Wir können bei genauerer Überlegung nicht davon ausgehen, dass alle Menschen Musikhören als hochkonzentrierte Tätigkeit ausüben, sondern eben auch mal einfach Musik um sich herum haben möchten, wenn sie etwas anderes tun. „Dann muss man eben Abstriche bei der Qualität machen“ – nein, muss man nicht
Anlage
Plattenspieler: Transrotor ZET 1 mit SME5012 und Transrotor Merlo Reference
Verstärker: darTzeel CHT 8550
Nicht mit Lautsprechern der Marke Duevel, die durch alle Lautsprecherklassen hindurch als Rundumstrahler konzipiert sind. Nachdem wir letztes Jahr die kleinen und sehr günstigen Planets getestet haben –, eine schlanke Säule, die man ohne Bedenken an jede Stelle in jedem Raum stellen kann – haben wir unsere Ansprüche dieses Jahr ein bisschen gesteigert.
Das nächstgrößere Modell ist es geworden, eine etwas dickere Säule – immer noch in jeden Raum integrierbar – die auf den Namen Enterprise hört. Jetzt muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich lange nicht darauf gekommen bin, warum die Box so heißt, bis ich mir noch einmal ein Bild des Diffusors angesehen habe – klar, der sieht aus wie die legendäre NCC- 1701, die seit Jahrzehnten unterwegs ist, neue Welten zu erforschen, neues Leben und so weiter. Unsere Sache ist es, neue Formen der Musikwiedergabe zu erkunden – naja, sagen wir zumindest außergewöhnliche Formen. Nach so viel Science Fiction zurück zum Lautsprecher. Die Enterprise ist wie die Planets ein Zwei-Wege-System mit im Deckel einer Säule eingelassenen Chassis, die ungehindert nach oben abstrahlen würden, wenn nicht der ausgefuchste Diffusor, den Schall horizontal in den Hörraum umlenken würde. Die Chassis stammen von renommierten Zulieferern – für den Hochtöner hat sich Duevel sogar eine Sonderserie mit Titankalotte fertigen lassen, um gegenüber dem ansonsten fast baugleichen Treiber der Planets den entscheidenden Vorsprung in Sachen Hochtonenergie zu erzielen. Im Bass geht es dafür aufgrund des gesteigerten Konusdurchmessers und des größeren Volumens noch einmal ein bisschen tiefer hinunter und auch der Gesamtpegel der Konstruktion ist gegenüber dem Einsteigermodell gestiegen. Auf der Unterseite versteckt sitzt neben dem Reflexkanal das Terminal, an das man sowohl Kabelschuhe als auch Bananenstecker anschließen kann. Den für die Abstrahlung des Reflexanteils nötigen Abstand zum Boden schaffen Metallfüße mit Plastikkappe und Filzgleitern. Die Aufstellung der Enterprise ist wegen des rundumstrahlenden Prinzips weitestgehend unproblematisch. Duevel empfiehlt eine Aufstellung mit der Breitseite nach vorne und den Hochtönern nach außen positioniert. Hier kann man sicher auch noch experimentieren. Mit den Hochtönern nach innen verlieren die Planets ein wenig an Breite in der Abbildung, wirken aber auch einen Hauch definierter. Tatsächlich konnten sie so in frei in unserem Hörraum aufgestellt auch den direkt strahlenden Kollegen echte Konkurrenz machen – tonal und von der Abbildungsgenauigkeit her war das schon richtig gut. Der einzige Unterschied: Während bei den konventionellen Boxen das Klangbild sofort zusammenbricht, wenn man den Kopf aus dem Sweet Spot herausbewegt, blieb hier alles stabil – nur die Recht-Links-Balance leidet ein bisschen. Wie auch die Planets besitzt die Enterprise ein kräftiges und dynamisches Bassfundament, das für einen ordentlichen Antritt weit über die Grenzen einer friedlichen Nachbarschaft hinaus reicht. Und so hat auch das eine oder andere härtere Material während des Hörtests seinen Weg auf den Plattenteller gefunden, mithin also Musik, die nicht eben oft durch audiophile Subtilität glänzt, Nun, der Enterprise ist es egal - unten schiebt sie ordentlich und nach oben hinaus ist es wohl der einmaligen Schallführung zu verdanken, dass der Titanhochtöner seine ganze Hochtonenergie anstrahlen kann, ohne in die dem Material oft zu Recht nachgesagte Aggressivität zu verfallen – die nervigen Anteile verschwinden einfach auf dem Weg zum Hörer. Bei etwas dezenterer, klanglich hochwertiger Versorgung mit Musik laufen Lautsprecher wie die Duevels natürlich zu ihrer Bestform auf. Johnny Cashs brüchig-sonore Stimme auf seinem American-Recordings-Vermächtnis findet die exakte Balance zwischen Kraft und Todesnähe – die düstere Atmosphäre der Alben lebt im Hörraum so nachdrücklich wieder auf, dass man die eigene Gänsehaut mit dem Zollstock messen kann. Die Abbildung ist dabei kein bisschen diffus oder unrealistisch, was Abmessungen angeht, sondern kann sich mit den besten Direktstrahlern messen, denen es wiederum aber schwerfällt, mit der Homogenität und unbedingten Nachvollziehbarkeit der Enterprise mitzuhalten. Im Ernst: Das ist schon ganz große Klasse, was die kleinen Säulen da auf ihre schlanken Füße stellen! Dass das Ganze auch noch einhergeht mit einer fast universellen Aufstellbarkeit, macht die Duevel quasi zum Schweizer Taschenmesser der Lautsprechertechnik – in jeder Situation ist sie das passende Werkzeug!
Fazit
Einfacher geht es nicht: Die Duevel kann man überall hinstellen, anschließen und es kommt wunderbare Musik dabei heraus – und das Ganze kostet auch noch erstaunlich wenig Geld. Worauf warten Sie?