Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Musical Fidelity M1 ViNL


Der Leisetreter

Phono Vorstufen Musical Fidelity M1 ViNL im Test, Bild 1
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Es gibt Unternehmen, deren Nimbus untrennbar mit einem einzigen Produkt verbunden ist. Musical Fidelity ist eins davon

Mitspieler

Plattenspieler:

Clearaudio Master Reference / Universal

Tonabnehmer:

MFSL C3.5
Benz ACE SL
Goldring 2500

Vorstufen:

MalValve preamp four line

Endverstärker:

Accustic Arts Amp2 MK2
Plinius SA-103

Vollverstärker:

Lindemann 885
Qad II Classic Integrated

Lautsprecher:

Tannoy Kensington
Klang + Ton „Nada“

Zubehör:

Netzversorung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von van den Hul und Transparent
Phonokabel van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent
Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler

Phonovorstufen:

MalValve preamp three phono
Audionet PAM G2/EPC
Pure Sound P10


Es so etwa 27 Jahre her, da schickte sich ein Verstärker der etwas anderen Art an, die HiFi-Welt gründlich durcheinanderzuwürfeln: Musical Fidelitys „A1“ war so schlicht, wie seine Typenbezeichnung es vermuten lässt: ein kleiner Vollverstärker mit einer als Kühlkörper ausgelegten Oberseite. Das Ding wurde kochend heiß (und wurde deshalb auch gerne „Kochplatte“ genannt), hatte wenig Leistung, klang aber wie der Teufel und war bezahlbar. Der Erfolg des von Firmengründer Anthony Michaelson erdachten Gerätes war gigantisch, und tatsächlich gab’s vor einiger Zeit eine neue Geräteserie, die sich an dem Klassiker orientierte.

Phono Vorstufen Musical Fidelity M1 ViNL im Test, Bild 2Phono Vorstufen Musical Fidelity M1 ViNL im Test, Bild 3Phono Vorstufen Musical Fidelity M1 ViNL im Test, Bild 4Phono Vorstufen Musical Fidelity M1 ViNL im Test, Bild 5
Ansonsten sind Mr. Michaelsons Maßstäbe eher gewachsen. Mit dem „Titan“ baut er heute einen der leistungsfähigsten Verstärker am Markt – vier Kilowatt an zwei Ohm sind schon ein Wort. In Zeiten wie diesen aber vielleicht viel wichtiger ist das andere Ende der umfangreichen Produktpalette, und da residiert bei Musical Fidelity seit einiger Zeit die „M1“-Serie. Das ist komfortable, moderne Elektronik mit bodenständigen Preisschildern. Es gibt derzeit drei Digitalgeräte, einen Kopfhörerverstärker, eine Phonovorstufe und interessanterweise keine klassischen Hochpegelverstärker. Eine komplette Kette aus den 22 Zentimeter breiten Bausteinen ist derzeit also nicht machbar. Die mit 850 Euro durchaus bezahlbare Phonovorstufe „M1 ViNL“ allerdings scheint auch alleine sehr tragfähig, wuchtet sie doch ein in dieser Preisklasse absolut unübliches Komfortpaket in die Waagschale. Jawohl, ein Display. Ein (fast) weiß hinterleuchtetes, das über die eingestellten Betriebsparameter Auskunft gibt – und davon gibt’s einige. Sinnvoll ist das Ganze natürlich nur deshalb, weil man zum Umschalten der verschiedenen Größen das  Gerät weder öffnen noch Schalter an seiner Rückseite suchen muss. Sieben kleine Drucktaster wuppen das ordentlich komfortabel von der Front aus. So gibt’s neben getrennten MM- und MC-Eingängen auch zwei wählbare Entzerrerkurven, neben der klassischen RIAA-Kurve findet sich eine IEC-Variante, bei der der Bass unter 20 Hertz abgesenkt wird – man könnte das auch ein Subsonic-Filter nennen. Im MM-Betrieb kann man zwischen acht Abschlusskapazitäten zwischen 50 und 400 Picofarad wählen und zwischen zwei Abschlussimpedanzen: 47 und 68 Kiloohm. Beim MC-Eingang ist die Kapazität fix, die Eingangsimpedanz hingegen zehnstufig zwischen 10 Ohm und 47 Kiloohm einstellbar. Gerade diese Option schätze ich sehr, weil sich so die optimale Abschlußimpedanz für einen Tonabnehmer einfach ermitteln lässt. Noch schöner wäre eine Fernbedienung dafür, aber wir wollen auch so nicht meckern. Die Geräterückwand offenbart neben den sechs obligatorischen Cinch-Terminals auch noch zwei XLR-Ausgänge – sehr erstaunlich in dieser Preisklasse. Gucken wir mal rein. Und wie in Anbetracht des modernen Bedienkonzeptes zu erwarten war, schwingen auch im Inneren der Musical-Fidelity-Vorstufe die moderneren Errungenschaften der Elektronik das Zepter. Die rechten zwei Drittel der fast das ganze Gerät ausfüllenden Hauptplatine beinhalten die Verstärkerschaltung in SMD-Bauweise, das linke Drittel bildet die Stromversorgung. Jene bildet ein erstaunlicherweise komplett ungeschirmtes Schaltnetzteil mit „Wide Range Input“. Will sagen: Es akzeptiert Eingangsspannungen zwischen 90 und 250 Volt und Netzfrequenzen zwischen 50 und 60 Hertz. Was für den Hersteller die angenehme Folge hat, dass er sich über unterschiedliche Versorgungen für die verschiedenen Märkte keine Sorgen mehr machen muss: Dieses Netzteil verdaut alles, was irgendwo auf der Welt aus der Wand kommt. Schaltnetzteile arbeiten mit hohen Frequenzen, deshalb braucht’s hier keine großen Siebkapazitäten, die das Auffüllen der „Täler“ in der gleichgerichteten Wechselspannung besorgen müssen. Ein paar unspektakuläre Elkos und zwei Drosseln, und fertig sind die auch für eine empfindliche Phonovorstufe hinreichend sauberen Betriebsspannungen.Beim Verstärker selbst fällt die eingangsseitige Ansammlung von Relais auf. Richtig, die elf elektromechanischen Schalter sind für das komfortable Umschalten der Tonabnehmeranpassung zuständig. Von da aus übernehmen gleich vier moderne Instrumentenverstärker von Texas Instruments Teil eins der Verstärkung, im Nachgang gibt’s noch zwei Operationsverstärker und ein wenig diskreten „Fliegendreck“, bis das Signal korrekt entzerrt, verstärkt und wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch an den entsprechenden Buchsen bereitsteht. Das ist ein modernes, schnörkelloses Konzept, Fans klassischer Baukunst kommen hier eher nicht auf ihre Kosten, Freunde exotischer Bauteile auch nicht. Beim Betrieb der M1 ViNL gilt es, Anthony Michaelsons etwas speziellen Philosophie in Sachen Verstärkung Rechnung zu tragen. Während der MM-Part nämlich um durchaus übliche 46 Dezibel verstärkt, legt der MC-Betrieb da kaum nach, da sind’s unüblich niedrige 51 Dezibel. Übliche MC-Phonovorstufen legen da locker zehn Dezibel drauf. In der Praxis jedoch ist das so schlimm nicht, man muss bei durchschnittlich lauten MCs halt etwas weiter aufdrehen als üblich. Reserven in Sachen Rauschen hat die MF genug, so dass die sinnvolle Untergrenze wohl erst bei echten Exoten-Abtastern erreicht ist: Mit den 0,24 Millivolt des MFSL-Miyabis jedenfalls hat der MF keinerlei Probleme. Beim Lautstärkesteller auf Rechtsanschlag ist nicht die Spur von Brumm und lediglich ein wenig Rauschen zu hören. Mit dem MFSL höre ich in etwa bei elf bis zwölf Uhr, und da rauscht noch gar nix. Der MF klingt komplett anders, als seine moderne Konzeption hätte vermuten lassen. Bei Schaltnetzteilen und Chips ist man intuitiv geneigt, ein steriles und hartes Klangbild zu vermuten, aber das Gerät produziert genau das Gegenteil: Wir spielen „Why Can’t We Be Together“ vom exzellenten Audio-Fidelity-Remaster von Sades „Diamond Life“ und freuen uns über eine sehr lebendige farbstarke und betont saftige Gangart. Im Bass geht’s voluminös, aber nicht zu weich zur Sache – die eine Kombination mit nicht zu bassstarken Abtastern scheint empfehlenswert. Hier allerdings kann auch die komfortable Impedanzanpassung helfen: Ich habe an diesem Gerät fast alle ausprobierten Tonabnehmer mit etwas weniger Widerstand als üblich betrieben. Das macht die Wiedergabe zwar etwas asketischer, es wirkt aber geradliniger. Der Stimmbereich ist gut durchhörbar und sehr schön artikuliert, hier merkt man am ehesten, wenn man’s in Sachen Widerstand übertreibt: Bei zu geringer Impedanz wird die Stimme nasal und gepresst. Eine Stufe zurück und die Welt ist in Ordnung. Als bemerkenswert gelungen empfinde ich die Balance zwischen Präsenz- und Hochtonbereich. Da gerade in letzter Zeit viele Platten herauskommen, die zu viel Präsenz und zu wenig „echte“ Höhen enthalten, empfiehlt sich die Musical Fidelity gerade in solchen Fällen: Sie verteilt ihre Energie etwas mehr nach ganz oben und klingt ein wenig silbrig, man ist versucht, das olle Röhrenklischee zu bemühen. Die M1 ViNL ist eine höchst atmosphärische Phonovorstufe, deren hervorstechendste Qualität sicher ihr stimmiger und geschlossener Klang ist. Wenn Sie mal so richtig „Atmosphäre“ hören wollen, dann empfehle ich den Genuss von Eric Andersens „Cologne Concert“ (Meyer Records) über dieses Gerät. Das ist Intimität und Gefühl auf höchstem Niveau. Dazu passt auch die eher kompakte Raumabbildung des Gerätes ausgezeichnet. Es baut keine cinemaskopischen Bühnen, es zeichnet präzise, aber kompakt und fein umrissen. Mir fehlt da – gar nichts. Irgendwie will die Hightech-Aufmachung nicht so recht zum betont analogen und flüssigen Sound passen, aber das ist zweifellos ein zu verschmerzendes Detail. Tatsächlich sind im Klang des Gerätes die Gene der „Kochplatte“ auszumachen, und ein größeres Kompliment kann man diesem Sonderangebot kaum machen.

Fazit

Unterm Strich bietet Musical Fidelity einen prall ausgestatteten Phonopre zu einem sehr fairen Preis an. Zu allem Komfort gesellt sich ein sehr angenehmes, minimal warmes und stimmiges Klangbild. Klasse Maschine!

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Musical Fidelity M1 ViNL

Preis: um 850 Euro

5/2012
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Datum 18.05.2012, 10:28 Uhr
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