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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Neukomm MCA112S
Innere Werte
Auf die Größe kommt es an, hat sich Hans R. Neukomm gedacht, als er seine eigene Firma für HiFi-Bausteine im Jahre 1990 gründete. Nur: Ihm war es wichtig, dass hochwertiges HiFi im wahrsten Sinne des Wortes tragbar bleibt
Ich denke mal, wir können uns sicher sein, dass die Amerikaner daran schuld sind: In den Achtziger- und Neunzigerjahren wurde über dem großen Teich immer mehr an der „Bigger-is-better“-Schraube gedreht: Riesige Endstufen im Hundehütten-Format mit Leistungen, die im Leben dieser Geräte nicht auch nur zu 10 Prozent abgerufen werden – Hauptsache: groß und mächtig. Leider hat diese Entwicklung auch nachhaltig auf andere Gerätekategorien abgefärbt, so auch auf Phonovorstufen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin absolut dafür, wenn es technisch sinnvoll ist, einem HiFi-Baustein ein angemessen großes Gehäuse zu spendieren, etwa, wenn es darum geht, ein eventuell einstreuendes Netzteil von einer empfindlichen Audioschaltung fernzuhalten.
Aber wenn ich eine Komponente mit wuchtigen Dimensionen aufschraube und finde dann im Inneren zwei versprengte Zwerg-Platinen mit integrierten Schaltkreisen, dann ärgere ich mich doch immer ein bisschen oder wundere mich zumindest. In Sachen Phonovorverstärkung gibt es zumindest ein paar Hersteller, die diese Entwicklung nicht mehr um jeden Preis mitmachen und auch auf einer technisch und klanglich anspruchsvollen Entwicklungsstufe immer noch sehr kompakte Gehäuse anbieten. Die Geräte von Trigon fallen mir da ein oder die wundervollen Phonostufen von Audiomat aus Frankreich. Ich weiß nicht, ob Herr Neukomm bei der Formulierung dieses Ziels von Rückenproblemen getrieben wurde oder ob er einfach ein Zeitgenosse ist, der ganz nach „Form follows function“ konstruiert. Auf jeden Fall fallen mir angesichts seiner Geräte Worte wie „pragmatisch“ oder „zeitlos“ ein oder auch ein Name wie Dieter Rams, der im Geiste zumindest ein bisschen Pate gestanden haben dürfte bei der Gestaltung der Neukomm-Komponenten – sicherlich nicht die schlechteste Referenz, steht doch Letzterer mit diversen Entwürfen im New Yorker Museum of Modern Arts. Hans R. Neukomm hat seinen ersten Verstärker bereits im Jahr 1969 gebaut, einfach aus der Notwendigkeit heraus, eine Elektronik zu haben, die einen elektrostatischen Lautsprecher adäquat antreibt. Dafür benötigt man eine Endstufe, die vor allem laststabil ist, also einen sehr niedrigen Ausgangswiderstand und damit einen hohen Dämpfungsfaktor hat. Und – angesichts des oft lausigen Wirkungsgrads solcher Schallwandler – darf es gerne auch ein bisschen Leistung sein. Bis heute gibt es im Programm Endstufen, die genau für diesen Einsatzzweck optimiert wurden und damit so gut wie jeden Lautsprecher problemlos antreiben können. Kommen wir nun zu unserem Testgerät, der MC-Phonovorstufe MCA112S. Kein schwungvoller Name, einfach ein paar Buchstaben und Ziffern, genauso pragmatisch wie der Firmenname (den ich übrigens, ohne dass ich mich damit vorher beschäftigt hatte, immer für eine etwas exotische Wortschöpfung gehalten hatte). Wir sind beim Test ein bisschen böse gewesen und haben uns unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen Zutritt zum Inneren des Geräts verschafft – angesichts der trickreich verschachtelten Abschirmbleche inklusive Versiegelung eine echte Aufgabe, aber wir wollten Ihnen und uns zumindest eine Idee geben, wie aufwendig es im Inneren des winzigen Gehäuses zugeht. Nun, das ist uns gelungen, allerdings sehen wir uns auch nicht in der Lage, die Schaltung angesichts der vielen SMD-Bauteile genauer auseinanderzudröseln. Eines ist aber klar: Die MCA112S ist kein Gerät, mit dem es sich komfortabel experimentieren lässt, es ist ein Gerät zum Hören. Wie ich darauf komme? Nun, obwohl sich die Verstärkung durch einen Drehschalter an der Rückseite in einem weiten Bereich von 20 Dezibel verstellen lässt, wird die Eingangsimpedanz bei Bestellung angegeben und fest eingelötet. Das kann zwar nachträglich immer abgeändert werden, aber eben nur bei Neukomm selbst. Nun war ich also in der Situation, in meinem Fundus Tonabnehmer finden zu müssen, die mit dem Abschlusswiderstand von 100 Ohm in meinem Testgerät gut zurechtkommen würden. Wir haben die Neukomm-Phonostufe dankenswerterweise von Björn Kraayvanger von Len-Hifi zur Verfügung gestellt bekommen, der uns aufgrund eines plötzlich doch nicht lieferbaren Testgeräts aus der Patsche geholfen hat. Da muss man sich dann eben auch mal flexibel zeigen. Schwer war es allerdings nicht: Schon mit einem meiner Lieblingssysteme, dem Phasemation PP-300, konnte die kleine Schweizerin zeigen, was sie kann. Oder: Fangen wir damit an, was sie nicht kann, nämlich Nebengeräusche. Die MCA112S ist absolut ruhig. Sogar gefühlt ruhiger, als wir im Labor gemessen haben, wo die Werte sehr gut, aber eben nicht überragend waren. In der Praxis ist die Neukomm eine der ruhigsten Phonovorstufen, die ich je in den Händen hatte. Sie ist absolut in der Lage, dieses Gänsehautgefühl zu erzeugen, wenn man in den ersten paar Sekunden einer Live-Aufnahme schon etwas hört, wenn man eigentlich noch gar nichts hört. Und dann, wenn bei Rachmaninoffs zweitem Klavierkonzert die ersten Anschläge aus der Stille nach oben tauchen und schließlich die wuchtigen Klavierakkorde mit dem Thema im Orchester durch den Konzertsaal rollen, hält es einen nicht mehr auf der Couch. Nun, vielleicht möchte man bei Rachmaninoff dann doch nicht mittanzen, aber ich denke, Sie verstehen, was ich meine. Geben wir also mal ein bisschen Gas und holen uns in Gedenken am Malcolm Young ein paar frühe AC/DC-Scheiben aus dem Regal. Und auch wenn es sich hierbei nicht um aufnahmetechnische Perlen handelt: Die Neukomm holt die rohe und brachiale Kraft der Riffs und Powerchords so ungestüm aus den Rillen, dass man fast schon den Schweiß-, Bier und Zigarettengeruch aus dem Studio riechen kann, mit einem Hauch Whisky aus der Richtung Bon Scotts. Mal im Ernst: Dynamik kann die Neukomm ebenfalls. Wie sieht es nun mit den subtileren Fähigkeiten aus? Auch wenn ich es einen Moment lang vergessen habe: Ich schätze das Phasemation vor allem wegen seiner Feingeistigkeit bei klassischer Musik. Die Fonè-Produktion der Bach‘schen Violinsonaten, auf der Salvatore Accordo mit seiner Stradivari in einer absolut faszinierende Raumakustik Musik spielt, die fast nicht mehr von dieser Welt zu stammen scheint, lässt die Neukomm frappierend plastisch auferstehen. Der große Raum, eingefangen von Giulio Cesare Riccis ganz spezieller Mikrofon-Formation, wird bis in den letzten Winkel abgetastet und im Hörraum wieder aufgebaut, mit einer Bühne, die die Lautsprecherabstände weit hinter sich lässt – großartig. Sänger/innen positioniert die MCA112S ganz frei und offen im Raum und schafft die perfekte Balance zwischen Kehle und Brust, genauso wie bei Violinen oder Gitarren die zwischen Korpus und Saite. Die individuellen Timbres großer Geiger kann man so spielend heraushören, sogar auf älteren Aufnahmen von Jascha Heifetz oder Igor Oistrach. Gerade das feine Differenzieren zwischen Solist und Orchester, Sänger und Band, das räumliche Trennen und saubere Abbilden einzelner Stimmen ist die Paradedisziplin der Neukomm. Das Ganze bettet sie ein in einen äußerst charmanten musikalischen Fluss, der das Musikhören erst zu einer so angenehmen Sache macht.Fazit
Die Neukomm MCA112S ist bei aller Kompaktheit eine der technisch konsequentesten und klanglich besten Vorstufen ihrer Klasse.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Neukomm MCA112S
Preis: um 2750 Euro
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | Schüring High End, Reinbek |
Telefon | 040 71097635 |
Internet | www.schueringhighend.de |
Garantie (in Jahren) | 3 Jahre |
B x H x T (in mm) | 110/48/126 |
Gewicht | 1 kg |
Händlerkontakt | Len Hifi, Duisburg |
Telefon | 0176 64772261 |
Internet | www.lenhifi.de |
Unterm Strich... | Die Neukomm MCA112S ist bei aller Kompaktheit eine der technisch konsequentesten und klanglich besten Vorstufen ihrer Klasse. |