Kategorie: Tonarme, Tonabnehmer

Systemtest: ViV Laboratories Rigid Float 9-Zoll Carbon, Fuuga


Die jungen Samurai

Tonarme ViV Laboratories Rigid Float 9-Zoll Carbon, Fuuga im Test , Bild 1
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Jahrzehntelang erschien das Geschäft mit den Tonarmen und Tonabnehmern als eine Sache, die die ganz alten Männer unter sich ausmachten – eine Sache, die uns den einen oder anderen sorgenvollen Blick in die Zukunft bescherte. Jetzt gibt es doch ein paar Lichtblicke in Sachen Generationswechsel, und das – man höre und staune – sogar aus Japan

Als vor ein paar Jahren Takeda-San von Miyabi die Tonabnehmerherstellung aufgegeben und sich aufs Altenteil zurückgezogen hat, war die Trauer in der Fangemeinde groß. Zu Recht: Seine Tonabnehmer waren, obschon bei Weitem nicht mit jeder Phonostufe zu betreiben, in Sachen Dynamik und Detailtreue immer ganz weit vorne dabei – wahrhaft keine billigen Systeme, aber für den, der etwas Besonderes suchte, ihr Geld allemal wert.

Osamu Nagao und Tetsuya Sukehiro, zwei Freunde Takedas machten sich daran, die Tradition der Miyabis weiterzuführen, mussten dann aber feststellen, dass der Rückzug des Altmeisters nicht ganz freiwillig war, waren doch schlicht und ergreifend einige Zulieferquellen im Lauf der Jahre versiegt und adäquater Ersatz nicht in Sicht.

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Also musste man den steinigen Weg einer kompletten Neukonstruktion gehen, immerhin mit tatkräftiger Unterstützung aus der Branche – eine Sache, die man heutzutage eher selten sieht. Fuuga heißt das Endergebnis der Entwicklung. Ein Tonabnehmer, der von der äußeren Form her schon an das Miyabi erinnert – so rund baut sonst niemand. Allerdings ist der Korpus hier aus drei unterschiedlichen Aluminium-Legierungen aufgebaut, wie man schön an den drei Farbnuancen erkennen kann. Der Generator hat einen recht niedrigen Innen widerstand (der Hersteller gibt als Impedanz 2,5 Ohm bei einem Kilohertz an, was nicht zu verwechseln ist mit dem Gleichstromwiderstand der Spulen – ein Multimeter hält man aber auch als neugieriger Tester nicht an die Pins!). Dabei liefert er eine gesunde Ausgangsspannung von nominell 0,35 mV, also sollte jede MC-fähige Phonovorstufe, bei der man einen einigermaßen niedrigen Eingangswiderstand schalten kann, mit dem System klarkommen. Der Nadelträger ist konisch, besteht aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung und trägt einen Diamanten mit den Verrundungsradien 8 µm x 40 µm – scharf, aber nicht extrem. Das mit 15 Gramm recht schwere System will mit einer zivilen Auflagekraft von 2 bis 2,2 mN gefahren werden – es sollte also sichergestellt werden, dass das Gegengewicht den „Brummer“ ausbalancieren kann – mit einem stabilen Headshell kommen da nämlich schon mal gerne 30 Gramm und mehr vorne am Arm zusammen – was natürlich bei einer Compliance von 7 mm/N der ordnungsgemäßen Anpassung in die Hände spielt.

Volker Kühn hat dem knapp 10.000 Euro teuren Fuuga-System einen standesgemäßen Spielpartner zur Seite gestellt: Den uns schon gut bekannten VIV-Lab-Rigid-Float-Tonarm in der etwas längeren Variante mit Carbon-Tonarmrohr. Der Rigid Float wird auf seinem massiven Kegelstumpf einfach auf oder neben das Laufwerk gestellt – für Stabilität sorgt unten ein massiver Metallblock mit einer Führung für einen ebenso massiven Stahlzylinder, mit dessen Hilfe der Arm um 36 Millimeter in der Höhe verstellt werden kann. Der Rigid Float steht auf drei verstellbaren Spikes, mit denen er ganz leicht in die Waagerechte gebracht werden kann. Hinter dem Namen „Rigid Float“ steckt die spezielle Lagerung des Arms. Diese besteht aus zwei Halbschalen, zwischen denen eine hoch viskose Flüssigkeit für Kontakt und gleichzeitig Abstand sorgt – einen direkten Kontakt gibt es nicht. Durch Magnetkraft stabilisiert sich diese vermeintlich wackelige Konstruktion so weit, dass man sich über Kippeln keine Gedanken mehr zu machen braucht. Die Lagerflüssigkeit hält sich durch beigemengte magnetische Partikel von alleine in ihrer Schale. Durch die hohe Dämpfung der viskosen Masse spielt die effektive Masse des Arms auch keine große Rolle mehr – die Resonanzfrequenz ist so weit bedämpft, dass so gut wie jedes System mit dem Rigid Float zurechtkommen sollte. Gegenüber der Metallvariante des Armrohrs benötigt der Carbon-Tonarm bis auf einen nahe des Lagers keine Dämpfungsringe mehr. Geblieben ist aber die komplett gerade Ausrichtung des Arms samt Headshell.

Der Konstrukteur Koichiro Akimoto begründet dies damit, dass nicht etwa die Spurfehlwinkel für den Löwenanteil der Verzerrungen bei der Abtastung der Rille verantwortlich sind, sondern das dauernd wirkende Wechselspiel von Skatingkraft und Antiskating – zwei Kräfte, die sich über eine Schallplattenseite nur in nicht präzise voraussagbaren Momenten genau aufheben, sonst aber mal mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung an der Nadel zerren. Dass dies der Präzision, die für eine saubere Abtastung erforderlich ist, nicht gerade dient, kann man sich bildlich vorstellen. Mit einem gerade in Flucht zum Arm montierten Nadelträger gibt es keine Skatingkraft – fertig war das Konzept des Rigid Float. Mittels einer einfachen rechtwinkligen Vorrichtung justiert man den Arm auf den Nullpunkt, der in etwa auf zwei Dritteln der bespielten Rillenfl äche liegt – damit sind die Spurfehlwinkel in der Innenrille und in der Außenrille in etwa gleich. Der Betrieb des Arms ist absolut sicher: Man muss ihn nur so weit drehen, dass die Liftbank etwas außerhalb des Tellers beginnt, dann kann man das Armrohr ganz einfach in die Ruheposition schwenken, wo er mithilfe zweier Magnete automatisch fixiert wird. Am ansonsten tadellos verarbeiteten Tonarm – der übrigens exakt 6.312 Euro kostet – muss ich kritisieren, dass die schwarz verchromten Teile leider zum Anlaufen neigen. Hier ist ab und an etwas Pflege vonnöten, damit das Aussehen dem akustischen Anspruch genügt. Ich habe mir den Spaß gegönnt, beide Komponenten erst einmal getrennt zu hören. Der Rigid Float macht das Erwartete: Selbst aus einem billigen und etwas blutarmen System wie dem Audio-Technica AT-91 macht er einen echten Rocker, der kontrolliert und doch voller Energie weit über dem Niveau seines Preisschilds agiert. Im Vergleich zu seinem 7-Zoll-Kollegen mit Metallrohr klingt der Carbonarm doch etwas zivilisierter und fokussierter, dafür opfert er ein kleines bisschen von dessen überbordender Spielfreude und Dynamik – Geschmackssache. Das Fuuga macht seinem Namen, der in etwa „Eleganz mit Ausstrahlung“ bedeutet, alle Ehre. An meinen alten Japan-Tonarm-Klassikern spielte es schon mit genialer Übersicht, Dynamik und Feinauflösung – ganz in der großen Tradition des Altmeisters Takeda-San. Mit moderneren Armen wie dem SME5009 gewinnt es noch ein bisschen mehr Ausgeglichenheit und Räumlichkeit – so ordnet es sich ein in die Riege der ganz großen Lyra-Systeme, mit einer Dynamik, wie wir sie sonst nur von Kalibern wie dem Clearaudio Goldfi nger kennen. Die Kombination aus VIV Lab und Fuuga geht dann noch einmal einen Schritt weiter – mit dem ganz großen Schwung und der Spielfreude dieser fantastischen Kombination hatte ich Spaß wie schon lange nicht mehr, während in den leisen Momenten einer Aufnahme die Liebe zum Detail sehr oft für die sprichwörtlichen Gänsehautmomente sorgte. Großer Preis, aber auch große Klasse!

Fazit

Mit Sicherheit zwei sehr teure Komponenten – aber mehr als hier bewahrheitet sich der alte Satz von den letzten Paar Prozent Klang nirgends. Wenn sich die Gelegenheit ergibt: Hören Sie sich die Kombination an, aber Vorsicht: Sie macht süchtig!

Kategorie: Tonarme

Produkt: ViV Laboratories Rigid Float 9-Zoll Carbon

Preis: um 6312 Euro

6/2017
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Weitere Informationen Tonabnehmer,Tonarme
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Ausstattung & technische Daten: ViV Laboratories Rigid Float 9-Zoll Carbon
Vertrieb Black Forest Audio, Malsch 
Telefon 07246-6330 
Internet www.blackforestaudio.com/ 
E-Mail info@blackforestaudio.com/ 
Gewicht ca. 3 kg 
Ausführungen: Schwarz, Messing; Schwarz, Edelstahl 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre Herstellergarantie 
Unterm Strich... Mit Sicherheit zwei sehr teure Komponenten – aber mehr als hier bewahrheitet sich der alte Satz von den letzten Paar Prozent Klang nirgends. Wenn sich die Gelegenheit ergibt: Hören Sie sich die Kombination an, aber Vorsicht: Sie macht süchtig! 
Ausstattung & technische Daten: Fuuga
Vertrieb Black Forest Audio, Malsch 
Telefon 07246-6330 
Email info@blackforestaudio.com/ 
Internet www.blackforestaudio.com/ 
Ausgangsspannung 0,35 mV 
Impedanz (in Ohm) 2,50 Ohm/ 1 kHz 
Kanaltrennung < 27 dB/ 1 kHz 
Nadelnachgiebigkeit 7 x 10 hoch-6 
Nadelträger AlMg konisch 
Nadelschliff nackter Diamant 8 x 40 μm 
Gewicht (in g) 15 
Auflagekraft 2,0–2,2 g 
Unterm Strich... Mit Sicherheit zwei sehr teure Komponenten – aber mehr als hier bewahrheitet sich der alte Satz von den letzten Paar Prozent Klang nirgends. Wenn sich die Gelegenheit ergibt: Hören Sie sich die Kombination an, aber Vorsicht: Sie macht süchtig! 
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Datum 13.06.2017, 11:58 Uhr
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