Sind Sie auf der Suche nach dem schönsten Tonarm der Welt? Dann hören Sie jetzt auf, diesen Artikel zu lesen – ein Designerstück zu entwickeln, stand beim 4Point definitiv nicht im Mittelpunkt des Interesses. Wenn Sie dagegen ein Fan davon sind, an so ziemlich jeder neuralgischen Stelle eines Tonarms eine clevere Lösung zu finden, dann sind Sie hier goldrichtig
Mitspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob
Acoustic Solid Machine
Tonabnehmer:
Denon DL103
Phase Tech P-3G
Benz ACE L
Miyajima Shilabe
Phonoverstärker
Unison Phono One
Linn Uphorik
Verstärker
MalValve Preamp Three und Poweramp Three
WLM Sonata
EAR 868 und SymAsym nach K+T
Lautsprecher
Xavian Giulietta
Audio Physics Scorpio 25
Zubehör
Netzleiste: PS-Audio
Phonokabel Furutech, Nordost, Horn Audiophiles
NF-Kabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Silent Wire
Racks und Basen: SSC, Empire, Tabula Rasa
Gegenspieler
Tonarme
SME 3500
Fidelity Research FR64fx
Was zu befürchten war, machte schon der Karton deutlich: Größen- und gewichtsmäßig orientiert sich die Verpackung des Kuzma-Tonarm-Flaggschiffs an Einheiten, in denen ganze Einsteigerplattenspieler samt Haube untergebracht werden. Hat man ein Faible für gepflegte Thriller-Literatur, dann darf man sich vorkommen wie „Der Schakal“, wenn er sein Präzisionsgewehr Teil für Teil aus dem Koffer nimmt und zu einem perfekten Werkzeug zusammenbaut.
Mit etwas mehr Platz für Abschweifung könnte ich Ihnen bei der Gelegenheit auch noch erzählen, was mir am Flughafen passiert ist, als ich mal einen Tonarm im Handgepäck dabeihatte ... Der Platz hier soll exklusiv dem Kuzma vorbehalten sein. Die Frage, die sich mir zunächst stellte, war, wie der Arm überhaupt zu seinem Namen kommt, was es also mit den ominösen vier Punkten auf sich hat. Nun, zwei der Punkte befinden sich unter der Zentraleinheit, einem schweren Ring, an dessen einer Seite das Armrohr, gegenüber die Gegengewichte angebracht sind. Unterhalb der hinteren Seite (also unmittelbar vor den Gewindestangen der Gewichte) ragen zwei Stahldorne nach unten, die in entsprechende Pfannen der Basis tauchen. Das Horizontallager besteht aus einem invertierten Lager mit oben liegendem Lagerdorn, dessen Hülse über einen seitlichen Dorn und eine entsprechende Rinne toleranzfrei geführt wird. Drehachse und Montagepunkt des 4Point sind wiederum nicht identisch: Die ganze bewegliche Einheit des Kuzma liegt versetzt zu dem massiven Turm mit integrierter VTA-Verstellung. Dadurch wird etwas möglich, was einige Freunde langer Tonarme aufhorchen lassen dürfte: Durch die räumliche Trennung lässt sich der Tonarm auf jedem Laufwerk montieren, das eine Montagemöglichkeit für 9-Zoll-Arme besitzt, bietet dabei aber eine respektable effektive Länge von 11 Zoll. Dass der Kuzma dabei trotzdem nicht nach einem langen und filigranen Kunstwerk aussieht, das verdankt er neben der matten schwarzen Farbe auch dem mächtigen Armrohr, das eines klipp und klar macht: Hier werden keine Spielchen gespielt, das hier ist Ernst! Folgerichtig liegt die effektive Masse des 4Point bei 13 Gramm – ein Wert, den wir gerade noch so als mittelschwer durchgehen lassen. Die meisten handelsüblichen Tonabnehmer kommen mit diesem Wert aber prima klar. Das Armrohr trägt vorn ein sehr stabiles Headshell, das noch in sich versteift ist. Der Clou: Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, das Headshell lässt sich nach Lösen einer kleinen Sicherungs-Madenschraube komplett abziehen, was die Tonabnehmermontage deutlich vereinfacht. Ein zweites Headshell liegt dem Arm bei – der Wechsel von einem System auf ein anderes ist damit in unter einer Minute bewerkstelligt. Möglich wird dies auch gemacht durch die Tonarminnenverkabelung, die praktischerweise komplett unabhängig vom Headshell verläuft. Der Azimuth kann nach dem Lösen zweier Madenschrauben an der Basis des Armrohrs komfortabel per Einstellschraube justiert werden. Gegenüber dem Rohr sitzen die beiden Gegengewichte – das große Gewicht zum Ausbalancieren auf der unteren der beiden Gewindestangen, um den Schwerpunkt möglichst tief zu bekommen. Genügt der weiträumige Verfahrweg dieses Gewichts auf dem Gewinde nicht, dann findet man in der Verpackung ein mehr als großzügiges Sortiment zusätzlicher Gewichte, die sich zusätzlich aufschrauben lassen. Ist der Tonarm einmal in der Schwebe, dann reguliert man mit dem kleineren Gewicht auf der oberen Gewindestange die Auflagekraft. Das Antiskating wird fast ein bisschen konventionell über einen Faden und Umlenkrolle mit Gewichtsausleger eingestellt. Der Clou des Kuzma, der ihn zum vielleicht besten und vor allem universellsten Spielpartner aller Tonabnehmer mittlerer bis niedriger Compliance macht, sind die beiden Dämpfungswannen, die eine getrennte Einstellung der Bedämpfung für die horizontale und die vertikale Bewegung des Arms ermöglichen. So etwas kann man gar nicht genug loben – in der Hand eines erfahrenen Benutzers ist so etwas ein absolut mächtiges Werkzeug. Ich muss es an dieser Stelle zugeben: Auch wenn ich mich in der glücklichen Lage sehe, aus privater Leidenschaft und natürlich beruflichem Interesse schon mit einer ganzen Menge von Tonarmen gearbeitet zu haben – die gesamte Bandbreite der Einstellungsmöglichkeiten habe ich mit dem Kuzma nicht durchgespielt. Wollte ich auch gar nicht – vielmehr hat mich interessiert, wie weit ich mit ein paar wenigen ausgewählten Systemen kommen kann. Eingestiegen bin ich mit dem ewigen Klassiker Denon DL103, das am leicht bedämpften Kuzma eine beeindruckende Metamorphose durchmachte: Vom recht guten System mit Stärken in der Mitte und Schwächen oben und unten mutierte der System-Senior zu einem Tonabnehmer, der auch im Bass mit einer absolut pointierten und kraftvollen Spielweise aufwarten kann, während natürlich im Hochtonbereich dem Zugewinn Grenzen gesetzt sind, die sich aber durch die komfortable VTA-Verstellung präzise ausloten lassen. Und noch ein Dauerbrenner: Das Benz Micro ACE L, unser immer noch heiß geliebter Allrounder, der am 4Point seine altbekannten Qualitäten in Sachen Dynamik bei sehr guter Auflösung und Ausgewogenheit voll ausspielen konnte – an dieser und jener Stelle vielleicht noch ein bisschen mehr als mit anderen Tonarmen. Das ACE konnte von der Bedämpfung nicht sonderlich profitieren – es fühlte sich mit den 13 Gramm effektiver Masse schon sehr wohl und quittierte die millimeterweise eingesetzten Silikonpaddel zwar mit einer gefühlt besseren Kontrolle und Sauberkeit, allerdings ein bisschen um den Preis der Lebendigkeit. Da sollte es doch geeignetere Kandidaten geben – das geschätzte Phase Tech P-3G sollte so einer sein: Seine geringe Compliance lässt es an schweren Armen zu großer Form auflaufen. Tatsächlich war die immer wieder atemberaubende Auflösung des japanisches Systems schon am unbedämpften Kuzma absolut faszinierend – so viel Feininformation und perfekte Herausarbeitung kleinster Dynamikinformation habe ich noch selten gehört – mit einer leichten Bedämpfung in der Vertikalbewegung wurde die Angelegenheit dann endgültig sensationell: Das Phase Tech ließ sich vom 4Point zu absoluter Höchstleistung anspornen, legte noch einmal mehr Distanz zwischen das Musiksignal und den Hintergrund und nutzte die gewonnenen dynamische Reserven für eine noch lebendigere Wiedergabe als ohnehin schon. Dass auch die Räumlichkeit und Ortung davon profitierten, versteht sich von selbst. Um noch einen draufzusetzen, habe ich das Miyjima Shilabe aus seiner Schatulle befreit, in der es bei mir momentan mehr oder weniger freiwillig sein Dasein fristet – es mangelte schlicht und ergreifend an einem passenden Tonarm. Nur zu Erinnerung: An einem mittelschweren Arm, mit dem zusammen das ehrenwerte Denon DL103 eine Resonanzfrequenz von etwa 9 Hertz erzielte, schoss sich der steife Bock (Verzeihung!) Shilabe bei gut 16 Hertz selbst aus der Testrille! Wohlweislich also beide Silikonpaddel tief in die bedämpfende Flüssigkeit – und dann zurücklehnen und staunen: So geht’s! Das einzige Limit dieser Kombination ist die Schallplatte selbst – was in der Rille zu finden ist, holen System und Tonarm heraus: Vor dem Kuzma ist es mir noch mit keinem anderen Tonarm gelungen, das Shilabe bei aller ausufernden Dynamik und Musikalität zu so einer gleichzeitig aufgeräumten, disziplinierten und durchsichtigen Spielweise zu bringen – und dabei halte ich es schon für eines der besten Systeme überhaupt! Der Kuzma bringt diese exorbitante Spielweise so exakt auf den Punkt, dass ich für diesem Moment einfach einmal innehalte, mich in den Sessel zurücksinken lasse und jeden Gedanken an eine weitere Suche nach der Idealkombination verwerfe.
Fazit
Nicht der eleganteste, aber für alle Tonabnehmer mittlerer bis niedriger Compliance sicherlich einer der besten Tonarme der Welt – in Sachen Einstellbarkeit markiert der Kuzma 4Point ohnehin momentan der Stand der Dinge.