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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Grandinote Celio
Minimal Art
Zugegeben: Vielen italienischen Produkten begegne ich mit einer gewissen Skepsis. Was an der besonderen Herangehensweise der dort beheimateten Entwickler liegt. Diese Phonovorstufe hier stammt zweifellos von einem solchen Querdenker. Oder hat er am Ende den Stein der Weisen gefunden?
Er heißt Massimigliano Magri und ist einer der noch halbwegs jungen Wilden der Szene. Soll heißen: Er ist gut Mitte vierzig. Sein Unternehmen hat er allerdings schon mit 23 gegründet, die ersten Geräte unter dem Namen Grandinote erschienen etwa vor 15 Jahren.
Wie in vielen vergleichbaren Fällen, war Magri von den klanglichen und strukturellen Vorzügen der Röhrentechnik in Musikwiedergabegeräten zutiefst überzeugt, sich aber gleichzeitig über die Unzulänglichkeiten der Vakuumtechnik im Klaren: begrenzte Lebensdauer, Beschaffungsprobleme, niedriger Wirkungsgrad – um nur ein paar der anhängigen Probleme zu nennen.
Das ist ein hehres Ziel und Magri ist ganz gewiss nicht der Erste, der diesen Weg beschritten hat. Was genau das Besondere an seiner Vorgehensweise ist, kann ich im Moment noch nicht sagen, fest steht aber eins: Der Mann hat sich zu einem ausgesprochenen Spezialisten für Signaltransformatoren aller Art entwickelt und fertigt alle seine Übertrager selbst. Die dürften bei seiner Herangehensweise eine zentrale Rolle spielen, daher auch der Begriff „Magneto“ in seiner Verstärkertechnik. Während Magri mit Vor- und Endstufenkonzepten schon seit Längerem erfolgreich ist, hat’s mit einer Phonovorstufe etwas gedauert – sie hat mit „Magnetosolid“ mangels Übertragern auch nichts zu tun. Sie heißt „Celio“, kann sowohl MM- als auch MC-Tonabnehmer bedienen und ist zweifellos ein sehr spezieller Vertreter der Gattung Phonovorverstärker.
Rein äußerlich stellt sich das Ganze als relativ kompaktes, in dickes, robust schwarz pulverbeschichtetes Stahlblech gehülltes Gerät dar. Vorne gibt’s nichts außer einem großformatigen Firmenlogo und einer Leuchtdiode zur Einschaltkontrolle, hinten drauf ist mehr los: Neben zwei Sätzen à fünf DIP-Schaltern zur Eingangsimpedanzanpassung zwischen zehn Ohm und 47 Kiloohm, pro Kanal einem Schalter zur Verstärkungsumschaltung und einem Satz Cinch-Ein- und Ausgängen pro Kanal fallen neben zwei Erdungsanschlüssen je ein männlicher und ein weiblicher XLR-Verbinder ins Auge. Damit weist der Hersteller auf die Möglichkeit hin, zwei dieser Geräte als vollsymmetrische Phonovorstufe betreiben zu können. Das allerdings ist ein ziemlich billiger Trick: Die beiden XLR-Verbinder sind nämlich lediglich mit den Ein- und Ausgängen des linken und rechten Kanals verbunden.
Speist man dort nun einen Kanal eines von Hause aus symmetrischen Tonabnehmersignals ein, dann werden die beiden Kanäle der Celio das genau so phasengedreht verstärken, wie sie es am Eingang angeboten bekommen. Und auch so an der Ausgangsbuchse abliefern. Damit benimmt sich das Gerät zwar irgendwie symmetrisch, es fehlt aber ein entscheidender Aspekt: die sogenannte „Gleichtaktunterdrückung“, die echt symmetrische Schaltungen auszeichnet. Das ist die Fähigkeit, in gleichem Maße auf beiden Kanälen auftretende Störungen auszukreuzen. Tatsächlich wäre das hier propagierte Kabinettstückchen mit jeder beliebigen unsymmetrischen Phonovorstufe machbar – man braucht dann für den Stereobetrieb halt derer zwei, wie bei der Celio auch. Das klingt für mich, mit Verlaub, nach viel Rauch um nichts. Ein Blick unter den gewichtigen Deckel offenbart eine flächendeckende rote Platine.
Gut zwei Drittel des Platzes besetzen insgesamt 20 ziemlich voluminöse Siebelkos. Die dazugehörigen Spannungen liefert ein kompakter Ringkerntrafo, der im unteren Gehäuseabteil weit vorne, in maximaler Entfernung zur Signalverarbeitung untergebracht ist. Sehr erstaunlich finde ich die Verstärkerschaltung selbst. Den aktiven Part dabei übernehmen nämlich lediglich drei kleine Einzeltransistoren pro Kanal. Das ist ein extrem reduziertes Design und bewegt sich am absoluten Minimum des Machbaren. Vor Allem dann, wenn damit optional MC-taugliche Verstärkungen erzielt werden sollen. Unmittelbar nach dieser Erkenntnis werfe ich einen verstohlenen Blick auf die Messergebnisse. Okay, die sind nicht maßstabsetzend, aber viel besser als das, was mit dieser Anordnung zu befürchten war. Die versprochenen 66 Dezibel MC-Verstärkung sind dann doch eher 58, so richtig grabesstill ist die Maschine auch nicht. Im Großen und Ganzen aber geht das in Ordnung so. Erfreulich. Eine solche Minimalschaltung lebt in hohem Maße von der Qualität ihrer Stromversorgung und das erklärt die große Anzahl der Siebelkos und ihre hohe Spannungsfestigkeit zwischen 100 und 400 Volt.
Offensichtlich nämlich sind hier ziemlich effektive Siebketten am Werk, die aus den hohen Trafospannungen unter Inkaufnahme von viel Verlustleistung sehr saubere Kleinspannungen für die Verstärker generieren, und das sogar komplett ohne elektronische Regelschaltungen. Der Ingenieur in mir muss zähneknirschend zugeben, dass das zwar eine „Brechstangenlösung“ ist, aber eine, die offensichtlich gut funktioniert. Womit wir beruhigt den Deckel wieder draufschrauben und dem Gerät gebührend Zeit am Stromnetz geben: Diese reduzierten Konstruktionen wollen fein säuberlich warmlaufen und eingespielt sein, bevor sie sich zu Höchstleistungen aufschwingen können. Und die Celio kann, das muss ich zugeben. Ich beauftrage Air Force, Reed 1X und Benz ACE-SL mit dem Job und lege Codona II auf, eine dieser ECM-Großtaten von Collin Walcott, Don Cherry und Nana Vasconcelos aus dem Jahre 1981. Alles fließt, alles fl irrt, alles dreht sich, alles bewegt sich. Die Wilson jauchzt und jubelt. Ein paar von Vasconcelos’ Percussion-Ausflüge klingen hundertprozentig so, als würden die Nachbarn an meine Haustür klopfen um um Pegelreduktion zu bitten. Was durchaus verständlich wäre. Es tönt leicht, geschmeidig und enorm engagiert. Wie Musiker, die Freude an dem haben, was sie da tun. Das mit dem Rauschen, das ist nicht wegzudiskutieren.
Man hört’s in den Leerrillen zwischen den Titeln und in den sehr leisen Passagen, und das Benz ist kein besonderes leiser Abtaster. Viel wichtiger als das sind aber die schwerelos im Raum schwebenden Töne, die das Könner-Trio hier entfacht. Und der Druck von Don Cherrys diversen Blasinstumenten. Die völlig souveräne Höhenabbildung. Die wunderbare Zeichnung der großen Trommeln, die vielleicht noch ein bisschen mehr Drive ganz unten gebrauchen könnten. Fest steht schon nach der ersten Platte, dass sich dieses minimalistische Konzept keinesfalls einfach abtun lässt, dafür sind seine Qualitäten viel zu ohrenfällig. Und ja, es geht noch mehr – ich habe parallel das großartige Ikeda 9TS im SME 5009 montiert. Welches das Benz, das hier schon jegliches vermeintliche Biedermann- Image überzeugend Lügen gestraft hat, locker rechts überholt. Auch hier fällt eine gewisse Zurückhaltung in tiefen Lagen auf, genauso aber eine überschäumende Lust auf alles, was ich auf den Teller lege. Noch ein Tonabnehmer: Das neue Excalibur Platinum, das ich mir mal kurz von dem Rega-Plattenspieler „geliehen“ habe. Strammer als das Benz, fast so wie das Ikeda. Aber größer, mit einem anderen, eher kupferfarbenen Ton bei der Percussion. Faszinierend. Interessanterweise bin ich bei allen Abtastern bei einer Abschlussimpedanz von 300 Ohm gelandet, damit entfaltet die Gradinote Celio maximale Magie. Sehr, sehr gut.
Fazit
Drei Transistoren pro Kanal? Sensationell, welche Spielfreude und Geschlossenheit die Grandinote damit vermitteln kann. Wählen Sie eine nicht zu leisen Tonabnehmer und lassen Sie sich unbedingt mal auf einen wilden Ritt mit dieser Spezialität ein!Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Grandinote Celio
Preis: um 6000 Euro
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Internet | klangloft.de |
Garantie (in Jahren) | 2 Jahre |
B x H x T (in mm) | 178 x 148 x 316 mm |
Gewicht | ca. 7 kg |
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