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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Canor TP10
Artgerecht
Im slowakischen Prešov residiert nunmehr seit 15 Jahren ein Hersteller von HiFi-Elektronik, der sich mit seinen Röhrenverstärkern einen Namen gemacht hat. Den haben sie zwar vor ein paar Jahren geändert, sind aber seit nun ungefähr einem Jahr dabei, die HiFi-Welt aufzumischen.
Einige von Ihnen erinnern sich eventuell noch an die Produkte unter dem Markennamen Edgar. Richtig, das war recht exklusive Röhrenelektronik, oft mit hübschen Holzfronten und auch gar nicht mal mit dem Preisschild, das einen nach hinten umfallen lässt, sondern schön auf dem Boden geblieben. 2007 änderte man den Firmennamen in Canor. Leider weiß ich nicht, was die Beweggründe dafür waren. Alles, was ich weiß, ist, dass die Jungs in letzter Zeit ganz schön Gas geben und nach und nach richtig feiste Sachen auf den HiFi-Markt werfen. Dass die Herren und Damen von Canor es ernst meinen, konnte man auf der diesjährigen High End sehen.
Am Stand des Deutschlandvertriebs Empire konnte man nicht nur die neuesten CD-Player und Verstärker bewundern, sondern sich auch ein Bild vom Perfektionismus der Slovaken machen. Unter anderem war dort ein Röhreneinbrenn- und -prüfgerät zu bestaunen, das die Röhren erst auf Betriebstemperatur bringt, den Arbeitspunkt stabilisiert und die Glaskolben auch gleich hinsichtlich ihrer Eigenschaften untersucht. Nur perfekt zusammenpassende Exemplare werden verwendet, und das auch nur, wenn sie den strengen Messparcours erfolgreich bestehen. Selten habe ich so eine Akribie sehen können. Und kurz darauf war es dann auch so weit: Ich durfte das neueste Werk aus der Slowakei bewundern. Zunächst scheint es ja nicht so hundertprozentig passend, im digitalen Zeitalter Röhrentechnik vorzustellen; in diesem Fall gibt es aber mehrere gute Gründe, eine Ausnahme zu machen. Zum einen sollte man sich ja immer vor Augen halten, dass Röhrenverstärker nicht nur an Plattenspieler angeschlossen werden müssen, nur weil das aus nostalgischen Gründen so schön passt, zum anderen ist dies ein Kopfhörerverstärker. Mir scheint, dass gerade diese Produktgattung derzeit speziell für die Computer-HiFi-Fraktion zunehmend interessant geworden ist. Besonders die wachsende Gemeinde der Vinyl-Digitalisierer baut auf derartige Lösungen. Und genau aus diesem Grund fand ich es so unglaublich gut passend, einen richtig, richtig feinen Kandidaten ins Heft zu holen. Was kann man zunächst über den TP10 sagen? Lange Ausstattungslisten in Worte fassen kann man bei ihm nicht. Im Prinzip hat man einen Signaleingang, einen Pegelsteller, und einen Ein/ Aus-Schalter. So viel zu dem, was das Auge außer dem hübschen Gehäuse noch zu erkennen vermag. Drinnen ist‘s viel interessanter. Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass der TP10 im Grunde ein sauberer, diskret aufgebauter Kopfhörerverstärker ist, bei dem eine Electro-Harmonix-Röhre vom Typ 12AT7WC in der Eingangsstufe sitzt. Für die, die etwas damit anfangen können: Das europäische Äquivalent ist die ECC81, eine aufgrund ihres guten Signal-Rausch-Verhältnisses und der stabilen Kanalgleichheit gern in Vorverstärkern eingesetzte Doppeltriode. Alles, was hinter der Eingangsstufe kommt, ist diskret aufgebaute Halbleitertechnik ohne Schmuck, aber dafür mit reichlich viel Kapazität gesegnet. Der konsequent asymmetrische Aufbau ist recht gut zu erkennen, außerdem ist diese Art der Beschaltung so etwas wie eine Firmenphilosophie im Hause Canor. Über das Einstellen des Pegels (oder besser: das Dämpfen des Pegels) kümmert sich ein erstklassiges Poti von ALPS, einem Hersteller, der jedem in den Kopf schießt, der schon einmal ernsthafte Poti-Lösungen gesucht hat. Das ist einfach eines der besten Mittel der Wahl – und wird deshalb von mir wohlwollend zur Kenntnis genommen. Ein bisschen was gemessen habe ich natürlich auch. So an die 30 Milliwatt an 30 Ohm sind mehr als okay, mehr Leistung würde Ihnen die Möglichkeit in die Hand geben, Ihre Ohren zu zerstören. Beeindruckt war ich vom Klirr, denn der ist trotz der Röhre auf einem so niedrigen Niveau, dass man ihn als vernachlässigbar abstempeln kann. Und Rauschen? Das ist mit über 100 dB (A-gewichtet) sehr weit weg, auch wenn man mit einem Kopfhörer etwas unmittelbarer mitbekommt, wenn‘s da ist. In der Praxis merkt man erst etwas davon, wenn kein Signal anliegt und man voll aufdreht – darunter herrscht Grabesstille.Klang
Den Klangtest habe ich in den eigenen vier Wänden durchgeführt. In diesem Fall war nicht die mir so gut bekannte Akustik eine vernünftige Ausrede, ich wollte einfach nur meine Kopfhörer mal an vernünftiger Elektronik und nicht immer nur an den Kopfhörerausgängen direkt am Rechner benutzen. Da ein guter USB-DAC in jede Computerschublade gehört, war ich dort auch schon ganz gut vorbereitet. Die Voraussetzungen waren recht gut: Der Wandler gab das Signal vor und bezog seine Musik direkt von der Mac-Software Amarra, die dem Apple-eigenen iTunes zeigt, dass man Signalverarbeitung auch richtig machen kann. Nun aber los: Die eindeutige Deklassierung meines Mac-Klinkenausgangs hatte ich ja schon erwartet, aber mit einem so großen Sprung nach vorne hatte ich nicht unbedingt gerechnet. Nicht nur, dass es viel lauter geht, sondern auch viel klarer, sauberer, musikalischer. Röhrencharme? Hat er, wenn auch nicht im Übermaß. Natürlich geht ein Teil der Natürlichkeit seines Klangs auf die verwendeten Röhren, aber er versucht nicht auf Biegen und Brechen, nach aufgeheiztem Vakuumkolben zu klingen. Ist mir ganz recht, schließlich muss er bei mir auch als Arbeitsgerät ran, wenn ich Musik digitalisiere, und da möchte ich einen großen Schuss Ehrlichkeit und keinen Schönspieler. Genau diesen Spagat vollzieht der TP10 erstklassig. Auch fiel mir auf, dass dieser Verstärker die Vorzüge meiner Amarra-Software so eindeutig zu Gehör zu bringt wie bisher noch nichts vor ihm. Während ich diese Zeilen schreibe, dudelt gerade Gareth Willimas Power Trio mit „A Welshman in New York“ aus dem Canor-Amp und ich muss sagen, selten so eine gute Bassauflösung über meine Kopfhörer vernommen zu haben. Ich bin ein bekennender Freund von strammen Transistoren und belächle bisweilen auch mal sündteure Röhrenamps ohne Leistung. Aber der TP10, liebe Leser, hat mir die Röhre wieder etwas nähergebracht.
Fazit
Na gut, eine Röhre kann man auch als militanter Digitalmann verkraften. Was viel wichtiger ist: Der Canor TP10 hat mir über Musik und das Erleben dieser über den Kopfhörer Dinge gezeigt, die ich nicht vergessen werde. Tolles Ding.Kategorie: Zubehör HiFi
Produkt: Canor TP10
Preis: um 700 Euro
Referenzklasse
Canor TP10
302-2324
Erni Hifi Studio GmbH |
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenKlang | 70% | |
Labor | 15% | |
Praxis | 15% |
Kategorie | Kopfhörerverstärker |
Vertrieb | Empire Deutschland, Duisburg |
Telefon | 0203 75999004 |
Internet | www.empire-hifi.com |
Messwerte | |
Abmessungen (B x H x T in mm) | 210/88/295 |
Gewicht (in Kg) | 3 |
Frequenzgang: | 10-50000 Hz |
Klirrfaktor | 0.05 |
Rauschabstand (A-gewichtet)(in dB): | 100 |
Ausführungen: | Silber/Schwarz |
Ausstattung | |
Cinch-Eingänge | 1 x analog RCA |
Cinch-Ausgänge | 1 x analog RCA (bypass) |
Kopfhörer-Klinkenanschluß | Ja |
Lautstärkeregelung: | Ja |
Kurz und knapp: | |
+ | glasklarer Klang |
+ | sehr gute Verarbeitung |
+ | leistungsstarke Cinchausgänge |
Klasse | Referenzklasse |
Preis/Leistung | sehr gut |