Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Klein Technik Sinus 105


Was lange währt …

Plattenspieler Klein Technik Sinus 105 im Test, Bild 1
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… wird endlich gut, lautet ein altes Sprichwort. Im Falle des Plattenspielers von Carlo Klein war das „lange“ ziemlich lange. Fairerweise muss man zugeben, dass auch das „gut“ ziemlich gut geworden ist

Man stelle sich mal in der Autoindustrie folgende Situation vor: Einem Kleinserienhersteller von edlen Fahrzeugen fällt plötzlich der Motorenlieferant aus. Was wird nun passieren? Nun, nach einer Übergangsphase wird man sich einen neuen Lieferanten ausgesucht haben, ein paar Anbauteile passend machen und mit der Produktion voranschreiten. Der umgekehrte Fall wäre fatal: Wenn dem Motorenlieferanten der Autobauer ausfällt, kann er nur auf neue Kundschaft hoffen – er wird nicht gleich die Fahrzeugfertigung mit übernehmen. Genau so einen Fall hatten wir aber vor ein paar Jahren, quasi direkt vor der Nase. Langjährige Leser erinnern sich sicherlich noch an die außergewöhnlichen Plattenspieler mit dem schönen Namen Montegiro, die keine 50 Kilometer Luftlinie von unserem Verlagshaus in Hattingen gefertigt wurden.

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Das Ganze war ohne Zweifel ein sehr ambitioniertes Projekt, ist man doch gleich in die Ober- bis Luxusklasse der Plattenspieler eingestiegen. Ob es jetzt am Marketing lag, am Durchhaltewillen oder am Markt, der nicht euphorisch genug reagiert hat – wir werden es nicht mehr feststellen: Tatsache ist, dass Montegiro nach ein paar Jahren als Hersteller wieder verschwunden war. An der Qualität und vor allem an der Qualität des Antriebs hat es sicher nicht gelegen: Der kam nämlich von einem externen Zulieferer namens Carlo Klein, der schon einige Zeit vor Montegiro mit einem Antriebskonzept bei uns in der Redaktion vorstellig wurde. Sein Produkt war zu diesem Zeitpunkt eine Motordose mit einem zweiphasigen Sinusgenerator, der den Synchronmotor ansteuerte. Schon damals ist uns (und dann auch den Machern von Montegiro) aufgefallen, dass der Klein-Antrieb sehr hochwertig gemacht war und ausgezeichnet funktionierte. Schon ein wirklich völlig improvisierter Versuch mit einem Masselaufwerk aus renommierten Hause offenbarte zweifelsfrei die Überlegenheit der „Sinus“ genannten Einheit gegenüber dem ursprünglich verwendeten Motor. Nicht lange nach dem Ende Montegiros hat mir Carlo Klein im Vertrauen verraten, dass er plante, einen eigenen Plattenspieler zu bauen. Ich habe das damals zur Kenntnis genommen, ohne sofort extrem nervös zu werden, denn ich konnte mir zwar vorstellen, dass der ehrgeizige Entwickler so etwas schaffen würde, war mir aber auch Klaren darüber, dass er bei seinen eigenen Ansprüchen nicht gerade in einem halben Jahr mit einem fertigen Produkt um die Ecke kommen würde. Nun, auf der diesjährigen High End konnte er mir dann freudestrahlend Vollzug melden und hier ist er nun, der Klein Technik Sinus 105. In der Form kann er seine Verwandtschaft zu einem der Montegiro-Plattenspieler nicht ganz verleugnen – Klein hat sich das hübscheste der damaligen Laufwerke ausgesucht und die Form noch etwas verfeinert. Technisch hat er ohnehin alles anders gemacht: Auch, wenn man es nicht auf den ersten oder zweiten Blick sieht, der Sinus 105 ist tatsächlich ein Subchassislaufwerk. Und was für eines: Die komplett flexibel gelagerte obere Platte ist aus einem Stück gefrästen Aluminium, in dem das Tellerlager und der Tonarm untergebracht sind. Um an dieser Stelle Resonanzen zu unterbinden, wurde unter das Aluminium vollflächig ein passendes Stück Faserplatte aufgeklebt. Vielleicht ist es an dieser Stelle noch einmal angebracht, zu bemerken, dass Karlo Klein alle Teile nach eigenen Spezifikationen gefertigt hat beziehungsweise hat anfertigen lassen. Da wäre nur einmal das mehrteilige Tellerlager zu nennen, das eine Buchse mit einem oben liegenden Ölreservoir besitzt. Oder die Lagerung des Motors in der Zarge, die einiges an Überlegung und Experimentieren erfordert hat, bis wirklich keine Laufgeräusche des (selbstverständlich ohnehin schon schwer getunten) Motors auf das Chassis übertragen wurden. Alleine das Motorpulley ist ein kleines Kunstwerk geworden. Und ich muss zugeben, ich stand erst einmal etwas ratlos davor: Eine Riemenscheibe mit einem Kugellager in der Mitte ist für mich etwas, das erst einmal stehenbleibt, wenn die Motorachse in der Mitte anläuft. Die Auflösung: Die Kugellager um die Motorwelle dienen nur der exakten Zentrierung des Pulleys – mitgeführt wird es über drei leicht bedämpfte Metallstifte, die von einer zweiten Scheibe auf der Achse durch das eigentliche Pulley gesteckt werden. Ich muss hier immer wieder auf die Bilder verweisen, die das Ganze anschaulicher machen, als Worte dies könnten. Der Teller besteht aus Aluminiumguss, der zudem mit der gebotenen Ruhe durchgeführt wird. Also gibt es keine Spannungen im Material, die Resonanzen begünstigen würden. Oben auf dem Teller liegt das einzige zugekaufte Teil: Eine hoch dämpfende Matte aus recht dickem und weichem Sorbothan – oder zumindest einem eng verwandten Material. Auch bei der Lagerung des Subschassis verwendet Karlo Klein Kugellager zur Führung der Stifte, die durch die Zarge ins Subchassis führen. Von unten kann man dann mit den Gewindestiften feinfühlig die Höhe anpassen. Kommen wir zum Wichtigsten: Der Antrieb ist eine noch einmal verfeinerte Version seiner beiden bisher gefertigen Sinus- Steuerungen. Der Konstrukteur legt dabei Wert auf die Feststellung, dass der Sinus, der in der Kontrolleinheit generiert wird, mithilfe einer rein analogen Schaltung zustandekommt. Der Motor wird zweiphasig angesteuert. Einen kleinen Schönheitsfehler gibt es dabei: Der Teller muss im Stand einmal kurz angeschubst werden, um Fahrt aufzunehmen. Nun, wenn das eingestellte Drehmoment dies erfordert, nehmen wir das einmal zur Kenntnis. Man sollte trotzdem nicht auf die Idee kommen, die Schallplatte bei laufendem Spieler zu wenden, wie das manche Leute ja aus Bequemlichkeit tun. Die weiche Tellermatte „saugt“ Schallplatten quasi an – man kann sich vorstellen, wie so ein Versuch ausgeht. Noch ein Wort zur Bestückung des Laufwerks – das übrigens 23.000 Euro kostet, angesichts der Investitionen und Innovationen, die drinstecken, gar nicht mal so viel: Unser Testmodell war mit einem SME-M2-10-Zöller ausgerüstet, der das Ortofon Cadenza Black führte. Das ist eine gute Kombination, mit der man schon wirklich weit kommt. Aber natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, auch mal einen SME V zu montieren und ein bisschen mit unseren aktuellen Test-Tonabnehmern zu spielen. Wie bei jeden wirklich großartigen Plattenspieler fasziniert der Klein Sinus 105 mit der gespannten Ruhe, die er nach der Einlaufrille bis zu den ersten Takten eines Musikstücks vermittelt. Er macht hörbar weniger Nebengeräusche als andere Plattenspieler. Startet die Musik, wirkt sie erst einmal klar und, ja: einfach. Losgelöst von Schubladen, in denen man den Klang stecken möchte. Die Wiedergabe wirkt einfach „richtiger“ als mit den meisten anderen Plattenspielern, die eher mal die eine oder andere Qualität in die Waagschale werfen. Objektiv überzeugend sind die Tiefe und die Kraft der Basswiedergabe – eine nicht auftrumpfende, sondern wohl dosierte Kraft, die nachhaltig beeindruckt. Im Hochtonbereich ist es auch so – hier kann er einen Hauch mehr Übersicht und Struktur bewahren als die meisten anderen Laufwerke. Die Bühne, die der Sinus 105 aufspannt, wirkt ganz selbstverständlich. Musiker, Sänger wie Instrumentalisten nehmen ihre natürlichen Positionen ein oder bewegen sich auch mal, wie in der beeindruckenden Eterna-Einspielung von Carl Orffs „Die Kluge“. Oder die vorzüglichen Jazzaufnahmen von Davic Manley: Ein echtes Vergnügen, vor allem die extrem plastischen und lebensnahen Bläser und Stimmen, die von dem fein nuancierten Mitteltonbereich profitieren. Selbiges gilt für die heute noch frischen Aufnahmen, die Nana Mouskouri in der Frühzeit ihrer Karriere mit Bobby Scott aufgenommen hat. Ebenso die Sonaten für Violine Solo, die Salvatore Accardo mit Fonè aufgenommen hat: Das ist Gänsehaut pur, reine, wahre Musik, wie nur Bach sie schreiben konnte, wie nur ein große Künstler sie interpretieren und nur ein wirklich hervorragender Plattenspieler sie dann letztlich wiedergeben kann.

Fazit

Das Warten und auch die Investitionen haben sich gelohnt: Der Klein Technik Sinus 105 überzeugt durch seine zahlreichen technischen Detaillösungen, noch viel mehr aber durch die Summe des Ganzen: Seinen durch und durch überlegenen musikalischen Auftritt.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Klein Technik Sinus 105

Preis: um 23000 Euro

3/2018
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Klein Technik, Offenburg 
Telefon 0781 91933457 
Internet www.kleintechnik.de 
E-Mail: vertrieb@kleintechnik.de 
Garantie (in Jahre) k.A. 
B x H x T (in mm) 440/135/380 
Gewicht (in Kg) ca. 20 kg 
Unterm Strich ... Das Warten und auch die Investitionen haben sich gelohnt: Der Klein Technik Sinus 105 überzeugt durch seine zahlreichen technischen Detaillösungen, noch viel mehr aber durch die Summe des Ganzen: Seinen durch und durch überlegenen musikalischen Auftritt. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 31.03.2018, 14:57 Uhr
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