Kategorie: CD-Player

Einzeltest: Lindemann 825


Richtig entschieden

CD-Player Lindemann 825 im Test, Bild 1
3725

Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen: Mit dem aktuellen Topmodell von Lindemann setzt das bayerische Unternehmen mehrere Zeichen. Eins davon heißt: Wir haben‘s verstanden. Ich gebe den Damen und Herren um Geschäftsführer Norbert Lindemann recht, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben.

Peripherie:



Quellen:


Notebook Troshiba Satellite M30X, Windows XP Home, JRiver Media Center
Apple iMac 2,4 GHz, OSX 10.6.6, iTunes 10, Sonic Studio Amarra
Yamaha RP-NS2000, RipNAS Z500


Vorverstärker:


AVM V3ng


Endstufen:


AVM M3ng
SymAsym


Lautsprecher:


KEF XQ50


Auf den ersten Blick unterscheidet sich der 825 gar nicht mal sehr stark von den prominenten Vorgängermodellen. Was ich, auch wenn es sich vielleicht für Sie etwas seltsam anhört, wohlwollend zur Kenntnis genommen habe ist die Abkehr von SACD hin zu CD-Wiedergabe und D/A-Wandlung. Das ist im Endeffekt weitaus innovativer als das Beharren auf Super-Audio- Kompatibilität.

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Hochaufgelöstes Material wird von Festplatten abgespielt, anstatt darauf zu warten, dass sich die SACD wieder erholt. Ich finde das goldrichtig und bin erfreut darüber, dass Lindemann diese Entscheidung getroffen hat. Die äußeren Tugenden eines Top- Produktes erhielten sie uns konsquenterweise: Ein wirklich exzellent verarbeiteter Korpus mit absolut stimmigen Material- und Farbkombinationen in Schwarz und Alu und ein zweites, das Netzteil beherbergende Kästchen holt der Käufer aus der Packung. Diese wunderschön anzusehende Behausung verbirgt eine ganze Menge fertigungstechnischer Details, die jedoch nicht etwa schiere physikalische Größe generieren sollen, sondern ihren Beitrag zum Erreichen der klanglichen Perfektion beitragen. Der Aufbau ist strikt geteilt, oben befindet sich ausschließlich das Laufwerk, das durch die Alutrennwände geschirmt und stabilisiert wird. Diese Bleche sind zusätzlich mit dicken Bitumenmatten gedämpft, um auch die kleinsten Vibrationen im Keim zu ersticken. Die Elektronik befindet sich somit komplett entkoppelt vom beweglichen Rest im unteren Teil. Das Auslagern des Netzteils ist natürlich ein sinnvoller Ansatz, hält man so doch die Trafos von der empfindlichen, kleinsignalverarbeitenden Elektronik fern. Das externe Netzteil wird per Systemstecker verbunden, überzeugte mich jedoch aus einem anderen Grund noch mehr: Selbst an dieser „grobschlächtigen“ Stelle des Players setzt Norbert Lindemann feinstes Material ein, die verwendeten Gleichrichterdioden beispielsweise sind so ziemlich die edelsten, die man erwerben kann. Eine ungewohnte Anschlussvielfalt präsentiert sich dem Besitzer beim Blick auf die Rückseite. Um zunächst die Ausgänge aufzulisten: Analog geht es wahlweise symmetrisch der asymmetrisch an Vorstufen oder Vollverstärker, digitale Ausgänge sind in sowohl optischer als auch elektrischer Ausführung vorhanden. Eine weitere Option bietet der 825 in Form eines digitalen „Schleifeneingangs“, der es ermöglicht, Signalprozessoren einzuschleifen, die sich um Raumkorrekturen und ähnliche Dinge kümmern. Insgesamt vier digitale Eingänge bietet der 825 dem Benutzer an. Einer davon bezieht das digitale Signal auf optischem Weg, zwei weitere sind elektrisch. Fehlt noch einer: Der für Computer- HiFi wichtige USB-Port. Und genau der allein markiert schon ein Alleinstellungsmerkmal des 825. Mir fällt nämlich partout kein zweiter CD-Player ein, der über eine vollwertige, sprich bis 192 kHz arbeitende Fullspeed- USB-Verbindung verfügt. Diese Schnittstelle arbeitet (fast schon selbstverständlich) asynchron, was bedeutet, dass auf den instabilen Datentakt, der vom PC kommt, verzichtet wird und stattdessen nur die reinen Daten verwendet und ein eigener, stabiler Takt verwendet werden. So ganz trivial ist das nicht, da auch diese Datenzufuhr in gewissen Maßen vom PC-Takt abhängt. Wenn man das einmal im Griff hat, gibt’s nichts Besseres. Was oft eher als stiefmütterlich behandelte Pflichtdreingabe daherkommt, ist im Lindemann 825 also als vollwertiges Produkt verbaut. Und zwar absolut konsequent, das geht bis hin zu eigenen Trafowicklungen nur für den D/A-Wandler. Der Lindemann 825 wird von Norbert Lindemann selbst als High-Definition- Player bezeichnet. Und obwohl sein Laufwerk sich „nur“ auf CD-Wiedergabe konzentriert, passt das auch: Musikdaten in bis zu 192 kHz können über die USB-Verbindung direkt von einem Computer gestreamt werden. Damit ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite, auch wenn es bislang noch nicht so viel Material in dieser Auflösung gibt. Trotzdem ist es natürlich schön zu wissen, dass er das kann. Am Mac benötigt er übrigens keine Treiber, wird einfach verbunden und kann umgehend loslegen. Wichtig ist dann jedoch, darauf zu achten, dass in den MIDI-Einstellungen die richtige Abtastrate eingestellt ist. Das lästige Hin- und Herschalten der Samplingrate kann man aber beispielsweise mit der Abspielsoftware Amarra umgehen, die übrigens klanglich sowieso bei einem Wandler dieses Kalibers zu empfehlen ist. Auf dem Windows-Betriebsystem, das ja nun zweifelsohne die höhere Verbreitung vorweisen kann, müssen vor dem Musikhören noch spezielle Kernel-Streaming-Treiber installiert werden, die das Musiksignal am Windows-Kernel vorbeischicken und somit unverändert und „sauber“ an den USB-Controller des 825 weiterleiten. Für Windows liegt der Packung übrigens auch eine Testversion des von mir geliebten Abspielprogramms „JRiver Media Center“ bei. Dieses Programm ist sowohl optisch als auch ausstattungstechnisch erstklassig, verlangt allerdings nach einem halbwegs aktuellen Rechner mit moderner CPU. Wer einen älteren, mit weniger als 1 GB RAM bestückten Computer verwenden möchte oder muss, kann alternativ Foobar2000 installieren, das mit weitaus weniger Rechenressourcen klarkommt und das Durchstöbern der Musiksammlung etwas flüssiger gestaltet. Wenn Sie sich dafür entscheiden, dauerhaft JRiver einzusetzen (was aufgrund der „wohnzimmertauglichen“ Bedienoberfläche keine schlechte Idee ist), kann ich Ihnen sagen, dass die 50 Euro, die man für die Vollversion investieren muss, sehr gut angelegt sind. Konzentrieren wir uns aber weiter auf das, was es über den 825 zu sagen gibt. Und das ist nicht wenig, denn die Komplexität der Verarbeitungskette ist beeindruckend. Egal, welche Quelle gerade ein Signal liefert, der Datenstrom wird zunächst von einem Receiver empfangen und dort gleich auf einen stabilen Takt gebracht, der von einem extrem präzisen Masterclock generiert wird. Die Abtastrate wird von einem Mikrocontroller überwacht. Signale, die mit weniger als 96 kHz/24 Bit Auflösung ankommen, werden auf diese Auflösung hochgerechnet, höher aufgelöstetes Material wird ohne Bearbeitung weitergreicht. Das geschieht auf Wunsch vollautomatisch, Experimentierfreudige können mit festen Samplingraten experimentieren oder den Sample-Rate-Converter gar ganz umgehen. Letzteres kann aus klanglicher Sicht ebenfalls ein guter Weg sein, ich berichte später, was meine ganz persönlichen Eindrücke waren. Ein weiteres besonderes Augenmerk wurde auch dem Filter gewidmet, der das Spektrum bereinigt, indem er quasi per Tiefpass nur das herausfiltert, was später auch gebraucht wird. Das steckt in jedem digital arbeitenden Musikwiedergabegerät, ist aber ein klangentscheidender Punkt in der langen Signalverarbeitungskette. Das digitale Filter schneidet das Signal nicht etwa steil oberhalb des Hörspektrums (oder besser der halben Abtastfrequenz) ab, sondern setzt früher ein, dafür aber mit flacherer Flanke. Das Resultat ist ein weitaus besseres Phasenverhalten, und nicht zuletzt wird dadurch Ringing verhindert. Und keine Angst, entgegen manchen Befürchtungen bedeutet das nicht etwa, dass es dem 825 an Hochton fehlt. Das Gegenteil ist der Fall, wie sich noch herausstellen wird. Schlussendlich muss das durch Apodizing bereinigte digitale Signal doch aber irgendwann mal in analoge Form gebracht werden. Das geschieht im 825 vollsymmetrisch, zwei Wolfson- Wandler übernehmen das. Die machen derzeit völlig zu Recht die Runde im Kreise der Top-Wandler und sind in einem so exklusiven Player wie dem Lindemann 825 genau richtig aufgehoben.

Praxis


Die Firmenphilosophie bei Lindemann heißt laut Homepage: „Sorgfältige Optimierung aller Schaltungsdetails und gezielte Auswahl hochwertigster Bauteile hält man bei Lindemann audiotechnik für ebenso wichtig wie die Unterdrückung mechanischer Resonanzen und eine störungsfreie Stromversorgung. Qualitativer Fortschritt in der Klangqualität ist auf höchstem Niveau nur durch konsequente Nutzung aller sich bietender Synergien möglich.“ Genau diese Punkte beherzigt der 825 mit maximaler Konsequenz. Das unterschreibe ich hiermit. Wie Sie sehen ist dieser neue Sprössling aus Krailling bei München ein technisch auf die Spitze getriebenes Highlight. Eine solchen Aufwand habe ich lange nicht mehr in einem CD-Player dieser Preisklasse gesehen. Da kann man natürlich schon ketzerisch vermuten, die klanglichen Fähigkeiten gingen nicht über die eines Präzisionswerkzeugs hinaus. Oft schon habe ich derart hochentwickelte Produkte gehört, die im Hörraum alles richtig machten, denen jedoch ein wenig die Musikalität fehlte. Das, liebe Leser trifft auf den 825 nicht zu. Er spielt zwar schon tonal hundertprozentig ausgewogen, löst unglaublich gut auf, paart das aber mit dem benötigten Schuss Spielfreude. Und er befriedigt mit Sicherheit nicht nur Klassikfreunde. Schlagzeuganschläge bildet er in einer angsteinflößenden Trockenheit und Dynamik ab, spielt jeden Takt auf den Punkt genau, verfügt über ein Timing, das als sensationell bezeichnet werden kann. Da wippt der Fuß sofort mit. Außerdem verfügt er über ein großes Raumverständnis im wahrsten Sinne dieser Aussage. Stimmen sind groß, Instrumente ebenso, überhaupt hat man schlicht eine große Bühne vor sich, als man das vielleicht von anderen Playern kennt. Unterschiede zwischen Musik aus dem CD-Laufwerk und per USB-Streaming von Laptop sind recht gering, wenn auch vorhanden. Natürlich waren mit Musikdateien noch mal ganz andere Klangwelten möglich, bot sich doch die Möglichkeit, hochaufgelöste Musik abzuspielen. Ich habe selten die Mozart-Symphonien, dargeboten vom Scottish Chamber Orchestra, so eindrucksvoll gehört. Jedes noch so kleine Detail hatte ein eigenes Podest, um sich präsentieren zu können, was in einer Detailfülle und geradezu überschwänglichen Flut an angenehm fließenden Informationsflüssen mündet. Da fällt einem nichts mehr ein, das ist dargebotene Kunst in ihrer gesamten Schönheit, um den 825 nochmal ausdrücklich mit derart blumigen Ausdrücken zu würdigen – er hat´s verdient. Denn ihm gelingt es, die Brücke zwischen steriler Perfektion und musikalischer Note zu schlagen. Und wie kategorisiert man nun ein solches Produkt? DAC mit Laufwerk? CD-Player mit integriertem D/A-Wandler? Ich wage gar nicht, mich zu entscheiden, denn Ersteres würde das exzellent klingende Laufwerk entwerten, die zweite Variante trägt dem verbauten Wandler nicht in dem von ihm verdienten Maße Genüge.

Fazit

Alles richtig gemacht: Lindemann hat in meinen Augen nicht nur auf die richtige Positionierung gesetzt, sondern das gesammelte Wissen eines erfahrenen Entwicklers sinnvoll eingesetzt und in einen unglaublich gut klingenden Player verwandelt.

Kategorie: CD-Player

Produkt: Lindemann 825

Preis: um 6500 Euro

4/2011
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 6500 
Vertrieb: Lindemann Audiotechnik, Krailling 
Telefon: 089 89136790 
Internet: www.lindemann-audio.com 
Garantie (in Jahre)
Abmessungen (B x H x T in mm) 440/140/350 
Eingänge: 2 x S/PDIF RCA (bis 192 kHz, 24 Bit) 
Ausgänge: 1 x analog RCA 
checksum „Alles richtig gemacht: Lindemann hat in meinen Augen nicht nur auf die richtige Positionierung gesetzt, sondern das gesammelte Wissen eines erfahrenen Entwicklers sinnvoll eingesetzt und in einen unglaublich gut klingenden Player verwandelt.“ 
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Christian Rechenbach
Autor Christian Rechenbach
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Datum 13.04.2011, 12:33 Uhr
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