Unser Hobby spiegelt die Welt da draußen wider: immer mehr, immer größer, immer teurer muss es sein. Zum Glück gibt es aber auch Gegenbeispiele. Mit dem dänischkanadischen Traumduo kann man seinen irdischen Musikfrieden finden.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: YBA Heritage PH100
Wie damals
Na klar kann er´s: Der Franzose Yves Bernard André zählt zu den dienstältesten europäischen Verstärkerentwicklern, seine Kreationen haben einen ganz eigenen Stil. Auch die neue kleine Phonovorstufe
1981 hat er angefangen, kommerziell Verstärker zu bauen, der gute Yves Bernard André. Verdammt – das ist auch schon bald 40 Jahre her und mit kommt´s vor wie letzte Woche. Sollte ich tatsächlich doch irgendwie älter werden? Der Einstieg in die Produktbeschreibung auf der Herstellerwebseite ist in Sachen Enthusiasmus durchaus noch zu überbieten. Es gibt dieses Gerät, weil die Kundschaft nach so etwas gefragt hat. Das ist löblich und beweist, dass der Hersteller seiner Klientel zuhört, aber das geht doch noch ein bisschen engagierter, oder? Optisch gibt sich die 1.350 Euro teure Einsteigerlösung – YBA hat noch zwei größere Modelle im Programm, das Topmodell Passion PH150 war auch schon mal bei uns zu Gast – eher unkonventionell: kleine, annähernd quadratische Front und ordentlich Bautiefe. Der Hersteller argumentiert das abermals ziemlich pragmatisch: Das Gerät ist halt so tief wie übliche HiFi-Komponenten, weil das sonst keiner so macht.
Und außerdem, das finde ich schon wieder ziemlich erfrischend, laufen kleine Geräte Gefahr, von überdimensionierten Anschlusskabeln „destabilisiert“ zu werden.Ich hätte eine noch etwas zackigere Argumentation im Angebot: Die Maschine besteht in erster Linie aus ganz viel Netzteil, das in gebührendem Abstand von der Signalverarbeitung untergebracht werden will und eine externe Lösung war in dieser Preisklasse keine Option. Was bleibt also? Breit (das macht ja jeder und kostet Platz auf dem Rack) oder tief bauen. Gerätefront? Kippschalter für die Wahl von MM- oder MC-Betrieb. Sonst nix. Oder fast nix: Es gibt nämlich auch einen Netzschalter, der sich am Geräteboden unmittelbar hinter der Front versteckt. Deutlich spannender geht´s auf der Rückseite zu: Da gibt´s nämlich zwei Paar Cinchbuchsen für den Anschluss von MM- oder MC-Abtastern und ein Paar Ausgangsbuchsen. Dazu eine Erdungsklemme und ein Schalter, der mit „MC/MC high“ beschriftet ist. Und eine Kaltgerätebuchse fürs Stromkabel, das die 2,5 Kilogramm Phonovorstufe in aller Regel tatsächlich nicht „destabilisiert“ bekommen sollte. Besagter Schalter soll den Betrieb von „normalen“ oder von High-Output-MC-Abtastern optimieren. Was bedingt gut funktioniert – womit wir auch schon minderheit des Gerätes steckt unter insgesamt drei schirmenden Blechdeckeln in Gestalt zweier Eingangsübertrager, welche die winzigen Pegel von MCs auf ein MM-kompatibles Niveau anheben, für die hier eine Halbleiterlösung zuständig ist. Jene sorgt für eine bestens MM-kompatible Grundverstärkung von 40 Dezibel. Die Übertrager sorgen im MC-Betrieb für zusätzliche 20 Dezibel, macht derer 60, das passt für übliche – will sagen: nicht allzu leise – MCs ebenfalls bestens.
Der „MC-high“-Modus schafft 61 Dezibel, was in Sachen zusätzlicher Verstärkung nun nicht der Rede wert ist. Und bei High-Output-MCs auch gar nicht erforderlich, weil die eigentlich an einem MM-Eingang zu Hause sind – daher nämlich das „High Output“. Was die „MC-high“-Option allerdings tut, ist die Eingangsimpedanz auf 47 Kiloohm stellen. Das brauchen High-Output-MCs zwar so, aber nicht die 61 Dezibel Verstärkung – wie gesagt. Im einen oder anderen Fall kann es allerdings durchaus lohnen, auch normale MCs mit 47 Kiloohm abzuschließen; Stammleser werden sich vielleicht erinnern, ich habe von vielen Jahren mal einen Artikel zu dem Thema verfasst. Yves Bernard André ist auf seine MC-Übertrager übrigens ziemlich stolz, die werden nämlich im eigenen Hause gefertigt und machen in der Tat einen sehr guten Job. YBA zieht diese Lösung einer elektronischen vor, weil er sich so weniger Klirr und geringeres Rauschen verspricht. Schöne Sache und in dieser Preisklasse ganz klar unüblich. Der Blick ins Innere offenbart zunächst erst einmal jede Menge Stromversorgung. Fürs Grobe sorgt nach ordentlicher Netzfilterung ein piekfeiner R-Core-Trafo direkt hinter der Frontplatte. Da gehört er hin weil, Sie erinnern sich, maximal weit weg von der verstärkenden Elektronik. Diese Trafobauart zeichnet sich durch geringe Störfelder und eine recht „weiche“ Charakteristik aus, die Spannung des Trafos würde im Überlastfall also früh, aber sehr sanft zusammenbrechen. Von Überlast sind wir hier in Anbetracht der geringen Stromaufnahme und der Dimension des Trafos weit entfernt.
Es folgen Gleichrichtung und Siebung, ebenfalls reichlich bemessen. Ab jetzt wird´s dann in der Tat „Heritage“: Die eigentliche Phonovorstufe ist der Stand der Technik von vor 30 bis 40 Jahren. Was okay ist, denn das Rad hat in der Zwischenzeit niemand neu erfunden. Heißt im Detail: Um die Versorgungsspannungen kümmern sich altbewährte Dreibeinregler, den Verstärkerjob übernehmen Operationsverstärker, bei denen ich mir kaum vorstellen kann, dass es sie noch aus aktueller Produktion gibt. Die Schaltung ist klassisch zweistufig mit einem passiven Entzerrernetzwerk zwischen den beiden Stufen. Wie gesagt: Das ist eine weithin übliche Lösung für den MM-Betriebsfall, die MC-Zusatzverstärkung erfolgt per Übertrager. Bleibt die Frage nach der MC-Eingangsimpedanz. Die ist nicht ohne Weiteres zu beantworten, auch der Hersteller äußert sich hier sehr schwammig. Ich wäre geneigt zu vermuten, dass die 47 Kiloohm am MM-Eingang die sekundäre Abschlussimpedanz für den Übertrager bilden, was dazu führen würde, dass der Tonabnehmer im MC-Modus 470 Ohm „sehen“ würde. Okay für mich, das passt mit den meisten Abtastern. Ich habe, weil‘s unbedingt mal wieder betrieben werden wollte und preislich gut zum YBA gepasst hätte (wenn´s denn noch lieferbar wäre) ein Benz ACE SL unter den SME-Arm des Transrotor Argo montiert und der Heritage-Phomovorstufe reichlich Einspielzeit gegönnt. Mit ihrem Charakter hält sie nicht lange hinter dem Berg: Ihre Gangart zählt zur blumigen, tendenziell warmen, eher gemütlichen Fraktion. Wenn Sie´s modern, zackig, silbrig glänzend und blank poliert wollen, dann ist das hier nicht das, was sie wollen. Wenn Sie Schallplattenwiedergabe allerdings als Medium zur Entspannung begreifen, dann schon eher. Tiefe Register zeichnet die YBA in erdigen Brauntönen, Gesangsstimmen wirken voluminös und ansatzweise dunkel und sonor timbriert. Im Hochton geht´s sanft und glutvoll voran – insgesamt ein betörendes und schönes Klangbild. Ungefähr das, was man gemeinhin gerne (fälschlicherweise) mit Röhrenwiedergabe assoziiert. Gönnen Sie ihr einen schnellen und drahtigen Abtaster – das Benz war da schon die richtige Idee – und freuen Sie sich auf eine geschmeidige und niemals anstrengende Plattenwiedergabe.
Fazit
„Heritage“ trifft´s voll und ganz: YBAs kleine Phonovorstufe traut sich ein leicht altmodisches Klangbild mit gedeckten Farben, dezenter Zurückhaltung und einem einfach schönen Klangcharakter.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: YBA Heritage PH100
Preis: um 1350 Euro
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Garantie (in Jahren) | 2 |
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Gewicht | ca. 2,5 kg |
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