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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: VTL TP 6.5 Series II
Röhrenentzerrer vom Allerfeinsten
Er hat Eindruck hinterlassen, der VTL-Vorverstärker TP-2.5i, den wir Ihnen im letzten Heft vorgestellt haben. Und jetzt gucken wir mal, was die Amerikaner können, wenn Sie das Thema Phonovorstufe komplett ausreizen
Genau drei Minuten dauert es, bis VTLs große Phonovorstufe TP 6.5 S II nach dem Betätigen des Standby-Tasters ihren Countdown bis zur Betriebsbereitschaft abgeschlossen hat. Sie quittiert den Prozess über das dreistellige blaue LED-Display, das die 180 Sekunden gemächlich herunterzählt. Nach Ablauf der Aufwärmphase ertönt ein sanftes Relais-Klicken, die Ausgangsbuchsen führen Signal und die Röhren sind erst einmal aus dem Tiefschlaf erwacht. Zwar müssen sie noch ein Viertelstündchen gähnen und sich den Sand aus den Augen reiben, aber nach drei Minuten lässt sich bereits erahnen, zu was dieses 15900 Euro teure Stück feinster amerikanischer Verstärkerbaukunst fähig ist.
Nutzen wir die Zeit, um erst einmal einen Umstand zu korrigieren, den ich beim letzten Mal beim Einstieg in die Historie rund um den VTL-Firmengründer David Manley inkorrekt dargestellt habe: Der Mann ist nämlich bereits 2013 verstorben. Und wenn man einmal anfängt, sich mit der frühen VTL-Historie auseinanderzusetzen, dann stellt man eines fest: Das war mal ziemlich speziell, was da unter diesem Logo das Licht der Musik reproduzierenden Welt erblickt hat. So gibt es interessante Anekdoten aus der Endverstärkerecke: Leistung war eine Maxime bei den frühen Manley- Konstruktionen. 100 Watt aus einem Paar EL 34? Aber ja! Mit 850 Volt Anodenspannung und nur für ziemlich kurze Zeit, aber das wurde offenbar tatsächlich so verkauft. Keine Sorge: Die Zeiten derart rauen Fahrwassers sind vorbei, und Manley Junior (Luke heißt er und ist mittlerweile auch nicht mehr so junioresk) opfert schon lange nicht mehr Zuverlässigkeit auf dem Altar spektakulärer Werte. Die schon bei der TP-2.5i zu beobachtenden sehr speziellen Ansichten darüber, wie die Bedienung eines solchen Gerätes erfolgen sollte gibt‘s allerdings auch bei der Top-Phono aus Kalifornien. So habe ich zunächst lange nach einer Möglichkeit gesucht, die Eingangsimpedanz des MC-Eingangs zu verändern und bin kläglich gescheitert, bis ich der Fernbedienung Aufmerksamkeit schenkte. Damit geht‘s – und zwar nur damit.
Die TP-6.5 S II gibt‘s in zwei Versionen. Unser Testmuster ist die „kleinere“ Option mit einem MM- und einem MC-Eingang, gegen Aufpreis gibt‘s eine Variante, bei der der MM-Anschluss zu einem zweiten MC-Eingang mutiert, dessen Vor-Vorverstärkung von Übertragern übernommen wird. In etwa so wie bei der TP-2.5i aus dem letzten Heft. Die Parametrierung der TP-6.5 S II allerdings ist erheblich komfortabler und flexibler als beim kleineren Modell ausgefallen. Sie lässt sich sogar komplett mit der beiliegenden Fernbedienung bewerkstelligen. Besagtes blaues Display quittiert alle Einstellungen mal mehr, mal weniger kryptisch. Das Bedienkonzept ist zweifellos ein bisschen speziell. Hat man sich an die Eigenarten jedoch gewöhnt, läuft alles geradeaus. Im Betrieb zum Beispiel ist das Display komplett dunkel, während es im Standby-Modus durch drei permanent leuchtenden waagerechte Segmente auf sich aufmerksam macht. Das ist eigentlich entgegen der Intuition, aber kein wirkliches Problem.
Mit einer Reihe kleiner runder Taster an der Front kann man zwischen dem MMund dem MC-Eingang wechseln, auf Mono schalten (sehr ungewöhnlich bei einer Phonovorstufe), die Phase invertieren und ein Subsonic-Filter zuschalten. Jener Taster ist mit „RIAA“ beschriftet, was ungewöhnlich, aber durchaus korrekt ist: Die aktuelle RIAA-Kennlinie sieht ein solches Filter nämlich vor. Ein Mute-Taster komplettiert das Bild auf der linken Seite. Rechts, neben der LED-Anzeige, gibt‘s noch zwei Taster, mit denen sich die MC-Verstärkung ändern lässt. Diese ist fünfstufig zwischen 44 und 68 Dezibel einstellbar. Die Werte gelten für den unsymmetrischen Anschluss des Gerätes, im symmetrischen Betriebsfall kommen noch jeweils sechs Dezibel dazu. Verstärkungsreserven sind also reichlich vorhanden. Die MC-Abschlussimpedanz lässt sich achtstufig zwischen 47 und 4700 Ohm variieren, hinzu kommt die Möglichkeit, einen vom Anwender definierten Wert anzuwählen. Auch MM-Betreiber dürfen sich über eine variable Abschlussimpedanz freuen, hier stehen 10, 22 und 47 Kiloohm so wie ebenfalls ein individuell bestückbarer Wert zur Auswahl. Alle Funktionen werden mit hochwertigen Reed- Relais geschaltet, jede Veränderung eines Parameters zieht sehr dezentes Klicken im Geräteinneren nach sich.
Im Inneren des sauber verarbeiteten ausladenden Gehäuses aus in unserem Falle überwiegend silberfarben eloxierten Aluminiums mit Stahlskelett erkennt man die Handschrift von Profis. Die Konstruktion geriet ziemlich komplex und ausladend, was nicht zuletzt an der Vielzahl von Relais liegt und all den Komponenten, die sie zu verwalten haben. Die Verstärkung obliegt insgesamt acht Doppeltrioden aus der üblichen 12A-Reihe, aber nicht ausschließlich: Sechs der Röhren bilden nämlich den weitgehend symmetrisch aufgebauten MM-Verstärkerteil, während sich ein Pärchen 12AU7 die MC-Vorverstärkung mit zwei kühlsternbewehrten FETs teilt. Was natürlich die einzig richtige Idee ist, wenn man keine Übertrager einsetzen will. Ein paar Details auf der Hauptplatine fallen sofort ins Auge: Fast allen Kondensatoren wurde ein zweiter, kleinerer Typ parallelgeschaltet. Eine Maßnahme, von der auch die vier großen Mundorf-Kapazitäten im Ausgang nicht verschont blieben. Generell steckt viel Aufwand in der Auswahl der passiven Komponenten, die alle von ausgezeichneter Qualität sind.
Ein besonderes Augenmerk legten die Entwickler bei der Serie II-Version des Gerätes auf die Stromversorgung, die nicht umsonst den halben zur Verfügung stehenden Platz im Gehäiuse einnimmt. Die Versorgung der Röhren übernimmt eine zwar nicht sehr energieeffiziente, aber ausgezeichnete Shunt-Regler-Lösung – das ist gewissermaßen ein Regler im Class-ABetrieb. Die FET-Eingangsstufe bekam ein großes Energiereservoir in Gestalt besonders niederohmiger Elkos spendiert. Der in diesem Zusammenhang getriebene Aufwand manifestiert sich messtechnisch ganz eindeutig: Der VTL ist ein exemplarisch ruhiger Röhrenphonovorverstärker. Beim Anschluss gibt sich das Gerät lammfromm. Es stellt sich als weitgehend brummunempfindlich heraus, in den meisten Fällen ist es ohne Bedeutung, ob man die Tonarmmasse mit anschließt oder nicht. Auch das ist ein Zeichen für eine professionelle Entwicklung.
Ja, sie hat ihn. Diesen Sound, diesen amerikanischen. Die Größe, die Wucht, den Zug, die Klarheit, die Selbstverständlichkeit. Das, was ich auch bei anderen Verstärkern amerikanischer Herkunft so mag und was es irgendwie auch nur da gibt. Auf dem Air Force III ist Willy De Villes unvergessenes „Unpugged In Berlin“-Konzert fest angesaugt, als Zulieferer fungiert abermals das Benz ACE-SL, ich beginne mit einer Abschlussimpedanz von 250 Ohm und bin fast geschockt. Es klingt inbrünstig, mitreißend, engagiert und das aus dem Stand. Zu den 250 Ohm komme ich wieder zurück, damit gefällt mir David Keyes‘ knarzender Kontrabass einfach am Besten. Der späte Willy de Ville nölt, krächzt und brummelt sich wunderbar variabel und engagiert durchs Programm – das ist Cinemascope für die Ohren.
Allzu oft kann ich mir „Sultans Of Swing“, den Über-Klassiker der Dire Straits, nicht anhören, aber hier kam mir die 45er MFSL-Ausganbe des Debütalbums der Briten gerade recht. Extrem kräftig, engagiert und flüssig spielt die VTL den Klassiker, mit ganz fein ziselierten Becken, bester Raumdarstellung und einem einmalig geschlossenen und festen Klangbild. Absolut faszinierend!
Fazit
Das ist sie, die neue große amerikanische Phonovorstufe. Mit einem überragend ausladenden, kraftvollen und farbstarken Klangbild, das keine Fragen offen lässt.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: VTL TP 6.5 Series II
Preis: um 15900 Euro
Mit der RX2 PRO kündigt Brax nicht weniger als die Endstufe der Superlative an, vollgepackt mit Innovation und das erste Class-D Design der Marke.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | Audio Reference, Hamburg |
Telefon | 040 53320359 |
Internet | audio-reference.de |
Garantie (in Jahren) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 445 x 121 x 445 mm |
Gewicht | ca. 16 kg |
Unterm Strich... | Das ist sie, die neue große amerikanische Phonovorstufe. Mit einem überragend ausladenden, kraftvollen und farbstarken Klangbild, das keine Fragen offen lässt. |