Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Systemtest: Tidal Audio Preos-D, Tidal Audio Impulse


Gleichung mit zwei Unbekannten

Vor-Endstufenkombis Hifi Tidal Audio Preos-D, Tidal Audio Impulse im Test , Bild 1
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Verstärker? Findet Jörg Janczak eigentlich doof. Was ihn nicht daran hindert, eine ausgesprochen exklusive Palette davon feilzubieten

Mitspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Zet3 / 5012 / Merlot Reference
 Clearaudio Master Innovation / TT2 / Goldfinger

Lautsprecher:

 Audio Physic Avantera
 Klang + Ton Nada

Zubehör:

 Netzsynthesizer PS Audio P10
 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Phonovorstufen:

 MalValve preamp three phono

Vorstufen:

 MalValve preamp four line
 Lindemann 830S

Endverstärker:

 Lindemann 858
 SymAsym 

Tidal Audio ist ein sehr interessantes Unternehmen. Zwar handelt es sich um eine im Süden von Köln angesiedelte Firma, aber so richtig hat die bei uns keiner auf der Liste.

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In anderen Ländern ist das ganz anders: Da hallt Komponenten von Jörg Janczak und seinen Getreuen ein Ruf wie Donnerhall voraus. Seit einiger Zeit allerdings hat man beschlossen, auch den heimischen Markt nicht ganz außer Acht zu lassen – da sorgen wir doch gerne für ein wenig mehr Bekanntheitsgrad. Tidal – das waren eine Zeitlang vor allem Lautsprecher. Und was für welche: Jörg Janczak gründete sein Unternehmen 1999 mit dem Ziel, nicht weniger als „die feinsten Lautsprechersysteme der Welt zu bauen“. Wer in den letzten Jahren auf der High End in München war, der wird bestimmt über den einen oder anderen meist glänzend schwarzen Aufbau von Tidal gestolpert sein; meist sind’s mit Keramik- und Diamanttreibern bestückte Wandler der eher exklusiven Preisklasse. Und da jeder Lautsprecherhersteller mit einem gewissen Anspruch an sein Tun irgendwann von den durch unbekannte Elektronik bedingten Unwägbarkeiten unabhängig sein will, reift der Wunsch nach einer eigenen Elektroniklinie; das war im Falle von Tidal nicht anders. Janczak hatte dabei das Glück, den richtigen Mann kennenzulernen, einen echten Elektronik-Vollprofi . Und so sind Tidal- Verstärker weit mehr als lediglich eine Ergänzung zu den hauseigenen Lautsprechern, sondern ein im Grunde separates Standbein im Hause, das ähnlich ultimative Ansprüche erfüllen will wie die Lautsprecher. Bei uns gastieren derweil noch nicht einmal die ganz großen Kaliber, aber trotzdem lassen Vorstufe „Preos-D“ für 23.800 Euro und Stereoendstufe „Impulse“ (24.500 Euro) schon optisch keinerlei Zweifel an ihrem Gehalt aufkommen. Besonders die Vorstufe mit ihrem unverwechselbaren Pegelsteller, die edle Kombination aus Chrom und schwarzem Acryl ziert beide Komponenten. Der Vorverstärker zählt zu einer raren Spezies: Er ist nämlich komplett. Will sagen: Hier gibt’s nicht nur die klassische Hochpegelfunktionalität, sondern eine eingebaute Phonovorstufe, die jedwede externe Lösung überflüssig machen soll. Das „-D“ in der Typenbezeichnung rührt vom eingebauten D/A-Wandler her – an dieser Stelle sicherlich nicht Hauptgegenstand des Interesses, aber einen kurzen Abriss wert: Zum Einsatz kommt keiner der üblichen Wandlerchips, sondern ein selbst konzipierter und ziemlich diskret aufgebauter „String- Ladder“-Wandler. Sicherlich ein Leckerchen, aber wir machen hier analog. Bis vor Kurzem gab‘s noch eine Variante ohne Wandler, aber die ist nunmehr obsolet, so dass auch reine Vinylhörer zwangsweise in den Genuss des Wandlers kommen. Auch ohne ihr Digitalteil hat die Vorstufe eine ganze Reihe Besonderheiten zu bieten. Da wäre zunächst der ziemlich abgedrehte Lautstärkesteller: Das sehr sahnig laufende Poti hinter dem beeindruckenden Drehknopf steuert nämlich mitnichten direkt den Pegel, sondern eine Elektronik, die sage und schreibe 128 Relais damit beauftragt, das Signal entsprechend abzuschwächen. Das funktioniert völlig geräuschlos und praktisch ohne fühlbare Stufung, es gibt lediglich eine kleine Verzögerung beim Dreh am Poti – passen Sie also ein bisschen auf, bevor Sie den Regler zu schwungvoll im Uhrzeigersinn bewegen. Dieser Luxussteller bevölkert vier Steckplatinen im Gerät – kein Wunder. Die Maschine ist komplett in Doppelmonobauweise realisiert, was die Messungen eindrucksvoll belegen. Schaltungstechnisch geht’s betont „kurz“ zur Sache, zum Einsatz kommen ausschließlich diskret aufgebaute Class-A-Verstärkerstufen. Das gilt auch für die obligatorische MC-Vorstufe, die über zwei schaltbare Verstärkungen verfügt. Dazu muss man den sich zwar an die Geräteunterseite bemühen, aber da kann man dann auch gleich die passende Abschlussimpedanz per Mäuseklavier einstellen. Dabei kann man acht Widerstandswerte so parallel schalten, dass man seiner Wunschimpedanz garantiert nahe kommt. Mehr als 1200 Ohm sind allerdings nicht drin. Beim Netzteil wurde ebenfalls nicht gespart. Jeder Kanal darf seine Audiosektion aus einem eigenen Ringkerntrafo versorgen, zusätzliche Umspanner kümmern sich um die Steuerelektronik. Jene ist selbstredend galvanisch komplett vom Audioteil getrennt. Gegen Ungemach von außen schützt ein Stahlblechgehäuse, der hübsche Hochglanz-Look resultiert aus einer Beplankung mit Acrylplatten. Zu bedienen gibt’s nicht viel: Eingang wählen, Pegel einstellen – abgesehen vom Netzschalter war’s das. Einen solchen hat natürlich auch die Endstufe „Impulse“, deren Frontplattenbestückung damit auch vollumfänglich beschrieben wäre. Sie gehen wir erst einmal von hinten an: Sie verfügt ausschließlich über symmetrische Eingänge. Ungewöhnlich ist das mittlere Anschlussfeld: Es gehört zum in unserem Fall eingebauten „LPX“-Modul, was für „Low Pass X-over“ steht, also Tiefpass-Frequenzweiche. Damit kann man elegant ein Teilaktivsystem aufbauen, was bei den größeren Lautsprecherkalibern von Tidal öfter mal vorkommen kann. Neben den überaus soliden Polklemmen für den Lautsprecheranschluss fällt die Netzeingangsbuchse auf – kein normaler Kaltgeräteverbinder, sondern die hochstromtaugliche IECVariante. Dann gibt’s noch zwei geheimnisvolle Kippschalter, mit denen man die Klangcharakteristik des Verstärkers ein wenig verändern kann: Stellung „A“ soll ein wenig gnädiger klingen, „B“ ein wenig korrekter – wir werden sehen. Das zentnerschwere Kraftwerk tritt mit dem Anspruch an, vor keinem Lautsprecher zu kapitulieren. Der Hersteller sagt, die Impulse würde auch mal Ein-Ohm- Lasten wegstecken, aber die sind zum Glück selten. 350 Watt an vier Ohm sollten’s auf alle Fälle tun. In der Impulse sorgen zwei magnetisch geschirmte Ringkerntrafos mit je 800 VA Belastbarkeit für hinreichend viel „Rohmaterial“, das hier ganz besonders exklusiv aufbereitet wird: Die Betriebsspannungen des Verstärkers werden nämlich geregelt – sehr ungewöhnlich für ein Gerät dieser Leistungsklasse und zweifellos absolut kompromisslos. Ich staune sehr, wie wenig die seitlichen Kühlkörper sich trotz dieses Features aufheizen. Das Bereitstellen der Leistungsfluten übernimmt eine stattliche Anzahl bipolarer Sanken-Transistoren, das Schaltungskonzept ist abermals von der knappen Sorte. In Sachen Ruhestrom gibt man sich einigermaßen zurückhaltend, sonst wäre der Wärmefluten wohl auch nicht Herr zu werden. Gegenkopplung? Ist hier mal erlaubt. Kein Problem, wenn’s wie hier mit Augenmaß gemacht ist. Die erste Runde im Hörraum hatte der Preos-D solo zu bestreiten. Zuerst musste er auf die Mithilfe der eingebauten Phonovorstufe verzichten. Was ihn aber überhaupt nicht störte, vielmehr machte er mit dem neuesten Vinylstreich von Meyer Records, dem exzellenten Livealbum des belgischen Bluesmusikers Roland van Campenhout sofort klar, dass auch der Line-Zweig über exzeptionelle Qualitäten verfügt. Der Pre bot ab dem ersten Ton eine überzeugende Kombination aus Präzision und Intimität. Tonal fällt zunächst das obere Ende des Spektrums auf, wir hören enorm viel Energie in den Hochtonlagen, aber es nervt überhaupt nicht. Die Mundharmonika klingt traumhaft authentisch über das Gerät und hat außerdem ordentlich Zug. Das Umklemmen auf den eingebauten Phonozug erstaunte mich gründlich. Nicht, dass ich ihm klanglich nicht viel zugetraut hätte, aber ich war sehr überrascht, wie schnell der geheizte Schaltungsteil seine Topform erreicht. Es dauert maximal ein paar Minuten und wir sind im Rennen. Die klangliche Charakteristik des Entzerrers korrespondiert eindeutig mit dem des Line-Abteils: Überaus sanft, weit im Raum aufgefächert und trotzdem in der Lage, Hochenergetisches absolut glaubhaft darzustellen. Auffällig ist der superniedrige Rauschpegel des Geschehens, und das gibt Sinn: Immerhin gibt’s hier nur so viel Verstärkung wie unbedingt notwendig – und was nicht da ist, das macht auch keine unnötigen Probleme. Die Frage: „Wie viel Hochtonenergie ist gute Hochtonenergie?“ lässt sich ausgezeichnet mit dem ECM-Klassiker „Codona 3“ beantworten, denn keiner der Herren Walcott, Cherry oder Vasconcelos bedient ein Instrumentarium, das hier auch nur einen Hauch von Übertreibung verzeiht. Das Interessante ist: Der Aspekt rückt erst einmal in den Hintergrund. Vielmehr verzaubert die Tidal-Vorstufe mit einer fantatstischen Raumabbildung, die in allen drei Dimensionen wirklich eine Klasse für sich ist und das Spektakel zu einem ganz besonderen Erlebnis macht. Nichtdestotrotz ist Walcotts „Hammered Dulcimer“ dynamisch und tonal ein Gedicht und Don Cherrys Trompete schwebt zauberhaft über den Dingen. Ich hab das Ding wirklich laut gehört, und die Energieverteilung stimmt auf den Punkt. Die einen Verstärker reagieren mehr, die anderen weniger auf Phänomene wie die korrekte Polung des Netzsteckers oder auf Verbindungskabel. Die Tidals gehören ganz eindeutig nicht dazu. Die XLR-Leitung zum Verbinden von Vor- und Endstufe erwies sich nach einiger Zeit tatsächlich als unabdingbar, um den Amps ihr volles Potenzial zu entlocken: Diese Kombi spielt so neutral, dass Unstimmigkeiten an dieser Stelle sofort auffallen. Mit den Silber-Hohlleitern zwischen den Geräten geht’s eindeutig am besten. So verbunden, war auch die Frage nach der richtigen Stellung der beiden geheimnisvollen Kippschalter leicht zu beantworten: Unsere „Nada“ verlangte nach Stellung „ungelogen“. Die Box hat euphonisches Tuning nicht nötig und kann Korrektheit problemlos in Musik umsetzen. Position „A“ hat ihren Reiz, kostet aber eindeutig Abbildungspräzision, wirkt etwas gebremster und kuscheliger. Kann beim passenden Lautsprecher die richtige Idee sein, hier nicht. Auf dem Teller liegt schon seit geraumer Zeit Tom Jones mit „Praise and Blame“ – und klingt fantastisch. Die Tidal-Endstufe ist die perfekte Vortsetzung des Preos, obwohl sie einen etwas anderen Charakter zeigt (zumindest in Stellung „B“): Sie hat nämlich – gar keinen. Sie reicht die großartige Kombination von Auflösung und Sanftheit der Vorstufe perfekt durch und verkneift sich jegliche Meinung. Okay: im Tief- und Grundtonbereich höre ich auffällig viel Differenzierung und trockene Kraft. Das geht nicht nur mit unserem kleinen Zweiwegerich, sondern auch mit erheblich größeren Kalibern, Leistung und Stabilität sind bei der Impulse sowieso kein Thema. Und so langsam beschleicht mich der Verdacht, dass Jörg Janczak Verstärker eigentlich doch nicht doof findet – seine nämlich sind ein Highlight.

Fazit

Die Vorstufe macht die Musik, die Endstufe lässt sie leben – so einfach ist das Rezept für eine herausragend gute Verstärkerkombi. Überzeugend umgesetzt von Tidal

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Tidal Audio Preos-D

Preis: um 23800 Euro

3/2013

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Tidal Audio Impulse

Preis: um 24500 Euro

3/2013
Ausstattung & technische Daten: Tidal Audio Preos-D
Kategorie Vorstufe 
Garantie (in Jahre)
Vertrieb Tidal Audio, Hürth 
Telefon 02233 9669225 
Internet www.tidal-audio.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 440/130/390 
Gewicht (in Kg) 17 
Unterm Strich... Die Vorstufe macht die Musik, die Endstufe lässt sie leben – so einfach ist das Rezept für eine herausragend gute Verstärkerkombi. Überzeugend umgesetzt von Tidal 
Ausstattung & technische Daten: Tidal Audio Impulse
Kategorie Endstufe 
Garantie (in Jahre)
Vertrieb Tidal Audio, Hürth 
Telefon 02233 9669225 
Internet www.tidal-audio.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 440/250/400 
Gewicht (in Kg) 50 
Unterm Strich... Die Vorstufe macht die Musik, die Endstufe lässt sie leben – so einfach ist das Rezept für eine herausragend gute Verstärkerkombi. Überzeugend umgesetzt von Tidal 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 04.03.2013, 09:54 Uhr
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