Gestreamt wird heute ja allerorts, doch die echten Musikserver sind noch relativ selten. Dabei hat eine solche Architektur einige Vorteile gegenüber netzwerkbasierter Musikwiedergabe. Trigon hat das erkannt.
Peripherie:
Vorstufe: MalValve preamp four line
Endstufe: AVM Evolution M3.2
Lautsprecher: KEF XQ40
Besagte Vorteile bestehen schon mal darin, dass man nur ein Gerät hat, das für die Musik zuständig ist, außerdem haben Musikserver in der Regel eine viel schnellere Reaktionszeit ohne Latenzen beim Abspielen neuer Stücke, besonders wenn es der hochaufgelöste Stoff ist. Der Chronolog geisterte nun eine ganze Weile in meinem Kopf herum. Schon vor längerer Zeit erfuhr ich, dass die hessische Firma Trigon einen Medienserver in der Pipeline hat. Aufgrund guten Erfahrungen, die ich mit Produkten dieses Unternehmens bisher gemacht habe, bestand guter Grund, mit den Füßen zu scharren und die Erscheinung des „Chronolog“ getauften Alleskönners herbeizusehnen.
Kurz nach der High End hatte ich dann endlich ein Exemplar auf dem Tisch und und war sofort sehr erbaut darüber, dass meine Erwartungen erfüllt wurden. Massiv und schwer ist er geworden. Man hat jedenfalls das Gefühl, dass man getrost mit dem Hammer draufhauen könnte, ohne dem Kasseler nennenswerte Schäden zuführen zu können. Mit knapp 10 Kilo gehört er auch eher weniger in die Kategorie „Leichtgewicht“. Sein Gesicht ist komplett verchromt, in der Mitte sitzen ein großes Display und ein gut versteckter CDSchlitz. Mit den ebenfalls verchromten Tasten ergibt sich ein Erscheinungsbild, das den highendigen Anspruch von vornherein klarstellt. Der Rest des Korpus besteht aus dicken Aludeckeln und schwarz hochglanzlackierten Seitenwangen mit gut 2 Zentimetern Materialstärke. Ich hab‘s ja schon gesagt: Das ist mal massiv. Außerdem attestiere ich dem Chronolog eine fertigungstechnische Bestnote, das ist nicht nur wunderschön anzusehen sondern fasst sich auch toll an. Ganz groß schreibt man bei Trigon „Made in Germany“ auf die Fahnen. Alles, was das Haus verlässt, findet seinen geistigen und handwerklichen Ursprung in Deutschland. In Kassel baut man darauf, Produkte reifen zu lassen, in aller Ruhe zur Perfektion zu bringen, statt ständig in der Produktpalette zu rühren und im Monatstakt neue Sachen auf den Markt zu bringen. So hat auch die Entwicklung des Chronolog ein wenig gedauert. Man wollte sicher sein, ein perfekt funktionierendes Produkt zu schaff en. Um das zu erreichen, musste eine weitere Hürde überwunden werden: Wenn man auch bei der Systemsoftware auf eigenes Engineering setzt, betritt man natürlich neues Terrain. Es musste eine Oberfläche gestaltet und programmiert werden, die dem Nutzer alles ermöglicht, was das Gerät zu leisten imstande ist, ohne ihn zu überfordern, und die intuitive Nutzung ermöglichen. Das ist den Softwareentwicklern ohne Zweifel gelungen, außerdem verfolgte Trigon dabei den sympathischen Ansatz, systemunabhängig zu sein. Soll heißen, dass der Chronolog mit so ziemlich jedem modernen Smartphone, Tablet-PC oder Computer bedienbar ist. Die einzige Systemanforderung ist ein Javascriptfähiger Browser, der auf einem Gerät installiert ist, das Netzwerkzugang zum Chronolog hat. Diese Forderung ist recht gering, denn einen Teil der Voraussetzungen bringt das Gerät selbst mit, denn der Chronolog verfügt über einen eigenen WLAN-Accesspoint, damit Sie immer Zugriff auf die auf ihm gespeicherten Inhalte haben, auch wenn Sie kein eigenes Drahtlosnetzwerk zu Hause haben. Das ist mal eine richtig nette Idee, denn gerade für die ältere Kundschaft ist das Vorhandensein eines Heimnetzwerks oft das Hindernis – der Chronolog bringt halt sein eigenes von vornherein mit. Er kann so völlig autark betrieben werden, das unterscheidet ihn schon mal maßgeblich von anderen Musikservern. Selbstredend besteht trotzdem die Möglichkeit, ihn ins bestehende Heimnetz einzubinden. Dann besteht die Möglichkeit, Musik, die sich auf einer Netzwerkfestplatte befindet, zu streamen, denn er fungiert auch als UPnP-Client. Auf irgendeine externe Lösung der Musikspeicherung wird der Besitzer einer großen Musiksammlung eh bauen müssen, denn die interne SSD-Platte (mit 64 Gigabyte Kapazität, Option auf größere Platten besteht) ist natürlich schnell voll. Doch dem entgegnen die Entwickler mit der vorhandenen kompletten Offenheit gegenüber neuen Medien. Es ist überhaupt kein Problem, jederzeit eine externe USB-Festplatte anzuschließen und die darauf enthaltene Musik ohne Umwege wiederzugeben. Der externe Datenträger wird sofort von der Systemsoftware detektiert und eingebunden, ein Datenimport oder das Einpflegen in die Musikdatenbank ist unnötig. Es macht in Sachen Bedienung überhaupt keinen Unterschied, ob man Musik vom internen Speicher oder von externen Festplatten abspielt – das Feeling ist das gleiche. Alle Alben werden inklusive Cover und Metadaten angezeigt, ein Fingertipp genügt, um die Wiedergabe zu starten. Trigon gibt dem Besitzer ausserdem eine ganze Palette Werkzeuge mit, die allesamt dem Komfort und der Bedienbarkeit dienen. So kann der Chronolog Cover nachträglich einpflegen und Metadaten editieren. Das kann man direkt auf der Benutzeroberfläche mit wenig Aufwand erledigen, da die Software mehrere Datenbanken abfragt und die Ergebnisse automatisch in der Bibliothek ablegt. Die Metadaten werden natürlich vollautomatisch allen CDs hinzugefügt, die man über das verbaute Laufwerk rippt. Nach dem Einlegen hat man die Wahl, ob die CD eingelesen oder direkt wiedergegeben werden soll. Unabhängig davon, wofür sich der Benutzer entscheidet, wird immer auf einer Internetdatenbank nachgesehen, um welche CD es sich handelt, damit Informationen über Titel und Interpret auf dem Display angezeigt werden können. Soll die CD eingelesen werden, genügt ein Antipppen der Recording-Taste, und los geht‘s. Die einzelnen Stücke werden entweder ins unkomprimierte WAV- oder das verlustfrei komprimierte FLAC-Format gewandelt, das steht dem Benutzer frei zur Auswahl. Die leicht eingeschränkte Kapazität der internen Festplatte hatte ich ja bereits angesprochen, allerdings ist es dank SMB-Freigabe kein Problem, die Musik über das Netzwerk auf einen anderen Datenträger zu verschieben und nur die Musik auf dem Chronolog zu lassen, die man aktuell gern hört. Außerdem werden viele sowieso mit externen Festplatten erweitern und über seinen eigenen Accesspoint steuern, damit er dem Heimnetz fern bleibt. Insgesmt 6 USB-Eingänge (zwei davon sogar als USB-3.0-Version) stehen für den Anschluss von Festplatten bereit. Eine Sache habe ich bisher verschwiegen: Der Chronolog ist mehr als nur eine hochwertige Musikmaschine, er ist durchaus auch für Videoinhalte offen. Er lässt sich ganz simpel per HDMI anschließen und gibt auf dem Fernseher eine sehr ansehliche Bedienoberfläche frei (die ganz stark nach dem exzellenten XBMC-Mediacenter aussieht), über die man Videos sauber einpflegen und komfortabel wiedergeben kann. Die softwareseitig universelle Einsetzbarkeit (XBMC Mediacenter, UPnPKompatibilität) öffnet Tür und Tor für einige sehr nette Anwendungen, die ich mir schon früher von HiFi-Geräten gewünscht hätte. Beispielsweise kann man den Chronolog optional mit der auf jedem mobilen Betriebssystem verfügbaren und sehr guten XBMC-App steuern, die in Sachen Übersichtlichkeit und Komfort derzeit Maß der Dinge ist. Und wer gern von seinem NAS streamt, findet ebenfalls für alle Plattformen eine Steuersoftware. Der kostenpflichtige PlugPlayer ist nur eine davon, mittlerweile gibt es sowohl für Android, iOS als auch für Windows eine breite Angebotspalette. Die Wahl haben Sie, denn dieser Medienserver ist für alles offen. Basis des Ganzen ist natürlich ein Computer, der hier verbaut werden musste. Ein Teil der Innenausstattung besteht deswegen natürlich aus Motherboard, RAM, LAN-Karte und dergleichen, die Kunst besteht halt immer darin, eine vernünftige Software und passende Signalverarbeitung und D/A-Wandlung aufzusetzen, damit sich so ein Gerät weit von herkömmlichen Computern abhebt. Die durchdachte Software habe ich hoff entlich nahegebracht und die klangentscheidende „Soundkarte“ erfüllt zweifelsohne Bedingung Nummer zwei. Burr-Browns 1794 gehört schon mal zu den Komponenten des Halbleiterspezialisten, die man eher in den oberen Schubladen findet, dahinter gibt es noch ein paar SMD-Operationsverstärker, die die Strom/Spannungsumsetzung und das Desymmetrieren des Signals erledigen. Auf analogem Weg kann man sich zwischen Cinch und XLR entscheiden, je nachdem, was Ihre Vorstufe oder Ihr Vollverstärker zu bieten hat.
In Aktion
Und wie klingt der Chronolog denn nun? Schließlich ist das neben der Bedienbarkeit das Zweitwichtigste, was so ein Medienserver gut können muss. Ich hatte da ja im Vorfeld schon keine Bedenken und so war ich auch wenig überrascht, als der schwere Junge loslegte und Töne spuckte. Man merkt schnell, dass er kein Kind von Traurigkeit ist. Kräftig, vehement kommt die Musik heraus, der Chronolog nimmt seine Aufgabe sehr ernst und verarbeitet kleine Details genauso akribisch wie grobe Dynamiksprünge. Natürlich funktionieren Nettigkeiten wie beispielsweise Gapless-Wiedergabe ganz wunderbar, außerdem ist mir sehr positiv aufgefallen, dass Musik in Sekundenbruchteilen loslegt, wenn man das Icon antippt. Hier machen sich die Vorteile einer internen Festplatte bemerkbar. Auch wird es schwierig, Dateiformate zu finden, deren Unterstützung er verweigert. Das gilt sowohl für Audio- als auch für Videodateien. Bis 192 kHz sind für ihn absolut kein Problem, auch die „Zwischenfrequenzen“ wie 88,2 kHz verarbeitet er brav. Was auch immer vom Toningenieur in solche Studio-Master-Dateien reingemischt wurde, er holt’s raus. Als Schönmaler versteht er sich weniger, vielmehr als eine absolut unbestechliche Basis für den Rest der Anlage und ein irgendwann nicht mehr wegzudenkender Kamerad in der modernen Medienwelt.
Fazit
Der hohe Funktionsumfang, die absolut plattformoffene Architektur und ein klanglich berauschendes Erlebnis haben den Chronolog auf meiner Favoritenliste ganz weit nach oben katapulitiert. Von der tollen Optik ganz zu schweigen