Klar ist eine vielseitig anpassbare Phonostufe eine feine Sache – man kann dem angeschlossenen System eine optimal angepasste Arbeitsumgebung bieten. Wenn sich eine etablierte Firma wie Unison ganz bewusst dagegen entscheidet, ihrer Phono One Universalität anzuerziehen, dann hat dies Gründe. Man muss kein Hellseher sein, um zu unterstellen, dass diese klanglicher Natur sind
Mitspieler
Plattenspieler:
The Funk Firm Vector III
Transrotor Dark Star Reference
Tonabnehmer:
Ortofon OM40
Phase Tech P-3G
Benz ACE L
Goldring Eroica LX H
Verstärker
MalValve Preamp Three und Poweramp Three
WLM Sonata
EAR 868 und Krell S-275
Lautsprecher
Xavian Giulietta
Audio Physics Scorpio 25
Zubehör
Netzleiste: PS-Audio
Phonokabel Furutech, Nordost, Horn Audiophiles
NF-Kabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Empire, Tabula Rasa
Gegenspieler
Phonoverstärker
Octave Phono Module
Restek MRIA+
Linn Uphorik
„Phono One“ ist ein schöner, ein schlichter und auch noch ein sehr zutreffender Name für eine solche Phonovorstufe. Klar: Das Gerät ist von Unison, also handelt es sich um ein Röhrengerät.
Klar: Das Gerät – Entschuldigung, das Kunstwerk – stammt aus Italien, also gibt es natürlich ein Gehäuse mit geschwungenen Echtholzapplikationen. Damit hört es aber auch schon auf: Mit den riesigen Röhrenboliden, die Unison im Sortiment führt, hat die Phono One herzlich wenig zu tun – wir haben es vielmehr mit einem recht kompakten kleinen Kästchen zu tun, das teils in Holz gerahmt wird, sonst aber recht schlicht daherkommt. Letztlich handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Simply Phono – ein beliebtes Unison-Gerät, das leider vor ein paar Jahren eingestellt wurde, jetzt aber in neuem Glanze und mit neuem Namen erstrahlt. An der Vorderseite gibt es außer einem Schriftzug nichts zu bestaunen, der Ein- und Ausschalter sitzt an der Seite verborgen. Die Rückseite gibt nicht viel mehr Aufschluss: Ein Paar Eingänge, ein Paar Ausgänge, eine Erdungsklemme und, als Ausstattungs-Highlight des ganzen Geräts, sage und schreibe vier DIP-Schalter. Mittels dieser lassen sich die Eingangsimpedanz und die -kapazität in jeweils vier Stufen umstellen. So etwas wie einen Schalter, Drehregler oder Ähnliches für die Anpassung der Verstärkung sucht man vergebens. Jetzt runzeln Sie vermutlich die Stirn, genauso wie ich, als ich mich zum ersten Mal mit der Unison auseinandergesetzt habe – nach altem Männerbrauch natürlich freihändig und ohne Bedienungsanleitung. Hätte ich dort nachgesehen, hätte ich lesen können, dass die Verstärkung der Phono One fest auf den etwas unüblichen Wert von 54 Dezibel eingestellt ist. Für MM-Systeme, die üblicherweise um 40 Dezibel verstärkt werden, ist das eine Menge Holz, für MC-Systeme, die ab etwa 60 Dezibel benötigen, dagegen ein bisschen mager. Machen kann man so etwas natürlich trotzdem, nur muss die Schaltung dann zwangsläufig sehr sauber arbeiten, um einen guten Signal-Fremdspannungs- Abstand zu gewährleisten. Außerdem sollte die nachgeschaltete Vorstufe für den MM-Betrieb ausreichend übersteuerungsfest sein – hier werden recht gesunde 2 Volt und mehr ausgegeben. Das Gegenteil gilt für den MC-Betrieb, wo der folgende Verstärker eine höhere Verstärkung bieten muss als üblich. Sämtliche Verstärkungsstufen funktionieren im Class-A-Parallelbetrieb, das heißt, immer eine Doppeltriode übernimmt einen Kanal, was inklusive Ausgangsstufe fünf Röhren ausmacht – alle vom Typ ECC83. Die RIAA-Entzerrung erfolgt rein passiv. Für möglichst geringes Übersprechen bei niedrigen Frequenzen hat man jeder Röhre ein eigenes RC-Filterglied spendiert – eine ebenso konsequente Maßnahme wie die schwingend gelagerte Schaltung. Den Netztrafo hat man gleich einmal ganz ausgelagert – mit seiner langen Zuleitung kann er für optimale Brummfreiheit weitab vom Hauptgerät untergebracht werden. Das eigentliche Netzteil funktioniert in Halbleitertechnik und verfügt über eine Verzögerungsschaltung, die den Ausgang erst freigibt, wenn alle Bauteile ihren Betriebszustand erreicht haben – das schont die Nerven und die Anlage. Auf der Platine hinter dem Phonoeingang ist übrigens ein Steckplatz frei, in den bei Bedarf ein Widerstandswert nach Kundenwunsch eingelötet werden kann. Ein Wort zu unseren Messungen: Trotz der geringen Verstärkung sind die Fremdspannungsabstände auch für den „MC-Betrieb“ noch völlig in Ordnung – die knapp 60 Dezibel waren in der Praxis erst wahrnehmbar, wenn auch der Gesamtpegel schon ein bedrohliches Ausmaß angenommen hatte. Die erste Runde bestritt die Unison jedoch mit dem Funk Firm Vector und dem darauf montierten Ortofon. Was soll ich sagen: Die Phono One zeigte deutlich auf, dass das OM40 einen sehr scharfen Nadelschliff hat und damit kein Kind von Traurigkeit ist, was die Höhen angeht – keine Spur von „rundem Klang“, wie sie ja oftmals Röhren-Phonopres nachgesagt werden. Dennoch: Man kann sie hören, die glimmenden Glaskolben – nicht in Form irgendeiner Unzulänglichkeit, sondern mehr als entspannte Lässigkeit, mit der die Unison agiert. Weder bei ganz entspannter noch bei anspruchsvoller Musik war auch nur der leiseste Hauch von Schärfe oder schlechtem Timing zu hören. Ganz im Gegenteil: Orchestertutti – auch von so hochdynamischen Alben wie den London 45er- Umschnitten – schüttelt die Phono One erschreckend lässig aus dem Ärmel, als wären da nicht mal eben Anstiege von 30 Dezibel oder mehr am Werke. Aber große dynamische Fähigkeiten sind eine Sache, der Blick aufs feine Detail eine andere. Die Unison ist aber ebenso in der Lage, neben der großen Pranke fürs Grobe auch das feine Händchen für die Filigranarbeit auszupacken – dann schmeicheln ihre feinmotorischen Gaben der Handwerkskunst auch des virtuosesten Solisten, sehr gut. Beim Wechsel auf MC-Systeme bleibt der grundsätzliche Charakter der Unison voll erhalten: Hohe Neutralität und Detailfreude, gepaart mit Eleganz und Verve. Was von den dynamischen Fähigkeiten bei den durch den Fremdspannungsabstand ja offiziell eingeschränkten Möglichkeiten übrig bleibt? Ganz einfach: alles. Mit Ausnahme einiger Systeme mit sehr niedriger Ausgangsspannung kommt die PhonoOne prima mit MC-Systemen zurecht. Klar hilft es, wenn die folgende Verstärkerstufe ihrerseits möglichst wenig rauscht – insgesamt gesehen sind die Ergebnisse aber durch die Bank einwandfrei. Was heißt einwandfrei: Die Rechnung mit den nur 54 Dezibel Verstärkung geht voll auf. Ein DL103 spielt an der Unison-Röhre ebenso faszinierend wie an einer Lösung mit Übertrager – im Hochtonbereich ist die Phono One sogar leicht im Vorteil. Kunststück, bietet doch die transformatorlose Auslegung den Vorteil, keine materialbedingte obere Grenzfrequenz zu kennen. Die Eingangsimpedanz bleibt ebenfalls frei wählbar, so dass die Vorteile der Anpassbarkeit dem Nachteil der fehlenden 6 Dezibel mehr als wettmachen, vor allem, weil sich die Nebengeräusche durch die konsequente Auslegung der Schaltung erfreulich zurückhalten.
Fazit
Weniger ist mehr: Nur eine Verstärkungsstufe genügt der Unison Phono One für den Einsatz in Kombination mit fast allen gängigen Tonabnehmern. Dabei überzeugt die schöne Italienerin vor allem durch beeindruckende Kraft und eleganten Feinsinn – was will man mehr?