Kategorie: Verstärker Endstufen

Monoendstufen Accuphase A-300


Die Göttlichen

Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 1
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Das hier ist eine Gelegenheit, auf die ich lange gewartet habe: ein Blick auf die Accuphase-Produktpalette von der Seite, die Normalverdienern normalerweise verwehrt bleibt: Hier geht’s um die Verstärker-Flaggschiffe aus Yokohama.

Historisches


Die großen Monoendstufen sind bei so ziemlich jedem Elektronikhersteller das, was das Ende der Fahnenstange bildet. Was absolut Sinn ergibt, denn an einem gewissen Punkt ist ein Endstufenkonzept einfach nicht mehr sinnvoll in einem einzigen Gehäuse unterzubringen, Platz- und Gewichtsgründe schieben dort einfach einen Riegel vor. Solcherlei Widrigkeiten beugen sich die Meister feinster Verstärkertechnik von Accuphase natürlich ebenfalls. Bis vor Kurzem leistete sich das Unternehmen gar zwei der aufwändigen Doppelpack- Modelle, eines mit etwas mehr Leistung, dafür aber etwas weniger Ruhestrom und ein kompromisslos auf Klang getrimmtes Class-A-Modell.

Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 2Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 3Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 4Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 5Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 6Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 7Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 8
Anlässlich des fünfzigsten Firmenjubiläums vor zwei Jahren präsentierte man eine ganze Reihe neuer Modelle, zu guter Letzt waren nunmehr die Class-A-Monos an der Reihe überarbeitet zu werden. Die A-300 stehen nunmehr unangefochten an der Spitze der Accuphase-Endverstärkerhierarchie, Class-AB-Monos sind derzeit nicht mehr im Programm.  

Mein letzter intensiver Kontakt mit Accuphase- Verstärkern dieses Kalibers ist knapp 25 Jahre her. Damals hießen die Objekte der Begierde M-2000 und ich kann mich gut daran erinnern, viele begeisterte Stunden damit verbracht zu haben. Ein Vierteljahrhundert später hat sich rein optisch erstaunlich wenig getan: Auch die A-300 verfügen über den typischen „Formfaktor“ und das unverwechselbare „Gesicht“, dass diese Verstärker auszeichnet: Das zentrale Anzeigeinstrument kommt heutzutage zwar ohne Zeiger aus, pflegt die klassische Optik aber trotzdem vorbildlich. Während Endstufen bei so ziemlich allen Herstellern immer größer geworden sind und man heutzutage kaum mehr ohne Türme in Hochhausoptik davonkommt, beanspruchen auch die extrem ambitionierten neuen Accuphase-Monos den klassischen knappen Viertelquadratmeter Stellfläche und begnügen sich mit 24 Zentimetern Höhe. Das sind beileibe keine kleinen Verstärker, bieten aber auch in dieser Hinsicht dieses feine Understatement, das Accuphase-Geräte von jeher auszeichnet. Natürlich sind die Geräte mit rund 46000 Euro Paarpreis kein Sonderangebot, halten aber das Preisniveau der Vorgänger A-250 und sind damit weit von Preisregionen entfernt, die anderorts heutzutage für so etwas erreicht werden.  


Grundlegendes


Der Hersteller gibt sich wie üblich bei seinen Angaben zur Ausgangsleitung sehr zurückhaltend. Die A-300 leisten tatsächlich stabile 200 Watt an acht und satte 370 Watt an vier Ohm. Wem das nicht reicht, der kann zwei Monos in Brücke schalten und damit auch die fehlkonstruiertesten Lautsprecher auf Trab bringen. Eine Ruhestromaufnahme von 226 Watt (pro Kanal!) ist ein sicheres Indiz dafür, dass hier tatsächlich mit einem großen Class- A-Bereich gearbeitet wird.  Messtechnisch sind die A-300 übrigens in jeder Hinsicht schlicht das Beste, was ich je auf dem Labortisch stehen hatte – siehe „Gemessenes“. Selbstverständlich kann die A-300 auch mit extrem niederohmigen Lautsprechern kombiniert werden, der Hersteller spezifi - ziert das Gerät auch für Ein-Ohm-Lasten.   

Bedienung


Das Maß an Ausstattung, dass Accuphase sogar bei einer im Prinzip simplen Monoendstufe bietet, ist absolut erstaunlich.

Verstärker Endstufen Accuphase A-300 im Test, Bild 5
Der Netztrafo des neuen Topmodells sitzt im Unterschied zur A-250 vorne im Gehäuse
Das beginnt bei der doppelten Pegelanzeige sowohl mit einer LED-Kette als auch via fünfstelliger Siebensegmentanzeige. Natürlich sind beide per hinter der massiven Klappe unter dem Display-Ausschnitt angeordneten Schalter vielfältig konfigurierbar. Und natürlich gibt’s eine mehrstufig umschaltbare Eingangsempfindlichkeit und die Wahl zwischen XLR- und Cinch- Signaleingang. Kein anderer Hersteller ist bei diesen Dingen auch nur annähernd so konsequent wie Accuphase. Rückseitig geht’s genau so konsequent weiter. Die gewaltigen Lautsprecherklemmen gibt’s gleicht doppelt für Bi-Wiring-Ambitionen, die Eingangsbuchsen sind doppelt vorhanden – falls man im Brückenbetrieb zu einem zweiten Monoblock durchschleifen möchte. Polaritätsumschaltung für die XLR-Anschlüsse? Klar doch. Optisch fällt zudem ein neuer Gehäusedeckel auf. Wie bei allen Jubiläumsgeräten setzt Accuphase hier auf ein schwarzes Eloxal-Finish auf einer leicht gebürsteten Oberfläche.  

Technik


Die A-300 ist eine behutsame Weiterentwicklung der A-250. Die Leistung besorgen in jedem Gerät 40 fein säuberlich selektierte MosFets. Jeweils 20 davon sind auf einem der stattlichen seitlichen Kühlkörpern angeordnet. Tatsächlich hat Accuphase hier zwei weitgehend komplette Endstufen gebaut, deren Ausgänge erst an den Lautsprecherklemmen zusammengeführt werden. In der jüngsten Inkarnation dieser Idee sind die Spannungsverstärker mit auf die Endstufenplatinen gewandert, so dass auch sie nunmehr doppelt vorhanden sind, was das Rauschen gegenüber dem Vorgänger nochmals reduziert. Accuphase nennt das „doppeltes Multiple Current Summing“. Im Prinzip sollte es möglich sein, diese Endstufe mit minimalen Änderungen in eine Stereoversion umzukonfigurieren. Ein vorsichtiger Blick ins Prospekt der brandneuen A-80 bestätigt diese Vermutung im Übrigen. Auch sonst hat man wieder an allen Ecken und Enden kleine Verbesserungen herbeigeführt. Accuphase schaltet Verstärkerausgangssignale ja schon lange nicht mehr mit Relais, sondern mit Verlustarmen und verschleißfreien MosFets. Hier setzt man auf nochmals niederohmigere Typen, was den Dämpfungsfaktor des Gerätes nochmals verbessert hat.   

Beim Netzteil hat man eine 180-Grad- Kehrtwende vollzogen. Während bei der A-250 der gewaltige Transformator noch hinten im Gehäuse angeordnet war und die beiden mächtigen Siebelkos vorne hinter der Front, liegen die Verhältnisse bei der A-300 genau anders herum. Ich könnte mir gut vorstelle, dass man auch hiermit das eine oder andere Dezibelchen Fremdspannungsabstand hat gewinnen können. Natürlich hat’s auch bei der stromgegengekoppelten Architektur der Eingangsverstärkerbaugruppe ein paar Detailverbesserungen gegeben – alles im Rahmen der behutsamen Accuphase-Evolution. Den Hinweis, dass hier wirklich jedes Detail in extremer Konsequenz beachtet und umgesetzt wurde, kann ich mir mittlerweile vermutlich sparen, das ist bei Accuphase Normalität und gilt auch für den Einsteigervollverstärker. Was nicht das Gleiche ist: das Ergebnis, was sich damit erzielen lässt.   

Klang


Für den Test der A-300 gab es einen konkreten Grund, und das ist die Anwesenheit diverser anspruchsvoller Lautsprecher in der Redaktion, die nach einer kompromisslosen Ansteuerung verlangen. Ganz besonders habe ich mich auf die Kombination mit der Wilson Audio Sasha V gefreut. Und ob’s nun diese war, die Fink Team Borg Episode 2 oder die gewaltige Fyne Audio Vintage Fifteen (die eigentlich viel zuviel Wirkungsgrad für solche Endstufen hat) – das Ergebnis war jedesmal dasselbe: Es klingt unfassbar flüssig, geschmeidig, poliert und vollkommen losgelöst. Eine ähnlich dichte Atmosphäre beim Klangspektakel auf „Codona 2“ habe ich zum letzten Mal mit den 211-Monos von Air Tight erlebt, die einen sehr nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen haben. Dass zwei Halbleiterboliden ähnlich filigran und gefühlvoll zur Sache gehen können finde ich sehr erstaunlich. Vergessen Sie alle Attribute, die man gemeinhin mit dem Begriff „Hochleistungsverstärker“ verbindet. Die A-300 sind das exakte Gegenteil davon. Hier steht jedes Watt in Diensten des musikalischen Ausdrucks und der Entspannung. Und so klingt noch nicht einmal Extrem-Jazz des japanischen Kult-Labels Three Blind Mice besonders brutal oder energisch, sondern einfach realistisch – die Annäherung an ein echtes Live-Erlebnis funktioniert erstaunlich gut. Ihre einmalige Emotionalität liefern die A-300 auch mit musikalisch deutlich grobschlächtigerem Material: Wieviel Dichte und Energie in einem einzigen Riff stecken kann, demonstriert der Gitarrist der schwedischen Stoner-Rock-Experten „Truckfighters“ vielleicht noch über seinen Orange-Stack direkt an der Bühne, sonst aber bitte nur über diese unglaublichen Endstufen.

Fazit

Raum, Ausdruck, Virtuosität, Stabilität, Glanz, Variabiltät – besser können Verstärker nicht klingen. Die A-300 setzen den Maßstab, und das an fast jedem Lautsprecher.

Kategorie: Verstärker Endstufen

Produkt: Accuphase A-300

Preis: um 46000 Euro

1/2024

Raum, Ausdruck, Virtuosität, Stabilität, Variabiltät – besser können Verstärker nicht klingen. Die A-300 setzen den Maßstab

Accuphase A-300

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Autor Holger Barske
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