Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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Magische kleine Kästchen von Levar
Über „Levar Ultimate“ haben wir an dieser Stelle schon berichtet – in Gestalt eines ziemlich beeindruckenden Plattenpielers samt Tonarm aus dem Hause MHW Audio. Jetzt bekommt die Marke Zuwachs.
Die beiden schlichten schwarzen Kästchen sind die konsequente und logische Fortsetzung der Hausmarke des tief im Analogen verwurzelten Vertriebs MHW Audio. Die ambitionierten Quellkomponenten verlangen selbstredend nach einer adäquaten Weiterverarbeitung der vom „Front End“ gelieferten Signale, und das hier soll genau das sein.
Konzept
In der heutigen Zeit ist es eher unüblich, eine Phonovorstufe zwei-, wenn man das speisende Steckernetzteil mitzählt sogar dreiteilig aufzubauen. Etwas anders sieht‘s bei klassischen Röhrenkomponenten aus, da übernimmt die aktive Elektronik in der Regel den Part, Signale auf MM-Niveau zu verstärken, die MC-Vorverstärkung legt man in der Regel in die Hände einer externen Übertragerlösung.
Äußerliches
Praktisch manifestiert sich die Kombi (2000 Euro pro Gerät, bis Jahresende noch etwas günstiger) als zwei kompakte schwarze Kästchen. Das Gerüst bilden stabile Aluminiumprofile, den vorderen Abschluss übernehmen leicht überstehende und präzise kantenbearbeitete Bleche. Schön gemacht, das vermittelt Wertigkeit. Die rückseitigen Bleche fallen etwas schlichter aus, aber die hat man auch nicht ständig im Blick. Die MM-Vorstufe verfügt über einen Kippschalter zur Inbetriebnahme, eine schön klassische rote Leuchtdiode zeigt die Betriebsbereitschaft an.
Eine sehr gelungene Kleinigkeit in diesem Zusammenhang ist das Trimmpoti auf der Geräteunterseite, mit dem sich deren Helligkeit einstellen lässt. Mit solchen Nettigkeiten kriegt man mich ja – das muss ich zugeben. Weil wir gerade auf der Geräteunterseite sind: Hier stecken vier Mäuseklaviere ihre Schalterchen durchs Bodenblech, mit denen das Gerät parametriert werden will. Die Verstärkung ist vierfach zwischen 37 und 45 Dezibel einstellbar, die Eingangskapazität achtfach zwischen 50 und 350 Picofarad. Außerdem nehmen wir die hübschen massiven Gerätefüße mit eingelegten O-Ringen zur Kenntnis. Auf der Rückseite gibt‘s vier gute und äußerst solide mit der Rückwand verschraubte Cinchbuchsen – zwei als Eingang, zwei als Ausgang, versteht sich.
Erdungsklemme? Vorhanden. Ebenso wie die Buchse zum Anschluss des Steckernetzteils. Jenes liefert neun Volt Wechselspannung und beinhaltet erfreulicherweise einen richtigen Netztrafo – es ist keines der heutzutage allgegenwärtigen Schaltnetzteile, die im Sinne des guten Klangs sofort ausgetauscht gehören. Klar wäre auch hier noch Luft nach oben bei der Versorgung, aber mit dieser Lösung kann man erstmal leben. Das zweite Kästchen namens Levar Ultimate MC gleicht seinem Kollegen wie ein Ei dem anderen. Ihm fehlt der Kippschalter vorne und die Versorgungsbuchse hinten – hier gibt‘s nichts zu schalten und zu versorgen, das Gerät funktioniert rein passiv. Einzustellen gibt‘s aber jede Menge, wie die vier ungleich umfangreicheren DIP-Schalterblöcke auf der Unterseite beweisen.
Tranformatorisches
Die verwendeten Übertrager sind recht universelle Typen und erlauben die Auswahl eines Übersetzungsverhältnisses von 1:5, 1:10 oder 1:20, entsprechend einer Spannungsverstärkung von 14, 20 oder 26 Dezibel. Während Übertrager üblicherweise einfach mit der Eingangsimpedanz der folgenden MM-Phonovorstufe abgeschlossen werden (also den üblichen 47 Kiloohm), kann man bei diesem Gerät noch zahlreiche Werte dazu parallel schalten, wodurch sich die Abschlussimpedanz des Tonabnehmers genau einstellen lässt. Das allerdings ist nicht ohne Tücken: Für jedes Übersetzungsverhältnis ergeben sich andere Werte bei der wirksamen Impedanz am Tonabnehmer. Das Handbuch des Levar Ultimate MC hat ganze drei Seiten voller Tabellen mit den entsprechenden Werten. So sind bei einem Übersetzungsverhältnis von 1:5 Werte zwischen 40 und 1700 Ohm realisierbar, bei einem von 1:10 solche von zehn bis 440 Ohm, bei 1:20 schlussendlich 2,5 bis 110 Ohm. In der Praxis läuft das auf ein nicht ganz triviales Einstellprocedere hinaus, weil sich, egal was man tut, immer zwei Parameter auf einmal ändern. Doch damit nicht genug: Mit den Impedanzen ändert sich auch die letztlich wirksame Verstärkung. Soll heißen: Die 1:20-Einstellung hat nur dann 1:20, wenn der Abtaster mit den höchstmöglichen 110 Ohm betrieben wird, alles darunter sorgt für eine sukzessive Reduktion der Verstärkung. Planen Sie also ein bisschen Zeit für das Parametrieren des Gerätes ein. Bei mir hat es sich übrigens bewährt, beide Kästchen auf dem Deckel liegend zu betreiben, dann hat man alle Schalter problemlos im Zugriff.
Elektronik
Der Blick in den Ultimate MM offenbart erheblich mehr Aufwand, als man ihn üblicherweise bei einer MM-Vorstufe findet. Das größtenteils mit SMD-Komponenten bestückte Board verstärkt in drei Stufen. Die Anordnung ist ziemlich komplex, insgesamt neun Chips kümmern sich um das Wohlergehen der Signale und darum, aus den angelieferten neun Volt die gewünschten Betriebsspannungen zu generieren. Paarweise ausgemessene Kondensatoren und eng tolerierte Widerstände sorgen für eine sehr präzise Einhaltung der RIAA-Entzerrerkurve, außerdem gibt’s solche Nettigkeiten wie eine effektive Unterdrückung von Ein- und Ausschaltknacksern. Das ist definitiv nicht der hundertste Neuaufguss einer Chiphersteller-Datenbuchschaltung, hier waren Profis am Werk. Im Inneren des Ultimate MC geht’s naturgemäß weniger dicht gedrängt zu. Will sagen: Es finden sich die beiden Übertrager und ich verrate vermutlich keine Staatsgeheimnisse, wenn ich sie als Produkte des schwedischen Spezialisten Lundahl verorte. Hier kommen anerkannt gute Modelle mit amorphen Kernen zum Einsatz. Auch bei den schaltbaren Abschlussimpedanzen ließ man sich nicht lumpen und setzt auf sehr gute Typen von Vishay-Dale.
Klang
Zuerst musste der Ultimate MM solo zeigen was er kann. Neuerdings mein Zuspieler für solche Fälle: Das Mustang MM, dass sich unlängst als äußerst fähiger Abtaster qualifiziert hat. Am Levar betreibe ich den unscheinbaren Abtaster mit maximaler Verstärkung und bin sofort wieder angekommen bei den erstaunlichen Qualitäten des Abtasters: Bei aller MM-typischen Würze liefert die Kombi Kontur, Antrittsschnelligkeit und Feingeist. Ganz hervorragend lässt sich das mit Hazmat Modine nachvollziehen, jener vielköpfigen US-Band, bei der es an allen Ecken nur so quietscht, klingelt und kracht. Hier tut es das mit Nachdruck, Würze und Übersicht. Das Instrumentarium ist bestens nachvollziehbar um die Gesangsstimmen platziert, das 2015er Album „Extra – Deluxe – Supreme“ swingt und groovt höchst überzeugend. Tonale Auffälligkeiten sind beim besten Willen nicht zu erkennen, das Gerät spielt im besten Sinne neutral.
Den MC-Übertrager habe ich gleich mal mit einem echten „Problem“ konfrontiert: Das Ortofon Per Windfeld Ti verlangt die vollen 26 Dezibel, eingedenk von nur sieben Ohm Innenwiderstand passt das auch ausgezeichnet. Das Einstellen der Abschlussimpedanz erwies sich als nicht ganz einfach, ich habe mich letztlich entschieden, keine Zusatzwiderstände zu verwenden und die maximal möglichen 110 Ohm zu nutzen. Dann spielt das Ortofon seine ganze Detailversessenheit und Entspanntheit aus, mit niedrigeren Abschlüssen wirkte es schnell etwas angestrengt. Erfreulicherweise war es möglich, auch einen so leisen Abtaster (0,2 Millivolt) praktisch brummfrei an dem Levar Ultimate MC zu betreiben, man muss nur willens sein, mit seiner Positionierung etwas zu experimentieren. Der gezupfte Kontrabass auf Rickie Lee Jones‘ „It‘s like This“ swingt so richtig satt und kräftig. Die Stimme hat ihre ganz typische Kratzigkeit, das Panorama ist nicht riesig, aber gut abgegrenzt und glaubwürdig. Unterm Strich fallen beide Geräte durch ein Maximalmaß an Transparenz und ganz wenig Eigenklang auf, was ich besonders bei der Transformatorlösung bemerkenswert finde.
Fazit
Die ungewöhnliche Kombination aus moderner IC-MM-Phonovorstufe und Übertrager funktioniert bestens, sie spielt sehr neutral, hat Kraft und Durchsetzungsvermögen, mit der Trafo-Anpassung lässt sich feinfühlig am Klang drehen.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Levar Ultimate MM / MC
Preis: um 4000 Euro
» Die ungewöhnliche Kombination aus moderner IC-MM-Phonovorstufe und Übertrager funktioniert bestens.
Levar Ultimate MM / MC
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | MHW, Sonthofen |
Telefon | 08321 6078900 |
Internet | www.mhw-audio.de |
Garantie (in Jahren) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 195 x 55 x 110 mm (BxHxT pro Gerät) |
Gewicht | ca. 1 kg pro Gerät |
Unterm Strich... | » Die ungewöhnliche Kombination aus moderner IC-MM-Phonovorstufe und Übertrager funktioniert bestens, sie spielt sehr neutral, hat Kraft und Durchsetzungsvermögen, mit der Trafo-Anpassung lässt sich feinfühlig am Klang drehen. |