Der hier, der könnte eine Lücke füllen: Trigons Recall II ist nämlich nichts anderes als ein ganz bodenständiger CD-Spieler. Ohne Netzwerkanschluss, ohne DVD-Laufwerk, ohne Bullshit
Peripherie:
Quellen:
Teac VRDS 25x mod.
Vorstufe:
MalValve preamp three line
Endstufe:
Accustic Arts Amp II
Lautsprecher:
Ascendo C-8C
Einer noch. Einen brauchen wir noch. Den einen CD-Spieler, der uns die Silberling-Sammlung bis ans Ende aller Tage technisch souverän und klanglich über jeden Zweifel erhaben abspielt.
Genau für diese Aufgabe ist er gedacht, der Recall II des in Kassel beheimateten Herstellers Trigon Audio. Seit mittlerweile 14 Jahren sind die Mannen um Ralf Kolmsee und Rainer Reddemann dabei, den Markt für hochwertige HiFi-Komponenten um ihre eigene Sichtweise der Dinge zu bereichern: Dabei sind es nicht die unbezahlbaren Technologieschlachtschiff e, die die Agenda bestimmen, sondern realistisch bepreistes, anspruchsvolles Engineering, das konsequent die „Made in Germany“-Fahne hochhält. Auch 1996 zur Firmengründung waren die Herren bereits nicht mehr neu in diesem Metier: Bei Restek haben sie gelernt, derlei Dinge in die Tat umzusetzen. Der Recall II (ab 2.190 Euro) ist, die Typenbezeichnung lässt es erahnen, die zweite Inkarnation des Trigon- CD-Spielers. Version eins erblickte 2004 das Licht der Welt, und nach langer und erfolgreicher Laufzeit wurde es Zeit, den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Konkret heißt das: Ein neues Modell musste her, weil Zulieferer Philips das bis dato eingesetzte Laufwerk nicht mehr produziert. Das übrigens ist kein kleines Problem, bei allen „Großen“ sind CD-Laufwerke kaum noch ein Thema. In die Bresche gesprungen ist zum Beispiel der kleine österreichische Hersteller „Stream Unlimited“, dessen Produkte man immer öfter in CD-Spielern auch der allerhöchsten Güteklasse findet. Und weil man schon mal dabei war, blieb auch sonst kaum ein Stein auf dem anderen, so dass die Option „II“ beim Recall keine Modellpflege ist, sondern eine weitgehende Neukonstruktion. Physisch stellt sich das Ganze als wahlweise schwarzes oder silbernes No- Nonsense-Objekt dar. Die Alufront ist von der schusssicheren Sorte, das dickwandige, mit reichlich Bitumenmatten bedämpfte Stahlblechgehäuse sowieso. Nach dem Einschalten – es gibt übrigens zwei Netzschalter, einen auf der Rückseite und einen vorne – nimmt sich das Gerät etwas Bedenkzeit, bevor klar wird, warum die sechs kleinen runden Bedientaster keine Beschriftung brauchen: Das nämlich besorgt das Display, das dann zum Leben erwacht. An dieser Stelle merkt man ein wenig, wes Geistes Kind die Trigon- Leute sind: Die charakteristischen ausschließlich roten LED-Anzeigen gibt’s bis heute auch bei Restek. Nach dem Druck auf den „Open“- Taster fährt eine flache, an Stahlstangen geführte Schublade aus, die zumindest zum großen Teil aus Metall besteht. Und da so etwas fürs gute Gefühl wichtig ist, beschleunigt und bremst der Mechanismus zu Beginn und am Ende sanft. Das Einlesen der CD quittiert das Gerät im Display mit reichlich Geblinke – von mir aus. Die solide Metallfernbedienung, an deren leicht kryptische Symbole man sich erst ein wenig gewöhnen muss, gehört übrigens nicht zum Lieferumfang, sondern will mit 140 Euro extra bezahlt werden. Trigon argumentiert das damit, dass es sich um eine Systemfernbedienung handelt, die man nur beim ersten Trigon-Gerät zu erwerben braucht – das ergibt Sinn. Was ich auf dem Geber vermisse, ist eine Möglichkeit, die Schublade des CD-Players vom Sessel aus zu öffnen, aber das ist nun nichts, was dem Gerät ernsthaft Punktabzug einbringt. Gleiches gilt für den Umstand, dass es so etwas wie eine Zehnertastatur nicht gibt: Beim Recall II muss man sich mit den Skip-Tasten von Titel zu Titel hangeln. Der Blick auf die Rückseite offenbart neben einem Paar solider Cinchbuchsen fürs Analogsignal ein Paar XLR-Verbinder fürs symmetrische Pendant und einen Digitalausgang. Den realisierten die Kasseler konsequent im elektrisch sauber angepassten BNC-Format. Im Geräteinneren geht’s mustergültig aufgeräumt zu. Insgesamt drei Platinen beherbergen die Elektronik, wovon eine das Netzteil darstellt. Den üblicherweise dazugehörenden Trafo sucht man vergeblich, denn der Recall II wird per Schaltnetzteil versorgt – übrigens die einzige Baugruppe, die es auch schon im Ur-Recall gab. Das weitgehend gekapselte Laufwerk sieht nicht besonders spektakulär aus, die Platine mit dem steuernden Mikrocontroller ebenfalls nicht. Das Interesse des HiFi- Fans konzentriert sich am ehesten auf die Wandlerplatine: Deren zentraler Bestandteil ist ein 24- Bit-/192-Kilohertz- Chip der besseren Sorte aus den Regalen von Burr Brown/Texas Instruments. Die ausgangsseitige Filterung und das Bereitstellen der symmetrischen und unsymmetrischen Analogsignale besorgen SMD-Operationsverstärker, deren Beschaltung eher nach Lehrbuch aussieht; sich diesbezüglich an die Vorschläge des Herstellers zu halten, muss ja nicht per se falsch sein. Und genau das demonstrierte der Recall II vom Start weg eindrucksvoll. Klanglich ist er nämlich keinesfalls die kreuzbrave Understatement-Maschine, für die man ihn angesichts des Aufbaus hätte halten können. Das Ding marschiert wie der Teufel, zeigt ein exzellentes Gespür für Rhythmus und Timing und geht grob- wie feindynamisch reichlich zur Sache. Das ist kein Player, dessen Meriten man in nächtelangen Hörsitzungen entdecken muss, sondern einer, der ob seines Temperamentes sofort auf sich aufmerksam macht. Er generiert einen extrem festen und bestens durchzeichnenden Tieftonbereich; kernige und ausdrucksstarke Gesangsstimmen und einen klaren, fein abgezirkelten Hochton. Das ist kein überaus sanftes Einschmeichler-Klangbild, sondern eines, das zeigt, was drauf ist auf der Scheibe und das überaus schwungvoll in Szene setzt. Eine so zackige und zudem mit einer äußerst fein gestaffelten Raumabbildung gesegnete Vorstellung ist mir in dieser Preisklasse noch nicht untergekommen – große Klasse.
Fazit
Wieder einmal bringt das Ende einer Ära echte Perlen zum Vorschein: Im Fall der CD sind es Player wie der Trigon Recall II. Das optisch schlichte Gerät spielt dynamisch eindrucksvoll, ausgewogen und perfekt auf den Punkt.