Die Frankfurter HiFi-Tage sind DIE Gelegenheit für einen ausgiebigen HÖRTEST. Nach über 20 Jahren treffen sich Musik- und HiFi-Fans wieder in Frankfurt, um sich einen Überblick über die neusten und angesagtesten Technologien zur hochwertigen Musikwiedergabe zu verschaffen.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Ichos N° Three
Aller guten Dinge sind Drei
Ist die Zeit klassisch aufgebauter (langweiliger) Standlautsprecher im High-End-Bereich vorbei? Wenn ich mich so hier im Hörraum umschaue, scheint mir das in der Tat so zu sein: gewölbte oder gar runde Gehäuse, Breitbänder in Basshörnern, aktive „Kühlschränke“ mit Hornhochtönern … Die Ichos N° Three macht da keine Ausnahme und zieht die Blicke mit einem frei verschiebbaren Hochton-Oval auf sich.
Der Hochtöner der Ichos N° Three ist sicher der interessanteste Bestandteil dieser Lautsprecher, die auch ansonsten eine eher außergewöhnliche Optik besitzen. Da wären erst mal die sehr hohen Spikes, von denen jede Box auf drei Exemplaren steht und so gute 10 Zentimeter Abstand zum Boden gewinnt. Dieser Abstand ist auch notwendig, denn der 25-Zentimeter-Treiber mit Glasfasermembran, der im oberen Bereich des Gehäuses sitzt, spielt auf ein Backloaded-Hornsystem, das nach unten hin geöffnet ist. Diese Öffnung nimmt fast die gesamte Unterseite des Lautsprechers ein, und dank des definierten Abstands zum Boden soll eine untere Grenzfrequenz von 35 Hz erreicht werden. Das Besondere des 25ers ist neben seiner Beschichtung mit Lacken aus dem Geigenbau, dass er vollkommen frei läuft, also weder nach oben noch nach unten in irgendeiner Form von einer Frequenzweiche beeinflusst wird. Das ruft bei zunehmender Frequenz gerne mal Bündelungseffekte hervor – vorweg sei verraten, dass diese Sorge bei den Ichos N° Three unbegründet ist. Den akustischen Anschluss an diesen Breitbänder schafft ein 36 Millimeter durchmessender Hochtontreiber mit Waveguide. Das Chassis sitzt in einem massiven Aluminiumblock, der frei auf dem konkav ausgeformten Mittelteil des Gehäuses aufliegt. So lässt er sich wie schon gesagt nach vorne und hinten verschieben, und zwar ohne, dass man Werkzeug zu Hilfe ziehen müsste. Begrenzt wird die Bewegungsfreiheit von drei Bananenbuchsen, mit denen die Hochtöner angeschlossen werden. Eine der Buchsen ist der Minuspol, die äußere Plus-Buchse ist die Normaleinstellung für den Hochtöner, während die zweite (mittlere) Buchse den Hochtöner um ca. 2 dB im Pegel absenkt. Das kann in sehr schallharten Räumen von Vorteil sein. Der Hochtöner ist als Dipol ausgeführt, das bedeutet, dass er keine Rückwand besitzt, sondern nach hinten genauso abstrahlt wie nach vorne. Fast genauso, denn hinten sitzt eine Textilbespannung vor dem Treiber, die Ungemach in Form von Staub oder Ähnlichem von der Membran fernhalten soll. Eine solche Konstruktion hat den Vorteil, dass sie keine Reflexionen von der Gehäuserückseite entstehen lässt und den Hörraum stärker einbezieht, also gerne auch eine tiefer gestaffelte virtuelle Bühne zaubert. Die Kehrseite der Medaille ist ein geringerer Wirkungsgrad sowie als Folge dessen eine mehr oder weniger eingeschränkte Belastbarkeit – insbesondere, wenn wie hier der Hochtöner nur durch einen einzigen Kondensator von tieferen Frequenzen entlastet werden soll. Auch das hat wiederum Vorteile: Wo keine oder nur wenige Bauteile im Signalfluss liegen, da können auch keine Bauteile stören. Wie dem auch sei: Am Ende ist das alles nur graue Theorie, und was zählt, ist der Klang.
KlangBei einem Wirkungsgrad von echten 94 dB/W/m erscheinen Triodenverstärker schon prinzipiell als potenziell passende Spielpartner auf der Bildfläche. Meine hORNS Mummy mögen zwar trotz ihrer 93 dB immer noch kräftige Pentoden- oder Transistorverstärker lieber (und zwar mit je mehr Leistung, desto besser), doch im Falle der Ichos N° Three erweist sich die puristische 2A3-Triode des Kollegen Schmidt als Verstärker der Wahl. Ein kurzer Quercheck mit einem kräftigen Class-D-Verstärker, der bei anderen Hörtests ausgezeichnete Dienste erbracht hatte, führt mit den hübschen Österreicherinnen zu keinem befriedigenden Ergebnis. Etwas kantig und grobkörnig kommt das rüber – von einem Lautsprecher wie den Ichos N° Three erwarte ich dann doch etwas anderes. Also schnell wieder zurück zu den schönen Röhren. Dessen doch eher eingeschränkte maximale Leistungsabgabe bewirkt erstaunlicherweise bei den Ichos N° Three eine regelrechte Frischzellenkur. Wo gerade noch scheinbar komprimierte Räumlichkeit und kühle Nüchternheit herrschten, erwacht eine quicklebendige und sehr, sehr feinsinnige Klanggestalt auf der weiträumigen virtuellen Bühne. Die Hochtöner stehen hier auf einer Linie mit der Schallwand des Gehäuses – so ergibt sich für mich das freieste Klangbild. In Sachen Einwinkelung der Lautsprecher empfehle ich einen Winkel bis 20°, denn der Hochtöner hat auf Achse gemessen schon etwas Pfeffer. So ergibt sich auch eine ausgewogene Räumlichkeit – und die ist allererste Sahne. Dabei ist es egal, ob Abbey Lincoln ihr „Wholly Earth“ oder Otis Taylor sein „Fantasizing About Being Black“ zum Besten gibt: Irgendwie schaffen die Ichos N° Three es, eine zurückhaltende Grundhaltung und die eher in die Tiefe des Raums gestaffelte Bühne mit einer pointierten Dynamik zu kombinieren, die einem das Wasser in die Augen treibt – Freudentränen, wohlgemerkt. Das macht insbesondere bei Bläsern und mit der akustischen Gitarre echten Spaß und kommt auch mit elektronischen Spielereien wie Yellos „Kiss the Cloud“ gut rüber. Dabei fällt unweigerlich auf, dass die tonale Signatur der N° Three eine recht eindeutige ist. Bei freier Aufstellung bleibt der Bass bei aller Ausdehnung in die Tiefe insgesamt recht zurückhaltend, während der obere Mittelton und der Hochton vergleichsweise präsent rüberkommen. Eine wandnahe Aufstellung würde ich in mittleren und großen Räumen also durchaus empfehlen, auch wenn ich selbst in unserem Hörraum mit dem eleganten, feinsinnig modulierten Bass bei freier Aufstellung leben kann. Zumal der Abstand von der Rückwand dank des Dipol-Charakters der Hochtöner auch eine extrem tiefe Staffelung der Bühne mit glasklarer räumlicher Aufteilung nach sich zieht. Faszinierend, wie losgelöst von ihrer physischen Manifestation und irdischer Schwere diese fantastisch schnellen Treiber ihrer Kunst nachgehen. Ein gut bedämpfter Hörraum ist angesichts der Energie, die die Treiber in Relation zur tonalen Gesamtbalance produzieren, sicher eine gute Idee – und sollten doch einige schallharte Flächen vorhanden sein, stöpselt man den Hochtöner einfach in die mittlere Buchse ein und hat knapp 2 dB weniger Schalldruck obenrum. Das Resultat ist in jedem Fall eine extrem durchsichtige und offene Wiedergabe, die sich nicht nur auf den Hochton beschränkt, sondern bis in den Bassbereich erstreckt. Selten hört man einen Lautsprecher, der eine nonchalante Leichtigkeit und Mühelosigkeit so selbstverständlich mit einem so substanziellen Bass kombiniert und dabei auch noch problemlos mit Röhrenverstärkern im einstelligen Leistungsbereich laufen kann – ja, diese sogar bevorzugt. Allzu laut sollte man die Ichos N° Three sowieso nur bedingt spielen – erstens besteht dazu keine Notwendigkeit, denn schon bei Zimmerlautstärke offenbaren diese Klanglupen jedes Detail, das ihnen serviert wird. Und zweitens bedeutet die Kombination eines offenen (Dipol-)Hochtöners mit einer Trennung nur durch einen Kondensator selbst bei einem so hochwertigen Treiber wie dem der Ichos N° Three, dass die maximale Belastbarkeit vor dem Ende des nachbarschaftlichen Friedens erreicht werden dürfte. All diese Überlegungen werden sowieso Makulatur, wenn Moderat mit „The Fool“ aufspielen: Ich denke, so feingranular wurden mir die Sounds des Analogsynthies noch nie aufs Silbertablett gepackt! Die Rauschkomponenten der verwendeten Samples treten so offensichtlich vor einem tiefschwarzen Hintergrund heraus, dass ich mich fragen muss, wie sie mir zuvor verborgen bleiben konnten. Dass die Ichos N° Three wirklich für alle Musikstile bestens geeignet sind, machen sie dann mit TesseracT klar. Okay, ganz so druckvoll und mächtig wie zum Beispiel mit den vollaktiven Audio Optimum FS62 kommt der progressive Metal der Band nur ansatzweise rüber, jedoch offenbart die Ichos noch mal etwas mehr Details auch bei dieser Aufnahme. Und über allem steht diese unglaubliche Geschwindigkeit der Transientenwiedergabe (Vibrafon!) sowie die Fähigkeit der N° Three, minimalste Tonhöhenveränderungen und Dynamikschwankungen nachzuziehen und emotional anzureichern. Das macht den zweitkleinsten Ichos-Schallwandler vollends zum perfekten Werkzeug für analytisch hörende Musikliebhaber, denen der Genuss über den maximalen Schalldruckpegel geht. Dabei ist die Tonalität im wichtigen Mittelton trotz des recht großen Breitbänders exemplarisch gut – kein Vergleich zu so manchen Mitteltontröten dieser Zunft!
Fazit
Klanglupen mit Genussfaktor – ein wahres Fest für Hörer, die Analyse und Räumlichkeit ohne einen zu dünnen Bass lieben. Spielen locker mit kleinen Trioden und bieten selbst dann substanziellen Klang.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Ichos N° Three
Preis: um 9500 Euro
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenPaarpreis | ab 9.500 Euro |
Vertrieb | friends-of-audio, Griesheim |
Internet | www.friends-of-audio.de |
Garantie (in Jahre) | 2 Jahre (mit Registrierung 10 Jahre) |
B x H x T (in mm) | 285/1130/362 |
Gewicht (in Kg) | 32 kg |
Wirkungsgrad | 94 dB/1 W/1 m an 8 Ohm |
Frequenzgang | 35 Hz - > 20 kHz |
Fazit | Klanglupen mit Genussfaktor – ein wahres Fest für Hörer, die Analyse und Räumlichkeit ohne einen zu dünnen Bass lieben. Spielen locker mit kleinen Trioden und bieten selbst dann substanziellen Klang. |