Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Focal (Professional) Solo6 Be


Haute Cuisine

Lautsprecher Stereo Focal (Professional) Solo6 Be im Test, Bild 1
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Feinste Zutaten, die von einem Experten mit viel Erfahrung zu einem perfekt abgestimmten Ganzen komponiert werden – das erwartet man von einem guten Menü genauso wie von einem guten Lautsprecher. Dem 3-Sterne-Restaurant entspricht dann die Lautsprecher-Edelschmiede bzw. dessen Serie mit Referenzanspruch. Beim traditionsreichen französischen Spezialisten Focal ist so etwas am „Be“ zu erkennen.

Peripherie:

 Quellen: PC mit Ubuntu 10.10/Music Player Demon, Musical Fidelity V-Link
 D/A-Wandler: Phonosophie DAC 1
 Vorverstärker: MalValve Preamp Four Line

Lautsprecher von Focal genießen einen hervorragenden Ruf in der HiFi-Gemeinde. Sie zeichnen sich durch Eigenständigkeit aus; so wurden alle Technologien im eigenen Haus entwickelt – die berühmte Inverskalotte gilt sogar als Erfindung des Firmengründers Jaques Mahul persönlich. Seit einigen Jahren ziert der Name Beryllium die High-End-Serie der Franzosen, benannt nach dem Membranmaterial des Hochtöners.

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Zu unserem Leidwesen gibt es keine Aktivlautsprecher, die wir für die moderne „Digitalanlage“ immer wieder gerne empfehlen. Nicht im Heim-HiFi-Programm von Focal wohlgemerkt. Die Franzosen bieten jedoch auch eine Palette Studiomonitore, und hier ist ein integrierter Verstärker Standard. Es kann uns also niemand verübeln, wenn wir hier ausnahmsweise mal im fremden Revier wildern. Denn fremd und anders ist der Profibereich auf jeden Fall. Die Profis nennen ihre Lautsprecher Monitore, und das aus gutem Grund. Die Aufgabe des Monitors liegt nämlich keinesfalls darin, schönen Wohlklang zu erzeugen, sondern er dient im Wortsinn der Überwachung. Und zwar der Überwachung der Qualität der Studioaufnahme. Der Monitor ist daher ein Werkzeug, das ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss. Der Monitor ist das Arbeitsgerät des Toningenieurs; für den Wohlklang im Wohnzimmer ist nachher die HiFi-Box zuständig. Ergibt es da überhaupt Sinn, sich einen Studiomonitor zum Musikgenuss zu Hause anzuschaffen? Eine berechtigte Frage. Denn – das kann ich schon vorwegnehmen – man muss sich auf die Eigenheiten eines Monitors einlassen. Diese Eigenheiten sind in erster Linie, dass er keine hat. Genauso wenig erwartet der Toningenieur, dass der Monitor klingt. Er erwartet vielmehr, dass der Monitor keine Frequenzen bevorzugt, vernachlässigt oder überdeckt und dass der Monitor laut wie leise eine gute Durchhörbarkeit bietet, damit er beim Abhören alles mitbekommt. Ein Sounddesign, wie es bei HiFi-Lautsprechern durchaus gemacht wird, z.B. um einen „Markensound“ zu erzielen, ist beim Studiomonitor unerwünscht – das Sounddesign lässt der Toningenieur lieber der Aufnahme angedeihen. Seien wir uns also bewusst, dass sich Musik über einen Monitor anders anhört, als die meisten es gewohnt sind. Doch die Idee hat Charme – warum nicht die Musik so hören wie der Toningenieur? Letzendlich bleibt ein Lautsprecher jedoch ein Lautsprecher – egal, ob Monitor oder sonstwas draufsteht. Unsere Solo6 Be ist sogar richtig hübsch geraten (sollten Toningenieure doch eine gefällige Optik zu schätzen wissen?). Die Seiten des Gehäuses sind rötlich furniert, während sich der Rest in dezentes Grau hüllt. Selbstverständlich ist die Box hervorragend verarbeitet und präzise gefräst. Die Bestückung entstammt der Utopia-Serie und stellt somit das Beste dar, was zurzeit bei Focal produziert wird. Der Hochtöner ist mit der revolutionären Berylliumkalotte ausgerüstet, die zum Aufwendigsten gehört, was der Lautsprecherbau heutzutage bietet. Das Metall ist nicht ganz unproblematisch zu verarbeiten und natürlich sehr teuer. Dafür bietet es im Vergleich zu allen anderen Metallmembranen das beste „Leichtbaupotenzial“ und die höchste Schallgeschwindigkeit im Material. Letzteres ist ein dicker Vorteil, weil die Frequenz von Materialresonanzen direkt von dieser Schallgeschwindigkeit abhängt. Bei Beryllium bewirkt die hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit, dass die Membranresonanzen weit oberhalb des Audiospektrums auftreten – die klassische Nadel im Frequenzgang bei ca. 20 kHz fehlt also. Im Gegensatz zu den Utopia-Be-Boxen aus dem Heimbereich mit 25-mm-Hochtöner kommt in der Solo6 Be die große Variante der Berylliumkalotte mit der 28-mm-Membran zum Einsatz. Diese ist geringfügig tiefer einsetzbar (hier immerhin ab gut 2 kHz) und bietet vor allem mehr Wirkungsgrad. Das verschafft ihr ein Plus an Pegelreserven und dem Monitor damit einen erweiterten linearen Bereich. Der Utopia- Tiefmitteltöner arbeitet ebenfalls mit einer Membran, die von den Franzosen kompromisslos auf Performance optimiert wurde. Sie besteht aus einem fast vier Millimeter dicken(!) Schaumkern, dessen Vorderseite mit hauchdünnen Glasfasermatten abgedichtet ist. Die Rückseite bleibt offen, was auf eine Optimierung der Mitteltonfähigkeiten hindeutet, denn die reinen Tieftöner der Serie sind mit beidseitig geschlossenen Membranen ausgerüstet. Dadurch, dass diese Konstruktion zum größten Teil aus Luft besteht, gerät sie bei aller Festigkeit recht leicht. Auch die Dämpfung liegt weit über der von Metallmembranen, was sich wieder im Fehlen von unschönen Resonanzspitzen äußert. Die Solo6 Be ist selbstverständlich eine Aktivbox, weswegen wir sie ja zur Begutachtung ausgesucht haben. Sie verzichtet jedoch auf Features wie einen programmierbaren DSP oder (leider) einen Digitaleingang. Ganz studiomäßig geht es per symmetrischem XLR rein, die Verwendung von Cinchkabeln ist per Adapter allerdings problemlos möglich. Einzustellen sind nur Bass- und Höhenlevel, dies aber richtig, nämlich nicht über eine Mittenfrequenz wie ein Equalizer, sondern mittels eines breitbandigen Filters, so dass die Tonalität nicht leidet. Die elektronische Frequenzweiche hat die beiden Chassis perfekt im Griff , der Übergang funktioniert auch unter Winkel optimal. Für die Verstärkung sind zwei Endstufenzüge zuständig; ein Blick auf die mit SMD-Bauteilen vollgepackte Platine signalisiert, dass hier einiger Aufwand getrieben wurde. Der Hochtonzweig arbeitet in althergebrachter Class-A/B-Manier, während für die Tieftonendstufe verschiedene neue „Arbeitsklassenbuchstaben“ in Benutzung sind. Diese sind jedoch größtenteils Produkte der Marketingabteilungen, für den Techniker ist die Bezeichnung BASH interessanter. Dabei handelt es sich um eine auf die kanadischen Firma Indigo zurückgehende Schaltung, die eben wegen dieser Class-Geschichten in die Schublade der „Digitalendstufen“ gesteckt wurde. Wie beim Schaltverstärker handelt es sich um eine hochfrequent getaktete Regelung, die bei BASH allerdings das Netzteil und nicht die Verstärkerstufe betrifft. Beiden gemeinsam ist die Idee der Wirkungsgradsteigerung, die bei BASH durch eine blitzschnelle Regelung der Spannungsversorgung erzielt wird, so dass das Netzteil eben nicht wie bei einer konventionellen Endstufe mit konstanter Spannung in den Amp geht. Als Vorteil hält man sich zugute, dass diese Schaltung die Effizienz eines Schaltverstärkers mit dem Wohlklang einer analogen Endstufe verbindet, da der eigentliche Verstärker weiterhin als Class A/B arbeitet. Spannend wird’s, als die Solo6 Be dann im Hörraum Platz nehmen darf. Dort legt die Kompaktbox eine Breitbandigkeit an den Tag, die absolut atemberaubend ist. Bis in den Frequenzkeller gibt sie einen Tieftonbereich wieder, der kräftig und hochpräzise ausfällt. Ob eine Bassdrum oder ein knorriger E-Bass, alles kommt ungeheuer authentisch zum Ohr. Beim gestrichenen Kontrabass glänzen die Oberwellen recht eindrucksvoll, jedoch ohne spektakulär zu wirken. Dies ist natürlich der extremen Auflösung der Berylliumkalotte geschuldet, die es sich nicht nehmen lässt, auch obenrum hochpräzise Details aus dem Ärmel zu schütteln. Wie erwartet spielt die Solo6 sehr neutral, was dem mitunter badewannenverwöhnten HiFi-Hörer anfangs wie eine Mittenlastigkeit vorkommen mag. Viele HiFi-Boxen – gerade die kompakten – sind oft mit einem Zuviel an Bass abgestimmt, um kurzfristig Eindruck zu schinden. Das ist der Solo6 komplett fremd, sie gibt das gesamte Spektrum gleichmäßig, also neutral wieder. Diese Direktheit geht einher mit einer perfekten Durchhörbarkeit der Musik. Orchester werden fein säuberlich aufgestellt und bei Schlagzeugbesen ist Härchenzählen kein Problem. Die virtuelle Bühne findet weiter vorne statt als oftmals gewohnt, die Sängerin steht mitten zwischen den Lautsprechern. Der Raumeindruck wird dadurch jedoch keinesfalls eingeengt, sondern bleibt in alle Dimensionen großzügig. Bleibt festzuhalten, dass die Solo6 Be eine Box mit unbestreitbarer Exzellenz ist, sie macht einfach alles richtig. Sie kann bei Bedarf dynamisch losfetzen und vermittelt den Eindruck, wirklich nichts in der Musik zu verpassen. Sie animiert im Gegensatz zu „schön“ klingenden Boxen nicht sofort dazu, in den Klangfarben zu schwelgen oder in der Musik zu versinken – außer die Musik ist so aufgenommen: Bei Roger Waters’ „Pros and Cons of Hitch Hiking“ jedenfalls stimmt die Atmosphäre und die Intimität kommt voll rüber. Wer also nach einer grundehrlichen Aktivbox sucht und sich auf den Monitorsound einlässt, bekommt mit der Solo6 Be einen Schallwandler auf allerhöchstem Niveau.

Fazit

Der Studiomonitor Focal Solo6 Be ist die perfekte Abhöre für Musikliebhaber, die auf keinen Fall etwas verpassen wollen. Ohne Schönfärberei bietet sie dem Hörer einen tiefen Einblick ins musikalische Geschehen. Das ist nichts für schlecht aufgenommene Alben, überzeugt den HiFi-Fan bei entsprechendem Programmmaterial jedoch auf der ganzen Linie, wenn er sich darauf einlässt.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Focal (Professional) Solo6 Be

Preis: um 2380 Euro

5/2012
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Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Aktivlautsprecher 
Preis (pro Paar) 2380 
Vertrieb Sound Service, Rangsdorf 
Telefon 033 7089330 
Internet www.sound-service.eu 
B x H x T (in mm) 240/330/290 
Eingänge: 1 x analog XLR 
Funktionen: Empfindlichkeit (2 Stufen), Höhen, Bässe (stufenlos) 
checksum „Der Studiomonitor Focal Solo6 Be ist die perfekte Abhöre für Musikliebhaber, die auf keinen Fall etwas verpassen wollen. Ohne Schönfärberei bietet sie dem Hörer einen tiefen Einblick ins musikalische Geschehen. Das ist nichts für schlecht aufgenommene Alben, überzeugt den HiFi-Fan bei entsprechendem Programmmaterial jedoch auf der ganzen Linie, wenn er sich darauf einlässt.“ 
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Datum 23.05.2012, 12:14 Uhr
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