Um es vorwegzunehmen: Die Bezeichnung „Phono Module“ ist eine Mogelpackung – im positiven Sinne: Der Octave begnügt sich beileibe nicht damit, nur Phonosignale einem nachfolgenden Verstärker zur Verfügung zu stellen
Mitspieler
Plattenspieler:
Clearaudio Innovation
Transrotor Dark Star Reference
Acoustic Signature Challenger
Tonabnehmer:
Rega Exact
Phase Tech P-3G
Benz ACE L
Goldring Eroica LX
Verstärker:
Accustic-Arts-Kombination
Audiomat Aria
WLM Sonata
Lautsprecher:
Xavian XN270
B&W 800 Diamond
Zubehör:
Netzleiste: PS-Audio
Phonokabel Furutech, Nordost, Horn Audiophiles
NF-Kabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Empire, Tabula Rasa
Gegenspieler
Phonoverstärker:
Plinius Koru
Restek MRIA+
Trigon Advance
Das Gerät ist kein „Phonomodul“, sondern eine modulare Vorstufe, für die es eben auch diverse Phonozüge gibt. Insgesamt drei frei konfigurierbare Steckplätze gibt es – die Eingangsbaugruppen werden dabei mit einer Reihe Pins in entsprechende Buchsen des „Mainboards“ gesteckt und mit Schrauben gesichert.
Durch die Lautstärkeregelung und die gepufferte Ausgangsstufe ist das flache Gerät eine ziemlich universelle Vorstufe. Unser Testgerät verfügt über ein MC-Modul mit Cinch-Eingängen. Es gibt außerdem ein MC-Modul mit XLR-Eingang, ein MM-Modul, ein MM-MC-Modul und natürlich Line-Module, bei denen sich zwischen Cinch und XLR wählen lässt – unser zweiter Eingang. Obwohl Octave ja in erster Linie für seine lange Tradition an Röhrengeräten bekannt ist, hat man für die leisen MC-Signale die pragmatischste Lösung gewählt und deren Verstärkung gesockelten ICs überlassen, mit denen es sich auch sehr gut und vor allem nebengeräuschfrei arbeiten lässt. Die RIAA-Entzerrung übernehmen dann die fest eingebauten Röhren und zwar zweistufig aktiv – insofern ist die Bezeichnung „Phono“ im Namen doch korrekt, obwohl man streng genommen die RIAA durch entsprechende Modulwahl komplett aus dem Rennen nehmen könnte – aber wer will das schon? Im Ausgangsmodul kooperieren ein IC und eine Pufferröhre – damit bedeuten auch lange Signalwege zur Endstufe keinen Schrecken. Für besseren Schutz vor Einstreuungen wurden die Netztrafos in ein externes Gehäuse ausgelagert und mit einem langen Kabel versehen – tatsächlich verbesserten sich in unserem Messlabor die gemessenen Werte für den Fremdspannungsabstand, wenn wir die Trafo-Einheit recht weit ausgelagert haben – dann waren die Werte aber sehr gut. Zurück zur Phonostufe, die für die Feineinstellung etwas Schraubarbeit verlangt: Der Gehäusedeckel muss komplett entfernt werden, um Zugang zum Mäuseklavier zu erlangen. Dort lassen sich Eingangsimpedanzen zwischen 62 und 1000 Ohm einstellen – die meisten gängigen MC-Systeme lassen sich damit optimal betreiben. Zusätzlich gibt es einen Schalter für ein Subsonic-Filter, der sich durch eine Aussparung im Deckel des nochmals gekapselten MC-Moduls erreichen lässt. Das Innere der Octave-Vorstufe vergilt auch häufigere Anpassarbeiten mit dem höchst erfreulichen Blick auf eine Schaltung mit höchst durchdachtem Aufbau, durch die Bank wirklich edlen Bauteilen, verpackt in einem höchst soliden Gehäuserahmen. So etwas flößt selbst einem nicht technikaffinen Betrachter Vertrauen in die verbaute Technik ein. Was vorne in der Frontplatte aussieht wie ein Display oder Sichtfenster auf die Röhren dahinter, ist wohl mehr dem Corporate Design geschuldet als einer wirklichen Funktionalität: Durch die dunkel getönte Scheibe blickt man, wenn man denn möchte, auf eine Platine – bei anderen Gerätekategorien sieht man hier wohl etwas mehr an Information. Ein Wort noch zur Fernbedienung, deren erster durchaus wertiger Eindruck Respekt einflößt: Der Touchscreen ist obsolet für die rudimentären Funktionen, die sich am Phono Modul fernsteuern lassen – so beschränkt sich die Funktionalität auf die paar realen Tasten, die es noch gibt. Aber so lange wir uns immer noch bei den meisten Geräten für eine Änderung der Lautstärke von der Couch zum Rack schleppen müssen, wollen wir da mal nicht zu streng sein. Beim Warmspielen ist ein Phänomen aufgetreten, das ich so noch nicht kannte. Klingen die meisten Komponenten bei einem Kaltstart eher etwas dünn und spitz, so macht es die Octave genau anders herum: Die Bassabteilung kommt sofort ins „Rollen“, pumpt wuchtige und gleichzeitig federnde Tieftonimpulse in den Raum – immer wieder schön zu hören auf Stücken wie „Once upon a Time in the West“ von den Dire Straits auf ihrem zweiten Album „Communiqué“. Die auf dieser Platte vom Tontechniker sehr schön eingefangenen Schlagzeugbleche brauchen etwas länger, bis sie in ihrer genau abgezirkelten Schärfe und Strahlkraft genau auf dem Punkt sind – eine Plattenseite braucht der Octave nach einer längeren Spielpause, dann ist er voll da. Und wie er da ist. Die leichte Bassanhebung, die wir gemessen haben, macht sich auch beim Hören deutlich bemerkbar – nicht unangenehm, aber es schiebt schon ganz gut. Bassdrums kommen dennoch schön trocken – bei einem gut aufgenommenen Schlagzeug kann man sehr gut die Anschläge auf den Fellen und den Korpus einer Trommel auseinander hören. Mark Knopflers Stimme – um bei den Dire Straits zu bleiben – nölt sonor aus den Boxen, das heißt natürlich nur technisch gesehen; die Mittenplatzierung ist klar zu orten und scharf umrissen. Gleiches gilt auch für eine ganz andere Baustelle: Tom Waits, den ich in letzter Zeit wieder ganz gerne zum Testen höre, weil er erfrischend un-audiophil ist, lässt seine ohnehin schon angeschlagene Stimme ja oft noch extra „kaputt“ aufnehmen. Diese gewollte Schärfe transportiert die Octave mit aller gebotenen Aggressivität – Weichspülen lässt sie sich jedenfalls nicht nachsagen. Wuchtiger Bass und jede Menge Direktheit – klingt insgesamt nach einem Klangbild von Männern für Männermusik, würden Sie sagen? Nun, ich gebe Ihnen Recht – auch Jennifer Warnes´ „A Singer Must Die“ von „Famous Blue Raincoat“ mit seinem komplexen Acappella- Arrangement habe ich noch nie so direkt und präsent vor den Boxen gehört wie mit der Octave. Aber die Vorstufe kann auch anders, wie das folgende „I Come So Far for Beauty“ zeigt die andere Seite des Geräts: Die zutiefst melancholische und verzweifelte Nummer entfaltet wie immer ihre fast schon unheimliche Sogwirkung auf mich – nur dieses Mal noch differenzierter als sonst: Man spürt förmlich die Traurigkeit der Erzählerin, gleichzeitig aber auch das große Kämpferherz, das ihr innewohnt. Szenenwechsel: Richard Wagner. Die Live- Aufnahme des Parsifal unter Hans Knappertsbusch zählt zu meinen persönlichen Entdeckungen des letzten Jahres. Und um die Frage eines kritischen Lesers zu beantworten: Nein, ich komme leider fast nie dazu, mir die komplette Einspielung anzuhören, aber ausschnittsweise lasse ich mich gerne von guten Anlagen auf den grünen Hügel entführen – so auch vom Octave Phono Module, das es sich nicht nehmen lässt, die brodelnde Kraft eines großen Orchesters originalgetreu in den Hörraum zu versetzen, um ein paar Schläge des Taktstocks weiter die feinen Klanggespinste Richard Wagners auf so subtile Weise wiederzugeben, dass man unwillkürlich den Atem anhält, um diese makellose Atmosphäre nicht zu stören. Diese Mischung aus Kraft und Feinauflösung bietet dem Hörer auch das vorzügliche Line-Modul, das insgesamt noch etwas ausgewogener, dabei aber kein bisschen weniger lebendig und faszinierend klingt als das Phonoteil.
Fazit
Keine Phonostufe, sondern eine mehr als vollwertige Schaltzentrale: Das Octave Phono Module ist trotz seines Namens eine der vielseitigsten und spannendsten Vorstufen, die ich kenne.