Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Systemtest: Heed Audio Thesis Lambda, Heed Audio Thesis Pi, Heed Audio Thesis Gamma


Griechisches Roulette

Vor-Endstufenkombis Hifi Heed Audio Thesis Lambda, Heed Audio Thesis Pi, Heed Audio Thesis Gamma im Test , Bild 1
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Erst mal die niedlichen kleinen Kästchen sortieren. Sonst verwechsle  ich am Ende da noch was. Und welcher griechische Buchstabe war  doch gleich der komische Haken da?

Ach ja, klar. Ein Gamma soll‘s sein, kein  Ypsilon. So heißt nämlich die Stereoendstufe der aktuellen Spitzenverstärkerbaureihe  beim  ungarischen  Hersteller  Heed. Die Baureihe selbst wurde „Thesis“  getauft und ist die These des Herstellers  zum Thema:  „Verstärker ohne Kompromisse“. Nun muss  man  das  natürlich  mit  ein bisschen  Augenmaß betrachten.  Andernorts führt  „kompromisslos“ zu ganz  anderen  Auswüchsen als zu gehaltvollen,  aber  immer  noch  schlicht  und  niedlich  dimensionierten Stahlblechgehäusen mit  extrem reduzierter Bedienelementezahl.  Auch lässt der Preis von 6.570 Euro fürs  komplette Gelöt den beinharten Highender  nicht unbedingt nervös werden.

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Konkret  geht‘s dabei um eine Line-Vorstufe namens  „Lambda“ für 2.290 Euro, das dazu passende Zusatznetzteil  „Pi“ für 1.790 Euro  und die erwähnte Endstufe für 2.490 Euro. 

Normalerweise würden wir, was aus einer  Vielzahl von Gründen sinnvoll wäre, die  Phonovorstufe „Phi“ (aktuell 1.890 Euro) gleich  dazustellen, aber die haben wir  Ihnen schon in diesem Magazin vorgestellt. Wer noch mehr will, der kann auf Mono-Endverstärker setzen: Die heißen „Omega“  und kosten 5.000 Euro pro Paar. Wer‘s weniger analog braucht, dem sei die alternativ  erhältliche Vorstufe „Alpha“ ans Herz gelegt, die ist nämlich von Hause aus gleich  mit allerlei Digitalanschlüssen gesegnet. Mit der „Phi“ hätte man also einen hübschen, gerade einmal 88 Zentimeter breiten HiFi-Riegel von vier nebeneinander  stehenden Komponenten, der dem  Auge  nicht schmerzt und ausgezeichnet gut  Musik reproduzieren kann. Das größte  Problem bei diesen Komponenten besteht  in der Erwartungshaltung: Man will den  Minikomponenten einfach nicht zutrauen,  wie richtig schweres Gerät klingen zu können. Ein Fehler. Gerade das Miniformat hat bei Heed System: Einst ging die Firma aus dem Wunsch  hervor, einen Nachfolger für den legendären britischen  Vollverstärker  Nytech  Obelisk  zu bauen, der war nämlich ebenfalls klein  und minimalistisch, klang aber extrem  musikalisch.  Deshalb  gibt‘s  bei  Heed  bis  heute eine Baureihe namens Obelisk. Und  kein Gerät im klassischen 43-Zentimeter- Format. Die Vorstufe Lambda fällt durch das Vorhandensein von zwei Drehknöpfen aus dem optischen Rahmen. Der linke schaltet  zwischen den fünf Eingängen um.  Aber  nicht einfach per Drehschalter, sondern  über zwei Tastkontakte: linksherum drehen schaltet einen Eingang zurück, rechtsherum einen weiter. Das Ganze ist federnd  gelagert und fühlt sich bei der Bedienung  ausgesprochen gut an. Hinter dem rechten  Knopf steckt ein klassisches blaues  Alps-Poti für den Pegel. Sehr nett: Die optische  Rückmeldung des Treibens.

Der gewählte  Eingang wird mit einer hinterleuchteten  Ziffer angezeigt, auch beim Pegelsteller  weist eine Leuchtdiode die aktuelle Position aus. Alles in dezentem Weiß gehalten –  viel besser als das unsägliche omnipräsente  Blau. Im Inneren der Vorstufe geht’s bestens sortiert zu. Das linke Drittel gehört allein dem  speisenden Ringkerntrafo. Jener wird übrigens nicht arbeitslos, wenn aufs externe  Netzteil hochgerüstet wird, er bleibt dann  immer noch für die Versorgung der Steuerelektronik und der sechs Relais (fünf für die  Eingangswahl, eines fürs Stummschalten  des Ausgangs)  zuständig.  Schaltungstechnisch geht’s sparsam und diskret zu: Heed  setzt traditionell auf bipolare Einzeltransistoren für die sensiblen Jobs, das ist beim  Spitzenmodell nicht anders. Die  Anzahl  der halbleitenden Protagonisten pro Kanal  bleibt einstellig, als Treiber für die beiden  Line-Ausgänge arbeiten zwei komplementäre Pärchen parallel. Der Signalpfad ist  nach alter Väter Sitte wechselstromgekoppelt, es gibt also Koppelkondensatoren.  Und zwar genau zwei Stück in Gestalt  recht voluminöser Polypropylenmodelle mit eigenem Aufdruck. Es ist allerdings  kein Geheimnis, dass die letztlich in Köln  entstehen – Mundorf ist sicherlich eine  gute Adresse für so etwas. Eine Fernbedienung? Gibt‘s auch. Das Fach dafür in der opulenten Verpackung unseres Testgerätes  allerdings war leer, so dass ich Ihnen Informationen über mögliche Features schuldig  bleiben muss. Das strukturell recht einfach  gehaltene Gerät legt allerdings nahe, dass  es davon nicht allzu viele geben wird. Auf  der Rückseite gibt’s neben Signalanschlüssen und Netzbuchse noch einen Verbinder  fürs Zusatznetzteil Pi. Wenn das nicht im  Spiel ist, steckt dort ein passender Kurzschlussstecker. Womit wir bei eben jenem Netzteil angekommen wären. Da drin steckt erst einmal ein feister 300-VA-Ringkerntrafo, der  auch der Endstufe gut zu Gesicht stünde.  Dazu gesellen sich zwei identische Blöcke  mit je vier Spannungsregelschaltungen,  Gleichrichtern und Siebelkos. Je eine  Hälfte davon bedient eine der beiden Ausgangsbuchsen, und das auch noch fein säuberlich kanalgetrennt. Und genau deshalb  macht die Kombination mit der passenden  Phonovorstufe Sinn: Die Luxusversorgung  dafür haben Sie jetzt nämlich schon. Von  den Zehn-Mikrofarad-Kondensatoren, die  wir schon in der Vorstufe bewundern durften, gibt’s hier auch noch vier; sie dürfen  ausgangsseitig die Spannung puffern. Kommen wir zur Endstufe Gamma, dem  naturgemäß schwersten und mit dem am dichtesten gepackten Aufbau der drei Gehäuse.

Das ist dem kernigen Trafo einerseits und und dem Kühlkörper für die  Ausgangstransistoren andererseits geschuldet. Heed erzählt in der Regel nicht allzu  viel über die technische Konzeption der  Geräte, eine Besonderheit aber findet  der  Hersteller der Erwähnung wert: Er nennt  es „Transcap Technology“ und meint das  Vorhandensein eines  Ausgangskoppelelkos.  Moment  mal:  Ausgangskoppel... was? Sie kennen  Ausgangsübertrager bei  Röhrenverstärkern; die brauchen so etwas  als „Getriebe“, um die hohen Spannungen  am Röhrenausgang auf lautsprechertaugliches Niveau zu transformieren. OTL- Röhrenverstärker haben oft  Ausgangskoppelkondensatoren. Da muss nämlich  in  aller  Regel  viel  Gleichspannung  vom  Lautsprecher ferngehalten werden, und das  ist die Domäne von Kondensatoren. Aber  bei einem Transistorverstärker? Das hat‘s  in der Frühzeit der Halbleiter gegeben,  als komplementäre Transistortypen und  symmetrische Spannungsversorgungen  unüblich und teuer waren. Heute allerdings gibt’s keinen guten Grund mehr, das  Ausgangssignal einer Endstufe durch einen  dicken Elko zu schleusen. Heed tut das bewusst. Die potente Ausgangsstufe mit vier  leistungsfähigen Darlington-Transistoren  pro Kanal bedient einen 10.000-Mikro- farad-Elko,  erst  danach  darf  das  Signal  an die Polklemmen für die Lautsprecher.  Heed  argumentiert  klanglich,  man  habe  sich diese Entscheidung auch nicht leicht  gemacht. Mir wäre dieses Detail auch nicht  aufgefallen,  wäre  ich  bei  der  Inspektion  des Gerätes nicht über die beiden teuren  Mundorf-Mytic-Elkos gestolpert. Messtechnisch nämlich verrät sich das Ganze  nicht: Die Endstufe lieferte einen absolut makellosen Labordurchgang ab. Und  tatsächlich:  Aus dem Netztrafo kommen  sekundärseitig nur zwei Leitungen, hier  gibt’s nur eine Betriebsspannung. Die Schaltung ist abermals von der  „kurzen“ Sorte mit einer minimalen Anzahl von Bauteilen im Signalweg – das  passt ins Konzept. Der Lohn der Sache  sind saubere 60 Watt an Acht-Ohm-Lasten  und fast derer 100 bei der Verwendung von  Vier-Ohm-Lautsprechern.

Mehr als genug  für alle Lebenslagen, der Hersteller spezifiziert sogar eine Leistung an zwei Ohm. Heed hat noch nie für sich in Anspruch genommen, die Grundlagen des Verstärkers  an sich entscheidend vorantreiben zu wollen und Dinge zu tun, die andernorts nicht  möglich werden. Wie auch bei den kleinen  Modellen hat man sich bei der Thesis-Linie  auf die Fahnen geschrieben, mit strukturell  einfachen Ansätzen so weit wie möglich zu  kommen. Das hat ganz ohne jeden Zweifel geklappt.  Zunächst durfte sich die Vorstufe alleine  beweisen und zeigen, aus welchem Holz sie  geschnitzt ist. Es ist ein erdiges, kräftiges  Material, das steht fest. Wir hören das Elektronikprojekt „Sounds of New Soma“ und  freuen uns über das völlig losgelöste, frei  im Raum treibende sphärische Geschehen.  Tonale Aussagen sind ob der elektronisch  erzeugten Klanglandschaften schlecht  möglich, das Eintauchen ins Geschehen  jedenfalls funktioniert ausgezeichnet. Der  Anschluss des Zusatznetzteils bringt sogar  bei dieser Art von Musik erstaunliche Veränderungen mit sich: Das Klangbild wirkt  nochmals merklich größer, es wabert nunmehr sogar glaubhaft hinter dem Zuhörer.  Auch scheint man mehr Struktur in den  Klangwolken erahnen zu können. Vollblutmusiker  Charles  Bradley  zeigt  uns  dann  auf  „Changes“, wo die Reise ansonsten hingeht: Der Bass auf „Things We Do for  Love“ knarzt wunderbar, Charles und sein  Chor singen in  einem großen Raum, der  akustisch fast an eine Kirche erinnert. Mit  „Pi“ noch merklich überzeugender als  ohne. Es tönt grundtonstark, sehr rhythmisch und ausgelassen. Das ist definitiv  das Gegenteil eines strengen transistortypischen Klangbildes: Hier läuft‘s einfach.  Das gilt insbesondere, wenn die Endstufe  mit im Spiel ist. Die Gamma will noch ein  bisschen mehr: Sie tritt und bollert herrlich ungeniert.  Wer auf eine Maßstäbe  setzende Disziplin bis in den Infraschall-bereich fixiert ist, für den mag es vielleicht  besser passende  Verstärker geben. Die  darf man auch gerne an kompakte Lautsprecher hängen, da entfalten sie nämlich  ihr ganzes Potenzial in Gestalt von Wucht  und Spielfreude, gepaart mit einem erfreulichen Maß an Transparenz.  Wenn man  eine ganze Weile mit dem Zusatznetzteil  an der  Vorstufe gehört hat, dann ist der  Weg zurück kein ganz einfacher: Der Klang  verliert Drive und Weite. Von daher haben  wir es hier mit einem Upgrade zu tun, das  seinen Namen auch verdient. Tolle Kombi!

Fazit

Auch wenn man‘s ihnen nur bedingt ansieht:  Das sind echte Spitzenmodelle. Die Heed-Verstärker klingen wunderbar lebendig, ungekünstelt und machen Musikhören zum Vergnügen allererster  Klasse. Besser geht’s doch gar nicht!

Kategorie: Vor-Endstufenkombis Hifi

Produkt: Heed Audio Thesis Lambda

Preis: um 2290 Euro

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Produkt: Heed Audio Thesis Pi

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Holger Barske
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