Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Hornfabrik Eder Wild One II


Born to Be Wild

Lautsprecher Stereo Hornfabrik Eder Wild One II im Test, Bild 1
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Keine Angst – ganz so wild geht es bei der nicht ganz kleinen Kreation aus der Hornfabrik gar nicht zu – auch wenn man im ersten Moment vor den schieren Dimensionen des Lautsprechers Angst haben könnte.

Anlage


 Plattenspieler: Transrotor Zet 1 mit SME5012 und Transrotor Merlo Reference
 Phonovorverstärker: Pure Sound P10 + T10
 Verstärker: Dartzeel Vollverstärker DIY 2A3   


In unserer letztjährigen Ausgabe haben wir die kleine, feine Manufaktur selbst vorgestellt, angesichts der logistischen Herausforderungen aber darauf verzichtet, eines der Hornsysteme selbst einem Test bei uns zu unterziehen. Nun – Bange machen gilt kein zweites Mal – ist es aber so weit gewesen: Zwischen zwei Messeauftritten hatten wir das „kompakte“ System Wild One II zu Gast bei uns.

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Kompakt bedeutet in diesem Falle einen mannshohen und deutlich mehr als mannsbreiten und -tiefen Lautsprecher. Klar: Auch Wild One ist ein echter Hornlautsprecher, bei dem der große Tieftöner eine lange, sich erweiternde Schallführung mit entsprechendem Querschnitt benötigt. Auf zweieinhalb Meter erstreckt sich das Horn, das ein Mittelding aus Exponentialhorn und hyperbolischem Horn darstellt – eine Funktion also, die bei gerade noch vertretbarer Größe einen optimalen Kompromiss aus Pegel und Tiefgang realisiert. Der Tieftöner stammt vom renommierten und auch ein bisschen exotischen französischen Hersteller Supravox, der vor allem mit seinen edlen Breitbändern unter Kennern einen legendären Ruf genießt. Der 16-Zoll-Bass mit seiner extrem leichten Membran und dem kräftigen Magneten ist natürlich prädestiniert als Horntreiber – dementsprechend sorgt er im backloaded Horn auch für Bass bis unter 40 Hertz und läuft ab 50 Hertz schon mit über 90 Dezibel Pegel an einem Watt! Den Mitteltonbereich übernimmt das große, aus Holz gedrehte Horn, das oben auf der Box sitzt. Hierin arbeitet ein von einem renommierten PA-Hersteller nach den Vorgaben Eders modifizierter Druckkammertreiber, dem vom Konstrukteur einfach etwas mehr Manieren beigebracht wurden, um im anspruchsvollen Audiobereich die beste Leistung zu zeigen. Dieses Horn ist dann auch der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Wild One II, auch wenn es obenauf sitzt: Mit einem Frequenzumfang von mehreren Oktaven bearbeitet es vom unteren Mitteltonbereich bis über 10 Kilohertz den Großteil des Hörspektrums. Erst für den Superhochtonbereich setzt man einen zusätzlichen Ringradiator ein, der von einem deutschen Hersteller stammt und für die Wild One II selektiert wird. Durch den recht großen Abstand der Chassis zueinander sollte der Hörabstand 3 Meter nicht unterschreiten, sonst handelt man sich Probleme mit dem räumlichen und damit zeitlichen Versatz von Treibern und Hornöffnung ein. Messtechnisch lässt sich das zeitversetzte Signal des Mitteltöners ebenso gut nachweisen wie der Phasenunterschied zwischen Tieftöner und Hornmund. Das sind allerdings nur akademische Werte – zusammen mit dem Hörraum, der bei einem Horn ja immer zur Fortsetzung der Schallführung gehört. Der Mitteltöner lässt sich zur optimalen Anpassung im Tiefenversatz und Neigungswinkel großzügig verstellen. Außerdem gibt es an der Rückseite der Wild One noch zwei Regler, mit der sich die tonale Balance in einem ziemlich weiten Bereich anpassen lässt. Damit nicht genug: Der Konstrukteur selbst bietet einen deutschlandweiten Aufbauservice an, bei dem er zusätzlich auch noch den Bassbereich durch genaue Dosierung der Hornbedämpfung auf den jeweiligen Hörraum einstellt. Diese Prozedur haben wir auch in unseren heiligen Hallen bestaunt, bis uns die Wild One II dann zu treuen Händen übergeben wurde. Entgegen der Vorurteile, die ein solcher Riesenlautsprecher beim gespannten Zuhörer erweckt, spielt die „Box“ so entspannt und neutral, wie es nur geht. Das habe ich schon ein paarmal bei gut eingestellten Hornsystemen erlebt. Sie tun eben genau NICHT das, was man aufgrund weit aufgerissener Hornöffnungen erwartet. Da gibt es keine verfärbende Rotzigkeit, kein Bumm-Zisch und vor allem keine Effekthascherei. Die Wild One II kann man mit jedem Musikmaterial bei jeder Lautstärke ansteuern, ohne dass sie tonal der Pfad der Tugend verlassen würde. Man lehnt sich einfach zurück und genießt, um sich dann nach und nach der besonderen Qualitäten bewusst zu werden. Im Bass hält sich der Sechzehnzöller vornehm zurück, trägt seinen Teil zum angenehmen Zusammenspiel bei, schiebt aber auch mal mit schier endlosen dynamischen Reserven los, wenn die Musik es gerade erfordert. Der Übergang zwischen Tieftöner und Horn ist absolut nicht auszumachen, da hängt im Timing nichts nach, da spielt nichts vorlaut. Trotz seiner Größe spielt der Lautsprecher absolut homogen und, wie gesagt, wahnsinnig entspannt – und das ab etwa 3 Metern Hörabstand. Die kontrollierte Art zu musizieren bleibt auch nach einem beherzten Dreh am Lautstärkeregler erhalten – teilweise merkt man nicht einmal, wie laut man hört, so entspannt bleibt die Wild One II. Erst, wenn man die Bässe wirklich körperlich spürt und einem die Kollegen mit unfreundlichen Handzeichen zu verstehen geben, dass man es doch etwas übertreibt, dann merkt man, dass man soeben Musik in einer Lautstärke genossen hat, die mit normalen Boxen einfach nicht erreichbar ist – und das in Vollendung.

Fazit

Ein perfekt abgestimmtes, abstimmbares und hervorragend klingendes Hornsystem made in Germany für 24.500 Euro – wenn man in diesen Preisregionen denken kann, dann sollte man über die Wild One II ernsthaft sinnieren – mehr Lautsprecher gibt es nicht für das Geld!

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Produkt: Hornfabrik Eder Wild One II

Preis: um 24500 Euro

5/2014
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 24500 
Vertrieb Hornfabrik Eder 
Telefon 0611 5900728 
Internet www.hornfabrik.de 
Garantie (in Jahre)
Ausführungen Furnier und Lack nach Kundenwunsch 
B x H x T (in mm) 500/1750/700 
Gewicht (in Kg) 160 
Unterm Strich... Nein 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 06.05.2014, 08:39 Uhr
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