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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: YBA PH1
Und dann war Stille
Wie „Stille“? Sie ist doch nicht etwa kaputtgegangen, die französische Phonovorstufe? Keine Sorge – nicht im Geringsten
Yves Bernard-André ist Franzose durch und durch. Deshalb müssen wir erst mal über den Firmennamen reden. Die Initialen des Chefs sprechen sich ob der Herkunft natürlich nicht „Ypsilon-Beh- Ah“, schon mal gar nicht „Uai-Bie-Äih“, sondern eigentlich „Ih-Greck-Beh-Ah“. Jawohl, das Ypsilon heißt auf Französisch „i grec“ – prima unnützes Wissen, mit dem man in launiger Kneipenrunde ganz weit vorne ist. Trotzdem scheint diesbezüglich eine gewisse Toleranz zu herrschen, also brechen Sie sich die Zunge, wie es Ihnen genehm ist. Yves Bernard-André baut seit den frühen Siebzigern Verstärker und ist einer der recht wenigen französischen Hersteller, die sich über die Jahre einen exzellenten Ruf erarbeitet haben und die bis zum heutigen Tage am Markt präsent sind.
Das aktuelle Lineup umfasst sage und schreibe 22 Geräte in fünf Baureihen; es gibt Verstärker jeder Art, CD-Player, D/A-Wandler, einen Netwerk-Streamer und sogar einen Receiver. So richtig mit FM-Tuner-Teil. Relativ neu im Sortiment sind zwei Phonovorstufen namens PH1 und PH150. Unser Proband ist das kleinere der beiden Modelle, kostet 2.500 Euro und ist das einzige Modell in der gesamten Produktpalette mit gegenüber dem Normmaß halbierter Breite. Das zunächst Interessanteste ist von der Geräteunterseite aus zugänglich: ein Fach mit zehn Akkus, die für die Versorgung des Geräte verantwortlich sind. Gerade für Geräte, die so extrem kleine Signale verarbeiten, ist der Einsatz einer Akkuspeisung probates Mittel, sich von Störungen übers Stromnetz zu entkoppeln. Messtechnisch, so viel schon mal vorab, geht die Rechnung auf: Der PH1 ist ein ausgesprochen ruhiger Vertreter seiner Art. Der Konstrukteur setzt auf moderne Lithium-Ionen-Akkus. Die sind mit einer Zellenspannung von 3,7 Volt gesegnet, die Bauform heißt „18650“. Das ist eine Standardbaugröße; sollten die Akkus in ferner Zukunft (der Hersteller verspricht 10.000 Lade- und Entladezyklen) einmal verbraucht sein, lässt sich ohne Probleme Ersatz beschaffen. Und wie kommt der Strom in die Akkus? Über ein externes 24-Volt-Netzteil, das ganz bestimmt nur dann mit dem Gerät verbunden ist, wenn Ladebedarf herrscht. Auch das untermauert die Messtechnik: Wenn das Gerät im Akkubetrieb läuft, beträgt die Stromaufnahme aus dem Netz exakt null Watt. Prima, eine gediegene Stromversorgung hätten wir also schon mal. Im PH1 bedient sie eine Schaltung, die sowohl mit MM- als auch mit MC-Tonabnehmern umgehen kann. Und dann gibt’s da noch einen Kippschalter auf der Rückseite, der den MC-Eingang für High-Output-MCs tauglich macht. Der hat mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet: Normalerweise werden High-Output-MCs elektrisch wie MM-Abtaster behandelt. Die Ausgangsspannung ist vergleichbar, der Abschluss mit den normgemäßen 47 Kiloohm passt meist auch. Bei YBA sieht man das etwas anders, dort werden solche Abtaster an den MC-Eingang angeschlossen. Da dieser allerdings viel zu hoch verstärkt und außerdem viel zu niederohmig ist, wird in Stellung „High MC“ ein Zehn-Kiloohm-Widerstand in Reihe zum Abtaster geschaltet. Der „verbrennt“ überschüssigen Pegel und schafft in Sachen Impedanz praxisgerechte Verhältnisse. Etwas schräg, aber nicht völlig abwegig. Ob‘s in der Praxis funktioniert, konnte ich mangels entsprechenden Tonabnehmers leider nicht ausprobieren. Apropos MC: Eine irgendwie geartete Möglichkeit zur Einstellung der Eingangsimpedanz gibt‘s nicht, man ist also auf das angewiesen, was der Hersteller für das geeignete Mittel der Wahl hält. Der Grund dafür steckt in der Struktur des MC-Eingangs: Hier sind nämlich Übertrager dafür zuständig, die zarten MC-Signale auf MM-Niveau zu päppeln. Solche Übertrager werden in aller Regel, so auch hier, ausgangsseitig mit den 47 Kiloohm der nachfolgenden MM-Verstärkerstufe abgeschlossen, woraus sich eine fixe Impedanz am MC-Eingang ergibt. Der Übertrager ist mit einer Spannungsverstärkung von 26 Dezibel angegeben, daraus errechnet sich eine MC-Eingangsimpedanz von gut 100 Ohm. Sollte in der Tat für eine Vielzahl von Abtastern passen. Zu den weiteren Besonderheiten des YBA zählt der Umstand, dass Signale am Ausgang per XLR-Buchse auch symmetrisch abgeholt werden dürfen. Natürlich zusätzlich zu den obligatorischen Cinch-Ausgängen. Bedient wird das Ganze mit zwei Kippschaltern an der Front. Der eine schaltet zwischen MM- und MC-Betrieb um, der andere nimmt das Gerät in Betrieb. Im Betrieb fällt eine leichte Geräuschentwicklung auf; sie ist den beiden Induktivitäten geschuldet, die in Form zweier Schaltregler aus der Akkuspannung die tatsächliche Betriebsspannung für die verstärkende Elektronik generieren. Das ist aber so wenig, dass es weit davon entfernt ist zu stören. Das Ladegerät kann dauerhaft am Gerät verbleiben und schaltet ab, sobald die Akkus voll sind. Zusätzlich gibt‘s einen Wippschalter an der Geräteunterseite, der so richtig „aus“ macht. Unterm soliden Aludeckel geht‘s sehr aufgeräumt zu: Rund drei Viertel des „umbauten Raums“ dienen der Stromversorgung, die eigentliche Verstärkerschaltung begnügt sich mit wenig Raum. Insgesamt sechs Operationsverstärker-Chips erledigen den Job; vier besorgen die eigentliche Phonovorverstärkung, zwei sind fürs symmetrische Ausgangssignal verantwortlich. Die beiden MC-Übetrager – angeblich aus eigener Fertigung – residieren unter einer schirmenden MU-Metallhaube, ein aufgeklebtes Holzklötzchen ist bestimmt von klanglicher Bedeutung. Hinter der Front gibt‘s eine große Platine, die das angenehm gelb leuchtende Display bedient. Die offensichtlich hochauflösende Anzeigeeinheit wird hier zwar kaum gefordert, sieht aber gut aus. Kommen wir zum Kern der Sache und geben dem französischen Pre eine Chance im Hörraum. Als Signallieferant fungierte zunächst das Zyx Ultimate 100 H, über das sich Kollege Schmidt an anderer Stelle in diesem Heft auslässt. Moment mal – läuft der überhaupt? Richtig angeschlossen? Kann es sein, dass das Gerät derart rauscharm ist? Ja, ist es! Das war ja schon mal einfach: Unser „Immerdrauf“-Album, das 1983er Dire Straits-Werk „Communiqué“ tönt schon mal ausgesprochen lecker: „Once Upon a Time in the West“ spielt warm, rhythmisch und sehr flüssig und trotz reichlich „Laufleistung“ exemplarisch störarm. Die Unison MAX-2 platzieren Mark Knopflers Stimme bei „News“ kompakt und bestens mittig angenagelt. Sehr schönes Klangbild, das nicht auf gnadenlose Analyse getrimmt ist, sondern die Musik laufen lässt. Das gefällt, der P1 darf mit nach Hause und sich kurz mit dem anderen P1 in Gestalt der Wahnwitz-Maschine von CH Precision messen. Okay, da geht in Sachen Raumgröße und Detailauflösung noch merklich mehr, der YBA verzaubert aber auch mit dem Lyra Etna durch seine Geschlossenheit. Er lässt einfach das Gefühl nicht aufkommen, dass da vielleicht noch mehr sein könnte, er liefert auch hier eine runde, extrem entspannte und lockere Vorstellung. Allison Goldfrapp und Will Gregory fühlen sich in dieser Umgebung auch ausgesprochen wohl, das neue Album „Silver Eye“ tropft so richtig schön schwer und sahnig von den Lautsprechermembranen. Meine Empfehlung in Sachen Abtaster wären, wenn man solche Extremkaliber wie die hier verwendeten mal ausklammert, klanglich eher leichte und agile Modelle. In der aktuellen Ortofon-Riege findet sich garantiert Passendes, man darf auch mal auf eines der kleineren Lyras schielen. Wir lassen uns noch höchst angenehm von Neil Youngs legendärem Massey-Hall-Auftritt den Abend gestalten, bevor der YBA uns zumindest eine Zeitlang den Spaß verdirbt: Das Display vermeldet kurz „UV Error“, was sicherlich etwas mit „under voltage“ zu tun hat, sprich: Die Akkus sind leer. So schnell sind rund acht Stunden Musikhören vorbei, damit muss man leben. Reichlich Vorfreude auf den nächsten Tag hat die Maschine aber definitiv gemacht.Fazit
Der YBA PH1 verwöhnt mit einem warmen und flüssigen Klangbild, spielt auffällig störungsarm und präsentiert analoge Tugenden auf höchstem Niveau.Kategorie: Verstärker Vorverstärker
Produkt: YBA PH1
Preis: um 2500 Euro
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