Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Einzeltest: Boulder Amplifiers 812 / 861


Zukunfts-High End

Vor-Endstufenkombis Hifi Boulder Amplifiers 812 / 861 im Test, Bild 1
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Nachdem die High End zu München gerade noch demonstriert hat, dass anspruchsvolles HiFi vor allem immer größer, schwerer und teurer wird, ist das hier so etwas wie eine frische Brise. Und dann noch von einem Unternehmen, das in allererster Linie für seine riesigen Verstärker bekannt ist.

Boulder Amplifiers stammt aus – wer hätte das gedacht – aus Boulder im US-Bundesstaat Colorado. Einem Ort, an dem sich traditionell eine ganze Reihe der Schwergewichte des US-High-End- Marktes tummeln, die klare Höhenluft der Rocky Mountains scheint ein guter Nährboden für wohlklingende Ideen zu sein. Firmengründer Jeff Nelson jedenfalls ist schon seit über 40 Jahren damit beschäftigt, sein transparentes und neutrales Klangideal zu verfolgen. Anfänglich noch tief in der Studiotechnik verwurzelt, wagte er in den Achtzigern den Sprung in den anspruchsvollen Heim-HiFi-Markt.

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Bei uns ist Boulder in erster Linie mit gewaltigen High-Tech-Verstärkern bekannt geworden. Ich erinnere mich noch gut an die Phonovorstufe 2008, die bereits im Jahre 2009 für damals unglaubliche 35000 Euro angeboten wurde, allerdings auch zum Besten gehörte, was man damals kaufen konnte. Für die aktuelle, kurzzeitig zur Abgabe von 6000 Watt fähige Monoendstufe vom Typ 3050 nennt der Hersteller vorsichtshalber kein Gewicht, nach dem Verkaufspreis habe ich mich auch nicht zu fragen getraut. Und doch: Es geht auch anders. Sogar bei Boulder. Man fertigt mittlerweile Geräte in gleich fünf Baureihen, in den zivilisierten Klassen ist ein erfreuliches Maß von – nennen wir’s mal Restvernunft – zu erkennen. In der Serie 500 gibt’s derzeit nur die vollsymmetrische Phonovorstufe 508, die bei uns schon vor Jahren einen sehr erfolgreichen Auftritt absolviert hat. Die darüber angesiedelte Baureihe 800 bestand bis vor Kurzem lediglich aus dem Vollverstärker 866, jetzt sind zwei Geräte hinzugekommen: Der Vor- und Kopfhörerverstärker / D/A-Wandler 812 und die Stereoendstufe 861 sind waschechte Boulder-Preziosen im niedlichen 30-Zentimeter-Format und man sollte sich hüten, die beiden hübsch gestylten Geräte nicht für voll zu nehmen. 11500 Euro Verkaufspreis pro Gerät wecken ohnehin ein gewisse Erwartungshaltung.   

Der 812 ist zweifellos das zunächst spektakulärere der beiden Geräte.
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Aufeinanderstellen ist bei den kompakten Boulder-Geräten überhaupt kein Problem
Während es sich bei der 861 „nur“ um eine mehr oder weniger klassische Stereoendstufe handelt, ist der 812 ein wahr gewordener feuchter Feature-Traum. Tatsächlich beherbergt er eine vollsymmetrische analoge Vorstufe mit zwei analogen und einer Vielzahl von digitalen Eingängen, einen extrem leistungsfähigen Kopfhörerverstärker, der mit so ziemlich allen „Schallmützen“ am Markt fertig wird und auch mal 200 Milliwatt Leistung an acht Ohm abgeben kann. Glauben Sie mir – das ist mehr, als Ihren Ohren gut tut. Hinzu gesellt sich ein leistungsfähiger Digital-/Analogwandler, der von einem intelligenten Front End angesteuert wird und eine ganze Reihe digitaler Tricks beherrscht – er kann sogar als Roon- Endpoint fungieren. Die Bedienmöglichkeiten – obschon am Gerät nicht sparsam vorhanden, lassen sich mit der hauseigenen App nochmals deutlich steigern, tatsächlich kann das Gerät zusammen mit dem Smartphone als ausgewachsener Streamer fungierern. Diese Dinge tangieren uns hier aber nur am Rande – wir sind hier ja schließlich die „LP“. Eine eingebaute Phonovorstufe gibt‘s nicht, der Anschluss der hauseigenen 508 bietet sich aber natürlich an. An der Gerätefront fällt zunächst der kleine massive Metalldeckel auf der linken Seite auf. Er wird magnetisch gehalten, dahinter verbergen sich die insgesamt vier Kopfhörerbuchsen: Klinke 6,3 und 3,5 mm, Pentaconn und ein vierpoliger XLR-Anschluss stehen zur Wahl. Wer keinen Kopfhörer anschließen will, der lässt den Deckel einfach drauf. Die Bedienung am Gerät ist nicht weiter rätselhaft: Der Drehknopf rechts stellt die Lautstärke in 100 Schritten ein, die vier Taster sind für den Standby- Betrieb, Muting, das Umschalten zwischen Kopfhörer- und Vorverstärkerbetrieb und die Eingangswahl. Mit der App geht noch mehr, das Smartphone fungiert damit auch als Fernbedienung. Einen „richtigen“ Geber gibt’s auch, aber der kostet Aufpreis. Auch wenn der 812 vordergründig eine Kommandozentrale für ein modernes in erster Linie digital orientiertes Audiosystem ist, sind seine Qualitäten auch für „Analogis“ nicht zu unterschätzen. Ein Blick unter den Deckel des ultrastabilen Gehäuses offenbart erheblichen technischen Aufwand. Das beginnt beim aufwändigen elektronischen Lautstärkesteller mit geschalteten Festwiderständen, der leistungsfähigen diskreten Kopfhörerendstufe und der feinen, ebenfalls diskret und symmetrisch realisierten Verstärkerschaltung. Herr über die zahlreichen Digitalfunktionen ist ein Einplatinencomputer vom Typ Raspberry Pi, die Digital-/Analologwandlung besorgt ein Analog Devices- Chip vom Typ AD 1955. Versorgt wird das Ganze aus zwei sehr hochwertigen Schaltnetzteilen, von deren Wirken im Ausgangssignal nun wirklich gar nichts feststellbar ist. Alles prima, nur über zwei Dinge muss man sich im Klaren sein: Zwei analoge Eingänge sind nicht eben üppig und wer unsymmetrische Quellen anschließen will, der braucht Adapter.   

Die Endstufe 861 beeindruckt zunächst durch ihr stattliches Gewicht. Für so eine kompakte Einheit sind zehn Kilogramm stattlich. Wer die Ursache in einem ordentlich dimensionierten klassischen Netztransformator vermutet, der tut das zurecht.
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Unsymmetrische Signalanschlüsse sucht man auf den Geräterückwänden vergeblich
Das Gehäuse verfügt über die gleichen hübsch gestylten Kühlkörperseitenteile wie der 812, hier ergeben sie jedoch deutlich mehr Sinn. Gleichwohl wird der 80 Watt an acht und 130 Watt an vier Ohm leistende Verstärker nur mäßig warm. Was an Boulders eigener Variante einer Schaltung mit variablem Ruhestrom liegt, die die Leistungsaufnahme im Zaume hält. Die im Hause gefertigten Polklemmen auf der Rückseite kommen nur mit Kabelschuhen klar, eingangsseitig gibt’s abermals nur symmetrische Anschlüsse. Zu bedienen gibt’s außer dem beleuchteten Standby- Taster auf der Front nichts. Im Inneren verbirgt sich abermals ein ausgesprochen imposantes Technikpaket. Der erwartete Ringkerntrafo ist ganz klar vertrauenerweckend dimensionert, Siebkapazität ist auch reichlich vorhanden. Das Bereitstellen der Ausgangsleitung übernehmen gleich acht Leistungshalbleiter pro Seite, was äußerst luxuriös für einen Verstärker dieser Leistungsklasse ist. Boulder ist besonders stolz auf die leistungsfähige Schutzschaltung, die das Gerät praktisch unzerstörbar machen soll. Die Überprüfung dieser Behauptung haben wir zum Glück vermeiden können. Im Hörtest verbanden wir die Amerikanerinnen mit der in Sachen Größe bestens passenden Epos ES-14N. Was sich aus dem Stegreif als ausgesprochen gute Idee erwies. Wer bei diesen Verstärkern ein eher „technisches“ Klangbild erwartet, der darf sich auf eine Überraschung gefasst machen, die beiden Boulders erweisen sich nämlich als ausgesprochen filigran und eher sanftmütig. Dass Boulder sich Transparenz ganz oben auf die Fahne geschrieben hat ist sofort zu hören. Dafür darf man sogar Taylor Swift als Beweis anführen, deren „x“ sich über diese Kombi trotz aller Stimmprozessoren durch ein angenehm natürlich wirkendes Timbre auszeichnet, die pluckernden Synthie-Bässe tönen warm und voluminös, aber nicht übertrieben. Gar nicht schlecht, das Album. Die Endstufe ist die klanglich etwas erdigere Komponente der beiden, die Vorstufe wirkt minimal heller und detailversessener. Die Kombination passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge: Solch hoch emotionale Alben wie Chet Bakers „Chet“ zeichnen die Boulders zum Niederknien schön, Ten Years Afters „Recorded Live“ hat Energie und Durchsetzungsvermögen. Leistung ist im Überfluss vorhanden, die perkussiven Spektakel auf „Codona 2“ großartig leichtfüßig und knackig. Alles fließt, alles passt aneinander, kein Brüche, Harmonie allenthalben: tolle Verstärker. 

Fazit

Boulders 812 und 861 sind extrem stimmige und transparente Verstärker mit gelungen gestyltem kompakten Outfit. Der Vorverstärker ist zudem ein echtes Ausstattungswunder, dass sich als perfekte Steuerzentrale für eine moderne HiFi- Anlage eignet. Wenn die Zukinft von High End so aussieht – her damit.

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Boulder Amplifiers 812 / 861

Preis: um 11500 Euro pro Gerät

8/2024

Boulders 812 und 861 sind extrem stimmige und transparente Verstärker mit gelungen gestyltem kompakten Outfit.

Boulder Amplifiers 812 / 861

Ausstattung & technische Daten 
Preis: ca. 11.500 Euro pro Gerät 
Vertrieb: HiFi-ve, Leinfelden-Echterdingen 
Telefon: 0152 01442106 
Internet: www.hifi-ve.de 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T: 300 x 89 x 300 mm 
Gewicht: 6,35 / 10 kg 
Unterm Strich ... Boulders 812 und 861 sind extrem stimmige und transparente Verstärker mit gelungen gestyltem kompakten Outfit. Der Vorverstärker ist zudem ein echtes Ausstattungswunder, dass sich als perfekte Steuerzentrale für eine moderne HiFi- Anlage eignet. Wenn die Zukinft von High End so aussieht – her damit. 
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Datum 02.08.2024, 09:58 Uhr
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