 
Unterm Strich... Ohne Zweifel einer transparentesten und entschlacktesten Lautsprecher überhaupt. Wenn Sie wirklich wissen wollen, was auf einer der Aufnahme drauf ist – das hier ist das Mittel der Wahl. 
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