Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Phonovorverstärker BMC Audio MCCI Signature ULN


Im Reich der Stille

Verstärker Phono Vorverstärker B.M.C. Audio MCCI Signature ULN im Test, Bild 1
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Wir schreiben das Jahr 2010. In den LP-Redaktionsräumen manifestiert sich eine der extremsten Phonovorstufen, die wir je in den Händen hielten – die BMC MCCI. 13 Jahre später wird’s allerhöchste Zeit, sich mit dem aktuellen Stand der Dinge in dieser Hinsicht zu beschäftigen.

Damals und heute


Und der aktuelle Stand heißt „BMC MCCI Signature ULN“. Was ein absolutes Monster von Typenbezeichnung ist, die zwei wesentliche Informationen enthält: Es gab ein „Signature“-Upgrade für die Ur-MCCI, das muss so um 2016 gewesen sein und eine ziemliche Aufwertung namens „ULN“. Jene ist einfach nachzuvollziehen und steht für „Ultra Low Noise“ und bedeutet die vielleicht beeindruckendste Veränderung des Gerätes im Laufe der Jahre – „ultrageringes Rauschen“ ist nämlich gar kein Ausdruck.

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Das Gerät rauscht so wenig, dass unsere Messtechnik beim Nachvollziehen passen muss, die Ohren des Zuhörers aber keinesfalls. Die Kehrseite der Medaille: Mit 4600 Euro Verkaufspreis bewegt sich das Gerät mittlerweile nicht nur klanglich in der Liga der ganz Großen, sondern auch preislich.  

Prinzipielles


Die MCCI („Moving Coil Current Injection“) und ihre Nachfolger sind Schöpfungen des überaus talentierten Konstrukteurs Carlos Candeias. Das ist einer der ganz wenigen Menschen, der die Audioelektronik im Laufe seiner langen Karriere mit wirklich neuen Ideen gesegnet hat. „MCCI“ ist eine davon. In der heutigen Zeit sind Phonovorstufen mit „Transimpedanz- Eingang“ nichts allzu Besonderes mehr. Wir erinnern uns: Das sind die ausschließlich MC-tauglichen Geräte mit dem, was landläufig als „Stromeingang“ bezeichnet wird. Das bedeutet, dass das „Nutzsignal“ der Strom ist, den die Tonabnehmerspulen in einen virtuellen Kurzschluss treiben. Eine Abschlussimpedanz muss man nicht mehr einstellen, die ist grundsätzlich nahe Null. Der Trick bei der MCCI ist, dass das Ganze hier symmetrisch funktioniert. Das bringt zusätzliche Vorteile, zum Beispiel in Gestalt weiter verringerten Rauschens: Unvermeidliche Störungen auf der Signalmasse spielen hier keine Rolle, weil das Signal nicht auf Masse bezogen ist. Einen kleinen Moment noch. Wir haben’s gleich geschafft: Ein weiterer Vorteil des Prinzips ist, dass nun wirklich jedes vom Abtaster gelieferte Elektrönchen zur Signalauswertung genutzt wird und nichts davon an Parallelwiderständen „verbraten“ wird. Wer noch mehr Grundlagen zur Schaltungstechnik des Gerätes will, dem sei die diesbezüglich sehr auskunftsfreudige Herstellerwebseite ans Herz gelegt. Noch ein ganz praktischer Punkt: Die Bedienungsanleitung des Gerätes enthält ein hervorragendes Kapitel zu allen möglichen symmetrischen Anschlussvarianten von Tonabnehmern, das PDF sollte in keinem HiFi-Haushalt fehlen. Man findet es mit den Suchbegriffen „bmc mcci manual“ im Netz.   

Die Neue


So. Und was macht die Version MCCI Signature ULN jetzt noch viel besser als die Vorgänger? Da wäre eine deutlich aufwändigere Stromversorgung. Jene macht sich durch das Vorhandensein einer vierten Platine im schön modularen Aufbau des Gerätes bemerkbar, früher blieb ein Viertel des Gerätes einfach frei.

Verstärker Phono Vorverstärker B.M.C. Audio MCCI Signature ULN im Test, Bild 3
Der einstmals freie Modulplatz ist nunmehr von einer zusätzlichen Versorgungsplatine belegt
Die Technik wird aus einem sehr aufwändigen Schaltnetzteil versorgt, das nunmehr mit deutlich „audiotauglicheren“ Parametern arbeite. Soll heißen: Die Schaltfrequenz wurde erhöht, die Flankensteilheit der geschalteten Signale jedoch verringert. Beides sorgt dafür, dass die Ausgangsspannungen viel leichter von hochfrequenten Störungen zu befreien sind. Dafür ist nunmehr das neue Modul zuständig, bei dem sich zusätzlich Shunt- Regler um perfekte Ausgangswerte kümmern. Das reduziert zwar den Wirkungsgrad der Stromversorgung, ein bisschen mehr Leistungsaufnahme geht im Phonobereich aber völlig in Ordnung. Auch die Mechanik hat Candeias bedacht: Alle Gehäusebleche wurden mit dämpfenden Auflagen versehen, die das Gerät deutlich schwerer gemacht haben. Man könnte noch seitenweise über all die kleinen Dinge referieren, die mittlerweile ins Konzept Einzug gehalten haben, aber das würde den Rahmen hier wohl sprengen. Also schrauben wir den Deckel wieder drauf beschäftigen uns mit den greifbaren Dingen.  

Ausstattung


Der große zentrale Drehknopf schaltet das Gerät ein und aus. Ein Schalter links dimmt die ohnehin dezente blassblaue Beleuchtung, der Schalter rechts schaltet die Ausgänge stumm. Fertig. Das war’s – mehr braucht’s hier auch nicht.

Verstärker Phono Vorverstärker B.M.C. Audio MCCI Signature ULN im Test, Bild 6
Eingangsseitig gibt‘s nur XLR-Anschlüsse, ausgangsseitig Cinch und XLR
Auf der Rückseite gibt’s drei Buchsenpaare für den Signalanschluss: Einmal XLR für den Eingang, Cinch und XLR für den Ausgang. Bedenken Sie: Der Eingang ist zwingend symmetrisch. Wenn Sie Tonarmkabel mit symmetrisch beschalteten Cinchanschlüssen haben – also Plus auf dem Innen- und Minus auf dem Außenleiter, dann können Sie diese Leitung mittels Adaptersteckern verwenden. Ansonsten braucht’s zwangsweise symmetrische Kabel mit XLR-Steckern. Nach wie vor gilt: Die Schaltungstechnik verträgt keine MMs oder High-Output- MCs. Typische MCs sind das Gebot der Stunde, am meisten Linearität ist bei niederohmigen Modellen zu erwarten.  

Klang


Ich habe meine ersten Klangeindrücke mit dem ausgezeichneten Miyajima Carbon an der MCCI Signature ULN gesammelt und war fast sprachlos: Minimales Restrauschen bei voll aufgedrehtem Vorverstärker. Noch etwas weniger als beim diesbezüglich bis dato die Maßstäbe setzenden DS-Audio- Setup. Unglaublich. Klanglich setzen sich die Parallelen fort: Beide Aufbauten klingen so anspringend und dynamisch, dass man Sie fast mit einer guten Digitalquelle verwechseln könnte, wenn diese ansatzlose Geschmeidigkeit nicht wäre. Ganz unten im Frequenzkeller weiß sich das DS003 am Röhren-Selbstbauentzerrer dann doch zu behaupten, wie die US-Rocker von Tool einmal mehr unter Beweis stellen. Raumgröße, tonale Neutralität, Spielfreude – da herrscht praktisch ein Patt. Ich probiere das Transrotor Figaro an der BMC. Auch hier fällt die extreme Rauscharmut auf, die tonale Balance verschiebt sich ganz leicht: Das Transrotor-System tut in stimmlichen Lagen und im Präsenzbereich etwas mehr. Eine Ella Fitzgerald singt mit noch etwas mehr Verve, Willy DeVille agiert mit noch etwas mehr Inbrunst auf der Berliner Bühne. Dass die BMC dabei eine präzise Raumausleuchtung vermittelt und eine sehr stabile Bühne baut versteht sich von selbst – hier ist eher der Tonabnehmer als die Phonovorstufe verantwortlich. Für mich jedenfalls ist die MCCI Signature ULN eine echte Überraschung – und zwar eine sehr gelungene.

Fazit

Wie digital – nur in gut. BMCs Phonovorstufe ist über die Jahre zu einer Größe Ihres Fachs gereift und brilliert mit immensen dynamischen Fähigkeiten, die aus auffälliger Rauschfreiheit resultieren.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: B.M.C. Audio MCCI Signature ULN

Preis: um 4600 Euro

5/2023

Wie digital – nur in gut. BMCs Phonovorstufe ist über die Jahre zu einer Größe Ihres Fachs gereift.

B.M.C. Audio MCCI Signature ULN

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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb BMC Audio, Berlin 
Telefon 030 692006061 
Internet www.bmc-audio.com 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 435 x 91 x 350 mm 
Gewicht ca. 8,5 kg 
Unterm Strich... Wie digital – nur in gut. BMCs Phonovorstufe ist über die Jahre zu einer Größe Ihres Fachs gereift und brilliert mit immensen dynamischen Fähigkeiten, die aus auffälliger Rauschfreiheit resultieren. 
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