Kategorie: Lautsprecher Stereo

Lautsprecher Cube Audio Jazzon


Der Widerspenstigen Zähmung

Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 1
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Breitbandlautsprecher gelten zurecht als die Königsdisziplin im Lautsprecherbau. Bei keiner andere Spezies gilt es, so viele gegenläufige Parameter unter einen Hut zu bekommen. Dabei kommt immer ein Kompromiss heraus – manchmal aber ein ganz erstaunlicher.

Zur Einordnung


Möglicherweise kommt ihnen dieser Lautsprecher bekannt vor. Was möglich wären, denn wir hatten vor knapp anderthalb Jahren mit der „Nenuphar Mini“ bereits ein Modell des polnischen Herstellers Cube Audio bei uns; das war von den Abmessungen her zwar etwas kleiner, vom Erscheinungsbild aber sehr ähnlich. Hier und heute beschäftigen wir uns mit dem Modell „Jazzon“, der neuesten Box von Cube Audio. Und, trotz Einsatz eines relativ großen Zehn-Zoll-Treibers, mit 8000 Euro die zweitgünstigste Offerte im Lineup. Das derzeitige Einstiegsangebot mit Acht-Zoll-Chassis heißt „Bliss“ und kostet 7000 Euro.

Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 2Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 3Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 4Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 5Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 6Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 7Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 8
 

Das Gehäuse


Über Cube-Audio-Boxen zu reden heißt zwangsläufig, sich über Treiber zu unterhalten. Sie sind das Herzstück der Konstruktionen und bestimmen zum großen Teil das klangliche Endergebnis. Das „Drumherum“ ist bei den meisten Boxen des Herstellers ähnlich, die Jazzon macht da keine Ausnahme. Zum Einsatz kommt ein im Rahmen des durch die Treiberabmessungen möglichst schlankes TQWT-Gehäuse. Die Abkürzung steht für, wir erinnern uns, „Tapered Quarter Wave Tube“, was in etwa soviel bedeutet wie „sich verjüngende Viertelwellenleitung“. In der Praxis ist das ein Mittelding zwischen Transmissionline und Bassreflexgehäuse. Tatsächlich braucht es dafür lediglich ein schräg ins Gehäuse eingesetztes Brett und ein Reflexrohr unten in der Box. Und genau so ist das bei der Jazzon auch realisiert. Wenn Treiber und Auslegung dieses Systems gut zueinander passen, dann lässt sich auf diesem Wege eine tiefreichende und saubere Basswiedergabe realisieren. Das ist hier, soviel darf ich schon mal verraten, definitv passiert. Besagte Austrittsöffnung sitzt bei der Jazzon im Gehäuseboden.

Lautsprecher Stereo Cube Audio Jazzon im Test, Bild 4
Die Spikes sorgen einerseits für Neigung und ermöglichen zudem Luftaustritt an der Lautsprecherunterseite
Damit der Schall da überhaupt herauskommt, wird die Box mit zwei langen und sehr spitzen Spikes unter den vorderen Ecken ein paar Grad nach hinten geneigt. Damit gibt’s noch ein bisschen „Ladung“ über den Fußboden und die gewünschte vertikale Anwinkelung des Treibers nach oben.  

Der Treiber


Und über den müssen wir reden. Der ist nämlich zweifellos der Hauptverantwortliche für die erstaunlichen klanglichen Fähigkeiten der Jazzon. Er heißt „F10 Select“ und ist, so macht Cube Audio das generell, auch „nackt“ für den geneigten DIY-Enthusiasten erhältlich. Zum Preis von 3.000 Euro pro Paar. Er präsentiert sich Cube-typisch mit quadratischer Frontplatte und verschraubtem Korb. Als Antrieb kommt ein klassischer Ferritmagnet zum Zuge, hier dürfte der Hauptgrund für den im Vergleich zu den anderen Modellen moderaten Preis liegen. Bei den größeren Modellen verwendet Cube Audio Alnicooder zusammengesetzte Neodymantriebe. Trotzdem gibt’s auch beim F10 Select einen Unterhangantrieb, bei der die kurze und leichte Schwingspule über den gesamten Auslenkungsbereich komplett im sehr tiefen Luftspalt des Magnetsystems steckt. Die Magnetfeldstärke ist etwas geringer als bei den teureren Modellen, was jenen Vorteile bei der Abbildung kleinster Details verschaffen soll. Zudem ist der F10 Select der erste Cube-Breitbänder mit einer Gummisicke. Die ist zwar eindeutig schwerer und verlustbehafteter als die federleichten Schaumstoffsicken der anderen Modelle, das zusätzliche Gewicht war hier jedoch willkommen und sorgt dafür, dass die Gehäusegröße etwas verringert werden konnte. Die Gummisicke hat zudem den Vorteil, dass sie erheblich alterungsbeständiger ist als eine solche aus Schaumstoff, deren Lebensdauer auf zehn bis 15 Jahre begrenzt ist.  

Die Details der Konstruktion dieses Extremwandlers sind so ganz anders als das, was man von üblichen Großserienchassis so kennt. Da wäre schon mal die Membran, die hier nicht aus einem Stück besteht, sondern aus fünf Segmenten zusammengeklebt ist. Jedes einzelne besteht aus sehr steifem, mit einer Prägung versehenen Papier. Die Führung der Schwingspule obliegt nicht einfach einer der üblichen geriffelten Textil-Zentrierspinnen, sondern einer flachen filigranen Pertinaxkonstruktion; einer Technik, die in den Frühzeiten des Lautsprecherbaus oft zum Einsatz kam. Auf dem Polkern des Magnetsystems ist ein verkupferter Phaseplug untergebracht, der für ein saubereres Abstrahlverhalten bei hohen Frequenzen sorgen soll. Mit hohen Tönen tut sich eine so große Membran naturgemäß schwer, deswegen sind hier gleich drei so genannte Schwirrkoni verbaut: kleine Papiertrichter am Membranhals, die auch dann noch schwingen, wenn der Großteil der Membranfläche schon nicht mehr mitkommt. Diese Dinge so zu koordinieren, dass sich in Summe eine möglichst lineare Schallabstrahlung über mehr als acht Oktaven Frequenzumfang ergibt ist die Kunst beim Bau eines Breitbänders. Es versteht sich von selbst, dass der Treiber in der Jazzon komplett ohne Frequenzweiche läuft – kein Filterbauteil soll die Performance des Gesamtkunstwerks stören.  

Klang


Beginnen wir den Hördurchgang mal ganz hemdsärmelig und stöpseln etwas zusammen, das überhaupt nicht funktionieren kann – nämlich einen kernigen Class-AB-Halbleiterverstärker in Gestalt des Accuphase E-5000 und der Cube Audio. Und dann noch CD-Kost. In fester Erwartung, das Experiment nach spätestens 30 Sekunden wieder abzubrechen, habe ich tatsächlich einiges an Zeit auf dem Sofa im Verlagshörraum mit diesem Setup verbracht: Das ging nämlich gar nicht schlecht. Okay, in den oberen Mittenlagen tönt eine maskuline Gesangsstimme dann doch etwas arg kräftig, der Bass präferiert seine oberen Lagen ebenfalls merklich. Aber: Ein paar Dinge lassen positiv aufhorchen: ein weit gespanntes Panorama in der Horizontalen, verbunden mit viel Tiefe und bester Loslösung des Geschehens vom Lautsprecher. Substanz untenherum ist definitiv vorhanden, und zwar nicht wenig. Die Textur von Gesangsstimmen bildet das Ensemble sehr deutlich ab – sehr schön. Vielleicht klemmen wir doch mal einen Plattenspieler an. Der Thorens TD 403 DD stand fertig justiert gerade bereit und verstand sich mit dem Phonomodul des Accuphase ganz prima. Zu behaupten, dass ab jetzt noch alles viel großartiger war als vorher wäre ein bisschen übertrieben – aber wir sind hier bei der LP, und wir hören Platte. Rickie Lee Jones auf ihrem meiner Meinung nach deutlich unterbewerteten 2000er Album „It‘s Like This“ klingt extrem lässig und geschmeidig, die Begleitmannschaft ist bestens durchhörbar um die die Sängerin gruppiert. Die Triangel steht schon fast erschreckend frei im Raum, alles swingt und sprüht vor Leben. Erstaunlich – das hat sich weitere Bemühungen verdient. 300B und Breitband? Das sollte doch eigentlich gehen – welch ein Glück, dass der Cayin HA-300 MK2, der neben Kopfhörern (seinem Hauptjob) auch Lautsprecher antreiben kann. Vor allem diesen hier: Weg war die Aufdickung im Oberbassbereich, vorbei war‘s mit den gepfefferten Präsenzlagen. Die extrem entspannten Improvisationen der schwedischen Psychedelic- Rocker Kungens Män wirft das Gespann ganz locker in den Raum, alles schwebt und schwingt. Okay, man könnte sich noch ein bisschen mehr Glanz am oberen Ende des Spektrums wünschen, aber da fehlt nicht viel. Rhythmus, Timing, Energie – das kann das hier richtig gut. Und richtig laut, auch mit den fünf Watt dieses Verstärkers. Ich habe auf dem Hörsofa nach links und rechts rund einem halben Meter Spielraum, bevor sich Abbildung und Tonalität zu deutlich verändern, die Cube ist damit definitiv auch „zweizuhörertauglich“. Und tatsächlich – sogar so extreme Dinge wie Three Blind Mice-Jazz klingen sehr überzeugend: „Blow Up“ des Isaho Syuzuki Trios geht extrem dynamisch, weiträumig und faszinierend, der Kontrabass klettert in Regionen hinab, die ich dem Lautsprecher nie zugetraut hätte. Ganz eindeutig hat Cube Audio mit der Jazzon eine Box geschaffen, die noch weniger „speziell“ ist als die anderen Modelle des Herstellers, die ich bis dato hören durfte. Sehr stark. 

Fazit

Die Jazzon ist ein erfreulich unkritischer Lautsprecher, mit dem sich wunderbar direkt, weiträumig und dynamisch Musik hören lässt.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Cube Audio Jazzon

Preis: um 8000 Euro

11/2022

Ein erfreulich unkritischer Lautsprecher, mit dem sich wunderbar direkt, weiträumig und dynamisch Musik hören lässt.

Cube Audio Jazzon

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb KlangLoft München mediabit GmbH, Aschheim 
Telefon 089 96058981 
Internet www.klangloft.de 
Garantie 2 Jahre 
H x B x T 940 x 300 x 400 mm 
Gewicht: ca. 35 kg 
Unterm Strich... » Die Jazzon ist ein erfreulich unkritischer Lautsprecher, mit dem sich wunderbar direkt, weiträumig und dynamisch Musik hören lässt. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 17.11.2022, 09:54 Uhr
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Topthema: HÖRTEST2024
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