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Ballspieler
Und dann war da noch Well Tempered. Wohl bekannt, etabliert und doch irgendwie immer noch exotisch. Und dieses konsequente Anders-Sein finden wir gut, so lange es auf so einem hohen Niveau stattfindet
Jedem, der sich ein bisschen mit der weltweiten Plattenspieler-Szene auskennt, dem fällt bei Well Tempered als erstes der Golfball ein. Und niemandem kann man das verdenken, denn DAS ist wirklich etwas, das im Gedächtnis haften bleibt: Ungefähr seit Beginn der Musikwiedergabe von Schallplatte, spätestens seit Einführung der Langspielplatte mit Mikrorille, kämpfen Audio-Entwickler aller Herrn Länder um eine Tonarmlagerung mit möglichst hoher Präzision, Stabilität und geringer Reibung. Und dann kommt dieser Neuseeländer daher und lässt einen halben Golfball in eine Wanne mit Silikonöl schwimmen! Unerhört! Funktioniert aber trotzdem.
William Firebaughs Tonarm hängt an einem Galgen mit Fadentrapez, das durch Verdrillen auch zu einer rudimentäre Antiskating-Einrichtung werden kann. An den Fäden hängt die Führung des Armrohrs, unter ihr wiederum die Hauptmasse des Arms in Form eines halben Golfballes, denn der obere Teil mit der Aufhängung ist inzwischen eine Metallkonstruktion. Der Unterteil des Balls taucht in eine Wanne mit hoch viskosem Silikonöl, damit die Konstruktion stabilisiert und in ihrer frei schwingenden Bewegung gehindert wird. Und das war es dann auch schon mit Resonanzen. Und die effektive Masse des Arms, zumindest die, die der Tonabnehmer „sieht“ kann durch die Eintauchtiefe auch noch gesteuert werden. Außerdem wird das Armrohr aus Aluminium mit feinem Sand gefüllt und damit gegen Schwingungen im Material geschützt.
Azimuth und Vertical Tracking Angle, kurz: VTA, werden über das Verstellen der Armaufhängung justiert. Klar geht das nicht so komfortabel wie an einem konventionellen Tonarm, ist aber dennoch machbar. Für die Überprüfung des Azimuth kann man sich eines Spiegels bedienen, auf dem man den Tonabnehmer aufsetzt – die gute alte Schön-Schablone hat so etwas sogar eingebaut. Mit dem Gegengewicht am langen Ausleger wird die Auflagekraft eingestellt – die entsprechende Prüfung mittels Tonarmwaage ist obligatorisch.
Die Dämpfung des Arms lässt sich nun ganz leicht einstellen: Die mit einer bestimmten Menge Silikonöl befüllte Wanne, in die der Golfball eintaucht, kann nach Lösen einer seitlichen Fixierschraube nach oben oder unten verschoben werden, um die Eintauchtiefe zu variieren. Es versteht sich von selbst, dass nach einer Änderung an dieser Stelle die Auflagekraft noch einmal nachgemessen werden sollte.
Der Unterbau des Amadeus 254 orientiert sich optisch ein bisschen am großen Royal 400. Während der Amadeus II hier mit zwei voneinander entkoppelten MDF-Platten arbeitet, sind es beim Amadeus 254 GT Multiplex-Platten, die von oben, beziehungsweise unten in Aluminiumplatten eingefasst sind. Die untere der beiden Platten hat keine technische Funktion, sondern stellt lediglich eine Masse-Basis dar, die vier Aussparungen für die vier Squashbälle trägt, die für die Entkopplung des Oberteils sorgen – auch diese Sportgeräte haben inzwischen einen gewissen Grad an Berühmtheit erlangt.
In Sachen Plattenteller haben wir das bekannte einteilige Acrylmodell mit einem Lagerdorn aus Edelstahl. Auch die Tellermatte aus einem extrem leichten und weichen Schaum kennen wir schon von den anderen Modellen der letzten Jahre. Und auch die Buchse des Tellerlagers ist anders als bei herkömmlichen Drehern: Durch ihren dreieckigen (!) Querschnitt gibt es nur wenige definierte Auflagepunkte der Achse im Lager, genau fünf, das somit recht wenig Reibung erfährt.
Die freien Zwischenräume in der Buchse werden großzügig mit Öl aufgefüllt. Der minimale Zug des Nylon-Antriebsfadens reicht aus, den Teller so weit zu stabilisieren, dass er ohne Taumeln seine Drehbewegung ausführen kann. An der üblichen Stelle links hinten in der Zarge sitzt der kleine DC-Motor, der vom externen Netzteil CTRL geregelt wird, das auch für die Geschwindigkeitsanwahl zuständig ist. Ziemlichen Aufwand hat man beim Anschlussterminal getrieben, das in einem abgeschirmten Gehäuse hinten an der Zarge montiert ist: Hier gibt es ein Paar RCA- und ein Paar XLR-Buchsen. Die Verarbeitungsqualität ist mehr als ordentlich – der Amadeus 254 GT orientiert sich hier ganz klar am großen Royal 400 und macht nur eben Abstriche bei der Tonarmlänge, genau 146 Millimeter, wie der Name schon sagt. Ach ja, und die Masse des Laufwerks ist durch die deutlich kleinere Grundfläche in einem Bereich, der durchaus noch transportfreundlich ist.
Also, ab ins Auto mit dem neuseeländischen Exoten und an die eigene Anlage. Dieses Mal musste ich auf ein Decca/London- System verzichten und den Hörtest mit meinen „normalen“ Tonabnehmern bestreiten. Einerseits bedauerlich, andererseits aber auch eine Chance, muss ich doch einräumen, dass mich das extrem gelungene Zusammenspiel des Well Tempered mit den London-Abtastern immer etwas faul gemacht hat, was die Motivation zum Tonabnehmerwechsel anging.
Also, dieses Mal van den Hul und Co. Ein Tonabnehmer mit einer höheren Compliance erfordert etwas Umdenken, was die Eintauchtiefe des Arms angeht. Bei den Systemen nach Decca-Bauart hilft viel viel. Das van den Hul The Frog Gold profitiert tatsächlich von etwas weniger Bedämpfung – nach oben hinaus wird die Spielweise offener, weiträumiger, einfach das, was mein gemeinhin als luftig bezeichnet. Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass man mit etwas Übung genau das Maß an Eintauchtiefe bestimmen kann, das optimal ist – bei einem zu weiten Absenken der Silikonölwanne, hatte ich an einem bestimmten Punkt den Eindruck, dass die Wiedergabe etwas zu ätherisch und unpräzise wurde. Ein Stück zurück passte es dann wieder. Sinngemäß gilt das auch für härter aufgehängte Tonabnehmer, dann eben wieder mit mehr Dämpfung. Eine schöne Spielwiese und eine Möglichkeit, die andere Tonarme so nicht bieten, außer die Exemplare, die eine zusätzliche Bedämpfungsoption anbieten.
Wie er denn nun spielt, fragen Sie? Nun: Genau, er spielt genau. Irgendwie, finde ich, kann man gerade dem Tonarm anhören, das er sich selbst komplett aus der Wiedergabe heraushält. Hier spielt der Tonabnehmer, souverän geführt vom Zehnzoll-Tonarm, der so wenig Eigenleben an den Tag legt, wie es nur möglich ist. Auch, wenn es ohne die Option eines Wechselheadshells natürlich etwas lästig ist, immer neue Tonabnehmer zu montieren, so habe ich es hier gerne gemacht, weil ich den Eindruck hatte, dass die Eigenschaften der einzelnen Abtaster hier extrem gut herausgearbeitet werden. Vom etwas hemdsärmeligen einfach MM-System bis hin zum überragenden Ortofon MC Century (das SPU geht ja leider nicht): Der Well Tempered bietet allen montierbaren Tonabnehmern optimale Arbeitsbedingungen und treibt sie zu Höchstleistungen in Sachen Dynamik und Präzision. Das reicht von einer atemberaubend tiefen und dynamischen Basswiedergabe, die man der filigranen Konstruktion gar nicht zutrauen mag, über einen in Sachen Klangfarben üppigen Grund- und Mitteltonbereich bis hin zu den offenen und gleichzeitig präzisen Höhen. Und das spezielle Antriebsund Lagerkonzept kommt auch zum Ziel: Die Wiedergabe strahlt eine große Ruhe und Übersicht aus, so dass auch die räumliche Abbildung großzügig gestaffelt und dabei sehr genau wirkt. Klassik geht damit genau so gut wie Rock´n Roll oder nach was auch immer einem der Sinn steht. Man kann es nicht anders sagen: Der Exot unter den Plattenspielern ist gleichzeitig der beste Allrounder.
Fazit
Auch nach vier Jahrzehnten zeigt Well Tempered mit dem Amadeus 254 GT, dass man mit der konsequenten Andersartigkeit goldrichtig liegt. Unbedingt ausprobierenKategorie: Plattenspieler
Produkt: Well Tempered Amadeus 254 GT
Preis: um 8500 Euro
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Telefon | 0 69 50 35 70 |
Internet | www.audio-intl.com |
Garantie (in Jahre) | 3 Jahre |
Abmessungen | 480 x 412 x 195 mm |
Gewicht (in Kg) | 15,5 kg |
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