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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Avid Pulsus
Pulsierend
Avid – klar, das sind doch diese Subchassis-Plattenspieler mit den komplizierten Federungssystemen! Nicht nur: Seit einiger Zeit ist Avid in Sachen Elektronik genauso stark aufgestellt
Die gar nicht mehr so kleine englische Firma Avid hat unter ihrem Gründer und Chefentwickler Conrad Mas in den letzten Jahren eine Reihe ganz vorzüglicher Plattenspieler mit einigen sehr ausgeschlafenen technischen Lösungen präsentiert. Natürlich wird bei einem solchen Hersteller der Ruf der Kunden nach Lösungen aus einer Hand gehört – und so bietet man seit einigen Jahren auch ein Sortiment von inzwischen vier Phonovorstufen, die in vier Preis- und Ausstattungsstufen ein ziemlich breites Spektrum abdecken. Nebenbei bemerkt: Es gibt von Avid inzwischen sogar eine Verstärkerkombination und einen Lautsprecher. Die Pulsus ist das zweitkleinste Modell – für den ambitionierten Ein- und Aufsteiger, der sich auch mal ein bisschen an die Einstellungen wagen möchte, um das Optimum aus seinen Scheiben herauszuholen.
1.900 Euro muss man dafür anlegen – das ist durchaus eine Ansage in Bezug auf die Liga, in der man spielen möchte. Dafür erhält man zwei Kästchen – ein separates Netzteil und die eigentliche Phonovorstufe. Beide sind aus dem gleichen „Metallbaukasten“, sprich: solide und mit demselben Formfaktor. Das Verbindungskabel zwischen den beiden Komponenten ist lang genug, um das Netzteil fernab jeglicher Einflussmöglichkeit auf das Phonosignal aufzustellen. Im Vergleich zum ebenfalls in dieser Ausgabe getesteten Trigon Vanguard III verwendet der Avid Pulsus wesentlich mehr diskrete Bauteile – und dies vor allem in Standardgröße, sprich die Platine wird hier noch zum größten Teil handbestückt und sieht natürlich auch viel vollgepackter aus als eine reine SMD-Geschichte. Die verwendeten Bauteile sind von guter Qualität, die Platine wirkt durchdacht und aufgeräumt. In Sachen Einstellbarkeit muss ich noch einmal den Trigon als Vergleich heranziehen – denn auch die Pulsus besitzt Mäuseklaviere zur Einstellung an der Unterseite. Hier sind die zur Verfügung stehenden Abstufungen nicht ganz so zahlreich wie bei der deutschen Konkurrenz, aber immer noch mehr als ausreichend. Lediglich die größte der wählbaren Parallelkapazitäten am MM-Eingang liegt mit 500 pF deutlich zu hoch – die Einstellung ist unseres Erachtens zu vermeiden. Was die Pulsus den meisten anderen Phonovorstufen voraus hat, ist ihre Fähigkeit, bei guter Übersteuerungsfestigkeit sehr hoch zu verstärken. So liegt im MM-Betrieb die Verstärkung bei satten 48 Dezibel, bei MC hat man die Wahl zwischen 60 und 70 Dezibel. Damit sollten auch die meisten Systeme mit niedriger Ausgangsspannung gut mit der Avid zusammenarbeiten. Im Hörtest konnte ich dann auch mal wieder mein altes Ortofon MC30 mit der ganz niedrigen Ausgangsspannung auspacken und mit der hohen MC-Verstärkung in aller Pracht Musik hören – ohne störende Nebengeräusche, denn auch da ist man bei der Avid Pulsus auf der sicheren Seite. In Sachen Klang gibt es ja diese ganz spezielle „Avid-Eleganz“, die die hauseigenen Subchassis-Plattenspieler als eine Art Familienmerkmal besitzen. Das ist auch bei der Pulsus herauszuhören – alles gerät ein bisschen hintergründiger und vielschichtiger als bei anderen Vorstufen. Die unbestechliche Sachlichkeit der Trigon Vanguard III will die Avid gar nicht erst zu ihrem Ziel erklären – hier geht es mehr um den musikalischen Fluss und das große, ruhige Legato. Damit will ich der Pulsus beileibe nicht ihre Fähigkeit absprechen, klare Kante zu zeigen und kraftvoll zu agieren – aber selbst bei der gemeinsten Attacke bleibt sie so souverän, dass die Wiedergabe stets stressfrei tönt und nie ins Unkontrollierte umschlägt. Vielleicht ist sie so – in meinen Ohren – ein bisschen eher für Klassik und akustische Instrumente geeignet als für brachiale Rockmusik. Bei der vorzüglichen (Mono-)Reissue von „Mobley´s Message“ aus dem Jahre 1956 kann sie die einmalige Fähigkeit Rudy van Gelders reproduzieren, ein Ensemble so aufzustellen und zu mikrofonieren, dass diese einmalige Blue-Note-Atmosphäre entsteht, wie sie nur der Meister persönlich erzeugen kann. Über die Avid Pulsus funktioniert das sozusagen kongenial – die von den originalen Masterbändern mit Röhrentechnik neu geschnittenen Platten überzeugen mit einer unglaublichen musikalischen Tiefe und Virilität. Ein weiteres Beispiel, sechs Jahrzehnte später entstanden und dennoch technisch eigentlich ebenfalls auf einem uralten Stand: Die direkt mitgeschnittenen Brahms-Symphonien der Berliner Philharmoniker bei denen dank Minimal- Mikrofonierung das Live-Erlebnis im Vordergrund steht – sozusagen ein Heimspiel für die Avid. Die Staffelung des Orchesters gelingt in Tiefe und Breite sehr beeindruckend, während die ungestüme Kraft des Klangkörpers mit all seiner Dynamik sehr unmittelbar umgesetzt wird. Und auch bei den ganz leisen Tönen kann die englische Vorstufe mit delikaten Details und viel Liebe zu allerfeinsten Nuancen vollauf überzeugen. Denn das ist es, was die Avid Pulsus ausmacht: sehr ausgeschlafene Technik, fein abgeschmeckt für die kleine Extraportion Musikalität.Fazit
Auf den Punkt gebrachte, technisch einwandfreie und hochmusikalische Phonovorstufe zu einem mehr als akzeptablen Preis.Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Avid Pulsus
Preis: um 1900 Euro
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Garantie | 2 Jahre |
B x T x H (in mm) | 340/330/130 |
Gewicht | ca. 3 Kilo |
Unterm Strich... | Auf den Punkt gebrachte, technisch einwandfreie und hochmusikalische Phonovorstufe zu einem mehr als akzeptablen Preis. |