Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Bauer Audio LS 3g


Geschlossene Gesellschaft

Lautsprecher Stereo Bauer Audio LS 3g im Test, Bild 1
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So langsam ist es dann doch bei dem einen oder anderen durchgedrungen, dass es in einer normalen Hörumgebung nicht unbedingt von Vorteil ist, dass der Frequenzgangschrieb eines Lautsprechers bis in die tiefsten Tiefen linear verläuft – das Messlabor ist nämlich die eine Geschichte, der Hörraum die andere

Fangen wir von vorne an: Willibald Bauer, bekannt und berühmt für seinen sehr ausgeschlafenen Plattenspieler DPS, den wir vor sage und schreibe bereits zehn Jahre an dieser Stelle getestet haben, baut schon seit einigen Jahren auch Lautsprecher. Ich weiß nicht, ob ihm alle Fremdprodukte nicht gut genug waren oder ob es einfach einen eigenen Reiz für ihn hatte: Auf jeden Fall war er klug genug, sich einen ganz erfahrenen Mann in Sachen Lautsprecherbau mit ins Boot zu holen. Dieser hört auf den Namen Joachim Gerhardt und zeichnete unter anderem verantwortlich für die Gründung der Marken Audio Physic und Sonics.

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In den letzten Jahren machte er sich einen Namen mit seiner neuen Firma Süßkind Audio und einer Reihe von außergewöhnlichen und außergewöhnlich guten Lautsprechern, wie wir erst letztes Jahr mit unserem Test der Beo LX bestätigen konnten. Die beiden HiFi-Veteranen haben nun einen Lautsprecher auf die Füße gestellt, der zunächst einmal nicht besonders beeindruckt: Eine schlanke Säule mit zwei kleinen Chassis an der Front – das war es im Großen und Ganzen schon, was man wahrnimmt, wenn man von vorne auf die LS 3g guckt. Verändert man ein bisschen die Perspektive, dann erkennt man – wie so häufig im Leben – die ganze Wahrheit: Die beiden Boxen bauen nämlich ganz gewaltig in die Tiefe und verschaffen so den beiden(!) seitlich montierten Bässen ein angemessenes Volumen für profunde Basswiedergabe. Hätte man also nicht einfach einen etwas breiteren Lautsprecher mit allen Chassis in der Schallwand bauen können? Klar – hätte man, aber dann wäre es eben ein komplett anderer Lautsprecher geworden. Die beiden Konstrukteure wollten ganz klar den Einfluss der Schallwand auf die Wiedergabe minimieren – und das ist auch gelungen: In unseren Messungen kann man noch einen kleinen Einfluss der Gehäusekanten auf den Hochtönerfrequenzgang erkennen, aber sonst ist keinerlei Beeinträchtigung in Form eines ausgeprägten Baffle-Steps oder Ähnliches zu erkennen. „Das gab es doch schon vor ein paar Jahren“, wird der eine oder andere Kenner der Szene sagen. Richtig, einen ganz ähnlichen Lautsprecher hatte Bauer Audio schon vor fünf Jahren der Öffentlichkeit präsentiert – und doch hat sich etwas Entscheidendes verändert: Man hat sich entschlossen, den Bassbereich nicht mehr mit einem Resonator zu verstärken, sondern mit einem geschlossenen Gehäuse zu arbeiten. Dadurch erspart man sich (und vor allem dem Hörer) diverse Probleme. Zum einen gehört das deutlich verlangsamte Ausschwingen einer Reflexbox der Vergangenheit an, das auch noch einhergeht mit einer Phasendrehung im Bass. Die Abwesenheit dieser Störung und die Anordnung zweier kleinerer Chassis gegenüber, die spiegelbildlich schwingen, führt außerdem noch zu einem Impulsverhalten im Tieftonbereich, das man kaum noch besser hinbekommen kann. Und dann hat man den gesamten Bassbereich bis etwa 200 Hertz so eingepegelt, dass er im reflexionsarmen Messraum etwas leiser ist als der Mitteltonbereich aufwärts – so ergibt sich in einem handelsüblichen Hörraum, der ja in den meisten Fällen auch gleichzeitig Wohnraum sein soll, ein insgesamt ausgewogener Tieftonbereich, der außerdem auch noch deutlich definierter klingt, als man das gewöhnt ist. Durch die symmetrische Anordnung der Basstreiber muss man sich auch keinerlei Gedanken darüber machen, ob man den seitlichen Bass beim Aufstellen der Boxen innen oder außen positioniert. Die Chassis des Bauer Audio LS 3g stammen vom renommierten Hersteller SB Acoustics und sind auf ihren Einsatzzweck hin optimiert: So handelt es sich beim Mitteltöner um einen echten solchen, also nicht um ein Chassis, das zur Not in einer kleinen Box auch noch den Tieftonbereich mit bearbeiten könnte. Ein starker Antrieb und eine leichte, aber dennoch stabile Papiermembran sorgen für einen ausgewogenen Frequenzgang und schnelles Ausschwingen im gesamten Übertragungsbereich – eine Aussage, die sich eins zu eins auf den Hochtöner übertragen lässt, eine Alukalotte, die im Nutzbereich perfekt kolbenförmig schwingt und erst weit außerhalb des menschlichen Hörbereichs „aufbricht“, sprich: Membranresonanzen erzeugt. Im Inneren der Box gibt es eine klare Arbeitsaufteilung: Es gibt eine Kammer für den Mittelhochtonbereich, eine für die Bässe und eine für die Frequenzweiche, sodass sich keinerlei gegenseitige Beeinflussung einstellt. Und zukunftssicher ist die LS 3g auch noch: Mit der Demontage der beiden oberen Chassis lässt sich auch deren Schallwand ausbauen, was einen späteren Tausch auf eine andere Bestückung ermöglicht. Ich habe die LS 3g zunächst auf den Hörplatz ausgerichtet, bin aber dann nach und nach zu einer Aufstellung parallel zu den Seitenwänden des Hörraums übergegangen, weil sich für mich so das ausgewogenste und angenehmste Klangbild ergeben hat. Ziemlich schnell wird klar, dass sich der Wechsel auf ein geschlossenes Gehäuse auszahlt: Der Bass drängt sich nicht auf, sondern ist einfach da, trocken, präzise und sehr, sehr tief. Das ist nämlich der angenehme Nebeneffekt einer solchen Abstimmung: Der Pegel im Bass fällt zwar schon etwas früher ab, dafür aber deutlich flacher, sodass sich mit der Unterstützung der angrenzenden Flächen auch noch im Tiefbass einiges herausholen lässt. Wie gesagt: Das ist eine Menge und das nicht nur angesichts der beiden eigentlich ja lächerlich kleinen 15-Zentimeter-Tieftöner. Der Übergang zwischen den Tieftönern und dem Mitteltöner gelingt bruchlos – trotz des recht großen Abstands zwischen den Treibern ist die Übernahme am Hörplatz phasenrichtig. Und genau das sorgt für dauerhaft stressfreies Hören. Der Mitteltonbereich ist durchaus präsent und arbeitet den Grundtonbereich von Stimmen und Instrumenten sehr deutlich heraus. Bei aller gebotenen Präzision bleibt dabei das Sonore, Warme voll erhalten – eine wirklich gelungene Balance aus Wohlklang und Analyse. Auch zum Hochtöner hin ist der Übergang perfekt und ohne jeden Bruch. Die Alukalotte passt perfekt zur Spielweise des Mitteltöners und setzt die Akzente nach oben hinaus, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Mit dem Einwinkeln der Boxen kann man hier leichte Variationen zwischen den Abstimmungen „streng neutral“ und „leicht britisch“ erzielen – das Rundstrahlverhalten der Box ist aber so gut und vor allem gleichmäßig, dass man keine wirklich starken Änderungen oder gar Verfärbungen befürchten muss. Die sich komplett von den Lautsprechern ablösende Räumlichkeit bleibt immer erhalten – die virtuelle Bühne wirkt lebensecht und in Breite wie Tiefe absolut authentisch. Willi Bauer legt Wert darauf, dass seine Lautsprecher mit allen aufgelegten Scheiben klingen müssen. Und er hält Wort: Selbst mit nicht so gelungenen Produktionen außerhalb der Kategorie „Demo- Platte“ kann man gut leben: Beschönigt wird nichts, aber es bricht auch nicht gleich alles zusammen, wenn es mal nicht „audiophil“ zugeht. Der Klang der LS 3g bleibt immer präzise und dabei über alle Maßen angenehm. Hier merkt man, dass die beiden „Altmeister“ sich nichts mehr beweisen mussten, sondern all ihre Erfahrung in einen Lautsprecher haben fließen lassen, der ihnen persönlich gut gefällt. Und das ist auch schon das Stichwort: Diese Box ist definitiv ein „Keeper“. Natürlich muss man in sich selbst auch den Wunsch verspüren, den Pfad des ewigen unzufriedenen Tauschens zu verlassen. Aber wenn man diesen Punkt einmal erreicht hat, dann ist Willi Bauers LS 3g ein ganz heißer Kandidat für lange Jahre zufriedenen Hörens.

Fazit

Mit der LS 3g haben die beiden Konstrukteure definitiv einen Lautsprecher geschaffen, der durch und durch in sich ruht – eine Box, die keinen Wunsch nach mehr aufkommen lässt, und das zu einem Preis, den man nur als ausgesprochen fair bezeichnen kann.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Bauer Audio LS 3g

Preis: um 6900 Euro

8/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Bauer Audio, München 
Telefon 089 7193980 
Internet www.bauer-audio.de 
Garantie
B x H x T 104,0 x 17,1 x 41,0 cm 109,5 x 31,1 x 41,5 cm (mit Sockel und Füßen) 
Gewicht: ca. 30 kg 
Unterm Strich... » Mit der LS 3g haben die beiden Konstrukteure definitiv einen Lautsprecher geschaffen, der durch und durch in sich ruht – eine Box, die keinen Wunsch nach mehr aufkommen lässt, und das zu einem Preis, den man nur als ausgesprochen fair bezeichnen kann. 
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Datum 09.08.2019, 10:03 Uhr
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