Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Nubert nuVero 170


Großtat

Lautsprecher Stereo Nubert nuVero 170 im Test, Bild 1
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Lautsprecherexperte Nubert macht einen bemerkenswerten Ausflug auf für ihn bislang wenig beackertes Terrain und präsentiert mit der nuVero 170 den größten und teuersten Lautsprecher der Firmengeschichte.

Moment, Moment – keine Panik. Zumindest dann nicht, wenn Sie im klassischen High-End-Metier zu Hause und an die dort üblichen Preisschilder gewöhnt sind. In dem Falle nämlich entlockt Ihnen ein Listenpreis von 7400 Euro pro Paar nicht mehr als ein Schulterzucken, dafür gibt’s nämlich gerne auch mal ein Paar kompakter Zweiwegemonitore fürs Regal – natürlich nicht das Topmodell, aber so das zweite bis dritte in der Produkthierarchie. Nicht so beim Schwäbisch Gmündener Hersteller Nubert, der sich hier aus dem Fenster gelehnt hat wie noch nie in der Firmenhistorie. Und zwar nicht mit einem hypermodernen angesagten Lifestyle-Produkt, sondern mit einem überaus klassischen Stereolautsprecher nach alter Väter Sitte.

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Sofern man bei einer 1,70 Meter hohen und 71 Kilogramm schweren Box von „klassisch“ reden mag. So ganz überraschend kommt Nuberts Exkursion in highendige Gewässer nicht; bereits im letzten Jahr sorgte der Endverstärker nuPower a sowohl für Aufsehen als auch für wirtschaftlichen Erfolg; der 3.750-Euro-Endverstärker orientiert sich ebenfalls an althergebrachten Tugenden der High Fidelity. Ganz nebenbei, auch wenn wir nicht die Möglichkeit hatten, es auszuprobieren: Der nuPower a wäre übrigens mit absoluter Sicherheit ein perfekter Treibsatz für die neuen Top-Lautsprecher des Hauses.

NuVero 170

Die Wurzeln dieses Lautsprecher-Statements sind unübersehbar und bei den kleineren Modellen der nuVero-Serie ebenfalls zu erkennen: Der Aufbau erfolgt nach dem „D‘Appolito-Prinzip“ mit zusätzlicher Bassergänzung. Der Amerikaner Joe D‘Appolito hatte seinerzeit eine Treiberanordnung symmetrisch ober- und unterhalb des Hochtöners propagiert, mit der sich eine besonders homogene Abstrahlcharakteristik in der vertikalen Ebene erzielen lässt. Beim Modell nuVero 110 geschieht das mit je einem Mittelhochtöner ober- und unterhalb der Hochtonkalotte, bei der nuVero 140 gesellt sich dazu noch ein ebenfalls symmetrisch angeordnetes Paar Mitteltöner, bei der nuVero 170 schließlich treibt man den Aufwand noch einen Schritt weiter und ordnet zwei Tieftöner ebenfalls nach dem erstrebenswerten Muster an. Die nuVero 170 ist ein echter Vierwegelautsprecher, einzig ein unten angeordneter dritter Tieftöner (der parallel zu seinen beiden Kollegen arbeitet) bricht mit der Symmetrie nach D‘Appolito. Der Lohn der Mühe: Die Trennfrequenzen zwischen den einzelnen Zweigen konnten sehr tief gewählt werden, was einen Lautsprecher nach der D‘Appolito-Theorie erst möglich macht. Reichlich Membranfläche in jedem Frequenzbereich für unangestrengtes Dynamikverhalten gibt‘s bei einem solchermaßen konsequenten Aufbau dazu.


Technologie

Sämtliche Treiber der nu-Vero-Modelle sind nach Spezifikationen der Schwaben produzierte Sonderanfertigungen. Besonders auffällig wird das bei den Vertretern für die höheren Frequenzen. Die außermittig in der Front angeordneten Membranen der Hochtonkalotte und der Mittelhochtöner gibt’s sonst nirgends, die Flachmembran der letztgenannten in dieser Form auch nicht. Beim Spitzenmodell werden diese Exoten von je einem Paar 15-Zemtimeter-Tiefmitteltöner mit Glasfaser-Sandwich-Membran, kräftigem Antrieb und strömungsgünstigem Gusskorb ergänzt. Bei den Modellen nuVero 110 und nuVero 70 bekommen diese Treiber den kompletten Bassbereich mit aufgebürdet, hier werden sie von den ganz niederfrequenten Aufgaben ab 160 Hertz abwärts verschont; dafür sind nämlich die erwähnten drei 22-Zentimeter-Tieftonexperten mit besonders großem Hub zuständig, denen man gleich eine doppelte Zentrierung für höhere Stabilität bei großen Auslenkungen spendierte. Unsere Messungen im Labor zeigen, dass die vom Hersteller propagierte, ungehemmte Basswiedergabe bis 23 Hertz hinunter tatsächlich erreicht wird – die nuVero 170 liefert ein überaus beeindruckendes Fundament! Der Körperlich fühlbare Schalldruck unterhalb 30 Hertz verleiht der nuVero 170 eine „Mächtigkeit“ und unvergleichliche Souveränität, die begeistert! Das reicht Ihnen noch nicht? Kein Problem: Man kann den Tieftonpart separat ansteuern und zum Beispiel über die hauseigene Vorstufe nuControl für moderaten „Bass-Boost“ sorgen. Dazu lässt sich die Frequenzweiche des Bassabteils per Schalter überbrücken, so dass man ungehinderten Zugang zu den Anschlüssen der Tieftöner hat. Wenn‘s Ihnen jedoch passiv schon des Guten zu viel sein sollte, lassen sich die rückseitigen Bassreflexöffnungen mit Schaumstoffpfropfen bedämpfen. Damit ist den Möglichkeiten zur Frequenzgangbeeinflussung jedoch noch nicht Genüge getan: Zwei weitere, in der Wanne für die Anschlussterminals angeordnete Schalter erlauben die Beeinflussung der Pegel von Hoch- (dreistufig) und Mitteltonbereich (zweistufig). Bei uns herrschte keinerlei Notwendigkeit, der Linearität abzuschwören, so dass die Schalter auf ihren Neutralpositionen verbleiben durften. Abseits aller emotionalen Reaktionen, die ein so großer Lautsprecher auslöst, ist die nuVero 170 ein durch und durch pragmatisch und konsequent entwickeltes und gefertigtes Produkt. Hier gibt’s keine exotischen Materialien, sündteure Bauteile aus Materialien, die nur auf einem bestimmten Asteroiden zu finden sind, sondern absolut solides Engineering. Das zeigt sich auch und ganz besonders bei der dreiteiligen Frequenzweiche: Die „oberen“ beiden Zweige residieren gemeinsam auf einer Platine, die Tiefmittel- und Tieftonbereich sind jeweils getrennt voneinander aufgebaut. Die Filtertopologien sind so einfach wie möglich gehalten, Korrekturglieder gibt es nur vereinzelt. Folienkondensatoren und Kernspulen bestimmen das Bild, durch die Bank mit Augenmaß für Qualität ausgesucht, aber eben nicht überkandidelt. Eine Seltenheit: Alle Treiber sind per selbstrückstellender Sicherungen gegen Überlast geschützt.

Eleganz und Qualität

Pragmatismus gibt’s auch beim Gehäuse: MDF hat sich als Standard-Baumaterial für Lautsprechergehäuse durchgesetzt und kommt auch hier zum Zuge. Mit reichlich Verstrebungen und Stabilisierungsmaßnahmen, deren Erfolg sich einfach feststellen lässt: Auch bei ordentlichen Pegeln schwingt das Gehäuse kaum nennenswert mit. Die Schallwand der Box heißt bei Nubert „Klangsegel“; das hängt mit ihrer sanft geschwungenen Formgebung zusammen, die Kantenbeugungseffekte effektiv zu verhindern hilft. Die „normale“ nuVero 170 ist in den Farbvarianten Diamantschwarz, Kristallweiß und Goldbraun lieferbar; die Front ist dabei hochglanzlaciert, der Korpus in mattem Nextel gehalten. Wer‘s gerne etwas exotischer haben möchte, der kann zur „Exclusiv“-Variante für 8.900 Euro pro Paar greifen. Da gibt’s eine in Gold oder Silber lackierte Front und einen mit schwarzem Kunstleder bezogenen Korpus. Was die nuVero 170 gerne hat, ist ein stabiler Verstärker. Sie ist eine ausgewiesene Vier-Ohm-Konstruktion mit ordentlichem Wirkungsgrad, die Vielzahl der Treiber will aber solide an die Kandare gelegt werden. Wenn das passt, ist der Umgang mit der nuVero 170 ganz einfach: Sie ist bei der Aufstellung erfreulich unkritisch, insbesondere das ausgezeichnete horizontale Abstrahlverhalten sorgt für eine homogene Anregung des Raums.


In der Praxis

Man muss nicht genau im Sweetspot sitzen, um der Schwäbin zu erliegen. Glauben Sie mir: Ich bin deutlich teurere und noch weitaus aufwendigere Schallwandler gewöhnt, aber das, was dem Zuhörer hier entgegenschlägt, ist absolute Extraklasse. Genaues Hinhören ist nicht erforderlich, um sich von den exorbitanten dynamischen Fähigkeiten der Box zu überzeugen. Impulsreiches Material jedweder Couleur serviert die nuVero 170 beeindruckend kohärent und und auf den Punkt, und das über den gesamten Frequenzbereich. Will sagen: Wenn da jemand eine Bassdrum betätigt, dann klingt‘s nach Bassdrum und nicht nach lauem Lüftchen mit fein ziseliertem Obertonbereich. Die ganz kleine Überhöhung im Bereich um 40 Hertz ist etwas, das ich persönlich sehr schätze; die fällt tonal nämlich überhaupt nicht auf, sondern sorgt nur für ein bisschen Extra-Autorität. Die Auf-den-Punkt-Fähigkeit der Box sorgt zudem für ein außerordentliches Maß an Aufgeräumtheit und Transparenz – ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine so ausgeprägte Detailwiedergabe bei einer so komplexen Konstruktion erlebt habe. Das souveräne Bassfundament sorgt zudem noch für einen weiteren angenehmen Umstand: eine gewaltige und völlig von der Boxen losgelöste Raumabbildung. Jene ist übrigens nicht zu hoch angesiedelt, was man bei einem so großen Wandler mit so weit auseinanderliegenden Treibern vermuten könnte; das Klangbild ist in der Höhe fein säuberlich um den Hochtöner zentriert. Also alles perfekt und so gar nichts zu meckern? Eigentlich nicht. Es dürfte den einen oder anderen Hochöner am Markt geben, der noch ein bisschen seidiger und luftiger spielt als die Textilkalotte in der Nubert, aber das mag auch dem noch nicht ganz abgeschlossenen Einspielprozess unseres nagelneuen Testpärchens geschuldet sein. In jeden Fall geht meine Gratulation an Günter Nubert und sein Team, die einen in jeder Hinsicht großen Schallwandler geschaffen haben.

Fazit

Nuberts Topmodell demonstriert überaus eindrucksvoll, wie weit man mit gutem Engineering bei klassischen Passivboxen kommen kann. Dynamische Fähigkeiten und Transparenz der nuVero 170 zählen eindeutig zum Besten, was wir je in unserem Hörraum erleben durften.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Nubert nuVero 170

Preis: um 7400 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


11/2017
5.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Nubert nuVero 170

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Bewertung 
Klang 70% :
Tonale Ausgewogenheit 20%

Abbildungsgenauigkeit 15%

Detailauflösung 15%

Räumlichkeit 10%

Dynamik/Lebendigkeit 10%

Labor 15% :
Frequenzgang 5%

Verzerrung 5%

Pegelfestigkeit 5%

Praxis 15% :
Verarbeitung 5%

Ausstattung 5%

Bedienungsanleitung 5%

Klang 70%

Labor 15%

Praxis 15%

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Nubert, Schwäbisch Gmünd 
Telefon +49 (0) 7171 8712-0 
Internet www.nubert.de 
Ausstattung
Abmessungen (B x H x T in mm) 335/1700/460 
Gewicht (in kg) 71 kg (Stk.) 
Ausführungen Hochglanz Schwarz, Weiß, Goldbraun (Exklusiv-Version Silber/Gold + Kunstleder-Bezug) 
Bauart Bassreflex 
Hochtöner (Membrandurchmesser) 1 x 26-mm Seidenkalotte 
Mitteltöner (Nenn-/Membrandurchmesser) 2 x 110 / 52-mm-Flachmembran 
Tiefmitteltöner (Membrandurchmesser) 2 x 150 / 105-mm Glasfaser-Sandwichmembran 
Tieftöner (Nenn-/ Membrandurchmesser) 3 x 220 / 160-mm Glasfaser-Sandwichmembran 
Kurz und knapp:
+ erstklassige Verarbeitungsqualitätr 
+ enormer Dynamikumfang und Neutralität 
+ individuelle Klanganpassung möglich 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung hervorragend 
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Autor Holger Barske/Michael Voigt
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Datum 28.11.2017, 15:02 Uhr
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