Kategorie: CD-Player

Einzeltest: Destiny Audio Art MK II


Die Zeitmaschine

CD-Player Destiny Audio Art MK II im Test, Bild 1
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So ganz leicht fällt es nicht, heutzutage noch „ganz normale“ CD-Player aufzutreiben. Fündig wurden wir jüngst ausgerechnet im Reich der Mitte

Peripherie:


 Kophörerverstärker Bakoon HPA-21
 Kopfhörer: Audeze LCD-XC


Chinesen bauen nur Dinge, die sich weltweit in gewaltigen Stückzahlen absetzen lassen? Offensichtlich ist dem nicht so, denn das hier ist zweifellos ein Nischenprodukt – und was für eins: Optisch sicherlich nicht jedermanns Sache, strahlt diese Trutzburg von einem CD-Player den soliden Charme einer mittelalterlichen Burg irgendwo zwischen Rhein und Mosel aus. Elf Kilogramm Lebendgewicht, das schafft Vertrauen. Gebaut werden solcherlei Spezialitäten vom chinesischen Hersteller „DestinY“.

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Unser Proband hört auf die Typenbezeichnung „Art MK II“, woraus wir messerscharf folgern, dass es sich um die zweite Inkarnation eines Gerätes namens „Art“ handelt. „MK I“ sah so ähnlich aus, verfügte im Gegensatz zum neuen Modell aber über einen klassischen Schubladenmechanismus und einen schlichteren D/A-Wandler. Beim MK II haben wir es mit einem Toplader zu tun, als Wandler fungiert mit das Feinste, was der Markt zu bieten hat. Die beiden „Zinnen“ auf dem linken Gehäuseabteil sind zwei Röhren, über die bei Bedarf das Ausgangssignal ausgekoppelt wird. Wer das nicht will, der kann auch per Halbleiter Aufbereitetes abgreifen. Die nächste gute Nachricht lautet: Das Gerät ist angesichts von Anmutung und Aufwand erfreulich bezahlbar: Es kostet 850 Euro. Neugierig geworden? Dann sehen wir mal genauer hin. Der Netzschalter – es ist einer von der harten Sorte – sitzt an der Seite. Auf der rechten, flacheren Hälfte des teils aus Aluminium, teils aus Edelstahl aufgebauten Gehäuses gibt’s das Laufwerk. Um daran zu kommen, muss man den runden Acrylglasdeckel abnehmen (dessen Griff gerne etwas „griff sicherer“ sein dürfte) und die CD auf die Antriebsspindel setzen. Sie wird mit einem Metallpuck fixiert. Nachdem der Deckel wieder draufliegt, geht’s los, das Gerät startet den Auslesevorgang automatisch. Man kann die Maschine entweder mit einer Reihe Tasten links oder der beiliegenden Fernbedienung zur Mitarbeit überreden. Am Gerät geht nur Elementares, per Infrarot gibt’s auch eine Zehnertatstatur, eine Repeat-Funktion und eine Betriebsartenumschaltung fürs Display. Jenes ist ein schlichter Siebensegmenttyp und kann nicht abgeschaltet werden. Das Laufgeräusch hält sich in Grenzen, nur beim Hochbeschleunigen der CD gibt’s das obligatorische „Zwitschern“. Die Geräterückseite offeriert zwei Paar analoger Cinch-Anschlüsse: eines für die „OP“-Stufe, eines für den Röhrenausgang. Hinzu gesellt sich ein Paar symmetrischer XLR-Anschlüsse, die bei genauer Betrachtung aber so symmetrisch nicht sind: Der Minus-Leiter ist auf Masse geklemmt, so dass hier tatsächlich nur ein unsymmetrisches Signal anliegt. Eine weitere Cinchbuchse führt das digitale Ausgangssignal im S/PDIF-Format. Der Laufwerksmechanismus hängt unter einer soliden Aluminiumplatte und stammt vom japanischen Zulieferer Sanyo; ich stelle erfreut fest, dass dort offensichtlich noch reine CD-Antriebe produziert werden. Es ist ein eher schlichtes Modell, bei dem der Laserschlitten per Kunststoffzahnrad und -zahnstange transportiert werden, aber immerhin. Die Auswerteelektronik stammt von NXP (vormals Philips) und ist offensichtlich in der Lage, auch andere Antriebe als die klassischen Philips-Laufwerke zu bedienen. Das linke Gehäuseabteil beherbergt die restliche Elektronik. Obendrauf residieren der gekapselte Netztrafo, davor die beiden Ausgangsröhren. Es handelt sich um chinesische Pendants zur US-Doppeltriode 6SN7 und ja, ein Austausch gegen höherwertige Exemplare ist durchaus eine Überlegung wert. Im Inneren steckt eine große Platine, auf der ich alles Mögliche gefunden habe, nur den Wandlerchip nicht. Wir gehen davon aus, dass der auf der Rückseite „wohnt“, auf eine Demontage zur Überprüfung haben wir verzichtet. Trotzdem ein paar Worte zum PCM1792: Er zählt nicht zu den allerletzten Errungenschaften von Texas Instruments/Burr-Brown, gilt aber nach wie vor klanglich als einer der besten Wandler überhaupt. Er verarbeitet Daten mit bis zu 24 Bit Auflösung und einer Samplingrate von 200 Kilohertz. Entsprechendes bekommt er hier zwar nicht serviert, rechnet das „CD-Futter“ aber intern entsprechend hoch. Fürs Aufbereiten der analogen Ausgangssignale sind pro Kanal zwei Doppeloperationsverstärker vom Typ OPA2604 zuständig, auch die passiven Bauteile können sich sehen lassen: Französische Solen-MKP-Kondensatoren findet man eher selten in chinesischen Geräten. Geben wir dem DestinY erst einmal Bewährtes zu tun: Das „unsterbliche“ erste Album des amerikanischen Singer-/ Songwriters Marc Cohn (ja, das mit „Walking in Memphis“) ist ein bewährter Prüfstein für Abspielequipment jeder Art. Der Art MK II spielt über die Operationsverstärkerausgänge und das macht er wirklich gut: Das Klangbild ist gelöst, geschmeidig, „True Companion“ offenbart einen kontrollierten und tief reichenden Bassbereich – so muss das. Das zweifellos nicht ganz einfach darzustellende, weil merklich näselnde Organ des Sängers klingt hier fast ein bisschen zu zivilisiert. Der mit den beiden Doppeltrioden gepufferte Ausgang klingt merklich anders – für meine Begriffe in der Summe besser: Das Klangbild ist besser gestaffelt, wirkt dynamischer und energiegeladener. Einzig ganz unten im Frequenzkeller geht’s über die Halbleiterausgänge etwas kräftiger und überzeugender. Marc Cohns Stimme hat über die Röhre zweifellos mehr Ausdruck und Charakter, das klingt für ein Gerät dieser Preisklasse wirklich gut. Ziehen wir Johnny Cashs 2000er- Album „Solitary Man“ zurate, ergibt sich ein ähnliches Bild: Etwas mehr „Schmackes“ unten herum gibt’s über die Halbleiterausgänge, mehr Musik macht‘s aber irgendwie mit den Röhren: Es klingt einfach freier, scheinbar unkomprimierter. Hören Sie sich mal das großartige U2-Cover „One“ auf diesem Album an: Die akustischen Gitarren sind ausgezeichnet einzeln zu verfolgen, haben beide ihren speziellen Sound, die ganz dezente Orgel im Hintergrund ist ebenfalls problemlos herausdifferenzierbar, die Gesangsstimme hat demgegenüber ein viel wärmeres Timbre. Die Kombination aus all diesen Elementen macht‘s – das ist ein großartiger Titel und diese Maschine erklärt ziemlich genau warum. Das mit dem etwas schwächeren Bassbereich über die Röhrenausgangsstufe hat uns dann doch keine Ruhe gelassen. Und siehe da: Der Röhrenfundus gab noch diverse Derivate der 6SN7 her und tatsächlich kann man damit ganz hervorragend am Sound drehen. Und wieder einmal zeigte sich, dass „alt“ bei Röhren nicht automatisch „gut“ bedeutet: Mit einem Pärchen amerikanischer Originale produzierte das Gerät einen garantiert stressfreien, aber leider auch ziemlich „matschigen“ Sound. Hängen geblieben sind wir letztlich an lächerlich preiswerten russischen „6H8C“ (was nach dem Transfer aus dem kyrillischen Alphabet „6N8S“ heißt). Damit hat‘s den Biss, die Attacke und Wucht, die das Ganze rund macht. Gibt‘s für unter drei Euro pro Stück bei Ebay. Letztlich allerdings ist das nur ein bisschen Politur an einem CD-Spieler, der sich eine dicke Empfehlung redlich verdient hat.

Fazit

Da ziehen wir den Hut: Der Art MK II ist ein preiswertes, absolut „erwachsenes“ Gerät, der alle Funktionalitäten eines klassischen CD-Players beherrscht und offen, dynamisch und geschmeidig klingt. Tuning- Potenzial gibt’s zudem – beim Röhrenausgang geht noch was.

Kategorie: CD-Player

Produkt: Destiny Audio Art MK II

Preis: um 850 Euro

7/2014
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 850 
Vertrieb: IEV-Kommunikationstechnik Thorsten Langer, Wenden 
Telefon: 02762 9990193 
Internet: www.destiny-audio.com 
Abmessungen (B x H x T in mm) 390/200/360 
Gewicht (in Kg) 11 
Digitaleingänge: Nein 
Digitalausgänge: S/PDIF Cinch 
Analogausgänge 2 x Cinch, 1 x XLR 
Besonderheiten: Toplader 
checksum Da ziehen wir den Hut: Der Art MK II ist ein preiswertes, absolut „erwachsenes“ Gerät, der alle Funktionalitäten eines klassischen CD-Players beherrscht und offen, dynamisch und geschmeidig klingt. Tuning- Potenzial gibt’s zudem – beim Röhrenausgang geht noch was. 
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Datum 14.07.2014, 09:00 Uhr
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