Einzeltest: Canton Vento 870.2-Serie

Seit ihrer Markteinführung gehört Cantons Vento-Linie zu den begehrtesten Lautsprechern Europas. Inzwischen haben die hessischen Audiospezialisten ihre Topserie erneut überarbeitet und versprechen eine nochmalige Leistungssteigerung. Ob und wie das geht, wollten wir genau wissen.

Als Canton die erste Version seiner oberhalb der Karat-Serie angesiedelten Linie im Jahre 2004 erstmals der Öffentlichkeit präsentierte, war das Interesse groß. Auch bei uns: So war HEIMKINO 2004, wie auch 2008 zur Markteinführung der Nachfolgelinie, das weltweit erste Magazin, das die Vento in Mehrkanalversion zum Test bat. Diese Tradition führt sich nun fort, denn wieder einmal sind wir das erste Printmagazin, das einem 5.1-Setup der brandneuen Entwicklungsstufe ganz genau auf den Zahn fühlt.

Zusammenstellung

Da Cantons Vento-Serie hauptsächlich für den Wohnraumeinsatz konzipiert wurde und voluminöse Lautsprecher hier oft nicht erwünscht sind, entschieden wir uns in diesem Test ganz bewusst nicht für die größten Modelle der neuen Vento. Als Hauptakteur dient uns stattdessen der kleinste und dennoch opulent bestückte Standlautsprecher Vento 870.2.

Mit Unterstützung des Centers 856.2, der Regalboxen 810.2 und des Sub 800 R kreierten wir ein technisch wie optisch höchst anspruchsvolles 5.1-System, für das Film- und Musikenthusiasten außerdem nicht allzu tief in die Tasche greifen müssen.

Gehäuse

Als Allererstes fällt einem die schicke, sich nach hinten verjüngende Form unserer Probanden ins Auge. Wie in den Vorgängerserien setzt Canton auf seinen bewährten mehrschichtigen Laminat-Gehäuseaufbau. Das heißt, dass einzelne Laminatplatten aufeinander geleimt und unter großem Druck in Form gebracht werden. Ein Arbeitsschritt, der großen Aufwand und präzise arbeitende Maschinen erfordert und als Gegenleistung einen verwindungssteifen Korpus und minimale Eigenresonanzen verspricht. Für den unwiderstehlichen „Will-haben-Faktor“ sorgt aber ein anderes Detail, nämlich die exorbitante Lackqualität der in Hochglanzweiß, Hochglanzschwarz und Hochglanz-Kirsch erhältlichen Lautsprecher. Um die fast noch nass wirkende Lackoberfläche möglichst lange zu erhalten, legt Canton jedem Vento- Familienmitglied weiße Handschuhe bei. Schon beim Aufbau wird die mehrfach geschliffene, lackierte und polierte Oberfläche so vor unschönen Fingerabdrücken und Kratzern geschützt.

Technik

Der technisch signifikanteste Unterschied zur Vorgängerserie ist die neue Hochtonkonstruktion. Statt des bisher genutzten Alu-Schwingsystems setzen die Hessen in der neuesten Version auf Keramik-Hochtöner. Damit ist die Vento die erste Linie, die vom Technologietransfer des Topend-Programms „Reference“ profitiert. Wie gewohnt findet der 25 Millimeter durchmessende Treiber seinen Platz in der ihn umgebenden Wave-Sicke, deren Form für verbessertes Rundstrahlverhalten nochmals optimiert wurde. Im Mittel- und Tieftonbereich setzt man dagegen weiterhin auf bewährte Qualität und stattete jeden Treiber mit einer Aluminium-Membran aus. Gehalten von Cantons patentierter Wave-Sicke, wird Selbiger von einem überarbeiteten Magnetsystem angetrieben, das laut Hersteller einen nochmals lineareren Hub der Schwingsysteme zur Folge hat.

Subwoofer

Die passende Tiefbassunterstützung erhält das von uns erwählte Set durch Cantons Sub 800 R. Obwohl der mit einer aufwendigen Innenversteifung bestückte 250-Watt- Kraftwürfel gerade einmal 38,5 Zentimeter hoch und 27,5 breit ist, zeigt sich seine Ausstattung beeindruckend. So ist er mit zwei 220 Millimeter durchmessenden Alu-Treibern ausgestattet, von denen die aktive Version in der hochglanzlackierten Front thront, während der Passivradiator im definierten Abstand gen Boden strahlt. Als extrem komfortabel stellt sich die clevere Funkfernbedienung heraus, die zum Lieferumfang gehört. Sie erlaubt die Lautstärke-, Trennfrequenz- und Phasenjustage und gewährt außerdem den schnellen Zugriff auf vier hinterlegte Presets, die die perfekte Anpassung an Raum und Mitspieler erlauben.

Klang

Diesmal beginnen wir unseren Hörtest mit „Transporter“ und dem Raketenangriff auf das Anwesen des Protagonisten, der uns auf direktem Wege in die Handlung versetzt. Und zwar so tief, dass die abgefeuerten Granaten und Raketen direkt um unser Ledersofa herum einzuschlagen scheinen. Jetzt wird auch schnell klar, dass der „Boost-Mode“ (Bassanhebung zwischen 25 und 50 Hertz) das geeignete Subwoofer-Preset für unseren Test in unserem mit Akustikelementen bestückten, rund 40 Quadratmeter großen Heimkino ist. Dank ihrer identischen Chassisbestückung stellen die hessischen Klangsäulen zugleich alle Surroundanteile so homogen und detailreich dar, dass sich vor uns eine extrabreite Bühne aufbaut. In imponierender Weise weitet sie sich blitzschnell auf das gesamte Testkino aus, sobald das Vento-Set mit den entsprechenden Effektinformationen gefüttert wird. Wow, jetzt erleben wir einen naturgetreuen, von den Lautsprechern losgelösten Rundumsound, der in unserem Testkino zu schweben scheint. Als wäre das nicht genug, hebt sich aus der ohnehin exzellenten Klangdarstellung die neutrale und äußerst körperhafte Mitteltonreproduktion des Sextetts heraus, die jedes Detail nahezu „fühlbar“ macht und uns jede Menge Heimkinospaß liefert. Nach der herausragenden Mehrkanaldarstellung geht es mit der Stereoversion von Kari Bremnes’ „A Lover in Berlin“ weiter, in der die beiden 870.2-Frontlautsprecher erneut zur Höchstform auflaufen. Die perfekte Raumdarstellung der Stimme sowie die Staffelung der begleitenden Instrumente machen schnell deutlich, dass Canton zu den absoluten Spezialisten in der Musikwiedergabe gehört. Das Ganze geht sogar so weit, dass die beiden Zweieinhalb-Wege-Boxen trotz ihrer dynamischen und lebendigen Art jederzeit neutral bleiben und einen angenehmen, völlig von der Schallquelle losgelösten Sound generieren.

Fazit

Es ist schlicht und ergreifend atemberaubend, was dieses hübsche Sextett zu leisten vermag, das sich im Mehrkanal- und im Stereobetrieb durch Neutralität, Dynamik und jede Menge Spielfreude auszeichnet. Dank seiner exzellenten Verarbeitungsqualität, seines zeitlosen Designs und der hochwertigen Hochglanzlackierung ist dieses Set zudem in der Lage, sich in nahezu jede Wohnsituation perfekt einzugliedern und diese optisch aufzuwerten.