Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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Übertrager / Vorverstärker / Monoendstufen Air Tight
Jetzt bin schon 26 lang Jahre beruflich damit beschäftigt, HiFi-Komponenten zu beurteilen. Ich habe keine Ahnung, warum meine erste ernsthafte Begegnung mit Air Tight-Komponenten bis jetzt hat warten müssen. Allerdings hat sich das Durchhalten gelohnt
Nein, ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. All die Jahre lang habe ich den äußerst geschmackvoll und zurückhaltend gestylten Komponenten aus Japan zwar immer bewundernde Blicke zugeworfen, aber für eine Begegnung hat‘s nie gereicht. Irgendjemand in meinem Umfeld war immer schneller beim „hier“ rufen – mittlerweile ist mir klar, warum. Ein Anlass, diese Bildungslücke zu schließen bot sich nach der Ankündigung der neuen Monoendstufen ATM-2211 des kleinen, aber feinen Herstellers aus Osaka anlässlich des 35-jährigen Firmenjubiläums. Modellwechsel sind bei Air Tight rare Gelegenheiten, die Vorgängermodelle ATM-211 wurden 21 Jahre lang produziert.
Warum auch nicht – in der Röhrentechnik gibt’s keine so schnellen Fortschritte, als dass man da andauernd nachlegen müsste. Die mit der Sendetriode 211 bestückten Verstärker sind keine richtig günstige Angelegenheit, sie wechseln für 34.000 Euro pro Paar den Besitzer. Der Hersteller spezifiziert die Ausgangsleistung konservativ mit 32 Watt.Als passender Vorverstärker steht mit dem ATC-5 eine nur unwesentlich ältere Konstruktion zur Verfügung. Das mit fünf Röhren bestückte Gerät übernimmt nicht nur die Funktion der Linie-Vorstufe, sondern enthält zudem eine leistungsfähige MM-Phonovorstufe. Es trat 2019 die Nachfolge des ATC-1 an, den Air Tight 30 Jahre lang unverändert gebaut hatte. Der ATC-5 kostet derzeit 10.900 Euro.
Bliebe zu guter Letzt noch der MC-Übertrager ATH-2 Reference, der das Phonoteil der ATC-5 zu einer vollwertigen MC-tauglichen Lösung ergänzt. Er kostet 4800 Euro. Beschäftigen wir uns zunächst mit den beiden kompakten und pro Stück gut 25 Kilogramm schweren Monoblöcken. Sie markieren auch einen Generationswechsel im Hause Air Tight, da Firmengründer Atsushi Miura mittlerweile ein paar Gänge zurückgeschaltet und die Entwicklung nicht mehr selbst erledigt hat. Rein optisch sind sie jedoch ein typisches Air Tight-Produkt: Ein fein säuberlich tiefgezogenes und verschweißtes Stahlblechchassis dient als Behausung, auf seiner Oberseite residieren zwei Netztrafos, der diesmal bei Hashimoto und nicht bei Tango bezogene Ausgangsübertrager und insgesamt drei Röhren, von denen die große im Betrieb hell leuchtende Endröhre natürlich die auffälligste ist. Wie bei Air Tight üblich, ist auch die ATM-2211 keine „MK2“-Version des Vorgängermodells, sondern eine vollständige Neukonstruktion. Bei ihr handelt es sich sogar um einen gegengekoppelten Verstärker, was in der Single-Ended-Fraktion ja auch eher unüblich ist. Allerdings wird das Gegenkopplungssignal hier von der Anode der Endröhre abgegriffen und nicht von der Sekundärseite des Ausgangsübertragers, wie noch bei der ATM-211. Für klanglich entscheidend hält der Hersteller die im Gehäuseinneren verbaute Hochspannungssiebdrossel, die man im eigenen Hause wickelt. Als Treiberröhre für die potente Endröhre kommt die kräftige Doppeltriode 12BH7 zum Einsatz, die sich zusammen mit der Eingangsverstärkerröhre vom Typ 12AX7 fast verschämt links hinten auf dem Chassis versteckt. Ganz neu ist das davor angeordnete Anzeigeinstrument, mit dem sich die Ruhestromeinstellung und -kontrolle für die Endröhre schnell und komfortabel erledigen lässt.
Unter dem Bodenblech fällt der für Air Tight typische zweischalige Aufbau auf. Soll heißen: Die im Wesentlichen auf Platinen aufgebauten Funktionsgruppen sind sind nicht direkt auf dem Gehäuse montiert, sondern werden mittels zusätzlicher (Kupfer-) Bleche zusätzlich abgeschirmt. Air Tight spricht in diesem Zusammenhang wohlweislich von einer Subchassis- Konstruktion. Hinter der Front versteckt sich ein wohlbekannter blauer Klotz: Es ist eines der bekannten Alps-Potentiometer, das bei der Endstufe als Eingangspegelsteller zum Einsatz kommt. Es verfügt über einen ebenso griffgünstig gerändelten Drehknopf wie der Drehschalter, mit dem man das Instrument zur Ruhestromeinstellung in Betrieb nehmen kann. Der Ausgangsübertrager verfügt über Abgriffe für Vier- und Acht-Ohm-Lautsprecher. Wer eine 16-Ohm-Wicklung benötigt, kann auch die auf Wunsch bekommen. Die Lautsprecher werden per WBT-Terminals angeklemmt.
Die Vorstufe ATC-5 ist einer der mittlerweile zumindest in der Röhrenwelt raren Spezies der kompletten Vorverstärker, bei dem ein adäquates Phonoteil fester Bestandteil des Konzeptes ist. Hier stehen gleich zwei diesbezügliche Eingänge bereit, zwischen denen mittels separaten Drehschalters umgeschaltet werden kann. Air Tight hat sogar den Ausgang der Phonovorstufe auf ein separates Buchsenpaar geführt, falls man dessen Qualitäten vielleicht an einer anderen Hochpegelvorstufe genießen will. Ansonsten verfügt die ATC-5 über drei Line-Eingänge und zwei parallele Hauptausgänge. Alles im Cinch-Format mit qualitativ ausgezeichneten Verbindern realisiert.
Auf der Front finden sich neben dem Phono- Umschalter ein Balance-Steller, der Eingangswahlschalter, der Lautstärkesteller, der Netzschalter und ein „Operate“-Taster, der bei Betätigung die Ausgänge stummschaltet. Besondere Beachtung verdient der Pegelsteller, hinter dessen Drehknopf sitzt nämlich eines der aufwändigsten und besten Potentiometer dieser Tage, ein sündhaft teures RK-501 von Albs. Aktueller Einkaufspreis: 810 Euro netto.
Eine nette Besonderheit hat sich der Hersteller auf der linken Gehäuseseite einfallen lassen: Durch einen Schlitz hat man Zugang zu den drei Doppeltrioden des Phonoteils – eine hübsche Verbeugung vor einer uralten Marantz-Idee. Der Blick ins Geräteinnere offenbart reichlich Gehalt. Auch hier gibt’s einen blitzblanken Aufbau mit zusätzlichen „Subchassis“, die die einzelnen Funktionsgruppen tragen. Jene sind mit sorgfältig verlegten Leitungen untereinander verbunden. Die passiven Bauteile sind durch die Bank von erlesener Güte. Wie schon in der Endstufe kommt hier ein Zeitschaltrelais zum Einsatz, um die Ausgänge des Gerätes nach einer Aufheiz- und Stabilisierungsphase freizuschalten.
Die Phonosektion arbeitet mit drei Doppeltrioden vom Typ ECC83. Dem Vernehmen nach verstärkt sie zweistufig, wobei die zweite Stufe eine SRPP-Anordnung ist. Das ergibt Sinn, weil man damit ein schön niederohmiges Signal für den separaten Phonoausgang bekommt. Die RIAA-Entzerrung erfolgt passiv zwischen den beiden Verstärkerstufen, zusätzlich gibt es ein sanftes Hochpassfilter, um Rumpeln den Garaus zu machen.
In der Hochpegelsektion sorgen zwei Doppeltrioden vom Typ ECC81 für eine ebenfalls zweistufige Verstärkung, und das ganz klassisch: Die erste Stufe besorgt die Pegelanhebung ganz klassisch per Kathodenbasisschaltung, darauf folgt ein Kathoden folger, der fürs niederohmige Ausgangssignal sorgt.
Den ATH-2 Reference einfach nur „Übertrager“ zu nennen, ist schon irgendwie ein Sakrileg. Eigentlich ist das schwergewichtige Kleinod im Zigarrenkistenformat so etwas wie eine Tonabnehmer-Kommandostation. Dort kann man nämlich drei Abtaster anschließen, die entweder direkt zur nachfolgenden MM-Vorstufe durchgereicht werden oder vorher mit zwei wählbaren Übersetzungsverhältnissen beaufschlagt werden. Die Beschriftung des sich abermals beispiellos stabil anfühlenden Wahlschalters spezifiziert Eingangsimpedanzen von zwei oder 40 Ohm, was Übersetzungsverhältnisse von 28- und 14-fach nach sich zieht (29 respektive 23 Dezibel). Die Werte sind sicherlich praxisgerecht gewählt und tragen sowohl modernen betont niederohmigen Abtastern mit wenig Ausgangsspannung Rechnung als auch traditionelleren MCs der 0,4-Millivolt-Klasse.
Die ersten Töne aus der kompletten Air Tight-Verstärkerkette waren nicht weniger als ein Schock. Womit genau ich gerechnet habe kann ich nicht so genau sagen, aber das hier, das kannte ich noch nicht. Nichts, aber auch gar nichts an diesem Klangbild ist irgendwie auf einen Effekt aus. Es gibt hier nichts Spektakuläres, nichts, was einen aufhorchen lässt, nichts, was die Aufmerksamkeit auf irgendeinen Aspekt lenkt. Das, was hier aus den Lautsprechern kommt, das ist einfach. Es ist Musik in einer entwaffnenden Schlichtheit, die mich völlig fassungslos macht. Auf dem Teller liegt „Just Friends“ von LA4, eine zweifellos ausgezeichnete Direct-To-Disc-Einspielung aus dem Jahre 1978. Kurz zuvor habe ich mich damit noch durch eine Vielzahl von Röhren gehört – die Geschichte dazu gibt‘s an anderer Stelle in diesem Heft. Das hier, das hat nichts mit dem zu tun, was der zweifellos gute Thivan-Vollverstärker mir an Eindrücken von der Platte geliefert hat. Das hier, das ist erhabene Schönheit. Es ist unaufgeregt, konzentriert, hochpräzise und völlig pegelunabhängig eine Hommage an das Musikhören. A propos Pegel: Vermutlich werde ich nie wieder nachts um Viertel nach drei mit dem Lautstärkesteller kurz über dem Linksanschlag Ray Brown entspannt beim Zupfen seines Arbeitsgerätes zuhören können. Weil das so leise nur mit diesem Instrumentarium so geht, weil auch kurz oberhalb der Hörschwelle einfach alles perfekt ist.
Der Übertrager brummt nicht. Er brummt nicht nur wenig, er brummt gar nicht. Und das obwohl ich noch keinerlei Anstrengungen unternommen hatte, das Gerät besonders weit von Stromzuleitungen oder ähnlichem Ungemach entfernt unterzubringen. Allein das scheint mir schon erwähnenswert, weil ein gewisses Maß an Problemlösung beim Einsatz solcher Gerätschaften fast zwangsläufig Pflicht ist. Hier nicht.
Meine leise Befürchtung, wir könnten es hier mit so etwas wie reinen Jazz-Verstärkern zu tun haben, zerstreute Alison Goldfrapp relativ schnell. Die Air Tights ließen ihrem teils zerbrechlich-brüchigen, teils nur gehauchten Gesangsstil genau die gleiche Zurückhaltung angedeihen: Bloß keine Einmischung, der Künstler liefert den Ausdruck, nicht die Gerätschaften. Und doch gibt es eine Möglichkeit, ein wenig am Sound der Kombi zu drehen. Die Vorstufe klingt nämlich dann am besten, wenn man sie etwas mehr Pegel liefern lässt. Das deckt sich mit unseren Messungen, die der ATC- 5 zu höherer Aussteuerung hin fallende Klirrwerte attestieren. Die Eingangpegelsteller der Monos sollten auf ungefähr ein Uhr stehen, dann passen die Verhältnisse optimal. Und ich erschrecke mich gerade wieder einmal, wie greifbar Nina Simone gerade in paar Meter vor mir am Klavier sitzt. Große Verstärkerkunst.
Fazit
Air Tight hat es geschafft, Verstärker mit einem so zurückhaltenden Charakter zu bauen, dass die Musik selbst ins Rampenlicht tritt und einen rauschenden Abend feiert.Kategorie: Zubehör HiFi
Produkt: Air Tight ATH-2
Preis: um 4800 Euro
Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker
Produkt: Air Tight ATC-5
Preis: um 10800 Euro
Kategorie: Verstärker Endstufen
Produkt: Air Tight ATM-221
Preis: um 34000 Euro
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