Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl


Alt und neu und ziemlich gut

Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 1
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Das wird ja in der Branche immer gerne gemacht: Gezielter Einsatz an sich veralteter Technik, um einen bestimmten Klang zu erreichen. Der Einsatz alter Technik, um Bestleistungen zu erzielen, kommt dagegen nicht so häufig vor

Die Rede ist hier natürlich von den namensgebenden Bauteilen in der neuesten und damit immerhin schon vierten Phonovorstufe im Sortiment des englischen Traditionsherstellers Musical Fidelity. „Nu-Vista“ ist nämlich mitnichten ein frei erfundener Modename im Geiste so manchen japanischen Autobauers, sondern bezieht sich auf den Einsatz von Nuvistoren. Den Begriff haben Sie vielleicht schon einmal gehört: Das waren die Teile, die das quasi letzte Aufbäumen der Elektronenröhre gegen das heraufdämmernde Zeitalter der Halbleiter markierten: Miniaturisierte Kleinröhren mit Metallgehäuse und Keramiksockel, durch ihre kompakte Größe ideal für Platinenbestückung und quasi unverwüstlich.
Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 2Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 3Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 4Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 5Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 6Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 7Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 8Phono Vorstufen Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl im Test, Bild 9
Die kompakte Bauweise ermöglichte es auch, steilere Kennlinien zu erreichen, womit sich die Nuvistoren für den Einsatz auch in hoch empfindlichen Präzisions-Messgeräten empfahlen. Nun, die Technikgeschichte wurde anders geschrieben und so kommt es, dass auch heute noch, ein halbes Jahrhundert nach dem fast gleichzeitigen Anfang und Ende der Nuvistoren-Geschichte noch ausreichend viele dieser Miniröhren als „Neuware“ zur Verfügung stehen. Vier Stück davon sind in der Nu-Vista-Phonovorstufe in der Puffer-Verstärkerstufe am Ausgang eingesetzt. Aber sehen wir uns das Gerät einmal von außen an: Das Ding ist groß und mächtig und mit fast 15 Kilo auch ordentlich schwer – ein klarer Gegenentwurf zu den ultrakompakten Phonoverstärkern, die man heute recht häufig sieht. Erfreulich ist das Preisschild der Nu-Vista Vinyl: Auch, wenn das Gerät mit seinen martialischen Kühlrippen und dicken Aluplatten nach fünfstellig aussieht, liegt der Endkundenpreis bei sehr fairen 3.500 Euro. Die Vollverstärkeroptik scheint sich im Übrigen auch auf der Geräterückseite fortzusetzen: Gleich fünf Paar Cinchbuchsen stehen eingangsseitig zur Verfügung, dazu gibt es einen symmetrischen XLR- und einen Cinchausgang. Nur Lautsprecherbuchsen, die sucht man vergebens. Der Blick auf die Front zeigt: Tatsächlich, hier können bis zu fünf Tonabnehmer angeschlossen werden – eine perfekte Schaltzentrale also für die nicht mehr ganz kleine analoge Spielwiese. Sämtliche Eingänge können von der Front aus angewählt werden, dazu eine breite Palette von Einstellungen für jeden Kanal. Dies sind die Betriebsart MM/MC, ein schaltbares Subsonicfilter („IEC“), die Eingangsimpedanz für MC-Betrieb und die Kapazität für den MM-Betrieb. Dazu gibt es noch einen Boost-Schalter, der ganz leisen Systemen mit +6 dB auf die Sprünge hilft. Schraubt man den Deckel ab, dann muss man befinden, dass es trotz des großen Funktionsumfangs im Inneren des Nu- Vista recht übersichtlich zugeht. Aber dagegen ist nichts einzuwenden: Klar könnte das Gerät in einem kleineren Gehäuse irgendwie untergebracht werden, aber dann würde es nicht mehr zur restlichen Serie passen. Außerdem schadet es nie, wenn Netztrafos ein bisschen Abstand zu einer hoch verstärkenden Phonoplatine haben. Von den Ringkerntrafos gibt es übrigens zwei Stück – der konsequent kanalgetrennte Aufbau beginnt schon hier. Im Anschluss hat jede Funktionseinheit ihre eigene „Abteilung“: Vom Trafo über die Netzteilschaltung mit Siebung weiter zur Phonoverstärkung und -entzerrung bis hin zur Ausgangsstufe. Das Signal wird intern komplett symmetrisch verarbeitet – auch das verhilft der Musical Fidelity zu ihren exzellenten Messwerten. Die MM-Eingangskapazität ist praxisgerecht von 50 pF bis hin zu 400 pF einstellbar – das sind in Summe mit der Kapazität eines guten Phonokabels praxisgerechte Werte, mit denen sich die Hochtonresonanz der System-Vorverstärker-Kombination gut einstellen lässt. Die Eingangsimpedanz für MC-Systeme kann von 10 Ohm bis 47 Kiloohm eingestellt werden – damit sollte sich jedes System gut aufgehoben fühlen. Angesichts des üppigen Funktionsumfangs fragt sich der verwöhnte Tester, warum man nicht noch eine Fernbedienung vorgesehen hat – angesichts unseres Mediums aber eigentlich eine etwas absurde Vorstellung. Schallplattenhörer sind eben doch die sportlichsten Musikkonsumenten. Beim Hören zeigt die Nu-Vista Vinyl die typischen Musical-Fidelity-Qualitäten: Unaufdringliche Gediegenheit und das vom ersten Ton einsetzende Gefühl, angekommen zu sein. Ganz ehrlich: Der Spieltrieb, den eine solche Vielfalt an Einstellmöglichkeiten in mir auslöst, ist nach Finden einer passenden Parameterkombination sofort dem Wunsch gewichen, einfach nur dazusitzen und Musik zu hören. Der Nu-Vista Vinyl hat enorme Qualitäten in allen Bereichen, die hervorragende Musikwiedergabe ausmachen, aber er protzt nicht damit, sondern stellt dem Hörer seine immense Tiefe der Basswiedergabe ebenso selbstverständlich zur Verfügung wie seine enorme Präzision in allen Frequenzbereichen – in Sachen Klangfarbe wie Feinauflösung. Und auch, wenn die bisherige Beschreibung nach der totalen Entspannung klingt: Natürlich kann ein technisch so ausgefeiltes Gerät auch dynamisch die ganz große Geste – mit Schwung und Verve setzt der Musical-Fidelity auch so Kabinettstückchen wie die Tschaikowsky-Ouvertüre 1812 in der gefürchteten Erich-Kunzel-Interpretation akkurat um – ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ihn auch die direkt mikrofonierten Kanonenschüsse nicht im Mindesten aus der Fassung bringen. Ein paar Augenblicke später geht er ebenso akkurat und feinsinnig mit den ganz intimen Momenten auf der hervorragenden Johannes-Brahms-Kammermusikbox der Deutschen Grammophon um. Was und wie es gespielt wird, geben die Schallplatte selbst und das angeschlossene Frontend vor. Klar kann man mit gezielten Fehlabstimmungen am Klang drehen – aber so etwas verliert eben schnell seinen Reiz, während die uneingeschränkt langzeittaugliche Musikalität des Nu-Vista Vinyl stets aufs Neue fasziniert.

Fazit

Die Musical-Fidelity Nu-Vista Vinyl ist einerseits eine technisch vielfältige und extrem komfortable analoge Schaltstelle, noch viel mehr aber eine ausgesprochen erwachsen aufspielende Phonostufe, mit der man viele Jahre lang hoch zufrieden Musik hören kann.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Musical Fidelity Nu-Vista Vinyl

Preis: um 3500 Euro

3/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Reichmann Audiosysteme 
Telefon 07728 1064 
Internet www.reichmann-audiosysteme.de 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 482 x 13 x 385 mm 
Gewicht ca. 14,5 kg 
Unterm Strich... Die Musical-Fidelity Nu-Vista Vinyl ist einerseits eine technisch vielfältige und extrem komfortable analoge Schaltstelle, noch viel mehr aber eine ausgesprochen erwachsen aufspielende Phonostufe, mit der man viele Jahre lang hoch zufrieden Musik hören kann. 
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