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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: German Physiks Borderland MK IV D
Home, sweet home
Es grenzt fast schon an Ironie, dass eine Firma mit dem Wort „German“ im Namen gerade dort, in ihrem Heimatland, relativ unbekannt ist, während ihre Produkte im Ausland reißenden Absatz finden. Wie war das noch mal mit dem Propheten im eigenen Land?
Diesen Umstand möchte German Physiks nun ändern – unter anderem mit einer speziellen Ausgabe des Klassikers Borderland für den deutschen Markt. Die bereits seit 1992 gebaute Borderland (nun in MK IV Ausführung) ist im internationalen Ausland mit diversen Hochglanzfurnieren zu einem Preis für umgerechnet knapp 23.000 Euro erhältlich. In diesem Preis schlägt sich neben dem aufwendigen Furnier natürlich die zusätzliche Vertriebsstufe des jeweiligen Importeurs nieder. Die Idee von German-Physiks-Chef Holger Müller: Man nehme das Grundkonstrukt, biete es mit einer eingeschränkten Zahl von Lackierungen an (schwarz oder weiß in Hochglanz oder matt), und kommt so vor allem wegen der wegfallenden dritten Vertriebsstufe, aber auch wegen nicht anfallender Zoll- und Lagerhaltungskosten auf einen Verkaufspreis von nur noch 10.500 Euro für die matte und 12.500 Euro für die Hochglanzversion. Der Kunde erhält also 100 Prozent der Klang- und Verarbeitungsqualität für weniger als die Hälfte des Geldes.
So was nennt man dann wohl kundenfreundlich ...Dieses Stichwort gilt übrigens nicht nur für die Preispolitik von German Physiks. Auch die Kundenbindung der Firma aus Maintal ist in der Branche wohl einzigartig, denn der Service hört nicht, wie bei vielen anderen Herstellern, mit der Anlieferung der Ware und der Einrichtung des Setups (wenn überhaupt) im Hörraum auf, sondern erstreckt sich über quasi das gesamte Lautsprecherleben. German Physiks legt eine Lebenserwartung von mindestens 25 Jahren zugrunde, und bei German Physiks ist man bereit, den Kunden sogar über diesen Zeitraum hinaus so gut wie möglich zu unterstützen. Zum Beispiel gibt es von allen produzierten Lautsprechern Ersatzteile, die von einem Techniker beim Kunden getauscht werden, sofern möglich. Ein anderes Beispiel: Haben Sie schon einmal von einer Firma gehört, die ihren Kunden ein jahrelanges Rückgaberecht einräumt und dann noch einen Großteil des Kaufpreises erstattet?
Stichwort Made in Germany – viele Hersteller verstehen darunter ja, dass man alle möglichen Teile von überall her zukauft und in der Heimat zusammenschraubt. Das kommt für Holger Müller nicht in die Tüte. Bei ihm wird sogar der Magnet für den DDD-Treiber im Haus gefertigt. Einzig und allein der Basstreiber muss zugekauft werden. Letzterer sitzt übrigens mit dem „Gesicht“ nach unten in definiertem Abstand zur Bodenplatte im achteckigen Gehäuse, welches aus unterschiedlichen Materialen aufgebaut ist. Dieses Design wirkt effektiv gegen Resonanzen, da das Eigenschwingverhalten der Materialien unterschiedlich ist – diverse Versteifungen an neuralgischen Punkten, die vielen Wände des Achtecks, die den Einsatz kleinerer und daher steiferer Bauteile erlauben, und die eingebauten dämpfenden Hawaphonmatten, die selbst das letzte bisschen an Resonanzen energetisch in Wärme umwandeln, tun ihr Übriges. Übrigens fi ndet sich in diesem Gehäuse keine einzige Holzschraube: Alle Verschraubungen sitzen bombenfest in Metallgewinden – vielleicht verstehen Sie jetzt, mit welcher Konsequenz hier gebaut wurde. Die kleineren parallelen Flächen des achteckigen Gehäuses machen es dann stehenden Wellen schwer, sich überhaupt aufzubauen. Reststörungen dieser Art wird kurzerhand per im Gehäuse integriertem Helmholtzresonator der Garaus gemacht. Richtig solide Handwerkskunst ist das, und die ziemlich außergewöhnliche Formgebung macht die Borderland zum extravaganten Möbelstück mit erhöhtem Women’s Acceptance Factor.
Beim einzigartigen DDD-Biegewellenwandler wirklich tief in die Details einzusteigen, würde hier gewaltig den Rahmen sprengen, daher nur einige Eckdaten. Er bewegt eine extrem geringe Masse über einen sehr großen Frequenzbereich: von ca. 200 Hz bis hinauf zu 24.000 Hz spielt er linear und pegelfest. In normalen Lautsprechern arbeiten zwei oder drei unterschiedliche Treiber, um diesen Bereich abzudecken; mit den bekannten Auswirkungen für das Impuls- und Phasenverhalten (meist durch die unvermeidbare Frequenzweiche bedingt). Die Abstrahlcharakteristik des Rundumstrahlers macht den Lautsprecher weniger wählerisch, was die Positionierung im Raum angeht. Mit einem Jumper auf der Rückseite lässt sich der Pegel des DDD zwischen -2 dB und +4 dB in 2-dBSchritten auf den Raum und die Position anpassen. Die für eine Passivbox extrem niedrige lineare(!) untere Grenzfrequenz von (gemessenen) 29 Hertz geht ein wenig auf das Konto des Wirkungsgrades – die Borderland MK IV D ist nicht der Traumpartner für schwächliche Kleinströhren. Ordentlich Dampf sollte schon dahinter sein, wenn man das volle Potenzial ausreizen oder überhaupt entdecken möchte. Mit dem kräftigen Lindemann-858-Endverstärker gab es diesbezüglich jedenfalls keine Probleme.
Den Hörtest begonnen habe ich im stark bedämpften Hörraum der Redaktion mit einer gewagten +4-dB-Einstellung – schließlich sind gerade bei Rundumstrahlern der Raum und seine Reflextionseigenschaften von viel größerer Bedeutung für das, was beim Hörer ankommt, als bei normalen Direktstrahlern, die den Löwenanteil des Schalls (wie ihr Name schon andeutet) direkt auf den Zuhörer abstrahlen; und das zunehmend gebündelt mit steigender Frequenz. Für die Borderland MK IV ist diese Anhebung von +4 dB jedoch selbst in unserem mit Dämmmatten bestückten Hörraum etwas zu viel des Guten. Es wird wohl kaum Räume jenseits klassischer amerikanischer Wohnzimmer mit ihren 5-cm-Flor-Teppichen geben, in denen diese Einstellung praxisgerecht ist. Denn dazu ist der DDD-Strahler einfach zu gut, zu hochauflösend und zu präzise. Mit ihm ist es gar nicht nötig, über einen höheren Pegel den Eindruck von mehr Spritzigkeit und höherer Auflösung vortäuschen zu wollen, das ist nämlich alles schon da. Die Borderland mit dem Carbon-DDD wirkt schon „flat“ sehr spritzig, offen und räumlich. Sie macht bereits beim ersten Hören einen äußerst stimmigen Eindruck, mit einem tiefen, mächtigen Bass, der ordentlich durchziehen kann. Wie in der Realität hat man mit der German Physiks zu keiner Zeit den Eindruck, dass die Musik in irgendeiner Dimension räumlich begrenzt wäre – außer vom Aufnahmeraum selbst natürlich. Dessen Abmaßungen werden nämlich ziemlich schnell deutlich, so zum Beispiel bei der fulminanten 35-mm-Filmaufnahme (ja, hier wurde Ton auf Filmmaterial konserviert) von Romeo und Julia mit dem Minneapolis Symphony Orchestra unter Stanislaw Skrowaczewski. Der Gassenhauer „The Montagues and the Capulets“ ruft ja per se immer wieder Gänsehaut hervor – mit den Borderlands nun atmet der Raum, brillieren die Streicher und wirbeln die Trommeln, was das Zeug hält. Mit Yellos „Pocket Universe“ zeigt sich die ganze Tieftonorgie, zu der die Borderlands fähig sind. Der rollende Bass in „More“ macht richtig Spaß, und die physische Attacke in „On Track“ und „Magnetic“ ist beachtlich – nicht nur dafür, dass hier kein Konus direkt auf den Hörer strahlt. Mein erster Eindruck einer minimalen Loudness-Abstimmung wird von Katatonias „Forsaker“ weggespült: Nun klingt es erstaunlich kompakt und direkt, gar nicht so, wie man es von einem omnidirektionalen Konzept erwarten würde. Sehr druckvoll und griffig, intensiv – die German Physiks behalten die Übersicht auch bei hohen Pegeln, und das, ohne nach oben hin akustisch aufzubrechen. Sehr schön grummelt der Oberbass, er ist im Magen zu spüren, so wie es sein muss! Die leichte Badewannencharakteristik, die ich zuvor noch bei Yello erkannt zu haben glaubte, ist wie weggeblasen und lag wohl an der Aufnahme.
Mit der ungemein natürlich aufgenommen Live-Scheibe „Jazz at the Pawnshop“, zeigen die Physiks schlussendlich, was sie wirklich können. Nicht, dass sie nicht auch ordentlich abrocken könnten, das machen sie nämlich mal eben so mit links – doch mit formidabel produzierten, live aufgenommenem Klangmaterial strahlen sie dieses gewisse Extra aus, das absolute Spitzenlautsprecher auszeichnet. Sie bilden nicht übertrieben groß ab, sondern bewahren den Realismus der Bühne, die Zusammenhänge, die Beziehung der einzelnen Instrumente zueinander. Man hat fast den Eindruck, einen extrem breitbandigen Breitbänder zu hören, so geschlossen klingt es. Das Schlagzeug fetzt trocken, man kann nachvollziehen, wie der Drumstick über die Felle springt. Die Detailauflösung ist phänomenal gut, selbst wenn sehr leise gehört wird; das gilt auch für den Bass, von dem auch bei niedrigen Pegeln nichts verloren geht. Dazu kommen eine selbstverständliche Autorität und der nicht überschätzbare Vorteil, auf vielen Sitzpositionen auf dem Sofa einen gleichmäßigen und gleichberechtigten Frequenzgang genießen zu können. Zu Deutsch: Auch außerhalb des sogenannten Sweet Spots (den es hier in dem Sinne nicht wirklich gibt) bleiben Instrumente, Klangfarben und selbst die Bühnenabbildung weitestgehend intakt.
Fazit
Ein wahrlich beeindruckender Lautsprecher, eine ebenso beeindruckende Serviceleistung, und das alles wirklich Made in Germany: Preis- Leistungs-Prädikat „Absolut hervorragend“! Welche Argumente brauchen Sie noch?Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: German Physiks Borderland MK IV D
Preis: um 10500 Euro
Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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Vertrieb | German Physiks, Maintal |
Telefon | 06109 5029823 |
Internet | www.german-physiks.com |
Ausstattung: | |
Garantie (in Jahre) | 5 Jahre |
Ausführungen | Hochglanz oder matt in Schwarz oder Weiß |
Sonderfarben | Nein |
B x H x T (in mm) | 404/1229/404 |
Gewicht (in Kg) | 55 kg |