Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenDie Norddeutschen HiFi-Tage finden 2025 im Hotel Le Méridian Hamburg direkt an der Alster statt. Am 01.02.2025, von 10–18 Uhr und am 02.02.2025, von 10–16 Uhr können Interessierte bei freiem Eintritt durch die Vorführungen und Showrooms schlendern.
>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Bryston 4BSST² PRO
Gutes Werkzeug
Wer nicht ganz laut „hier“ schreit, der wird vergessen. Was mir mit dem kanadischen Hersteller Bryston fast passiert wäre. Aber dann kam ein Paar elektrostatischer Lautsprecher ins Haus
Ja, genau die. Vorgestellt in LP 2/2015. Beheimatet in Bochum-Wattenscheid und in Sachen Leistungsbedarf reichlich anspruchsvoll: die wunderbaren Vollbereichstelektrostaten von MiTec. Artgerecht betrieben eine Offenbarung in Sachen Transparenz und Dynamik. Aber leider nicht mit üppig Wirkungsgrad versehen, so dass von der Verstärkerseite her diesbezüglich kräftig gegengesteuert werden muss. Das weiß auch MiTec-Eigner Thomas Middeldorf und deshalb verkauft er zu seinen Wandlern gerne Endverstärker von Bryston. Die nämlich ficht das mit dem Leistungsbedarf nun gar nicht an, und in der Tat legte die mit dem Lautsprecher zur Verfügung gestellte Stereoendstufe 4BSST² einen so souveränen Auftritt hin, dass die Kanadierin bei mir auf einmal ganz vorne auf der Liste mit den dringend mal intensiver zu beäugenden Produkten stand.
Bryston baut seit über 35 Jahren Verstärker und stattet damit nur in zweiter Linie den geneigten HiFi-Fan aus. Zunächst erst einmal bedienen die Damen und Herren aus Peterborough, Ontario Profis in Aufnahme- und Rundfunkstudios. Das bedingt eine Reihe interessanter Aspekte: Zum einen muss das Zeug unter allen denkbaren und undenkbaren Bedingungen stabil und unkaputtbar sein, zum Zweiten ist bei den Profis die im HiFi-High-End-Segment übliche Preisgestaltung nicht machbar. Unser Proband, ein echtes Brett von Verstärker mit einer seriösen Dauerausgangsleistung von zweimal 500 Watt an vier Ohm kostet 5.450 Euro. Gewiss nichts für die Portokasse, aber ziemlich fair. Bryston-Amps gibt’s in zwei Versionen, die sich praktisch nur durch die Frontplatte unterscheiden: Die Profi s wollen 19 Zoll Breite mit Griffen, die HiFi-Leute hätten‘s gerne weniger ausladend. Gibt‘s beides, kostet dasselbe. Schwarz oder silber, kostet ebenfalls dasselbe. Die 4BSST² ist trotz ihrer strammen Ausgangsleistung eher weiter unten in der Produkthierarchie angesiedelt, die Kanadier skalieren das Konzept hoch bis zur 28BSST2, einem Mono-Prachtstück mit jenseits von einem Kilowatt Leistung. Die 4BSST² ist das Erfolgsmodell, was in Anbetracht des Gebotenen auch nicht weiter verwundert. Die Rückseite ist ein eindeutiges Indiz für die Profi -Gene dieses Verstärkers. Rein kommt man mit Cinch, XLR- oder Klinkensteckern. Die Verstärkung ist umschaltund justierbar. Brückenbetrieb? Aber gerne doch. Wer 900 Watt braucht ... Die Lautsprecherklemmen akzeptieren so ziemlich jedes Kabelformat und sind sauber berührungsgeschützt. Ferneinschaltung geht natürlich auch. Frontseitig signalisieren zwei grüne Leuchtdioden die Betriebsbereitschaft jedes Kanals, eingeschaltet wird mit einem Drucktaster. Der ist neu in der „C“-Inkarnation der SST²- Serie, mit der wir es hier zu tun haben. Ich erinnere mich an frühere Modelle, wo ein unauffälliger Sensortaster fürs Einschalten zuständig war – wenn man den nicht kannte, bekam man das Gerät nicht eingeschaltet. Das Einschalten ist übrigens gewöhnunsgbedürftig, weil es einen Moment lang aus dem Gerät ordentlich knattert. Klingt komisch, muss aber so sein und hängt mit Brystons spezieller Einschaltstrombegrenzung für das massive Netzteil zusammen, die mit einem besonderen Leistungshalbleiter (einem Triac) arbeitet. Funktioniert in der Praxis kontaktlos und absolut zuverlässig. Sorgen ob fliegender Sicherungen dürfte man sich sonst durchaus machen, im Inneren der Endstufe stecken nämlich gleich zwei äußerst potente Ringkernumspanner. Jawohl, Doppelmono, so richtig konsequent. Die Verstärkerschaltungen sind über viele Jahre sorgfältig weiterentwickelte Konzepte. Optimiert wird nicht nur die Schaltung selbst, sondern auch der Aufbau: In modernen Bryston-Verstärkern geht‘s überaus aufgeräumt zu, es gibt fast keine freie Verdrahtung mehr. Die Verstärkertzüge sind komplett mit selektierten diskreten Halbleitern aufgebaut; Chips dürfen nur bei Schutzschaltungs- und Anzeigefunktionen ran. Apropos Anzeige: Dieser Verstärker hat richtige Clipping-Indikatoren, man sieht also, wenn man‘s mit dem Lautstärkesteller mal übertreibt. Übers Schaltungskonzept könnte man viel erzählen, denn Bryston ist der einzige mir bekannte Hersteller, der sich traut, die Schaltbilder seiner Geräte im Netz zu veröffentlichen. Sorgen ob eventueller Nachbauten brauchen sich die Kanadier kaum zu machen: Das Ganze ist ziemlich aufwendig und unterstreicht einmal mehr die faire Kalkulation der Geräte. Ich will Sie nicht mit Details quälen, Beachtung verdient auf jeden Fall die „Quad-Complementary“- Ausgangsstufe, die acht bipolare Leistungstransistoren auf eine sehr ungewöhnliche Art miteinander kombiniert. Der Hersteller verspricht hohe Linearität und extrem geringe Verzerrungen höherer Ordnung. Ihr Scherflein dazu trägt auch die mit FETs und Bipolartransistoren arbeitende symmetrische Eingangsstufe. Das Ganze ist schön modular aufgebaut und im Falle eines (unwahrscheinlichen) Falles gut zur erreichen. Die Stromversorgung lässt an Potenz nichts zu wünschen übrig, neben der Einschaltstrombegrenzung gibt es ein passives DC-Filter, das etwaige Gleichspannungen auf der Netzspannung gar nicht erst zu den Trafos gelangen lässt – das brummt unschön und sorgt für frühzeitige Sättigung. Schutzschaltungen? Gibt es. Gegen alles Mögliche, das ist schließlich ein professionelles Werkzeug. Natürlich bemüht man einen solchen Verstärker nicht, wenn man Kammermusik mit Mitternachtspegel über ein großes Hornsystem genießen will. Das hier ist eine Leistungsendstufe, bei der man sich keinerlei Sorgen darum machen muss, dass die diesen Job auch dauerhaft ohne Murren hinbekommt. An dem MiTec-Elektrostaten war die Kanadierin eine Wucht und stahl der hoch geschätzten Accuphase A-46 ein bisschen die Show, weil sie an den leistungszehrenden Folienwandlern einfach noch energischer zur Sache ging. Clipping-Leuchte? Aber nicht doch. Das nächste Experiment vereinte die A-46 und die 4BSST² dann friedliche miteinander. Es galt einen großen JBL-Studiomonitor vom Typ 4355 auf Trab zu bringen (frühe Achtziger, zwei Fünfzehnzöller pro Seite, großes Vierwegesystem). Die unglaublich feine und stimmige Accuphase kümmerte sich um den Part ab 290 Hertz, um die beiden großen Bässe jeder Box durfte sich die Bryston kümmern. Wer meint, dass so eine Endstufe an 97 Dezibel Wirkungsgrad gar nicht wach wird, der irrt gewaltig: Die Bryston nahm die JBLs auch bei Zimmerlautstärke gnadenlos in die Zange. Haben Sie schon mal ein Bassreflexsystem mit Horndynamik gehört? Auf diesem Wege geht’s. Natürlich habe ich auch das andere Extrem probiert – die 4355 ist ein extrem pegelfester Lautsprecher. Was die 4BSST² hier entfacht, wenn man‘s drauf anlegt, ist nur schwer in Worte zu fassen, es ist ein eher körperliches Ereignis. Ich war geneigt, einen Gehörschutz zu suchen, nur um noch weiter aufdrehen zu können und mich noch rabiater in den Bauch treten zu lassen. Okay, okay, genug des praxisfernen Extremismus. Natürlich kann man mit der Bryston auch an ganz normalen Lautsprechern ausgezeichnet Musik hören, wie unsere neuen Lieblinge in Gestalt der Audio Physic Avantera plus+ eindrucksvoll zeigen. Nun ist das letzte Smashing-Pumpkins-Album „Monuments to an Elegy“ nicht unbedingt ein audiophiles Highlight, aber es hat seine Momente. Unterschiede im Klang zur Accuphase sind jedenfalls sofort auszumachen. Die Japanerin spielt eindeutig feiner und aufgeräumter, die Kanadierin robuster, geradliniger und etwas hemdsärmeliger. Im Bass passt der kräftige, knackig- schlanke Charakter ausgezeichnet – dass das was wird, war mir schon seit den Ergebnissen mit der JBL klar. Die Bryston stellt Billy Corgans Stimme schön frei und befleißigt sich eines sehr klaren, auffällig sauberen Hochtonbereichs, auch das passt hier sehr gut. Lyn Stanleys „Potions – From The 50ies“ ist in Vinyl gegossenes High End. Genau das Richtige für diese Kombination. Die Bryston spielt überaus farbstark, kontrolliert und rhythmisch genau auf den Punkt. Ihr glockenreiner Hochton ist auch hier die Sahne auf dem Kuchen und qualifiziert die Kanadierin als echtes Sonderangebot.Fazit
Ein wunderbarer Verstärker für alle Lebenslagen. Von keiner Last aus der Ruhe zu bringen, mit drahtigem, bestens kontrolliertem und ausdrucksstarkem Klang. Zu diesem Preis hat die 4BSST2 derzeit kaum ernsthafte Gegner.Kategorie: Verstärker Endstufen
Produkt: Bryston 4BSST² PRO
Preis: um 5450 Euro
Ein wunderbarer Verstärker für alle Lebenslagen
Bryston 4BSST² PRO
Unser Hobby spiegelt die Welt da draußen wider: immer mehr, immer größer, immer teurer muss es sein. Zum Glück gibt es aber auch Gegenbeispiele. Mit dem dänischkanadischen Traumduo kann man seinen irdischen Musikfrieden finden.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenVertrieb | Avitech, Wien, Österreich |
Telefon | 0043 121478701 |
Internet | www.avitech.at |
Garantie | 20(!) Jahre |
Ausführungen | Alu schwarz oder silbern |
Abmessungen (B x H x T in mm) | 483/160/406 |
Gewicht (in Kg) | 27 |
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