Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Systemtest: Grandinote Demone, Grandinote Genesi


Vor-/Endstufenkombination Grandinote Genesi / Demone

Vor-Endstufenkombis Hifi Grandinote Demone, Grandinote Genesi im Test , Bild 1
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Bei der Grandinote-Phonovorstufe wunderte ich mich bereits, wie man mit so wenig Halbleitern soviel Klang erzeugen kann, beim Vollverstärker wurde aus der Überraschung langsam Respekt. Mal sehen, was die Top-Vor-Endstufenkombi für den Nimbus des Entwicklers noch tun kann

Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt: Hier gibt’s ausgesprochen schlanke Elektronikkonzepte für richtig viel Geld. Wer die Preiswürdigkeit von Verstärkern nach Anzahl der Endstufentransistoren, Siebkapazität und Durchmesser des Ringkerntrafos bemisst, der wird an diesen italienischen Preziosen womöglich nicht die rechte Freude entwickeln können. Wer aber seine musikalische Sozialisation mit Röhrenverstärkern bereits hinter sich gebracht und verstanden hat, wie weit man mit schaltungstechnisch simplen Konzepten kommen kann, der allerdings wird auch an den Top-Kreationen aus der südlich von Mailand beheimateten Manufaktur seine Freude haben.

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Die schlechten Nachrichten zuerst: Die Vorstufe „Genesi“ gilt es mit knapp 20000 Euro zu bezahlen, die Monoendstufen „Demone“ pro Paar mit 30000 Euro. Dafür ersteht man zumindest eine Menge Material: Die Vorstufe wiegt vertrauenerweckende 18 Kilogramm, die Endstufen pro Stück 30.     

Die Grundlage der Magri-Designs ist sein patentiertes „Magnetosolid“ getauftes Schaltungsprinzip, Der Name deutet schon an, dass es sich hierbei um die Kombination von Halbleitertechnik und „magnetischen“ Bauteilen handelt – ich würde jene Transformatoren nennen. Leider erschöpfen sich damit die technischen Informationen in dieser Hinsicht.     

Sicher wird‘s als potenzieller Interessent für eine Verstärkerkombination dieses Kalibers bei Ihnen etwas anders aussehen als bei mir, denn ich freue mich bei Massimiliano Magris Designs mittlerweile wie ein Kind aufs Aufschrauben. Nach der Begutachtung so vieler Geräte gibt‘s nicht mehr so viel analoge Schaltungstechnik, die mich wirklich verblüfft, aber dieser italienische Künstler schafft‘s immer wieder. Das beginnt schon bei seiner ungewöhnlichen, aber extrem cleveren Gehäusekonstruktion: Zwei U-profile, Frontplatte und Rückwand bilden mit zwei innenliegenden U-Profi len die Struktur der bleischweren Geräte. Eine nennenswerte Anzahl von Torx-Linsenkopschrauben verbinden die Elemente miteinander. Auf diesem Wege schafft Magri zwei geschlossene „Kanäle“ an den Seiten der Geräte, in denen er Trafos unterbringt, die dort bestens vom Rest der Technik isoliert sind. Magri ist strikter Verfechter strenger Doppelmono-Aufbauten, deshalbgibt‘s beim Vorverstärker Genesi auch einen Ringkerntrafo auf jeder Seite. Was nur der Beginn eines ausufernden Versorgungsmarathons ist, den er den wieder einmal extrem schlichten Verstärkerschaltungen angedeihen lässt.     

Die Technik tummelt sich auf zwei großformatigen Platinen, die die gesamten gut 40 Zentimeter Tiefe des Gerätes belegen und die zu mindestens zwei Dritteln aus Stromversorgung bestehen. Jede Menge Spannungsregler, aufwändige Stabilisierungen? Aber nicht doch! Reichlich Elkos, die mit den zwischengeschalteten Widerständen effektive Siebketten bilden und deren Ausgangsspannung von simplen Zenerdioden im Zaum gehalten wird. Dass aufwändige Regler, und sein sie noch so drift-, rauscharm und laststabil bis in den Nanovoltbereich, dem klanglichen Ergebnis in letzter Konsequenz eher schaden als nützen ist eine Erkenntnis, die nicht nur Meister Magri ereilt hat, hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand munkeln das eine ganze Reihe von Entwicklungs-Hochkarätern. Magri lässt in etwa sechs Versorgungsspannungen pro Kanal auf seine vorverstärkende Minimalschaltung los, die aus exakt zweimal zwei ausgesprochen ordinären bipolaren Kleinsignaltransistoren besteht. Sonst nichts. Wieder einmal staune ich Bauklötze. Umso mehr, als es sich bei dieser Konstruktion um eine symmetrische handelt. Weil ich das kaum glauben konnte, habe ich’s sicherheitshalber ausprobiert. Was das Erstellen von Cinchauf XLR-Adapterkabeln nach sich zog, der Vorverstärker ist rückseitig nämlich ausschließlich mit XLR-Verbindern gesegnet. Eine auf diesem Wege angeschlossene unsymmetrische Phonovorstufe jedoch produzierte lässig symmetrische Signale am Ausgang des Genesi, über die sich die beiden Monos freuten, die ebenfalls nur per XLR bendient werden wollen.     

Fest steht, dass Magri auch in seiner Top- Vorstufe reichlich Ruhestrom fließen lässt, auf eine klassische Gegenkopplung verzichtet und sich auch sämtlicher Koppelkondensatoren entledigt hat. Technisch geht der Plan auf beeindruckende Weise auf: Das Gerät verzerrt äußerst wenig, die Störabstände sind ausgezeichnet und Signalpegel von 16 Volt effektiv sind überhaupt kein Problem. Und Sie vermuten zurecht, dass ich mich schwer zusammenreißen musste, die Maschine nicht komplett zu zerlegen, um ihr ihre Geheimnisse zu entreißen.     

Mit dem Benutzer kommuniziert der Genesi via roter Siebensegment-Displays. In der heutigen Zeit ist das lupenreines Retro- Design, das ich persönlich jedem bunten Touchscreen vorziehe. Per Taster oder Fenbendienung lassen sich die elektronisch gesteuerte Lautstärke in 35 Stufen verändern, die vier Eingänge umschalten, die Balance verändern und Pegel-Presets für jeden Eingang festlegen. Das passt genau so bestens. Die Endstufen „Demone“ arbeiten nach dem auf die Spitze getriebenen „Magnetosolid- VHP“-Prinzip. Das heißt jedenfalls nicht „Very High Power“, denn die Verstärker leisten dasselbe wie ihre 10.000 Euro günstigeren Schwestermodelle „Futura“, die ohne die drei Buchstaben auskommen müssen. Der Hersteller spezifiziert eine Ausgangsleistung von 60 Watt, das ist eine konservative Angabe. An Acht-Ohm- Lasten kommt das hin, an vier Ohm lässt sich das Gerät auch zu 100 Watt Dauerleistung überreden. Das verwundert deshalb, weil für die Erzeugung derer lediglich zwei Endtransistoren zuständig sind und zudem viel Ruhestrom gefahren wird. An dieser Stelle staune ich, was man modernen Leistungshalbleitern offenbar abverlangen kann. Ich habe die Geräte lange betrieben und thermisch keinerlei Probleme damit gehabt – auch in anderer Hinsicht nicht.     

Ihren Mut kühlen die beiden Sili zium- Schwerarbeiter an jeweils einem eigenen voluminösen Kühlkörper. Auch beim Demone ist eine extrem schlichte Schaltungstechnik mit solider Stromversorgung das Gebot der Stunde. Was „Magnetosolid VHP“ ist, lässt sich auch bei näherer Inspektion nicht genau entschlüsseln – lassen wir Massimiliano Magri sein Geheimnis und freuen uns darüber, dass auch seine Endstufen messtechnisch eine ausgezeichnete Figur machen.    

In der Praxis benehmen sich diese verstärkenden Ausnahmeerscheinungen erfreulich unproblematisch. Ich gestehe, dass ich ob des extrem reduzierten Konzeptes mit diversen Knack-, Rausch- und Brummproblemen gerechnet habe, wurde jedoch aufs Angenehmste vom Gegenteil überzeugt. Magris Topmodelle benehmen sich lammfromm, sowohl beim Ein- wie auch beim Ausschalten bleibt‘s in den Lautsprechern geräuschfrei. Insbesondere die Endverstärker brauchen ein bisschen Zeit, bis sich ihre vollmundige und emotionale Gangart vollends entfaltet hat. Eine halbe Stunde ist kein Luxus. In Sachen angeschlossene Lautsprecher ist die Angelegenheit rein technisch nicht wählerisch, Leistung und Kontrolle stehen jederzeit satt zur Verfügung. Trotzdem scheint es sinnvoll, „philosophisch“ passende Wandler anzuklemmen. Sprich: Konzeptionell eher simple Kreationen wie zum Beispiel die hervorragenden Cube-Breitbandkonstruktionen aus dem letzten Heft. Der Vertrieb hat beide Produkte nicht ohne Grund zusammen geliefert, denn das passt auffällig gut aneinander. Im Team stellt sich eine schon fast erschreckende Detailversessenheit ein, die Dinge wie minimal ungünstig eingestellte Tonabnehmer sofort hörbar macht, aber auch die Faszination des Besonderen völlig unverstellt weiterreicht: So höre ich derzeit sehr gerne mit dem nur 100 Mikrovolt Ausgangsspannung liefernden Sculpture A.4 an einem 20-fach verstärkenden Übertrager. Das ist eine kitzlige Angelegenheit und bevor man dieser vermutlich extremsten Inkarnation des DL- 103-Konzeptes alle Zipperlein abgewöhnt hat, dauert es eine Weile. Wenn‘s auf den Punkt sitzt, verwöhnt die Kombi mit einer unglaublichen Strahlkraft in den Höhen, die man dem Breitbandkonzept nie zugetraut hätte. Die Bühne ist opulent weit, die Lautsprecher vollkommen verschwunden. Ob man das noch weiter treiben kann? Aber ja doch! Meine „Dreiwegeriche“ mit Focal- und JBL-Bestückung zeigen, dass an beiden Enden des Frequenzbereiches noch mehr drin ist. Beispiel gefällig? Das aktuelle Reissue von „Monk Big Band And Quartett In Concert“. Die brutale Einspielung von 1963 ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig ein korrekter Abtastereinbau ist, sonst zerrt‘s nämlich ungeniert. Wenn‘s passt, dann entfachen Thelonious Monk und Truppe auf der Bühne ein Feuerwerk allererster Güte. Jeder Klavieranschlag ist eine Explosion, jeder Bläsereinsatz ein Feuerwerk. Eine extreme Platte ist das immer, aber was mit dieser Verstärkerkombi ankommt, das ist ein seltenes Erlebnis. Und was ist mit dem Elefanten im Raum? Sprich: Was geht denn nun besser, die Grandinotes oder die ähnlich aufwändige und teure Air Tight-Verstärkerkombi, die es an anderer Stelle in diesem Heft zu bewundern gibt? Nun, es gibt gut nachvollziehbare charakterliche Unterscheide zwischen beiden. Die Italiener gehen stürmischer und rigoroser zur Sache, die Japaner etwas sonorer und dezenter. Absolute Meister im Zutagefördern winzigster Nuancen sind beide. Bei den Italienern scheint der unverstellte Spaß mehr im Fokus zu stehen, bei Air Tight die feineren Aspekte des Genusses.     

Die Italiener sind bei jeder Art von Musik zuhause und machen sich auch vor gänzlich unaudiophilen Dingen wie dem ausgezeichneten „Darkside“-Album „Spiral“ nicht Bange, selbst die gemeinsten elektronisch erzeugten Tieftonspielereien kommen mit Macht und Kante. Klar finde ich’s gut, dass Nicolas Jáars Stimme dabei immer bestens heraushörbar ist, nicht wackelt und sich völlig schwerelos in einem atemberaubend großen Raum bewegt, aber das ist es alles nicht. Der Trick an den Magri-Verstärkern besteht darin, dass sie den Zuhörer einfach abholen, den ganzen HiFi-Kram vergessen lassen und hochgradig überzeugend dafür sorgen, dass man jedes Album durchhört und nicht nach spätestens zwei Titeln den Wunsch verspürt, etwas anderes aufzulegen. Ein größeres Kompliment kann man Geräten zur Musikreproduktion nicht machen.

Fazit

Da staunt der Technik-Freak, der Musik-Fan jubiliert: Mit einer ganz besonderen Form von Minimalismus sorgen die großen Grandinote-Verstärker für überragenden Musikgenuss pur.

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Grandinote Demone

Preis: um 30000 Euro

11/2021

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Grandinote Genesi

Preis: um 19800 Euro

11/2021
Ausstattung & technische Daten: Grandinote Demone
Preis: 30.000 Euro 
Vertrieb: KlangLoft, München 
Telefon: 089 90938835 
Internet: www.klangloft.de 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T: 318 x 196 x 473 mm (Endstufe) 
Gewicht: 30 kg 
Unterm Strich ... Da staunt der Technik-Freak, der Musik-Fan jubiliert: Mit einer ganz besonderen Form von Minimalismus sorgen die großen Grandinote-Verstärker für überragenden Musikgenuss pur. 
Ausstattung & technische Daten: Grandinote Genesi
Preis: 19.800 
Vertrieb: KlangLoft, München 
Telefon: 089 90938835 
Internet: www.klangloft.de 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T: 318 x 196 x 408 mm (Vorstufe 
Gewicht: ca. 18 kg 
Unterm Strich ... Da staunt der Technik-Freak, der Musik-Fan jubiliert: Mit einer ganz besonderen Form von Minimalismus sorgen die großen Grandinote-Verstärker für überragenden Musikgenuss pur. 
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Autor Holger Barske
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Datum 03.11.2021, 09:58 Uhr
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