Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Audio Physic Avanti


Hoch das Glas!

Lautsprecher Stereo Audio Physic Avanti im Test, Bild 1
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Man kann es drehen wie man will: Ein Hersteller ist lange auf dem Markt, weil seine Produkte so gut sind oder seine Produkte sind so gut, weil er auf lange Erfahrung zurückgreifen kann. Bei Audio Physic hat man mit jeder dieser Aussagen Recht

Zum 25jährigen Jubiläum der Firma hat man sich ein paar neue Modelle geschenkt – als Besonderheit die Jubiläums-Avanti, die ein Klassiker der Firmengeschichte ist. Mit der alten Avanti hat die neue Version gerade noch einmal den „Footprint“ gemeinsam – eine schlanke, leicht nach hinten geneigte Standbox, deren Mittel-Hochton-Chassis nach vorne abstrahlen. Die Seitenbässe von früher scheinen allerdings komplett verschwunden zu sein – seltsam. Tatsächlich musste ich eine Weile überlegen, wie die Tieftonunterstützung versteckt wurde – ein erster Hinweis ist der Reflexkanal, der unterhalb der Schallwand mündet.

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Außerdem fühlt sich, wenn man schon einmal diesen Bereich absucht, der Boden der Box merkwürdig an. Der Blick in die technische Beschreibung der Avanti, samt vorbildlicher technischer Zeichnung, zeigt dann auch das Prinzip des verborgenen Subwoofers in der Box. Die merkwürdige Struktur am Boden ist ein durchlässiger Metallschaum, durch den das Basschassis nach unten abstrahlt. Dies tut es durch eine Art Minimalgehäuse, das nichts weiteres ist als eine kurze Schallführung in Richtung Boden. Rückseitig steht dem Bass fast das gesamte Volumen der Avanti zur Verfügung, das ebenfalls über den oben erwähnten Reflexkanal ventiliert ist.  Mittel und Hochtöner lässt sich Audio Physic komplett nach eigenen Spezifikationen fertigen – und das ist, wie man bei den vorliegenden Treibern schnell sieht, kein bloßer Werbespruch. Das Sortiment des Chassisherstellers kennen wir in der Redaktion recht gut – und das, was der Sauerländer Hersteller einbaut, kann man auf dem freien Markt nicht kaufen. Dabei wirkt der Mitteltöner auf den ersten Blick bis auf den unkonventionellen Phase Plug recht normal. Sieht man sich aber den Korb des Treibers einmal genauer an, erkennt man eine ausgeklügelte Doppel-Korb-Konstruktion, deren äußere Struktur nur dem luftdichten Einbau des Chassis dient, während die schwingenden Teile im Innenkorb aufgehängt sind. Somit sind Gehäuse und Membran bei der Avanti optimal voneinander entkoppelt.  Der Hochtöner ist (zumindest in heutigen Zeiten) ein ganz seltener Vogel: Es handelt sich tatsächlich um einen Konushochtöner, wie er bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hinein noch gang und gäbe war, heutzutage aber fast völlig von Kalotten- und Folien-Hochtönern abgelöst wurde. Ein Konushochtöner ist von der Grundkonstruktion erst einmal nichts anders als ein sehr kleines „normales“ Konusschassis, also mit normaler Membran und Dustcap in der Mitte, die außen herum schwingend aufgehängt sind. Die Problemstellen, die solche Chassis früher hatten, nämlich ausgeprägte Resonanzen wegen der verhältnismäßig großen Membran und recht kräftige Bündelung, hat man komplett ausgemerzt. Selbst der versenkte Einbau des Töners zeigt keine störenden Artefakte im Frequenzgang – oder zumindest erst außerhalb des menschlichen Hörvermögens. In der Tat ist es so, dass dieser Hochtöner bis über 30 Kilohertz spielt – und das nicht nur auf Achse, sondern auch bei seitlicher Messung – Respekt! Audio Physic wäre nicht Audio Physic, wenn sie nicht auch beim Gehäuse einige Asse aus dem Ärmel gezogen hätten – so ist die aufwändig versteifte Konstruktion zusätzlich an den Innenwänden mit dem eben schon erwähnten Metallschaum ausgekleidet – bei unserer Testbox gibt es dazu noch zusätzliche Außenwände aus Glas. Bevor jetzt irgendwelche Einwände gegen Glas als Hifi-Baumaterial kommen: Dieser Aufbau ist für Lautsprecher ideal: Eine harte Außenschicht, eine dämpfende mittlere Schicht und innen etwas eher leichtes – das ergibt das perfekte Sandwich für Gehäuse. Die Glas-Verkleidung ist aufpreispflichtig gegenüber den normalen Lackoberflächen. Gleiches gilt für die speziellen Magnetfüße, die die Avanti effektiv vom Untergrund entkoppeln – der Lautsprecher schwebt damit ein paar Millimeter über dem Boden – Neodym macht´s möglich.  In der beschriebenen Konfiguration kostet die Avanti 6050 Euro pro Paar – los geht es mit 650 Euro  weniger für die einfache Holzoberfläche mit normalen Füßen. Im Messlabor zeigt die Audio Physic – gelernt ist gelernt – einen extrem breitbandigen und linearen  Frequenzgang – mit dem vorzüglichen Hochtöner, der von etwa 2000 Hertz bis fast 40 Kilohertz eine enorme Breitbandigkeit an den Tag legt. Clever finden wir die Tieftonabstimmung, die mit einem gegenüber dem Mitteltöner leicht zurückgenommenen Pegel sehr weit hinab reicht – das ist in normalen Wohnräumen klar der richtig Dreh: So kann die Box recht nah an die Rückwand, ohne dass es ungebührlich im Bass wummert.  Bei freier Aufstellung bei uns im Hörraum zeigen sich die Bässe dagegen etwas schlanker, aber ungemein profund und dabei extrem sauber. Das ist nicht für alle Musikarten und Aufnahmen gleich wichtig, aber einfach schön, wenn dann mal WIRKLICH tiefe Bässe auch abgerufen werden können – und das bei einem so schlanken Lautsprecher, dem man diese Qualität durchaus nicht gleich ansieht. Der Mittel-Hochtonbereich ist perfekt abgestimmt – betont Stimmen und Naturinstrumente ganz dezent und nimmt sich dann im kritischen Präsenzbereich dezent zurück – das klingt durch und durch angenehm und sorgt für einen ungemein tiefen Raumeindruck.  Schöne gemachte Klassikaufnahmen in einem großen Raum mit natürlichem Nachhall geraten so  zu einem echten Erlebnis, bei dem man sich in einem Konzertsaal wähnt. Auf der „Gegenseite“ kann die Avanti aber auch bissig zupacken, wenn es darum geht ein Schlagzeug mit lauter Band drumherum auf den Zuhörer abzufeuern – auch dynamisch ist alles richtig an diesem wirklich universellen Lautsprecher.

Fazit

Die Avanti ist würdiger Träger eines großen  Namens: Sie verbindet modernes Design und  Technik mit einer absolut praxisgerechten Abstimmung zu einem  hervorragend klingen Gesamt- kunstwerk – Jubiläumsgeschenk  geglückt!

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Produkt: Audio Physic Avanti

Preis: um 2700 Euro

9/2016
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis ab 2.700 Euro 3.025 Euro (Testbox mit Magnetfüßen) Stückpreis 
Vertrieb Audio Physic, Brilon 
Telefon 02961 96170 
E-Mail: info@audiophysic.de 
Internet www.audiophysic.de 
Garantie (in Jahre) 10 Jahre 
B x H x T (in mm) 170/1087/390 
Gewicht (in Kg) ca. 29 kg 
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 23.09.2016, 09:57 Uhr
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