Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Audiograde Ardora


Monumental

Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 1
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Bei diesen Boxen hört für den Spediteur definitiv der Spaß auf: Das Paar wiegt, obwohl wir es noch nicht einmal mit allzu großen Lautsprechern zu tun haben, eine Vierteltonne. Ohne Verpackung. Muss das sein? Ja, muss es – wenn sie einmal an ihrem Platz stehen, versteht man auch, warum. Und will sie ohnehin nie wieder wegbewegen

Mitspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Fat Bob Reference mit SME 3500 und Clearaudio Goldfinger
 Acoustic Solid machine mit SME M2 12 und Audio Technica AT33EV

Phonovorverstärker:

 Trigon Advance
 PS Audio GCPH modifiziert
 Audio Research Reference Phono 2 SE

Verstärker:

 Lindemann 830S und 858
 Tsakaridis Aeolus Plus
 Malvalve Preamp Four und Accustic Arts AMP II

Zubehör:

 Netzfilter PS-Audio Power Plant
 Phonokabel: WSS
 NF-Kabel: Van den Hul, Horn Audiophiles
 Lautsprecherkabel: Silent Wire
 Racks und Basen: SSC, Thixar, Tabula Rasa


Gegenspieler


Lautsprecher:

 Audio Physic Avantera
 Ascendo C6 · Klipsch Palladium

Zu einem Start-up-Unternehmen im Bereich HiFi und High End gehört heutzutage neben einer Menge Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen vor allem eines, ohne das man sich im immer unübersichtlicheren Markt kaum behaupten kann: Eine gute Idee. Und die hat Wolfram Szentiks von Audiograde gehabt: Angesichts zahlreicher wirklich guter Boxen, die alle ähnlich aufgebaut sind, eine ähnliche Größe aufweisen und in Sachen Chassis ähnlich bestückt sind, hat er etwas Kluges getan und sich mit Macht auf seine Gehäusekonstruktion gestürzt.

Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 2Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 3Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 4Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 5Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 6Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 7Lautsprecher Stereo Audiograde Ardora im Test, Bild 8
Und so ist etwas Neues, so noch nicht Dagewesenes entstanden: Ein komplett aus Kunststoff gegossener Standlautsprecher – und beileibe nicht aus irgendeinem Kunststoff: Szentiks ist in seiner Materialforschung so weit vorangeschritten, dass er inzwischen ein Polyurethan mit einer Dichte von 1,9 Tonnen pro Kubikmeter verwenden kann – das entspricht in etwa dem Raumgewicht von Beton. Über den unangenehmen Nebeneffekt – die eingeschränkte Handlichkeit – habe ich schon referiert; zu den positiven Aspekten kommen wir nun: Das verwendete Material ist so tot, wie man es sich für einen Lautsprecher nur wünschen kann. Es gibt keine merklichen Resonanzen oder Schalldurchtritt. Das bedeutet, dass das Nutzsignal, das von den Chassis abgegeben wird, auch wirklich im Hörraum ankommt und nicht schon in zu einem mehr oder minder bedeutenden Teil in Gehäuseschwingungen umgesetzt wird. Messtechnisch lässt sich das ganz leicht in einem sensationell niedrigen Klirrfaktor ablesen, der selbst bei sehr lauten 95 Dezibel Durchschnittspegel an der unteren Messgrenze bleibt. Bei einem so perfekten Gehäuse ist natürlich das entsprechende Chassismaterial Pflicht: Im Inneren einer Box herrschen Druckverhältnisse und damit Lautstärken, die gewaltig sind – durch eine leichte Papiermembran würden parasitäre Schwingungen ganz leicht wieder durchtreten. Also sind Hartmembranen zur konsequenten Umsetzung absolut Pflicht – und wenn schon harte Membranen, dann doch bitte das Beste, was der Markt hergibt: Keramik. Vier Chassis von Accuton/Thiel werkeln pro Seite in den Audiograde-Standlautsprechern. Dabei bearbeiten zwei Siebzehn- Zentimeter-Chassis den Tief- und Mitteltonbereich. Das untere der beiden Chassis spielt bis 400 Hertz mit, das obere wird dann bei 1000 Hertz aus dem Rennen genommen. Darüber übernimmt eine 50-Millimeter-Kalotte bis 2500 Hertz, wo sie an einen 25-Millimeter-Hochtöner übergibt. Unseres Wissens nach einzigartig dabei ist der in langen Versuchsreihen entwickelte doppelte Waveguide – eine Schallführung für die beiden Kalotten, die deren Abstrahlverhalten an der unteren Grenze ihres Einsatzbereichs korrigiert und somit einen etwas höheren Pegel an dieser Stelle realisiert. Damit erreicht man deutlich reduzierten Klirr und ein kontrollierteres Abstrahlverhalten, das vor allem in schwierigen, weil halligen Hörräumen, extrem sinnvoll ist und eine hochwertige Musikwiedergabe erst möglich macht. Die Abstimmung der Ardora ist messtechnisch nicht einmal die ausgewogenste, die man sich vorstellen kann – es gibt durchaus Gipfel und Täler im Frequenzgang. Hört man aber das erste Mal hinein, dann bekommt man das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. So direkt, so unmittelbar kann Musikhören also sein. Hat man aus zwei Siebzehnern je einmal einen Bass gehört, der so trocken und ansatzlos in die Magengrube fährt wie bei dieser Box – alle Müh und Pein beim Transport sind verziehen und vergessen, wenn man erleben darf, wie vier einzelne Chassis so mühelos zu einer Einheit zusammenfinden und gemeinsam auf allerhöchstem Niveau spielen, bis einer vor Erschöpfung zusammenbricht – und das ist mit Sicherheit nicht die Box. Und auch der Hörer hält es verdammt lange aus, weil trotz der ungeschönten und direkten Spielweise der Audiograde Ermüdungserscheinungen komplett ausbleiben. Ich führe das einmal auf die völlige Abwesenheit von Klirr und Resonanzen zurück, die vielleicht nicht wahrnehmbar sind, oftmals aber nach einiger Zeit dazu führen, dass man lieber leiser dreht oder eine Pause einlegt. Nicht so bei der Ardora: Ich bin bei den Kollegen ohnehin schon als Lauthörer verschrien – das gebe ich auch gerne zu, zumindest, wenn ich Spaß an der Anlage habe. Und bei diesen Boxen hatte ich definitiv Spaß: Vom üblichen Hörtest- Programm bin ich, als der letzte Kollege gegangen war, ganz schnell zu dem übergegangen, was ich als „echte Musik“ bezeichne: Lieblingsplatten, die mir in den letzten Jahrzehnten ans Herz gewachsen sind, die vielleicht nicht immer unter audiophilen Gesichtspunkten bestehen können, die aber etwas in mir auslösen. Die fantastischen Calexico mit ihrem wehmütigen Tex-Mex-Sound können das ebenso sein wie die alten Recken von Uriah Heep und Deep Purple. Die Rollings Stones, deren alte Scheiben übrigens manchmal erstaunlich gut klingen, ebenso wie Symphonie- Orchester und Ensembles aus aller Welt. Ihnen allen werden die Audiograde Ardora gerecht, decken klangliche oder spielerische Schwächen auf, wenn welche da sind, lassen das Material aber auch in emotionalen Momenten zu seinem Recht kommen, beschönigen und unterschlagen nichts. Jede Art von Musik profitiert von der unglaublichen Breitbandigkeit, die die Audiogrades bieten. Vom rabenschwärzesten Bass bis in einen Bereich hinein, den wir nicht mehr bewusst wahrnehmen, der aber dennoch unser Hörempfinden mit beeinflusst, ist dieser Lautsprecher voll da. In Sachen Dynamik muss sich die Ardora vor keiner Box fürchten, selbst wenn diese mit riesigen Chassis aus dem PA-Sektor aufwarten kann. Und die fantastische Resonanzarmut führt zwangsläufig zu einer Raumabbildung, die ihresgleichen sucht: Es gibt einfach keine störenden Schwingungen, die die auf einer Aufnahme noch so leise vorhandenen Rauminformationen überlagern könnten. Das funktioniert so gut, dass man förmlich meint, noch die kleinste Staubfluse heraushören zu können, die die Putzfrau in einer Ecke des Konzertsaals übersehen hat. Das Ganze ist so beeindruckend, dass ich zu guter Letzt dem Konstrukteur dafür danken möchte, dass er dem vermeintlich komplett durchgekauten Thema Lautsprecher so fulminant neues Leben eingehaucht hat.

Fazit

Die Audiograde hat zwei Nachteile: Sie wiegt 125 Kilogramm und sie kostet 27.500 Euro. Wenn beide Zahlen Sie nicht beeindrucken können: Die Ardora ist momentan technisch wie klanglich das Maximum an Lautsprecher, das Sie für das Geld bekommen können.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Audiograde Ardora

Preis: um 27500 Euro

1/2013
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 27500 
Vertrieb High End Components, Berlin 
Telefon 030 23462623 
Internet
Garantie (in Jahre) 15 
Ausführungen alle RAL-Farben 
B x H x T (in mm) 300/1070/450 (inkl. Sockel) 
Gewicht (in Kg) 125 
Unterm Strich... » Die Audiograde hat zwei Nachteile: Sie wiegt 125 Kilogramm und sie kostet 27.500 Euro. Wenn beide Zahlen Sie nicht beeindrucken können: Die Ardora ist momentan technisch wie klanglich das Maximum an Lautsprecher, das Sie für das Geld bekommen können. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 18.01.2013, 11:26 Uhr
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