Klangqualität pur

 Mit der VE1300.11SP präsentierte ESX einen echten Knaller in Form  einer 11-Kanal Endstufe mit Premium-DSP. Heute geht es um die  kleinere Schwester VE900.7SP, die für deutlich weniger Geld eine  gleichwertige Performance verspricht.

In Sachen DSP ist ESX sehr gut aufgestellt. Neben den beiden VE DSP-Verstärkern gibt es an aktuelleren Geräten die Stand-alone DSPs der QE, QL und QM Serien, die allesamt erstklassig bestückt sind. Dies trifft genauso auf die „Geheimtipp“ DSPs D66SP und D68SP der Direction Serie zu. Die VE Verstärker zeichnen sich dadurch aus, das sie in keiner Weise abgespeckte Signalprozessoren mitbeommen haben, die Bausteine sind genauso edel wie bei den Stande-alone Prozessoren, was die DSP-Amps fast zu Schnäppchen macht. Unsere kleine VE900.7SP unterscheidet sich von der 1300.11 in erster Linie durch die Anzahl der Kanäle.

Sie benutzt die gleichen Technologien bei Netzteil, Signalaufbereitung, Verstärkung und DSP, so dass man von ihr die gleiche Performance wie bei der 11-Kanal-Endstufe erwarten darf. Auch die Aufteilung der Kanäle wurde beibehalten: Zwei große, 2 Ohm stabile Kanäle sind für größere Woofer gedacht, bei der VE900.7SP bleiben dann 5 kleine 4 Ohm Kanäle übrig, genug für Front, Rear und Center. Somit ist die VE900 perfekt auf Mercedes und BMW zugeschnitten, die mit ihren Fußraum- bzw. Untersitzwoofern genau dieses Setup aufweisen. Für einen zusätzlichen Subwoofer ist ein prozessierter Mono-Ausgang an der VE900 vorhanden, so dass hier bei Bedarf mehr Bass ins Fahrzeug geholt werden kann. Besonders hervorzuheben ist bei ESX ist das EPS-Pro, das eine perfekte Anbindung auch an schwierige Werkssysteme ermöglicht. Die Schaltung  gaukelt einer Lautsprecherdiagnose seitens des Fahrzeugs das Vorhandensein der Werkslautsprecher vor. Mit der Pro-Variante lässt sich die Eingangsimpedanz der Endstufe sogar dreistufig einstellen. Die niedrigste Einstellung funktioniert bei den meisten Diagnose Werkssystemen, die mittlere ist für spezielle symmetrisch übertragende Werksverstärker (z.B. VW), die sonst suboptimal funktionieren und die hohe Einstellung ist das, was normalerweise benutzt wird, nämlich 600 Ohm für beste Signalübertragung im Sinne von Stör- und Rauschfreiheit. Die VE900 verkraftet weiterhin 40 Volt am Signaleingang, so dass sie auch mit kräftigen Werksverstärkern klarkommt.   

Der Empfindlichkeitsbereich ist per Schalter einstellbar, was nicht zwingend nötig wäre und im Hinblick auf optimale Klangqualität geschieht, und daher auch vom User korrekt geschaltet werden sollte. Sinn der Übung ist es, den Bauteilen der Signalaufbereitung wie Potis und Operationsverstärkern optimale Arbeitsbedingungen zu bieten, dann klingt‘s nämlich am besten. All dies ist an der VE900 gleich dreimal vorhanden und für die 6 Eingänge paarweise einstellbar, wenn zum Beispiel das Signal für Front von einem anderen Werksverstärker kommt als das Signal für die Woofer ist das kein Problem. Und auch die ebenfalls vorhandenen 6 Niederpegeleingänge profitieren von einer hochqualitativen Signalkette. Weitere Nettigkeiten finden sich an der VE in Form der auch signalabhängig funktionierenden automatischen Einschaltung, des „Cabrio Pins“, einem Steuereingang zum Setupwechsel im DSP und dem Steuerausgang für einen externen Lüfter. Auch im Inneren des stabilen Druckgussgehäuses zeigt sich natürlich die enge Verwandtschaft der beiden VE Endstufen. Die kleine 900.7 kommt mit 4 statt 6 Netzteil spulen aus, die wieder nicht als Push-pull Transformatoren, sondern als Step-up Converter arbeiten, was Vorteile bei der Effizienz bringt. Die Endverstärkung erfolgt über integrierte Chips unter der Platine, die fest an den Kühlkörper geschraubt sind. Die für die Class-D Schaltungen erforderlichen Tiefpassspulen sind gekapselt und von hübschen Folienkondensatoren unterstützt. Wir finden 18 Stück davon, die sich auf 5 Pärchen für die kleinen Kanäle und 2 x 4 Stück für die Basskanäle aufteilen. Alles ist exakt so wie bei der VE1300.11SP nur mit weniger Kanälen. Der DSP sitzt zusammen mit dem Bluetooth, der bei der VE natürlich serienmäßig mit drin ist, und zwar als sehr gut klingender 5.0, auf einer Extraplatine. Wir finden den 32-Bit ARM Controller, einen Analog Devices ADAU1452 DSP und zwei sehr gute Wandler aus AKMs höchster Velvet Sound Serie - alles ausnahmslos vom Feinsten. Zwei Plätze für Vielbeiner bleiben auf der Digitalplatine leer: Wegen der „nur“ 8 DSP Kanäle schafft ein achtkanaliger AK4458 D/A-Wandler den Job, wo die 12 DSP Kanäle einen zweiten DAC erfordern, weil es keinen 12-Kanal Baustein gibt. Der zweite Platzhalter trägt bei der VE1300.11SP stolz einen zweiten DSP Kern, hier gilt im Prinzip das Gleiche, ein ADAU1452 schafft die 8 Kanäle der VE900.7SP auch alleine, und zwar in hoher Auflösung mit einer Sampligrate von 96 kHz. Diese erfordert die doppelte Rechenleistung wie eine SR von 48 kHz, dafür gibt es den doppelten Audio-Frequenzumfang bis über 40 kHz und auch feine 3,5 Millimeter Schritte bei der Laufzeitkorrektur. Die Software ist selbstverständlich das bekannte ESX DSP Toolkit, das alle neueren DSP Produkte erkennt. Auch die App für iOS und Android funktioniert mit der VE900.7SP, und zwar zum Programmieren aller DSP Funktionen. Das DSP Toolkit ist ein mächtiges Werkzeug mit umfangreichen Funktionen. Es gibt perfekte Frequenzweichen und jede Menge EQs, die sich auch als Shelf oder Allpassfilter einsetzen lassen. Auch der Expertenmodus ist vorhanden, hier schleicht sich jedoch der einzige echte Wermutstropfen unserer VE900.7SP ein. Die zusätzliche Staging Ebene fehlt bei der VE900.7SP, es gibt also keine zwischengeschaltete Kanalebene mit Überalles Equalizing und keinen Balance EQ. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die VE900 nur mit einem Prozessorkern auskommen muss, der einzelne ADAU1452 schafft hier nur entweder 96 kHz oder Staging Kanäle, aber nicht beides. Die Entscheidung fiel zugunsten der Signalqualität, daran werden wir bestimmt nicht meckern. Zumal der Expertenmodus durchaus Goodies bereithält, nämlich die Aufstockung von 15 Bändern pro Eingangskanal auf 30 Stück, womit sich wohl auch die am Verzwicktesten verbogenen Frequenzgänge geradeziehen lassen.   

Messungen und Sound  

Am Messplatz geizt die VE900.7SP nicht mit Leistung. Die Verstärker ICs geben an 4 Ohm satte 104 Watt aus den kleinen Kanälen 1 - 5 heraus, womit die VE zu den stärksten Chip Endstufen am Markt zählt.

Die Kanäle 6 und 7 liegen mit 111 Watt in etwa gleichauf, ihr Potenzial erschließt sich an niedrigeren Lasten von 2 Ohm mit knapp 190 Watt pro Kanal. Völlig begeistert sind wir angesichts dieser Leistung jedoch, weil sie sehr klirrarm produziert wird. Und zwar ohne Kompromisse vom Feinsten - hier zeigt sich, dass sich die sorgfältige Signalführung auszahlt. Bei der Messung der Systemleistung mit Dauer-Sinus bei maximaler Last zeigt sich, dass das Step-up Netzteil auch kräftig Strom liefern kann: 654 Watt bei 5 x 4 Ohm + 2 x 2 Ohm sind ein Wort. Bis auf die Systemleistung sind die Ergebnisse wie zu erwarten in etwa deckungsgleich zur großen Schwester, und das geht beim Klangcheck nahtlos weiter. Die VE900.7SP legt sich sofort voll ins Zeug, sie kann dynamisch loshämmern und bei Schlagzeug und Percussion voll begeistern. Auch bei massiven Bassattacken macht die VE keine Gefangenen, das Teil klingt einfach nach noch mehr Leistung als ohnehin drin ist. Auch bei leiseren Tönen weiß die Kleine voll zu überzeugen, die Zuhörer schwelgen nach Belieben in feinst aufgelösten Obertönen und realistisch dargestellten Naturinstrumenten. Zu kritisieren gibt es eigentlich rein garnichts, bitte alles so lassen. 

Fazit

Die VE900.7SP ist eine top verarbeitete Edelendstufe, die voll auf bestmögliche  Klangqualität gebürstet ist. Mit von vorne bis  hinten den besten Hardware-Komponenten,  der Top Ausstattung inklusive Bluetooth und  erstklassiger Integrationsfeatures wie EPS Pro  ist sie erste Wahl für Anlagensetups mit 5 +  2 Kanälen.