Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Burmester 100


Glanz und Gloria

Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 1
3051

Sie hieß 838. Und der Burmester-Nomenklatur nach ist es unglaubliche 27 Jahre her, dass der Berliner Hersteller das Thema Phono mit einem eigenständigen Gerät gewürdigt hat. Das ist jetzt vorbei. Und zwar gründlich

Mitspieler



Plattenspieler


Transrotor Fat Bob / SME 3500
Acoustic Solid Machine / SME M2-12
Clearaudio Master Reference / Graham Phantom


Tonabnehmer


MFSL C3.5
Benz Ace L
Grado Statement 1


Vorverstärker


MalValve preamp three line
Accustic Arts Tube Preamp II


Endverstärker


Accustic Arts Amp II
SymAsym


Vollverstärker


Quad II Classic Integrated


Lautsprecher


Isophon Cassiano
„Mini HB“ nach KLANG+TON
Progressive Audio Diablo


Zubehör


Netzversorgung von PS Audio und HMS
NF-Kabel von Transparent und van den Hul
Phonokabel von Straight Wire und van den Hul
Lautsprecherkabel von Transparent


Gegenspieler

Phonovorstufen:
Malvalve preamp three phono
Burmester 100
AMR PH-77


Jetzt könnte ich mich natürlich mit breitem Besserwisser-Grinsen hinstellen und sagen: „Ach. Auf einmal.

Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 2Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 3Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 4Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 5Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 6Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 7Phono Vorstufen Burmester 100 im Test, Bild 8
War wohl nix mit Analog-Abstinenz?“ Mach ich aber nicht. Denn es stimmt nicht. Tatsache ist: Dieter Burmester hat für so ziemlich alle seine Voll- und Vorverstärker, die über die Jahre gekommen und gegangen sind, Phonomodule im Programm (gehabt). Und zwar nicht solche mit Alibi-Funktion, sondern absolut ernst zu nehmende Lösungen. Und trotzdem: Der 838 erschien interessanterweise gerade, als die CD Fuß fasste, und ich behaupte mal, dass das ein ziemlich ungünstiges Timing war und die Berliner erheblich erfolgreichere Geräte gebaut haben als jene Phonovorstufe. Im Jahr 2010 indes ticken die Uhren etwas anders. Die Schallplatte ist zumindest eine, wenn nicht die Programmquelle bei Leuten mit ernsthaften klanglichen Ansprüchen. Das hat sich zum Glück bis Berlin herumgesprochen und volià – da ist es: Burmesters Statement in Sachen Phono. Natürlich ist der „100“ kein Schnäppchen: Der Spaß beginnt bei 9.800 Euro, und wer den Vollausbau mit zwei Verstärkerzügen und A/D-Wandler zur Digitalisierung von Schallplatten will, der muss noch mal gut drei Kilo drauflegen. Das Technikpaket, das es dafür gibt, ist allerdings auch ein überaus opulentes und hebt sich deutlich vom Mitbewerb ab. Das beginnt erst einmal damit, dass der 100 symmetrisch bedient werden will. Darin unterscheidet er sich nicht von den anderen Burmester-Geräten, in Berlin wird die Fahne der symmetrischen Übertragungstechnik konsequent hochgehalten. Wohl wissend, dass gerade dieses Gerät wohl auch Käufer außerhalb des Burmester- Universums ansprechen dürfte, spendierte man ihm allerdings zwei Cinch-Ausgangsbuchsen.

Wer seinen Tonabnehmer nicht symmetrisch anschließen kann, der muss auf XLR-/Cinch-Adapter zurückgreifen, was aber eindeutig nur die zweitbeste Lösung darstellt. Ich muss nicht, an SME-Arme kann man auch Kabel mit XLR-Steckern anstöpseln. Wir nehmen erfreut zur Kenntnis, dass man sogar die Phasenlage der symmetrischen Ausgänge per Schalter wählen kann. Schaltungstechnik? Darum kümmern wir uns hier mal weniger ausufernd als üblich, und zwar aus zwei Gründen: Erstens weiß ich so viel nicht darüber, wie das Gerät im Detail funktioniert, und seine Komplexität erlaubt es auch nicht, ohne Weiteres auf den Kern der Sache zu schließen. Burmester ist auch nicht besonders offenherzig mit Details zur Schaltungstechnik, was angesichts der täglich wachsenden Konkurrenz nicht weiter verwunderlich ist. Und zweitens gibt es so viel über die Funktionalität der Maschine zu erzählen, dass wir Transistoren Transistoren und Chips Chips sein lassen – von beiden gibt’s im 100 reichlich, das steht fest. Das Gerät kann mit zwei Eingangsmodulen bestückt werden; für MM- und MC-Abtaster wurde jeweils eine eigene Schaltungstopologie entwickelt, um den unterschiedlichen Bedürfnissen beider Prinzipien optimal Rechnung tragen zu können. Das Gerät weiß, was für ein Modul an welcher Stelle steckt, und verhält sich entsprechend. Das ist von daher wichtig, weil die Tonabnehmer-Parametrierung bequem vom Sessel aus per Fernbedienung vorgenommen werden kann – ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man die richtigen Werte „erhören“ will. Für MCs kann man aus sechs verschiedenen Verstärkungen wählen, die Bandbreite reicht von 57 bis 73 Dezibel in Drei-Dezibel-Schritten. Für MMs gilt Ähnliches, allerdings von 37 bis 35 Dezibel. Bei MCs wichtig: der Abschlusswiderstand. Auch hier gibt’s mit 47k, 1k, 390, 220, 75 und 33 Ohm sechs Möglichkeiten. Ich vermisse „meine“ gerne verwendeten 100 Ohm, aber Burmester hat die Werte ohnehin schon einmal den Kundenwünschen angepasst: Auf der Front unseres Testgerätes stehen noch andere Werte, die ursprünglich vorgesehen waren. Bei MMs braucht’s das nicht, hier ist die Umschaltmöglichkeit Abschlusskapazitäten zwischen 68 und 400 Picofarad vorbehalten.

Wenn man per Kipptaster am Gerät oder per Fernbedienung den Eingang wechselt, wird automatisch der gesamte Parametersatz entsprechend mit umgeschaltet. Zum Lieferumfang des 100 gehört eine Messschallplatte, und mit der hat’s eine besondere Bewandnis: Das Gerät ist nämlich in der Lage, sich automatisch auf Kanalgleichheit einzumessen. Wenn Sie der Meinung sind, Sie bräuchten das nicht, weil Ihr Abtaster ohnehin identische Pegel auf beiden Kanälen liefert, dann wird Sie diese Maschine in den allermeisten Fällen vom Gegenteil überzeigen. Es ist höchst erstaunlich, wie sehr sich das klangliche Geschehen verschiebt, wenn man diese Funktion mal benutzt hat. Und weil ein Pegelsteller nun schon mal da war, drängte sich ein weiteres Feature förmlich auf: Eine Lautstärkeregelung verwandelt den 100 in einen vollwertigen Vorverstärker, der direkt eine Endstufe anschließen kann. Bei der Umschaltung auf variablen Ausgangspegel bricht man sich leicht die Finger, aber das macht man ja auch nicht jeden Tag. Und dann war da noch die Option, den Ausgangpegel um sechs Dezibel anzuheben, die mehrstufig dimmbare Anzeige. Das vielseitig einsetzbare Zeigerinstrument, das schaltbare Subsonicfilter und – der A/D-Wandler. Der dient natürlich dazu, die Schallplatte bei Bedarf auf ein modernes Aufnahmemedium zu transferieren. Wie genau Sie das tun, bleibt erst einmal Ihnen überlassen. Sie können das Gerät via USB-Leitung mit dem Rechner verbinden, dann gibt’s aber nur 48 Kilohertz Abtastrate. Über die S/PDIF-Cinchbuchse sind bis zu 24 Bit und 192 Kilohertz drin – dann wird’s interessant. Für dieses Material allerdings braucht’s ein geeignetes digitales Aufzeichnungsgerät, und das gibt’s nicht an jeder Straßenecke, auch die meisten PCs sind nur mit Aufwand dazu zu überreden, so etwas aufzuzeichnen. In diesem Zusammenhang ist natürlich auch das VU-Meter gefragt: Die Signalverstärkung des Gerätes will so gewählt werden, dass der A/D-Wandler nicht übersteuert wird, aber trotzdem dem maximal möglichen Pegel geliefert bekommt.

An dieser Stelle wollen wir aber nicht aufzeichnen, sondern Musik hören, und das kann man mit dem Burmester 100 wie der Teufel: Ich kenne keine drei Phonovorstufen, die einen so substanziellen, gehaltvollen Bass schaffen, und das ohne übertrieben zu wirken. Ich behaupte ja nach wie vor, dass sich die akustische Qualität der Platte an sich in erster Linie im Bass zeigt, und wenn man den Beweis unstrittig führen will – her ist das Mittel dazu. Fast scheint es, als ob der 100 überall noch eine Oktave unten anhängt; das führt mitnichten zu einen basslastigen Klangbild, sondern öffnet einfach noch ein Fenster mehr zur Musik. Dabei agiert er über den gesamten Frequenzbereich ungeheuer genau, präzise und perfekt aufgeräumt – das ist ganz großer Sport, den die Berliner da praktizieren. In Sachen Raumabbildung artig, aber nicht aufdringlich konzentriert sich das Gerät auf die penible Lokalisation von Stimmen und Instrumenten, nicht aber auf schiere Größe. Das hat immer noch etwas vom typischen Burmester-Sound vergangener Jahre, aber die bewährte Kombination aus Gründlichkeit und Schubkraft hat Unterstützung von Timing und Rhythmus bekommen. Das ist nun keinesfalls ein dezentes, unauffälliges Klangbild der sanften Art, sondern eines, das ganz automatisch Aufmerksamkeit einfordert – was die Berliner Vorstufe aus der Rille holt, ist einfach zu viel, um so nebenbei gehört zu werden.

Fazit

Sieht toll aus, verfügt über ein pralles Ausstattungspaket und klingt absolut herausragend. Burmesters erste Phonovorstufe nach 27 Jahren gehört zweifellos zu den Besten ihrer Zunft.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Burmester 100

Preis: um 9800 Euro

1/2011
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Burmester Audiosysteme, Berlin 
Telefon 030 7879680 
Internet www.burmester.de 
Garantie (in Jahren)
B x H x T (in mm) 482/95/345 
Gewicht (in Kg) 9,5 
Unterm Strich... » Sieht toll aus, verfügt über ein pralles Ausstattungspaket und klingt absolut herausragend. Burmesters erste Phonovorstufe nach 27 Jahren gehört zweifellos zu den Besten ihrer Zunft. 
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Autor Holger Barske
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Datum 05.01.2011, 12:35 Uhr
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Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.

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