Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Ars Machinae M1


Ein großer Auftritt

Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 1
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Newcomern sollte man immer eine Chance geben, gerade, wenn man das Gefühl hat, dass es eine gesunde Mischung aus Leidenschaft und Ernsthaftigkeit gibt. Und das ist bei den beiden Menschen hinter Ars Machinae definitiv der Fall

Ich freue mich bei diesem Test besonders, dass er überhaupt in dieser Form stattfinden konnte. Und das hat verschiedene Gründe. Ich habe Alexandra Krug und Ralf Wölfel vor einiger Zeit im Rahmen der High End in München kurz kennengelernt. Die beiden waren aus dem schönen Oberfranken aufgebrochen, um der Weltöffentlichkeit ihren gerade fertig gestellten Tonarm zu präsentieren. Mein initiales Interesse an dem technisch und designerisch wundervollen Produkt war aber nach Nennung eines angepeilten Verkaufspreises von knapp unter 10.000 Euro – sagen wir – etwas abgeflacht. Andere Leute müssen wohl ähnlich gedacht haben, so dass eine flächendeckende Marktdurchdringung eher nicht stattgefunden hat.

Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 2Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 3Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 4Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 5Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 6Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 7Plattenspieler Ars Machinae M1 im Test, Bild 8


Sehen wir es aber einmal positiv: Der schleppende Start hat wohl erst recht den Ehrgeiz der beiden geweckt und man hat die zweifellos richtige Entscheidung getroffen, nicht nur einen Tonarm anzubieten, sondern einen ganz Plattenspieler. Und eines der ersten Exemplare konnten wir uns spontan für diese Ausgabe sichern. Besonderen Dank möchte den beiden Entwicklern auch dafür aussprechen, dass sie innerhalb von wenigen Tagen die Zeit und Transportmöglichkeit gefunden haben, um eben mal ihr gesamtes Produktportfolio von Coburg nach Duisburg zu schaffen, den Plattenspieler aufzubauen und mir noch die konstruktiven Besonderheiten ausführlich zu erläutern.

Um das mit dem Produktportfolio aufzuklären: Ars Machinae bietet mit dem M1 einen kompletten Plattenspieler inklusive Tonarm an, der ziemlich genau 20.000 Euro kostet. Daneben gibt es den einzelnen Tonarm, der mit seiner frei stehenden Basis so konzipiert ist, dass er zum Beispiel neben dem M1 platziert werden kann, aber eben auch neben jedem anderen Spieler, der hoch genug baut. Zur standesgemäßen Unterbringung eines Laufwerks mit eben jenen zwei Armen gibt es dann eben noch den wunderbaren Laufwerkstisch UMAI, der mit einer Gesamtmasse von 180 Kilogramm keine Fragen bezüglich Stabilität mehr offen lässt. Rund zwei Zentner davon entfallen auf die massiven Holzelemente des Tischs, der an der Oberseite vier eingelassene Gewinde bietet, in die große Spikes mit der Spitze nach oben eingedreht werden. Darauf wird dann die 70 Kilogramm schwere Schieferplatte gelegt, auf der dann das Laufwerk steht. Nivelliert wird ganz einfach über die Höhenverstellung der Spikes. Wohl dem, der so etwas stellen kann – ich empfinde den UMAI gerade mit seiner schlichten und massigen Formgebung als ein wirklich schönes Möbelstück. Kommen wir aber nun zum Plattenspieler M1. Und da fällt uns auch gleich ein alter Bekannter auf: Spannungsversorgung, Motorsteuerung und Motor stammen nämlich von niemand Geringerem als Karlo Klein, der sich mit seinem hoch präzisen und rein analogen Motormanagement schon vor vielen Jahren einen Namen gemacht hat und schon bei einigen hochwertigen Laufwerken für den standesgemäßen Antrieb sorgte. In der endgültigen Serienversion des M1 werden die beiden Steuerungseinheiten passend zum Laufwerk ein schwarzes Finish bekommen.

Die Basis der frei stehenden Motordose und die des Laufwerks können beide mit passenden Inbusschlüsseln von oben in Höhe und Neigung verstellt werden. Der Riemen läuft auf einer nur für diesen Zweck vorgesehen Fläche auf der untersten Ebene des Tellers, der eine ingesamt sechslagige Sandwich-Bauweise aus Corian, Aluminium und Graphit aufweist. Diese Lagen sind so miteinander verschraubt, dass der optimale „break even point“ zwischen innerer Dämpfung und Steifheit erreicht wird – eine der zahlreichen und langwierigen Berechnungen, die Wölfel bei der Konstruktion des M1 angestellt hat. Alleine an der schieren Anzahl der verwendeten Schrauben kann man die Komplexität des Tellers zumindest ein bisschen einschätzen. Und auch das Tellerlager ist etwas ganz Besonderes: Es handelt sich im Prinzip um ein invertiertes Lager, das aber so konzipiert ist, dass die Schmierung so gut funktioniert wie bei einem konventionellen Lager mit Ölbad – bis hin zur oben liegenden Lagerkugel. Als Tellerauflage fungiert eine 6 Millimeter starke Graphitscheibe mit einer Art dämpfenden Lack an der Unterseite. Und sogar in der 800 Gramm schweren Plattenklemme steckt eine Menge konstruktiver Arbeit – sie wurde immerhin zusammen mit dem Fraunhofer-Institut entwickelt und besitzt im Inneren Kammern, die mit einem hoch dämpfenden Pulver gefüllt sind. Interessanterweise brachte das Gewicht auf dem M1 selbst gar keine so große Steigerung mehr, was klar für die hohe Qualität des Laufwerks spricht. Auf Fremdfabrikaten mit „klingelnden“ Tellern ist die Wirkung dagegen in einem Bereich zwischen „deutlich“ bis „frappierend“.

Der Tonarm entspricht von der Technik her dem oben erwähnten frei stehenden Arm, nur dass er eben eine zum Laufwerk passende Basis besitzt. Diese hat einen interessanten Schwenkmechanismus, dem ein Langloch im Headshell entspricht: Hier kann recht zügig von der voreingestellten Geometrie nach Baerwald auf eine Einstellung mit Null-Kröpfung gewechselt werden – zumindest für Experimente eine interessante Möglichkeit. Der Arm ist ein klassischer Einpunkter, haptisch und optisch aber wunderschön gemacht – hier bemerkt man vor allem das Händchen der Designerin Alexandra Krug, Der Lagerdorn taucht von oben in die Pfanne, während das weit unten eingeschraubte Gegengewicht für die nötige Stabilisierung sorgt. Eine weitere Besonderheit kann man nicht sehen: Das Tonarmrohr ist zweilagig aufgebaut – im äußeren Holzrohr, das von einem regionalen Drechsler aus einem Stück gebohrt wird, befindet sich noch ein weiteres Rohr aus Kohlefaser – auch hier haben wir also optimale Dämpfung und Steifheit.

Für den Azimuth lässt sich das Headshell verdrehen, genau so, wie es für die Montage des Tonabnehmers abgenommen werden kann. Man muss nur die frei liegenden Kabel wieder durchfädeln, was aber aufgrund der großzügigen Längenreserve problemlos machbar ist. An der Basis gibt es noch eine per Rändelrad einstellbare Höhenverstellung, mit der der VTA während des Spielbetriebs einstellbar ist. Den Anschluss zur Außenwelt findet der M1 über zwei RCA-Buchsen an der Rückseite des Tonarms.

Habe ich etwas vergessen? Ach ja: Es gibt hier noch ein Extra-Kompliment für die informative, aufgeräumte und ausgesprochen hübsche Webseite, die die Beschäftigung mit dem Produkt zur wahren Freude macht. Möge der Geist dieses Webdesigns über alle anderen Homepages der High-Ends-Szene kommen! Nach diesem unrealistischen Ansinnen, kommen wir nun zum ganz handfesten Hörtest. Und hier zeigt der M1, was mit der Entwicklung des Laufwerks beabsichtigt ist: Qualität, Qualität, Qualität. Spontan fallen mir Begriffe wie „edel“, „hochwertig“, „aristokratisch“ ein, wenn die ersten Töne nach der Einlaufrille erklingen. Nebengeräusche sind kein Thema, Resonanzen finden nicht statt. Jetzt kann man natürlich trefflich darüber diskutieren, ob man einfach mit einem doppelt oder dreimal so schweren Metallteller nicht ebenso ans Ziel kommt, wie mit der aufwendig geschichteten Konstruktion des Ars Machinae. Ja, das kann schon sein, aber mir ist einfach der Ansatz lieber, dass sich der Hersteller eines Produkts, für das ich mich interessiere, ernsthaft Gedanken gemacht hat und nicht einfach stumpf den Mehr-Masse-Weg geht. Und der M1 ist ernsthaft gut als Laufwerk – er klingt groß, geradezu unantastbar trotz seiner überschaubaren Abmessungen. Und auch der Tonarm macht seinen Job ganz ausgezeichnet: Der Verstellweg des Gegengewichts ist groß genug für eine große Bandbreite unterschiedlich schwerer Tonabnehmer. Mit einer effektiven Masse von etwa 15 Gramm kommt er mit den meisten aktuellen Tonabnehmern gut klar und führt sie stabil. Ich habe die meiste Zeit mit dem vorzüglichen Ortofon MC Century gehört, das den Setpreis noch einmal um freundliche 50 Prozent nach oben treibt. Aber das kann man machen: Räumliche Übersicht, Feinund Grobdynamik loten die Möglichkeiten des Mediums Schallplatte voll aus. Je besser die aufgelegte Scheibe ist, desto mehr spielt sich die Kombination frei von irgendwelchen technischen Details und Überlegungen, sondern lässt einzig und alleine die Musik sprechen. Kann man mehr über die Klasse des Ars Machinae sagen?

Fazit

Ein durch und durch überzeugender Newcomer, dem ich von Herzen seinen Durchbruch gönne

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Ars Machinae M1

Preis: um 20000 Euro

7/2020
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Ars Machinae, Lichtenfels 
Telefon 0151 67512026 
Internet www.arsmachinae.de 
Garantie (in Jahre) 10 Jahre 
Abmessungen 600 x 400 x 180 mm 
Gewicht (in Kg) 24 kg 
Unterm Strich ... Ein durch und durch überzeugender Newcomer, dem ich von Herzen seinen Durchbruch gönne 
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Autor Thomas Schmidt
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