Den Kasseler Hersteller Trigon kennen wir seit Jahren als zuverlässigen Lieferanten für gut klingende, mit Augenmaß konstruierte Geräte zu ziemlich vernünftigen Preisen. Und jetzt das
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob / SME 3500
Clearaudio Master Reference/ Clearaudio Magnify
Tonabnehmer:
MFSL C3.5
Benz Ace L
Grado Statement 1
Lautsprecher:
Ascendo ZF3 SE
Progressive Audio Diablo
Zubehör:
Netzversorgung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von Transparent und van den Hul
Phonokabel von Straight Wire und van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Gegenspieler
Vorverstärker:
MalValve preamp three line
Audio Research LS27
Endverstärker:
SymAsym
AVM V3
Eigentlich war es zu befürchten. Schon lange.
Auf die Dauer kann es einfach nicht genug sein, als ewiger Geheimtipp in der Vernunftklasse durchs Herstellerleben zu gehen. Alle sind lieb und nett zu einem, man baut ja auch so vernünftige Geräte, dass sie keiner so richtig ernst nimmt und sie auch keinem so richtig weh tun. So oder ähnlich dürfte das Klischee aussehen, mit dem Trigon mitunter „draußen“ zu tun haben dürfte. Dabei ist das von ehemaligen Restek-Leuten gegründete Unternehmen lange aus dem Schatten des Geheimtipp- Status herausgetreten, und von klein und harmlos kann überhaupt keine Rede mehr sein. Trigon expandiert fleißig und ist mittlerweile auch international erfolgreich. Das verwundert nicht, verkörpert doch kaum ein Elektronikprodukt den typisch deutschen Pragmatismus so genüsslich wie Trigon: Wenn es eine Marke gibt, die so richtig nach „Made In Germany“ aussieht, dann diese. Jahrelang hat man sich mit Vollverstärkern und CD-Playern im klassischen 43-Zentimeter- Format umgetan, auch gibt es eine 20-Zentimeter-Baureihe, die ziemlich gut läuft (und auch hier schon vorgestellt wurde) und sogar noch Kleineres: Der Phonovorverstärker „Vanguard“ ist mittlerweile ein Klassiker und als Version „II“ am Markt. Und jetzt ist’s passiert: Trigon baut Großes. Eine Vor-Endstufenkombination, aber so richtig. Die modulare Vorstufe „Dialog“ ist zweiteilig (externes Netzteil, versteht sich), die Endstufen „Monolog“ (gelungene Namensgebung übrigens) sind, wie der Name vermuten lässt, Monos. Wer jetzt mutmaßt, dass Trigon mit dem Set auch preislich den Boden der Vernunft vollends verlässt, der irrt glücklicherweise. Zwar sind 5.000 Euro für die Vorstufe im Grundausbau und die gleiche Summe für eine Monoendstufe kein Pappenstiel; in Relation zu dem, was der Mitbewerb so aufruft, ist das aber noch zivilisiert – zumal hier garantiert nicht preisgünstig im fernen Osten produziert wird. Die Vorstufe Dialog ist das erste Gerät aus Trigons „Premium Line“. Man sieht sie schon seit ein paar Jahren immer mal wieder auf Messen auftauchen, aber fertig geworden ist sie erst jetzt. Das liegt daran, dass Firmengründer und Entwickler Rainer Reddemann eine sowohl einfach zu handhabende als auch extrem universelle Plattformlösung wollte, und das erwies sich als nicht so einfach. Von vorn wirkt der Dialog noch wie ein klassischer Vorverstärker: ein dicker Drehknopf für die Lautstärke, ein paar Taster und zwei Displays. Trigon-typisch rote Siebensegmentanzeigen vermelden den eingestellten Pegel, eine ungleich modernere Vakuum- Floureszenzanzeige informiert über alles andere. Jene gab’s leider nicht in rot, und so muss man mit einem blassblauen Display vorlieb nehmen. Auf der Rückseite wird’s spannend: Acht Steckplätze können mit Leben in Gestalt diverser Ein- und Ausgangsmodule bestückt werden. Jedes Modul steckt in einem schlanken Aluminiumprofil; rückseitig sitzen die entsprechenden Anschlussbuchsen, dazu entgegengesetzt der Systemverbinder, mit dem das Modul in den geräteinternen Bus eingesteckt wird. Prinzipiell ist es dabei weitgehend egal, was für ein Modul in welchen Steckplatz gesteckt wird, denn in jedem steckt Intelligenz: Beim Einschalten prüft das Gerät, in welchem Steckplatz was eingebaut ist und konfiguriert sich dementsprechend. In der Basisversion sind drei Module enthalten, zwei Hochpegel-Eingangsmodule und ein Ausgangsmodul. In beiden Fällen gibt’s pro Modul entweder ein Paar XLR-Anschlüsse oder zwei Paar Cinchbuchsen. Bei rein unsymmetrischer Bestückung hätte man so also vier Eingänge und zwei Ausgänge zur Verfügung. Empfehlenswert ist das nur bedingt, denn im Kern ist der Direktor symmetrisch aufgebaut, und die Vorteile der Anordnung sollte man nutzen, zumal sich auch die Endstufen über symmetrische Signale freuen. In unserem Direktor steckte zudem noch das nagelneue Phonomodul. Wer nachrüsten will: Die unsymmetrischen Ein- und Ausgangsmodule kosten 500 Euro, die symmetrischen Varianten und das Phonomodul 680 Euro. Weitere Varianten befinden sich in Entwicklung: Ein D/A-Wandlermodul wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, und ich bin bereit zu wetten, dass es auch irgendwann ein Streaming-Modul mit Netzwerkanschluss geben wird. Steckplätze gibt’s genug, und weitere Anwendungen sind denkbar. Ein UKW-Tuner als Einschub im Vorverstärker – warum nicht? Die Architektur des Dialog erlaubt solche Konfigurationen. Öffnet man das Gerät, sieht man nicht allzu viel. Was nicht weiter verwundert, denn ein großer Teil der signalverarbeitenden Elektronik steckt in jenen Alu-Tuben. Im Gerät gibt’s vor allem viel Abschirmung und eine ganze Menge Computertechnik für die Steuerung der Displays und zur Konfiguration. Noch nicht einmal der obligatorische dicke Ringkerntrafo ist hier zu finden, den gibt’s nämlich gar nicht. Das ausgelagerte Netzteil steckt in einem ungleich kleineren Gehäuse, verfügt über eine erfreulich lange Anschlussleitung und hat den dicken Trafo auch nicht – dort arbeitet nämlich ein Schaltnetzteil. An dieser Stelle gibt’s einen der ganz wenigen Kritikpunkte zu vermelden: So ganz frei von „Schaltresten“ ist die Ausgangsspannung des Dialog nicht; mit einem konventionellen Netzteil wären sicherlich noch bessere Störabstände drin gewesen. In den Verstärkermodulen steckt durch die Bank moderne Operationsverstärkertechnik, auf jeder Platine gibt’s zudem einen Mikrocontroller. Den braucht’s zur Kommunikation mit dem Hauptgerät. Die Bedienung des Gerätes ist nicht weiter kompliziert, trägt aber natürlich dem Modulsystem Rechnung. Es gibt eine Unzahl von Einstellmöglichkeiten, die meisten davon sind aber nur einmal erforderlich. So gibt es ein recht komfortables Signal-Routing; man kann jeden Ausgang entweder zum „normalen“ oder zu einem Tape-Ausgang erklären. Und dementsprechend kann man jeden Eingang auf die Haupt- oder Tapeausgänge schalten. Jeder Eingang kann mit einem eigenen Namen belegt werden, man kann ihm einen Pegel und eine Balanceeinstellung zuweisen. Man kann eine Grundlautstärke definieren, die das Gerät nach dem Einschalten „anfahren“ soll, die Displays in der Helligkeit variieren und noch ein paar Komfortfunktionen mehr nutzen. Da gibt’s zum Beispiel die Möglichkeit, die Anlage über eine eingebaute Uhr einzuschalten. Dafür hat der Dialog Steuerspannungsanschlüsse, mit dem zum Beispiel die Leistungsverstärker in Betrieb genommen werden können. Der Sinn der Sache: Wer betriebswarme Verstärker haben will, wenn er nach Hause kommt, der programmiert den Einschaltzeitpunkt einfach auf eine halbe Stunde davor. Klar gibt’s eine Fernbedienung. Die heißt „Direktor“ und gehört nicht zum Lieferumfang. Das ist keine Knauserigkeit des Herstellers, sondern dem Umstand geschuldet, dass man den Geber in einer Trigon- Kette nur einmal braucht. Sollten Sie also zum Beispiel schon einen CD-Player aus Kassel mit Fernbedienung haben, müssen Sie jetzt nicht noch eine kaufen – der Systemgeber kommt mit jedem Trigon- Gerät klar. Kaum weniger komfortabel geht’s bei den Monos zu. Obschon mit 30 Zentimetern Breite ein ganzes Stück vom üblichen Gardemaß entfernt, sollte man sie nicht unterschätzen: Jedes der 25 Kilos eines Monologs ist ein besonders gewichtiges, gilt es doch stolze 650 Watt Dauerleistung an vier Ohm zu generieren. Das ist übrigens erstens Herstellerangabe und zweitens auf den Punkt korrekt – bei uns im Messlabor roch es mitunter reichlich nach Messwiderstand. Um zu ergründen, wie die Leistungsfluten entstehen, berdarf es einer etwas komplizierteren Reise ins Geräteinnere. Das gilt im Übrigen auch für den Dialog, denn Trigon hat sich bei den Premium- Geräten auf die Fahne geschrieben, keinerlei äußerlich sichtbare Schraubverbindungen zu tolerieren. Das hat geklappt, bedingt beim Zerlegen aber etwas Geduld und im Falle der Endstufen einen besonders langen Inbusschlüssel. Ein Monolog wird von zwei 500-VA-Ringkerntrafos versorgt, die weitgehend unsichtbar im Untergeschoss des Gerätes werkeln. Darüber sitzen Gleichrichtung, Siebung, und reichlich Schutzschaltungen. Der eigentliche Verstärker teilt sich auf je eine Platine auf dem linken und dem rechten Kühlkörper auf – es handelt sich um eine echte Brückenendstufe. Insgesamt sorgen 20 potente Endtransistoren für ungehemmten Stromfluss an die dicken Schraubterminals an der Geräterückseite. Der Monolog arbeitet mit moderaten Ruheströmen, was Stromverbrauch und Wärmeabgabe in gemäßigten Regionen hält – ein echtes Class-A-Tier aus Kassel hätte mich auch sehr gewundert und irgendwie nicht in die Firmenphilosophie gepasst. Das zweifellos Auffälligste am Monolog ist sein „Gesicht“. Auf der Front prangt nämlich die mit Leuchtdioden nachgebildete Variante eines guten alten VU-Meters. So richtig groß und ungeniert zappelnd. So etwas in der Art erlauben sich heutzutage nur noch Accuphase und McIntosh, und ich find’s auch am Monolog großartig. Wer’s nicht mag, der kann’s abschalten. Wie auch die mittig angeordnete Anzeige der momentanen Höhe der anliegenden Netzspannung. Auch sonst kann die Endstufe vielfältig konfiguriert werden. Das geschieht mit einer Reihe von Tastern auf der Rückseite. So kann man zum Beispiel die Verstärkung in drei Stufen umschalten, den symmetrischen oder unsymmetrischen Eingang wählen und, wie gesagt, verschiedene Display-Optionen wählen. Was bei uns noch nicht funktioniert hat, war das Umstellen der Aussteuerungsanzeige von „Leuchtband“ auf „Punkt“. Was hingegen ausgezeichnet funktioniert, ist das Musikhören mit den Geräten. Dabei erlauben sich die drei Trigons nämlich durchaus einen gewissen Charakter, was ich nicht unbedingt erwartet hätte. Tatsächlich nämlich malen sie Klangbilder mit einem betont gefühlvoll geführten Pinsel und nicht mit dem groben Quast. Wer eingedenk der gebotenen Potenz vordergründige Attacke erwartet hat, der sieht sich getäuscht. Tatsächlich waren die Monologe die einzigen Verstärker, die zum Beispiel in der Lage waren, den überbordenden Bassbereich der Ascendo ZF3 SE so in die Schranken zu weisen, dass die Balance stimmte. Das allerdings verstanden die Trigons meisterhaft: Extrem tief und aufgeräumt, aber niemals vordergründig, mit sanfter Glut. Dem steht die Vorstufe in nichts nach: extrem detailliert, ruhig, breitbandig, aber im besten Sinne unaufgeregt. Das hier ist definitiv keine Verstärkerkombi, die durch Vordergründigkeit auf sich aufmerksam macht, das ist etwas für verwöhnte Ohren.
Fazit
Trigons Einstieg in die oberste Verstärkerliga ist souverän gelungen. Dialog und Monolog musizieren unerschütterlich ruhig, mit Gefühl fürs Detail und Übersicht, fern jeden Effektes. So klingt Leistung, wenn man genug davon hat.