Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Linnenberg Bizet
Der Prinzipienreiter
Unsurpassed circuit design plays the most important part in building true high end electronics
Danke dafür. Sowas schätze ich. Der (Halb-) Satz stammt von der (ausschließlich englischsprachigen) Internetseite von Linnenberg Audio und heißt auf Deutsch: „Unübertroffenes Schaltungsdesign spielt beim Bau echter High- End-Elektronik die wichtigste Rolle.“ Schaltungsdesign also. Nicht die Bauteileauswahl, nicht das hinzu zu kombinierende Netzkabel, nicht die Wandstärke des Aluminiumpanzers außen herum, sondern das Schaltungsdesign. Der Mann (Ivo Linnenberg) ist Ingenieur und kein Künstler. Und es sind sehr bodenständige Ingenieursfertigkeiten, die seinen Gerätschaften ihre erwiesenermaßen erstaunlichen Fähigkeiten verleihen.
Ivo Linneberg kenne ich, das habe ich bestimmt schon bei meinem Test der fantastischen Monoendstufen „Liszt“ erzählt, so ungefähr seit der Jahrtausenwende.
Gegenwärtig listet die Webseite genau drei Produkte: eine ziemlich ernste Stereoendstufe, einen innovativen D/A-Wandler mit Vorverstärker und eben die nach dem „Carmen“-Komponisten benannte Phonovorstufe „Bizet“. An eben jenen Wandler passt unser heutiger Proband natürlich perfekt, so dass sich mit drei angenehm schlichten Geräten die komplette elektronische Funktionalität einer HiFi-Anlage erledigen ließe. Sie brauchen nur noch Quellen und Lautsprecher. Die Bizet ist eine ziemlich kompromisslose Angelegenheit, die für knapp 6000 Euro den Besitzer wechselt. Was Sie damit tun können: einen MC-Tonabnehmer anschließen. Was Sie nicht tun können: ein MM anschließen. Oder einen zweiten Abtaster. Oder die Anpassung per Fernbedienung bequem vom Sessel aus erledigen. Was solche Dinge angeht, hat Ivo Linneberg eine ziemlich rigorose Konzentration aufs Wesentliche an den Tag gelegt – und das ist in Anbetracht des klanglichen Ergebnisses völlig okay so.
Die Bizet ist eine durchgängig vollsymmetrisch aufgebaute Maschine. Heißt für Sie: Ein- und Ausgangsbuchsen im XLR-Format. Okay, eingangsseitig dürfen Sie auch Cinch stecken, aber dazu kommen wir noch. Die Verstärkung des Gerätes ist kanalgetrennt mit kleinen Kippschaltern dreistufig schaltbar, nämlich von 66 über 71 bis 76 Dezibel. Das ist ziemlich viel, was mir in Anbetracht der Anwesenheit eines gewissen ziemlich leisen Spitzenabtasters, der an anderer Stelle in diesem Heft besprochen wird, sehr recht ist. Und die Bizet kann solch hohe Verstärkungen ohne größere Rauschprobleme liefern, denn sie verfügt über eine überaus aufwändige erste Verstärkerstufe. Was uns ohne Umwege zum Inhalt der beiden Weißblech-Abschirmgehäuse führt, die auf der Verstärkerplatine des Gerätes zuhause sind. Mit gleich zehn Chips pro Kanal realisiert Linnenberg hier eine vollsymmetrische, hoch verstärkende, Versorgungsspannungseinflüsse und Gleichtaktstörungen unterdrückende Anordnung nach dem Instrumentenverstärkerprinzip, die in dieser Form tatsächlich einzigartig ist. Und das sage ich nicht oft. Und weil wir gerade so gemütlich die Eingangsseite der Bizet unter die Lupe nehmen: Es gibt drei schaltbare Eingangsimpedanzen.
Bei unserem Testgerät sind das 100, 500 und 845 Ohm. Selbstverständlich sind an dieser Stelle Sonderwünsche machbar. Davon ab kann man per Cinchstecker (wenn man seinen Tonabnehmer an die XLR-Eingänge klemmt) oder XLR-Verbinder (wenn das Tonarmkabel an die Cinchbuchsen kommt) seine Wunschimpedanz zum eingebauten Wert parallelschalten. In der Praxis ist so jeder beliebige Wert realisierbar. Es gibt ein drittes Paar XLR-Anschlüsse auf der Rückseite: Die „Daisy Chain“-Funktionalität erlaubt es dem Benutzer, bei zuwenig freien Eingängen am Vorverstärker (wie zum Beispiel einem einzigen Analogeingang am hauseigenen Satie), eine zusätzliche Anschlussmöglichkeit zu schaffen. Ist die Funktion aktiviert, schleift die Bizet im ausgeschalteten Zustand die Daisy- Chain-Eingänge zum Ausgang durch. Sprich: Dort könnte man eine zusätzliche Quelle anschließen. Ansonsten: Netzeingangsbuchse mit hartem Netzschalter und eine Erdungsklemme. Alles, was man braucht. Im Geräteinneren gesellen sich zu den beiden Eingangsmodulen doppelte, weil symmetrisch ausgeführte (passive) Entzerrernetzwerke mit guten Bauteilen, danach folgt die zweite Verstärkerstufe. Wieder mit Chips, wieder vollsymmetrisch.
Ein besonders Bonbon folgt am Ende der Signalverarbeitungskette: zwei potente Fünfbeiner vom Typ LME49600 pro Kanal, die die Ausgangspuffer bilden. Das sind eigentlich „gelernte“ Kopfhörerverstärker mit aberwitzig niedrigen Verzerrungswerten, die ein sattes Viertelampère Strom liefern können. Sollte reichen, um einen Meter Draht zur Vorstufe mit Signal zu beliefern. Das ist das, was der Ingenieur in mir „lecker“ nennt. Voodoo-frei und ohne Geheimniskrämerei, mit viel Aufwand und Blick für kompromisslose Funktionalität entwickelte Elektronik. Bestückt mit modernen Bauteilen mit exzellenten Daten, abseits jeder so genannten „Philosophie“ realisiert. Spätestens jetzt ergibt der Satz aus dem Vorspann einen Sinn. Netzteil. Drei Vergossene Ringkerntrafos und eine Vielzahl von Regelschaltungen kümmern sich darum, die Signalverarbeitung mit Allem zu versorgen, was sie so braucht. Auch das ohne Kompromisse und mit einen abschirmenden Trennwand zwischen beiden Funktionsgruppen. Wir sind zufrieden und schrauben die beiden schwarz pulverbeschichteten Aluminiumplatten wieder auf das schmucklose, überaus stabile Gehäuse, dass diesen beruhigend-pragmatischen „Made in Germany“-Charme ausstrahlt. Bedienelemente auf der Gerätefront? Einen Taster zum Ein- und Ausschalten. Brauchen Sie sonst noch was?
Auf die Begegnung zwischen Bizet und Top Wing Blue Dragon war ich überaus gespannt. Ich habe ein symmetrisches Anschlusskabel mit SME-Stecker, für optimale Verbindungen war also gesorgt. Gehen wir die Sache mal ganz entspannt an, stellen die Bizet auf mittlere Verstärkung, legen die französischen Post-Rocker Alber Jupiter auf, drehen den Pegelsteller des E-800 auf das, was man so nimmt, freuen uns über die Abwesenheit von Rauschen und Brummen und machen uns zum Sofa auf. Nur, um in dem Moment, als sich die Nadel in die Rille senkt, auf dem Absatz kehrt zu machen und zum Pegelsteller zurückzuhechten, aus den Lautsprechern bricht nämlich gerade ein Inferno hervor. Die Bizet ist nämlich überaus ruhig und da habe ich mich beim Pegel mal dramatisch verschätzt. Dafür war aber sofort klar, was hier für dynamisches Potenzial lauert. Und das über den gesamten Pegelbereich. Das schöne Album der Franzosen zaubert nämlich auch bei Pegeln kurz oberhalb der Grasnarbe eine großartige Bühne mit echter Differenzierung. Toll, wie knorrig der E-Bass sogar jetzt schon klingt und deutlich man das bewundernswert präzise Timing des Drummers hört. Natürlich ist das keine Musik für solche Minimalbetrachtungen, aber das mit dem „ganz leise“ war ich meinen Nachbarn nach dem markerschütternden Einstand jetzt schuldig.
Neuer Tag, neue Eindrücke. Das mit der uferlosen Dynamik, das ist so. Auch heute noch. Auch bei Musik, bei der man das erst einmal gar nicht vermuten würde, wie dem wunderbaren moll-timbrierten Pop-Kunstwerken von Lambchop. Die Linnenberg-Phono erweist sich als wunderbarer Mittler zwischen dem Füllhorn von Kleinigkeiten, die das Blue Dragon liefert und dem vibrierend-lebendigen Gesamtcharakter des 2012er Albums „Mr. M“. Was ich dem Top Wing an Emotionalität bis dato noch nicht zugetraut habe – hier ist es. Inklusive eines sonoren, ganz tiefen und selbstverständlichen Tieftonparts. Die Bizet macht das alles mit vollkommener Mühelosigkeit. Geschmeidig, analog im besten Sinne, vollkommen untechnisch. Der Charakter bleibt, auch bei Wechsel aufs noch etwas „sahnigere“ Lyra Atlas. Da ist tatsächlich noch etwas mehr Emotion, Verve, Spannweite, Inbrunst. Mangels einer würdigen „Carmen“ hab ich‘s mir gespart, Bizets bekanntestes Werk aufzulegen. Ich bin mir aber ganz sicher, dass der Komponist sich gerne als Namensgeber für eine so flüssige und kräftige Wiedergabe zur Verfügung gestellt hätte.
Fazit
Wenn das Konzept stimmt, dann klappt‘s auch mit der Schallplattenwiedergabe: Linnebergs Bizet ist ein höchst gelungenes Beispiel dafür, wie man mit einem kompromisslosen, technisch motivierten Ansatz eine großartig klingende Phonovorstufe bauen kann.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Linnenberg Bizet
Preis: um 6000 Euro
Für die Älteren unter uns gehören diese Lautsprecher zu den ersten jugendlichen Audiowunschträumen, wie zum Beispiel das Klipschorn oder die Electro Voice Sentry III. Für alle anderen könnte dieser besondere Lautsprecher eine echte Überraschung werden.
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Garantie (in Jahren) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 432 x 75 x 290 mm |
Gewicht | ca. 8 kg |
Unterm Strich... | » Wenn das Konzept stimmt, dann klappt‘s auch mit der Schallplattenwiedergabe: Linnebergs Bizet ist ein höchst gelungenes Beispiel dafür, wie man mit einem kompromisslosen, technisch motivierten Ansatz eine großartig klingende Phonovorstufe bauen kann. |