Eigentlich war ja alles gar nicht so gemeint. Es sollte eigentlich eine Phonovorstufe werden, die man als Einschubplatine in vorhandene Vorverstärker einsteckt, um den entsprechenden Zweig nachzurüsten. Irgendwie ist das kleine Platinchen aber so gut geworden, dass man es bei Audio Exklusiv als durchaus alleine überlebensfähig einschätzte – zu Recht
Mitspieler
Plattenspieler:
Palmer 2.5
Phonosophie P3
Tonabnehmer:
Denon DL-103, 103R
Nagaoka MP-500
Reson Etile
Verstärker:
Lindemann 830s und 858
Rogue Audio Vor-Endstufen-Kombination
DIY 2A3
Lautsprecher:
K+T Deltahorn
Audio Physic Avantera
Zubehör:
Stromversorgung: PS Audio, HMS
Phonokabel: Van den Hul, Silent Wire
NF-Kabel: Silent Wire, Transparent
Lautsprecherkabel: Silent Wire, Transparent
Racks, Basen, Dämpfer: SSC, Audio Exklusiv, Thixar
Gegenspieler
Phonovorstärker:
Puresound P10 und T10
Trigon Advance
Als kleine Reminiszenz an die große Phonovorstufe P2 ist der Name fast gleich geblieben – nur um eine Kommastelle nach rechts gerückt. So entstand der ungewöhnliche Name P 0.2.
Natürlich ist der Winzling ein reines Transistorgerät – hat doch laut Konstrukteur schon beim großen Schwestermodell Röhrentechnik keinen Platz mehr im Gehäuse. Für die Verstärkung setzt man bei Audio Exklusiv auf eine Differenz-FET-Eingangsstufe. Diese arbeitet in einem sehr weiten Frequenzbereich und ist nur sehr wenig anfällig für Störgeräusche – was wir in unseren Messungen vollauf bestätigen können. Die vollständige Gleichstromkopplung macht Koppelkondensatoren überflüssig. In Geräten der Preisklasse unter 1.000 Euro ist dies eher die Ausnahme als die Regel. Die RIAA-Entzerrung ist sehr sauber ausgeführt und in beiden Betriebsarten von 20 Hertz bis über 100 Kilohertz in einem Toleranzbereich von plus minus einem guten Dezibel. Auch hier kann man der Entwicklungsabteilung nur ein Kompliment aussprechen. Anpassbar ist das Stüfchen natürlich auch: Neben der üblichen 40-dB-Verstärkung für MM-Systeme hat man im MC-Betrieb die Wahl zwischen 57,5, 60,5 und 64,5 dB. Die Eingangsimpedanz lässt sich in drei Stufen zwischen 330 Ohm und einem Kiloohm umschalten. Damit werden die Besitzer extrem niederohmiger MC-Systeme mit extrem geringer Ausgangsspannung zwar nicht glücklich – für günstigere MC-Systeme, die auch dem Einstandspreis von 650 Euro für den P 0.2 eher entsprechen, ist dies allemal praxisgerecht. Für MM-Systeme kann man die Eingangskapazität zwischen 50 pF und 150 pF umschalten. Sieht man sich das Innere des kleinen Kästchens an, erkennt man einen sauberen Schaltungsaufbau und diverse, Audio-Exklusiv-typische Dämpfungsmaßnahmen auf der Platine, die noch ein Quäntchen mehr aus den kleinen Phonosignalen herauskitzeln sollen. Der Clou des Ganzen ist nun die Ausbaumöglichkeit mit einem deutlich besseren Netzteil, dessen Ambitionen man schon daran erkennt, dass sein Preis mit 599 Euro nur knapp unter dem der eigentlichen Phonostufe liegt. Ein für eine Dauerleistung von 120 Watt ausgelegter Transformator, immerhin 60000 µF Siebkapazität und mehrere Drosselspulen sorgen für stabile und brummfreie Verhältnisse. Die großen Ladekondensatoren sind nochmals mit kleinen Folien gebrückt – Audio Exklusiv verspricht sich hiervon noch ein schnelleres Ansprechverhalten bei Signalspitzen. Nun ja, Leistung ist angesichts der kleinen zu verarbeitenden Signale mehr als genügend vorhanden. Messtechnisch ließen sich die Unterschiede zwischen den beiden Netzteilen nicht festmachen – mit beiden Versorgungseinheiten zeigte die P 0.2 durch die Bank vorzügliche Werte. In der ersten Hörrunde mit Steckernetzteil offenbarte die kleine Audio Exklusiv preisklassenübergreifende Qualitäten. Vor allem die gemessene Breitbandigkeit mit der leichten Betonung ab dem Mitteltonbereich manifestiert sich in einer ungemein offenen und leichtfüßigen Spielweise, die aber nicht zum gesoundeten Selbstzweck wird, sondern tatsächlich auch wirklich alle Details transportiert. Vor allem im Tiefbass schält sich ein leichter Vorteil des MM-Zweigs heraus, aber tatsächlich nur, wenn es um wirklich allertiefste Töne geht, die auf kaum einer Platte vorhanden sind. Schon in der Standardausführung klingt die P 0.2 absolut sauber und macht immer den Eindruck, jegliche Art von Musik in jeder Dynamik folgen zu können. An dieser grundsätzlich neutralen Ausrichtung der Audio Exklusiv ändert sich nichts, wenn man das große Netzteil anschließt – tonal bleibt alles genau gleich, und doch gibt es subtile Veränderungen, die das Zurückstecken nach einer Weile sehr, sehr schwer machen. Vor allem die Tiefe der Darbietung gewinnt außerordentlich, die Bühne spannt sich noch etwas breiter auf und die Rauminformation scheint mit einer „höheren Bitrate“ übertragen zu werden. Bevor ich für diese Metapher geschlagen werde, mache ich ganz analog weiter: War mit dem Standardnetzteil noch der Eindruck vorwiegend, dass die P 0.2 den anliegenden Signalen schnell und dynamisch folgte, so erzeugte sie jetzt die Illusion, der Musik einen Schritt voraus zu sein, quasi vorauszuahnen, wann der nächste dynamische Sprung kommt und entsprechend aufs Gaspedal zu drücken. Gerade mit massereichen Laufwerken, die in dieser Disziplin keine Kinder von Traurigkeit sind, war dies immer wieder schön festzustellen. Auch die Tieftonqualität und die subjektive Übersicht und Ruhe im Gesamtklang sprechen für das Ausbaunetzteil, so dass die Empfehlung für den Analogfan mit knapper Kasse nur lauten kann: Erst das kleine Phonoteil kaufen und schon mal zufrieden Musik hören. Dabei sparen und dann aufs große Netzteil umrüsten – beide Ausbaustufen sind ihr Geld mehr als wert.
Fazit
Kein Marmor, dafür Klang pur: Mit der Audio Exklusiv P 0.2 ohne oder mit Ausbaunetzteil gibt es zwei in ihrer jeweiligen Preisklasse exzellent positionierte Phonostufen.