Eine Geschichte über ein Gerät der Marke Audio Exklusiv bedeutet immer auch einen Blick auf die Vergangenheit zu richten – zu sehr waren die Geschichte und die Geräte der Firma mit einem einzigen Mann verbunden
Mitspieler
Plattenspieler:
Scheu Premier III mit SME 309 und Clearaudio Concept
Transrotor Fat Bob mit Artemis Labs TA-1 und Myajima Shilabe
Phonoverstärker
Van den Hul The Grail
MalValve Preamp Three Phono
Quad Twentyfour P
Endverstärker
Accustic Arts Amp II Mk2
MalValve Poweramp Three
SymAsym
Lautsprecher
Sonics Allegria
Fischer& Fischer SN 770
Lumenwhite Artisan
Zubehör
Netzleiste, -kabel: PS-Audio, HMS
Phonokabel Furutech, Nordost
NF-Kabel: Van den Hul, Horn Audiophiles
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Thixar, Audio Exklusiv
Gegenspieler
Vorverstärker
MalValve Preamp Three
Accustic Arts Tube Preamp II
Gerd Pütz hieß der geniale Entwickler, der Ende der 70er-Jahre eine bereits vorgezeichnete Karriere bei einem renommierten HiFi-Unternehmen abbrach, um so konsequent wie möglich seine eigenen Vorstellungen von HiFi zu verwirklichen. Vielleicht war Pütz einer der ersten wirklich Audiophilen Deutschlands – sein Ideal der Musikwiedergabe war zumindest das eines möglichst unverfälschten, realistischen Klanges.
Aus diesem Grund hat er sich zunächst mit dem stets schwächsten Glied der Wiedergabekette auseinandergesetzt, dem Lautsprecher, dessen Zukunft er klar im elektrostatischen Konzept sah. Weil Pütz dabei nie die Bodenhaftung verloren hat, wurde der vielleicht größte Erfolg der Firma ein recht günstiger „normaler“ Lautsprecher, die „Tubular Bell“ – trotz koventioneller Technik schnell im Antritt und vor allem bezahlbar. Im Lauf der Zeit kam eine komplette Verstärkerelektronik und sogar ein Plattenspieler ins Sortiment, bis die Innovationsstory mit dem frühen Tod Pütz´ ein jähes Ende fand. In den Jahren danach wurde die Firma Audio Exklusiv unter Familienägide aufrecht erhalten, viel mehr als Service und eine behutsame Modellpflege gab es aber bis zur Schließung im Jahr 2004 nicht mehr. Und so bedurfte es wohl eines weiteren HiFi-Verrückten, der die schlafende Schönheit Audio Exklusiv wieder wachküsste: Andreas Schönberg. Freund der Familie Pütz und selbst schon seit Jahrzehnten im Geschäft, nimmt sich des großen Namens jetzt an. Dabei gibt es durchaus Parallelen zu Gerd Pütz: Auch Schönberg hat der Karriere in einem großen Unternehmen den Rücken gekehrt, um sich in der Freiheit (und dem Risiko) der eigenen Firma zu verwirklichen. Nun, das mit der Verwirklichung bedingt zunächst einmal eine Menge Arbeit: Etliche Geräteklassiker wurden vor ihrer Wiedervorstellung gründlich überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Und schließlich gibt es einen neuen Röhrenvorverstärker namens P7 – unser Testgerät. Im Aussehen ist man auf der traditionellen Audio-Exklusiv-Linie geblieben: Die Frontplatte ist, wie gehabt, aus Stein – bei dem hier abgebildeten P7 ein wenig dezenter aus fast reinem Carrara-Marmor und mattschwarzen Bedienelementen. Diese Variante ist übrigens nicht die günstigste – die geradlinige Schlichtheit unseres Testgeräts steigert den Grundpreis von knapp 4.000 Euro um etwa zehn Prozent. Für Länder/Geschmäcker, die weniger auf Understatement Wert legen, gibt es auch aufregendere Kombinationen aus diversen Stein-Dekoren und silbernen und goldenen Elementen – die Basisversion der P7 trägt die Kombination Granit/Gold. Genug der dekadenten Gelüste: Der P7 ist hinter der steinernen Front ein blitzsauber aufgebautes und durchdachtes Gerät. Der Aufbau erfolgt strikt kanalgetrennt mit einer ECC 803S pro Seite als verstärkende Röhre und einer EZ90 als Gleichrichter. Löblich – Verstärker mit Röhrengleichrichtung sieht man heute nicht mehr so oft. Der Grund: Die Gleichrichterröhre benötigt eine eigene Heizspannung, ihre Beschaltung ist aufwendiger und bei der Siebung der Gleichspannung muss man ein Mehr an Sorgfalt walten lassen, um der begrenzten Stromlieferfähigkeit einer Röhre gerecht zu werden. Aus diesem Grund verwendet Andreas Schönberg eine aufwendige R-C-L-C-Siebung, die quasi als Nebeneffekt eine absolut saubere Gleichspannung im eigentlichen Verstärkerteil sichert. Der Verstärker an sich ist recht einfach: Eine direkt gekoppelte Anoden/ Kathoden-Schaltung mit nur einer verstärkenden Stufe. Die Schaltung kommt mit einem einzigen Koppelkondensator aus, der es aber im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat. Schönberg hat hier eine beeindruckende Materialschlacht geschlagen und sich nach etlichen Hörversuchen für eine Kombination verschiedener Edel- Kondensatoren entschieden, die er in einer Art Blackbox vergossen hat – schließlich möchte man sich nicht überall in die Karten schauen lassen. Wo wir gerade beim Thema Material sind: Die Verarbeitungsqualität und die verwendeten Komponenten sind bei der Audio Exklusiv P7 absolut vorbildlich. Das geht bei der hochwertigen und sauber aufgebauten Platine mit einer dicken Kupferschicht los, geht weiter bei den Bauteilen und endet bei der aufwendigen Resonanzbedämpfung des Geräts. Diese beschränkt sich nicht auf die Schwerfolien am Gehäuse, sondern setzt sich fort bei den Dämpfern, auf denen die Platine gelagert ist und beim Potenziometer-Knopf und den Schrauben(!), die ebenfalls mit einem speziellen Dämpfungsmaterial gefüllt sind – es wird absolut nichts dem Zufall überlassen. Selbstredend stammt das Potenziometer von TKD, einer der feinsten Adressen für HiFi-Bauteile – alle weiteren kritischen Signalumschalter sind mit gasgefüllten Relais realisiert. Zwei kleine Besonderheiten gibt es noch zu erwähnen: Zur besseren Anpassung an die Endstufe lässt sich der Verstärkungsfaktor umschalten. Und: Die (sanfte) Gegenkopplung ist ebenfalls variabel – schaltbar in drei Stufen. Der Effekt dieser Umschaltung lässt sich messtechnisch ganz leicht nachvollziehen: Die Nebengeräusche steigen leicht an, ebenso der Klirr. Aber keine Sorge: Alles bleibt völlig im Rahmen, wie sich im Übrigen die P7 im Messlabor ganz hervorragend geschlagen hat; so auch in unserem Hörtest – nach einer kurzen Aufwärmzeit, versteht sich. Wie bei Röhrengeräten üblich, stellt sich die optimale Betriebstemperatur schon nach ein paar Minuten ein – nur frisch aus dem Karton oder nach einer längeren Spielpause würde ich dem Gerät ein, zwei Stunden Zeit geben. Was dann passiert, ist: nichts. „Nichts“ im positiven Sinne, wenn man das überhaupt so sagen kann. Hinter der steinernen Frontplatte verbirgt sich absolut kein Gerät, das schreit: „Hört mal her, ich bin ein Röhrenverstärker!“ Nein, so unaufgeregt, unbestechlich und neutral wie der P7 hat in unseren Hörräumen schon lange keine Elektronik mehr gespielt – und das formuliere ich einmal ganz unabhängig von der Bauweise. Zugute kommen dem Vorverstärker dabei natürlich die niedrigen Klirrwerte, die für eine makellose Sauberkeit der Wiedergabe sorgen, wie auch der vorzügliche Fremdspannungsabstand, durch den Nebengeräusche absolut kein Thema sind. Davon profitiert schon rein rechnerisch die Dynamik – das Nutzsignal, und sei es noch so leise, hebt sich glasklar vom Hintergrund ab – was sich auch in der räumlichen Abbildung bemerkbar macht: Gerade die Rauminformation, die sich ja aus zahlreichen, sehr leisen Hall-Artefakten zusammensetzt, profitiert ungemein von einem guten Signal- Rauschabstand. Füttert man den P7 mit einer Live-Aufnahme, wie dem Knappertsbusch- Parsifal von den Bayreuther Festspielen, dann hat man eben nicht nur die Musik im eigenen Hörraum, sondern weit mehr als nur eine Ahnung von der wunderbaren Akustik des Festspielhauses auf dem grünen Hügel. Beim Testen habe ich mich dann auch dabei ertappt, fast nur Aufnahmen aus „natürlichen Räumen“ zu hören – künstlich erzeugten Nachhall entlarvt der P7 in Sekundenschnelle – eine Hypothek, die der Besitzer eines solchen Geräts sicherlich gerne trägt. Interessant finde ich die Möglichkeit, innerhalb eines gewissen Rahmens mit der Gegenkopplung zu spielen. Eine etwas blutarme Aufnahme, wie das Katie-Melua-Livealbum gewinnt durch die Rücknahme der Gegenkopplung tatsächlich an Drive; wenn man will, klingt es etwas „röhriger“, der Gesang rotziger, die Begleittruppe mehr nach Band, als nach einzelnen Musikern. Andererseits: Wenn einem die Wiedergabe in der neutralen Stellung des Schalters noch zu ungehobelt ist (was ich eher bezweifeln möchte), dann kann man zugunsten des letzten Quäntchens an Präzision noch ein bisschen stärker gegenkoppeln. Unabhängig von ihrer Variabilität spielt die Audio-Exklusiv-Vorstufe so unbestechlich, wie es nur geht: Schnell und präzise in jeder Tonlage, ohne jenen Hauch von „luftiger Wolkigkeit“, die bei manch klassischer Röhrenvorstufe zunächst zu einem Aha-Effekt führt, nach spätestens einer Viertelstunde extrem nervt. Die P7 ist insofern röhrenuntypisch – sie bringt die Wiedergabe absolut auf den Punkt und lässt sich durch keine noch so komplexe oder dynamische Musikrichtung beeindrucken. Dazu ist sie gut ausgestattet, hervorragend verarbeitet und absolut clever aufgebaut – eine Vorstufe, wie sie sein sollte, egal, ob Transistor oder Röhre.
Fazit
Die Audio Exklusiv P7 ist eine gelungene Neuentwicklung ganz im Geiste des Firmengründers: Im besten Sinne neutral, von vorne bis hinten durchdacht und extrem wertig. Ein hervorragendes Gerät zur Wiedergeburt der Marke, dem hoffentlich noch viele folgen werden!