Kategorie: Aktivlautsprecher

Einzeltest: Lyravox Karlos Analog


Aktivlautsprecher Lyravox Karlos Analog

Aktivlautsprecher Lyravox Karlos Analog im Test, Bild 1
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Lyravox ist eine kleine, aber feine Manufaktur aus Hamburg, die die Welt seit Jahren mit Lautsprechern der etwas anderen Art beglückt. Höchste Zeit, sich mal etwas näher damit auseinanderzusetzen

Lyravox erblickte 2013 das Licht der Welt. Gegründet aus der Unzufriedenheit der Macher mit den am Markt existenten Produkten zur Musikwiedergabe, beschlossen der erfahrene Lautsprecherkonstrukteur Jens Wietschorke und der Ökonom Dr. Götz von Laffert, ihre Vision eines modernen Musikwiedergabesystems Wirklichkeit werden zu lassen und zu vermarkten.  

Die ersten Lyravox-Produkte waren integrierte Lösungen, die jede nur erdenkliche Funktionalität und Lautsprecher für die Stereowiedergabe in ein einziges Gerät vereinten. Dazu gehörte eine selbst entwickelte Streaming-Lösung, potente Schaltverstärkertechnologie und Frequenzweichen mit digitalen Signalprozessoren.

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Die optisch unspektakulären, technisch und klanglich aber sehr anspruchsvollen Geräte der „Stereomaster“-Baureihe gibt’s im Programm der Hamburger noch, die Produktpalette bietet mittlerweile jedoch auch weniger radikale Lösungen. Bei Lyravox heißt das „K-Serie“ und bietet Konzepte für Leute, die etwas klassischeren Ausprägungen der High Fidelity gegenüber aufgeschlossen sind. Und Sie vermuten völlig zu Recht, dass es genau so etwas gebraucht hat, um mich dazu zu bewegen, mir so etwas zum Test ins Wohnzimmer zu stellen.  

„Karlos“ ist das zweitkleinste Modell besagter K-Serie, die kompakteste Standbox im Programm der Hamburger. Der springende Punkt ist, dass hier auf Wunsch deutlich weniger moderne Technik drinsteckt als bei den sonstigen Lyravox-Produkten. Soll heißen: Die brandneue „Karlos Analog“ zum Einstandspaarpreis von 10800 Euro ist im Prinzip ein schon fast konventionelles Paar Aktivlautsprecher, dass von einem klassischen analogen Vorverstärker angesteuert werden will. Will sagen: So etwas versteht sich auch ohne Probleme mit einem Plattenspieler, was einsichtigerweise die Grundvoraussetzung für eine Vorstellung in diesem Magazin ist. Dass es im Inneren der ungewöhnlich gestylten Lautsprecher hochmodern – will sagen: digital – zugeht, braucht den Anwender dabei nicht zu jucken. Er stöpselt einfach seine Cinch- oder XLR-Leitungen zur Ansteuerung in die Box und kann loslegen. Moment, Moment – nicht ganz. Zwar ist der Lautsprecher so funktionstüchtig, sein volles Potenzial entfaltet er aber erst dann, wenn er auf den Raum, den er mit Musik füllen soll, eingemessen wird. Zu diesem Zweck reisen die Erbauer mit Messmikrofon und Notebook an und erstellen in Absprache mit dem neuen Besitzer ein Profil, dass den raumakustischen Gegebenheiten und / oder Geschmacksfragen optimal gerecht wird. Drei dieser Setups lassen sich in jedem Lautsprecher abspeichern und ganz einfach per Taster auswählen. Im Urzustand sind alle drei Speicherplätze mit einer flachen Einstellung belegt.  

Karlos ist schon optisch ein ungewöhnlicher Lautsprecher. Man kann streiten, ob es sich um eine Zwei- oder Dreiwegekonstruktion handelt, das Gehäuse ist gerade mal etwas mehr als kniehoch und per fest verschraubter Halterung nach hinten geneigt. Die Box baut in der Tiefe mit 18,5 Zentimetern sehr flach, was ihr optisch zweifellos sehr gut bekommt. Das hat Folgen fürs Nettovolumen: Der Tieftöner der Karlos muss sich mit weniger als 30 Litern begnügen, was für den ausgewachsenen Zehnzöller nicht allzu viel ist. Nun ist hier aber Verstärkerleistung im Überfluss vorhanden (500 auf zwei Kanäle verteilte Watt pro Box) und es gibt eine DSP-Frequenzweiche, mit der sich das geringe Volumen ohne Weiteres kompensieren lässt. Die Lyravox- Konstrukteure sind überzeugte Anhänger von modernen Treibern mit harten Membranen, deshalb gibt’s an dieser Stelle einen Scan-Speak-Woofer mit Aluminiummembran, dem zwei aufgeklebte Dämpfer gezielt Ungemach abgewöhnen. Den Hochtonbereich übernimmt eine Spezialität aus dem Hause Accuton. Für die berühmte 30-Millimeter-Keramikkalotte fertigt Accuton den Hamburgern eigens einen ganz besonderen Hornvorsatz. Dieser Waveguide erlaubt es, den Hochtöner stressfrei tiefer anzukoppeln, was sich hier als vorteilhaft erwiesen hat. Der dritte Schallwandler im Bunde ist der nach oben abstrahlende Hochtöner nach AMT-Bauart. Der trägt übrigens kaum tonal zum klanglichen Geschehen bei, wie Jens Wietschorke durch Abdecken der beiden Tweeter im Betrieb demonstrierte, aber in erstaunlich hohem Maße zur Atmosphäre der Darstellung und der Raumabbildung: Ohne die AMTs klingt gefällig, konzentriert und korrekt, mit ihnen allerdings öffnet sich die Bühne, das Klangbild atmet förmlich durch. „Mehr Höhen“ würde ich dem Geschehen tatsächlich jedoch nicht bescheinigen. Der AMT ist übrigens mit einem passiven Filter fest an den nach vorne abstrahlenden Hochtöner gekoppelt. Das Bassgehäuse ist mit einem unten austretenden Reflexrohr ventiliert. Tatsächlich aber tut es, bedingt durch seine Abstimmung, im Bass selbst recht wenig, vielmehr reduziert es die Federsteife des Luftvolumens im Mitteltonbereich, wovon die Wiedergabe in diesem Bereich deutlich profitieren soll.  

Bedingt durch ihre geringe Bauhöhe braucht der Lautsprecher eine gewisse Neigung nach hinten, um eine realistische Größenabbildung zu liefern. Die fest mit dem Gehäuse verschraubten mattschwarz gehaltenen Massivholzständer besorgen genau das und liefern dem Bassreflexrohr den nötigen Bodenabstand. In der „Pure“-Version verfügt Karlos übrigens über diverse Digitaleingänge, kann per Fernbedienung lautstärkegeregelt werden und braucht einen Signaleingang nur auf einer Seite, ein zusätzliche (Digital-)Leitung besorgt dann den Transport der relevanten Informationen zur zweiten Box. Die „Analog“-Version hier hat all das nicht kostet deshalb auch pro Paar 1000 Euro weniger als üblich.  

Das Klang-Setup ist ein Prozess, der sich mehr oder weniger lange hinziehen kann. Es kommt darauf an, wie problematisch der Raum ist und wie genau der neue Besitzer weiß, was er will. Die Konstrukteure weisen ausdrücklich darauf hin, dass der DSP kein Allheilmittel ist und Korrekturen nur innerhalb gewisser Grenzen möglich sind. Bei mir allerdings haben sich diese Grenzen als absolut ausreichend erwiesen. Und als Hörer, der seinen klanglichen Frieden mit Röhrenverstärkern, Druckkammertreibern und sonstigen recht extremen Hochwirkungsgradkonstruktionen gefunden hat muss ich sagen: Das hier, das funktioniert. Und zwar ganz ausgezeichnet.  

Beginnen wir den Reigen gleich mit einem absoluten Klassiker, der so gar nicht zu der Box zu passen scheint: Deep Purples unsterblicher Live-Großtat „Made In Japan“. Bereits nach wenigen Sekunden ist klar, dass die Box hiermit umzugehen weiß. Die wenigen Sekunden Applaus beim Intro zu „Highway Star“ zeigen die ganze Halle, es klingt groß und losgelöst. John Lords Hammond-Orgel hat diesen ganz speziellen Ton, den nur er ihr entlocken konnte. Und spätestens, als Ritchie Blackmore von links auf seine unnachahmliche Art ins Geschehen sägt wird klar: Jawohl, das kann. Es tönt druckvoll, mit den tonalen „Fettpölsterchen“ an den richtigen Stellen und, hier liegt ganz klar eine der großen Stärken dieses Konzeptes – mit enormer Über- und Durchsicht. Das ist schon von daher eine faustdicke Überraschung, weil dieses Album eigentlich sonst nicht für solche Qualitäten bekannt ist. Die Lyravoxe jedoch schürfen wirklich tief in der Rille – ganz erstaunlich.  

Legen wir Anouar Brahem auf, einen der absoluten Meister der arabischen Laute namens „Oud“. Auch hier macht Karlos sofort mit extrem zackiger Gangart und ganz viel Übersicht auf sich aufmerksam. Es atmet, es lebt – das ist, ich traue mich das ja kaum zu sagen – so weit von meinem bewährten Druckkammertreiber-plus-Horn-Setup nicht weg. Im Bass, da können meine Mini- Onkens dann doch noch punkten, verfügen sie doch einfach über deutlich mehr Volumen. Die Energie jedes Saitenanrisses, der Schmelz der Schlagzeugbecken – das ist wirklich gut. Django Bates‘ Piano hat Körper, Gewicht und klingt überaus fein und homogen. Sehr highendig und ausgewogen, das Ganze – hier hat sich das individuelle Setup zweifellos bezahlt gemacht. Das klappt also mit der Digitaltechnik, wenn man‘s richtig macht. Und die Lyravox-Leute wissen offenbar, wie das geht. Und zwar so, dass man absolut nichts davon merkt außer Musikwiedergabe auf sehr hohem Niveau.

Fazit

Der brandneue „Karlos Analog“ tritt mit feiner Technik und präziser Raumanpassung an, auch Digitalmuffel von den Segnungen moderner Signalprozessortechnik zu überzeugen. Ungemein transparent, weiträumig und stimmig – eine echte Alternative zu klassischen Lösungen

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Kategorie: Aktivlautsprecher

Produkt: Lyravox Karlos Analog

Preis: um 10800 Euro

4/2022
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Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis: ca. 10800 Euro 
Vertrieb: Lyravox, Hamburg 
Telefon: 040 320897980 
Internet: www.Lyravox.com 
Garantie: 2 Jahre 
B x H x T: 400 x 875 x 370 mm, mit Ständern 
Gewicht: ca. 22 kg 
Kommentar: Der brandneue „Karlos Analog“ tritt mit feiner Technik und präziser Raumanpassung an, auch Digitalmuffel von den Segnungen moderner Signalprozessortechnik zu überzeugen. Ungemein transparent, weiträumig und stimmig – eine echte Alternative zu klassischen Lösungen 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 11.04.2022, 09:58 Uhr
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