Serientest: Focal (Car) 6.5 KM/3 KM/FRAK, Focal (Car) SUB 5 KM

Die Lautsprecher der französischen Marke Focal zeichneten sich schon immer durch ihren hohen Grad der Innovation aus, Focal hat nie das gemacht, was andere machten. Auch die neue Serie K2 Power M ist dafür ein prima Beispiel, denn sie strotzt nur so vor individuellen Lösungen.

Die Verwandtschaft von K2 Power M und K2 Power ist ja offensichtlich, auch die Optik mit den charakteristisch gelben Membranen zeigt sofort K2 Power an. Doch das M in K2 Power M ist der Top Serie Utopia M entnommen, so dass die K2 Power M Serie zwischen K2 Power und Utopia M angesiedelt ist. Die Materialien erinnern dabei eher an K2 Power, doch die benutzten Technologien stammen mehr oder weniger direkt aus der edlen Referenzserie. Fünf Einzelchassis gehören zur K2 Power M Serie, Komponentensysteme gibt es nicht, die Serie ist ausschließlich zum Aufbau von aktiven Anlagen gedacht, was in dieser Klasse ja auch Sinn ergibt.

Die vier Lautsprecher sind der Hochtöner FRAK, der Mitteltöner 3 KM, der Tieftöner 6.5 KM und der Subwoofer SUB 5 KM. Und ja richtig, der Subwoofer hat einen kleineren Durchmesser als der Tieftöner, nämlich 5 im Vergleich zu 6,5 Zoll. Das verwundert uns nur wenig, denn wir sind ja bei Focal, und die Franzosen haben unter Utopia ja bereits 13 cm bzw. 5 Zoll Subwoofer wie 5 WS oder 13 WS im Programm gehabt.

Bleiben wir bei unserem SUB 5 KM, der uns sofort zeigt, wo es bei der K2M Serie lang geht. Wir haben eine M Membran vor uns, die ihren Namen von ihrem in etwa M-förmigen Profil hat. Diese Focal-eigene Technologie wird in der edlen Utopia M Serie eingesetzt und jetzt an die K2M vererbt. Die höchste Stelle der Membran bildet ein Ring, an dessen Unterseite der Schwingspulenträger befestigt ist. Nach innen, wo normale Membranen eine Dustcap haben, ist die M Membran als Inverskalotte geformt, nach außen ergibt sich ein zum Rand abfallender Konusstumpf. Das Material ist ähnlich wie bei K2 Power, nämlich ein Sandwich mit der charakteristisch gelben Kevlarschicht auf der Vorderseite und einem Hartschaumkern aus Rohacell. Wie bei Utopia und im Gegensatz zu einigen K2 Power Membranen gibt es eine klare Gewebeschicht auf der Membranrückseite. Das Ganze ist steif wie ein Brett und durch den porigen Aufbau hervorragend gedämpft. Die Schwingspulen sind bei allen vier Chassis recht groß geraten, beim SUB 5 KM und 6.5 KM messen sie 2,5 Zoll im Durchmesser und sind auf Glasfaserträger gewickelt - bei Focal bevorzugt man große Oberflächen zur Wärmeableitung und keine Wirbelströme mit dem elektrisch nichtleitenden Material. Ansonsten sind die Antriebe konventionell designt, jedoch mit Ferritringen statt des bei Utopia verwendeten (und mehrfach teureren Neodym). Recht Utopia-like sind wieder die riesigen Polkernbohrungen bei SUB 5 KM und 6.5 KM, durch die sich eine weitere Besonderheit erblicken lässt. Während man beim Tieftöner direkt auf die Membranrückseite blickt, lässt sich beim Subwoofer eine Gummischeibe erkennen, vermutlich schlicht als Zusatzgewicht, um die Resonanzfrequenz zu drücken um den Arbeitsbereich des kleinen Chassis in Richtung Subwooferfrequenzen zu drücken. Der Mitteltöner ist eine verkleinerte Version seiner großen Kollegen, aus Platzgründen kommt bei ihm jedoch Neodym als Magnetmaterial zum Einsatz. Wie bei 6.5 KM und auch beim Hochtöner ist seine Sicke nach dem hauseigenen TMD (Tuned Mass Damper) so gemacht, dass sie störenden Partialschwingungen der Membran entgegenwirken soll. Das interessanteste Chassis ist jedoch der Hochtöner FRAK, der wirklich überhaupt keine Ähnlichkeit mit einer Standard-Hochtonkalotte aufweist. Genau genommen hat er weder eine Kalottenmembran, noch ist er ein reiner Hochtöner. Vielmehr haben wir einen Konushochtöner bzw. einen kleinen Breitbänder vor uns, nur eben mit der M-Membran statt einer konventionellen Konusmembran. Er ist auch hinten offen, so dass er einen schalldichten Einbau wie der Mitteltöner braucht, um den akustischen Kurzschluss zu vermeiden, der auftritt, wenn Schall von der Membranrückseite nach vorne gelangt. Am Hochtöner wird auch sofort ein weiterer Grund deutlich, warum Focal die M-Membran entwickelt hat: das Abstrahlverhalten. Auf den ersten Blick sieht die Membran nämlich aus wie die berühmte Inverskalotte, die ja ursprünglich bei Focal entwickelt wurde und die ja für ihr über die Winkel konstantes Abstrahlverhalten bekannt ist. Ein ganz ähnliches Konzept verfolgt Focal auch beim Utopia M Hochtöner TBM, der jedoch nur über die Polkernbohrung hinten offen ist, außerdem glänzt der TBM mit der typischen Beryllium Membran, während sich unser FRAK mit Aluminium/Magnesium begnügen muss.  

Messungen und Sound

Der FRAK hat mit 40 Millimetern Membran- und 32 Millimetern Schwingspulendurchmesser recht stattliche Abmessungen für einen Hochtöner, er ähnelt eher einem kleinen Breitbänder. Der Schalldruckverlauf reicht obenrum bis 22 kHz, wo die Membran in eine nicht zu ausgeprägte Resonanz aufbricht - nicht schlecht für eine solche Konstruktion.

Noch beeindruckender ist jedoch die Performance zu tiefen Frequenzen, wo der FRAK mit seiner Resonanzfrequenz von nur 180 Hz bereits ab 300 Hz Fahrt aufnimmt. Einsetzbar ist er jedoch erst ab ca. 600 Hz, was beachtlich ist für den kleinen Töner und für einen Hochtöner sogar atemberaubend niedrig. Der Mitteltöner 3 KM könnte fast auch als Breitbänder durchgehen, sein Frequenzgang zeigt jedoch leider eine Störung bei knapp 12 kHz, die den Einsatz auf unter 10 kHz oder besser noch unter 7 kHz beschränkt. Bei den Verzerrungen bemerken wir nur eine kleine Unregelmäßigkeit um 1 kHz, die jedoch unschädlich ist. Der 6.5 KM will zu hohen Frequenzen gar nicht aufhören, noch Schall zu produzieren, sogar oberhalb von 20 kHz kommt noch nennenswert Schall am Mikrofon an. Doch bitte nicht zu früh freuen, allerspätestens ab 5 kHz ist nichts Verwertbares mehr dabei. Sogar bereits zwischen 1 und 2 kHz zeigen sich Störungen, so dass der 6.5 KM am besten als Dreiwege-Tieftöner im Audiosystem aufgehoben ist. Bleibt noch der SUB 5 KM, der mit einer Resonanzfrequenz von 68 Hz und einer sehr hohen Güte von knapp 1,2 zuerst Rätsel aufgibt, was man mit diesem Subwoofer machen soll. Doch die sehr harte Aufhängung und das quasi nicht vorhandene Äquivalentvolumen machen ihn weitgehend vom Gehäusevolumen unabhängig. Also folgen wir der Empfehlung von Focal (4 - 6 Liter), ihn in ein kleines geschlossenes Gehäuse einzubauen. Und es ist klar, dass man mehrere Woofer braucht, um mit dem Pegel des Frontsystems mitzugehen. Bei uns machten zwei SUB 5 KM den Job, noch mehr sind jedoch von Vorteil, denn im Bass gilt nach wie vor: viel hilft viel! Dann jedoch bringt der SUB 5 KM den Bassbereich ganz schön auf Trab. Mit vollkommen ausreichend Tiefgang serviert er ungeheuer präzise Bassattacken, so dass die Musik sehr viel Spaß macht. Wer will, kann per DSP im Tiefbass noch nachsteuern, was der SUB 5 KM aufgrund seiner großen Schwingspule und seines robusten Aufbaus problemlos mitmacht. Das Frontsystem aus 6.5 KM, 3 KM und FRAK zeigt dann sehr schnell, in welche Richtung die Klangreise geht. Das System legt mit ungeheurer Präzision los, und zwar über den gesamten Frequenzbereich. Eine immense Vielfalt an Feinheiten lässt sich aus der Aufnahme heraushören und Stimmen klingen mit dem Setup gnadenlos ehrlich. Es klingt insgesamt sehr dynamisch und mit einer sehr hohen Präzision im Bass. Der Tweeter FRAK bietet funkelnde Höhen und ein wunderbar luftiges Klangbild. Dies ist gepaart mit einer tollen Bühnenabbildung, die man so lange nicht gehört hat. Wegen der tiefen möglichen Trennfrequenz lässt sich eine "breitbänderige" Räumlichkeit erzielen, mit auf den Punkt genau lokalisierbaren musikalischen Akteuren - wirklich großes Kino!

Fazit

Die Melange aus K2 Power und Utopia M ist Focal ganz hervorragend gelungen. K2 Power M überzeugt mit wunderbaren Chassis (Made in France), großartigem und eigenständigem Engineering und einer wirklich spektakulären Klangperformance. Toll gemacht!